Über Mode kann man nicht streiten – aber über Tiger

Alle zwölf Jahre ist nach dem chinesischen Horoskop Jahr des Tigers. 2022 ist es wieder so weit. Der diesjährige Tiger wird speziell als Wassertiger bezeichnet, der ein starkes Selbstwertgefühl und eine hohe Lernbereitschaft hervorrufen können soll. Wäre ja schön, wenn wir gerade beim Thema Tiger etwas lernen könnten.

Alles rund um den Tiger wird 2022 viel Aufmerksamkeit bekommen, weltweit, nicht nur in China. Es wird um Artenschutz gehen – und noch mehr ums Geschäft. Viele Modemarken starten beispielsweise spezielle Kollektionen im Zeichen des Tigers, auch die besonders edlen. Gucci, Prada, Envisu, Balenciaga, alle sind sie plötzlich dabei, wenn es um „Tiger“ geht.

Tigersocken gefällig?

Wer es sich leisten kann und will, wird allerlei gestreiftes finden: Tigersocken, Plüschsandalen, Sneakers, Kappen, Pullis, Jacken oder Taschen. Der Tiger steht wieder und einmal mehr für Prestige und Luxus, mit dem Tiger wird mal wieder viel Geld verdient.

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Es ist ja wahrlich nichts neues, sich auf der Suche nach Prestige mit dem Tiger zu schmücken. Tiger haben den Menschen schon immer fasziniert. Sie stehen für Kraft, Mut und Stolz, sind schön, majestätisch, und ein bisschen mysteriös. Sie haben keine Fressfeinde, vielleicht haben sich deshalb Mächtige und Machos schon immer gerne mit Tigern gleichgesetzt. Es gibt heute noch Kampfflugzeuge, Sportmannschaften, Boxer und Fußballer, die Tiger heißen oder so genannt werden wollen. Sie alle wollen sich gerne der Symbolik des Tigers bedienen – vielleicht ja doch auch ein wenig von dem Aberglauben getragen, ein paar Charakteristika des Tigers könnten auf sich überspringen oder in ihnen geweckt werden. Auf modern heißt das dann wohl „Imagetransfer“.

Das Drama des Tigers

Die anscheinend so hochgeschätzten Tiger haben aber davon nichts, im Gegenteil. Es ist das Drama des Tigers, dass wir Menschen so viel auf ihn projizieren. Etwas 100.000 Tiger beherrschten noch vor 120 Jahren die Wälder Asiens, heute sind es weniger nur noch wenige tausend. Ohne die aufwändigen Schutzmaßnahmen wären es noch viel, viel weniger oder vielleicht sogar schon gar keine mehr. Schließlich gibt es genügend Länder, in denen freilebende Tiger schon heute nicht mehr vorkommen. Wie beispielsweise China.

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Tiger wurden erbarmungslos gejagt, auch als eine Art Gesellschaftssport. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Trophäenjagd die Hauptbedrohung für Tiger, zehntausende wurden alleine in Indien abgeschossen. Unzählige Tigerfelle, Köpfe und Krallen „schmückten“ die Häuser von denen, die es sich leisten konnten. Ein Tigerfell an der Wand war auch noch im 20. Jahrhundert chic.

Heute ist vor allem auch der Verlust ihrer Lebensräume eine der größten Bedrohungen. In den letzten 150 Jahren schrumpfte der Lebensraum um 95 Prozent. Die Jagd auf Tiger ist zum Glück schon lange verboten, der Handel mit Tigerteilen auch.

Was nicht verschwunden ist: der Markt

Tiger werden gewildert und illegal gehandelt – die final destination ist in den meisten Fällen China. Für Tigerteile werden auf dem Schwarzmarkt astronomische Preise bezahlt. Den Knochen werden Heilkräfte gegen Gelenksentzündungen zugesprochen. Amulette aus Zähnen, Krallen oder anderen Tigerteilen sind beliebte Talismänner. Tigerwein soll gegen Rheuma und allgemeine Immunschwäche helfen. Vor allem aber ist er ein Zeichen von Prestige.

Jahr des Tigers 2022 Tiger Junges an der Leine Haustier
Es leben viel mehr Tiger in Gefangenschaft als in der freien Natur © Wolfgang Steiner / iStock / Getty Images

Tiger in Gefangenschaft

In ominösen Tigerparks in Thailand, Laos, Vietnam oder China werden nach wie tausende Tiger gehalten. Vordergründig geht es um vermeintlich harmlose Vergnügungen wie ein Selfie mit Tiger oder Tigerbabys füttern und auf dem Arm halten. Hinter den Kulissen beliefern diese sogenannten Parks oder Zoos nicht selten den Schwarzmarkt mit ihren „überschüssigen Tieren.“ Vor allem die älteren Tiere, die nicht mehr als süßes Kuscheltier dienen und deren Unterhalt teuer ist, für die Betreiber. So kann also mit den gefangenen Tieren doppelt verdient werden – legal und illegal. Wir fordern schon lange ein Verbot dieser ominösen Tigereinrichtungen, die den Tiger nicht retten, sondern seine Ausbeutung nur weiter befeuern. Wäre das nicht schön, wenn das im Jahr des Tigers endlich passieren würde?

Schätzungsweise werden mehr als 20.000 Tiger in Gefangenschaft gehalten: einige in wissenschaftlich arbeitenden Zoos, viele allerdings in Zirkussen, zweifelhaften Tigerparks, oder sogar in Privatbesitz. Wir alle erinnern uns an die Serie Tiger King. Alleine in Texas leben mehr Tiger in Gefangenschaft als es heute in freier Wildbahn gibt.

 Tiger als Luxussymbol

Umso bitterer, dass in der Werbung für die Gucci-Kampagne zum Jahr des Tigers die Models mit einem Tiger poussieren, dass im Clip ein Tiger durch die edle Villa streift, wie ein Luxus Asset. Das ist daneben, das ist im Jahr des Tigers 2022 bestenfalls gestrig. Und auf jeden Fall peinlich. Nein, der Tiger ist kein Haustier für die, die sich eh alles leisten können.

Das Jahr des Wassertigers steht wie gesagt auch für das Lernen. Ich kann nur hoffen, dass wir alle endlich lernen, dass der Tiger eben mehr als ein Symbol für Prestige ist. Dass er auf keinen Fall in eine Villa gehört, sondern in die Natur. Dass es darum geht sein Aussterben zu verhindern. Dass sein Überleben auch den Schutz enorm wichtiger Lebensräum bedeutet. Das unser Respekt dieser bedrohten Art gegenüber auch Respekt gegenüber der Natur für uns alle bedeutet.

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Blauwale: Rekordhalter der Tierwelt

Der Blauwal ist das größte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat – und kann mit einigen weiteren Superlativen aufwarten. Zum Beispiel mit extremen Lautstärken, einem äußerst dehnbaren Maul und mit einem Herz, das nur zweimal die Minute schlagen braucht. Unsere faszinierenden Fakten:

Alles an Blauwalen ist groß – und schwer

Rund 30 Meter lang und fast 200 Tonnen schwer können Blauwale werden und sind damit die größten bekannten Tiere aller Zeiten. Denn dies wird nach Gewicht bemessen. Allein das Blauwal-Herz ist so groß wie ein Kleinwagen. Ihre etwa fünf Meter lange Zunge ist mit über vier Tonnen so schwer wie ein ganzer Elefant.

Schrei nach Liebe

Blauwale sind häufig Einzelgänger und sehr selten geworden. Zur Paarungszeit müssen sie sich über tausende Kilometer Ozean bemerkbar machen. Und das tun sie. Die sanften Riesen gehören zu den lautesten Tieren der Welt. Mit Bei über 180 Dezibel sind sie lauter als ein Düsenjet. Doch ihr tieffrequentes Stöhnen, Brummen, Raspeln und Pochen liegt meist unterhalb unseres Hörbereiches.

Wie laut sind Blauwale? Wie sehen Blauwale aus?
30 Meter lang und kilometerweit zu hören © eco2drew / iStock / Getty-Images

Riesentier frisst Mini-Futter. Aber davon viel!

So groß sie sind, ernähren Blauwale sich von Plankton. Am liebsten von Krill und anderen Kleinstkrebsen. Bis zu 4 Tonnen Krill verschlingen sie pro Tag!

Das Krill-Paradoxon

Je mehr Wale in einer Meeresregion leben, desto mehr Krill gibt es hier, nicht weniger! Das sogenannte Krill-Paradoxon oder Antarktische Paradoxon: Als der industrielle Walfang vor rund hundert Jahren die großen Walarten der Antarktis nahezu ausrottete, brachen in Folge fehlender Blauwale die Krillbestände ein und mit ihnen die Populationen vieler Meerestiere und Seevögel. Man hatte einen wichtigen Kreislauf durchbrochen. Denn Wale düngen mit ihren Fäkalien das Meerwasser mit Eisen und lassen neues pflanzliches Plankton entstehen, wovon sich der Krill dann ernährt.

Extrem große Klappe

Was und wie frisst ein Blauwal? Wieviel Nahrung kann er aufnehmen? Wie nehmen Blauwale Nahrung auf?
Vorher recht stromlinienförmig, gleicht er nun einem Ballon © imago images / Ardea

Blauwale können ihr Maul extrem weit aufreißen – bis zu 90 Grad, also im rechten Winkel. Zum Fressen tauchen sie ab und rollen sich beim Zuschnappen drehend nach oben. Gefüllt mit einer riesigen planktonenthaltenen Wassermenge, wird ihr Schlund zu einem großen, kugelförmigen Beutel. Möglich machen das dehnbare Haut- und Speckfalten, die sich unter dem Maul bis zum Bauch erstrecken.

Ein 25 Tonnen schwerer Blauwal kann 25 Tonnen Wasser aufnehmen! Sah er vorher noch recht stromlinienförmig aus, gleicht er nun mehr einem Ballon – und filtert das Plankton aus dem Wasser in seinem Maul.

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Blauwale beißen nicht

Denn sie haben keine Zähne. Die Meeressäuger gehören zu den Bartenwalen, denen statt Zähnen hunderte feingliedrige Hornplatten aus dem Oberkiefer wachsen. Die Barten. Bis zu vier Meter lang können sie sein, werden auch als Fischbein bezeichnet und bestehen wie unsere Fingernägel aus Keratin. Mit haarigen Fasern gesäumt, wirken die Barten wie ein Sieb, wenn der Wal mit seiner Zunge das Wasser durch sie hindurch wieder aus seinem Maul herauspresst. Zurück bleiben die Kleintiere, die dann verschluckt werden.

Bartenwale
Statt Zähne: Barten filtern Plankton. Animation © IMAGO / StockTrek Images.

Sie fressen nur, wenn es sich lohnt

Blauwale halten ihr Maul nicht wahllos auf. Sie tauchen nur dann auf Nahrungssuche ab, wenn es sich lohnt, also ausreichend Plankton vorhanden ist. Denn jeder Tauchgang kostet wiederum Energie.

Blauwale sind nicht blau

Die Riesenwale sind eher stahl- bis blaugrau mit charakteristisch hellen Sprenkeln. Tiefblau erscheinen sie uns nur durch die Lichtreflexion unter Wasser. Ihr Bauch ist hellgrau oder weißlich-gelb.

Wenn Blauwal-Mütter Babys kriegen

Etwa elf Monate dauert eine Blauwal-Schwangerschaft und kommt das Kalb dann auf die Welt, gehört es bereits zu den größten Tieren der Erde. Mit einem Gewicht von rund drei Tonnen und sechs bis acht Metern Länge sind Blauwal-Junge annähernd so groß wie ein erwachsener Orca. Das erste halbe Jahr werden die Kälber gesäugt, trinken täglich rund 200 Liter der sehr fettigen Muttermilch und nehmen schnell an Gewicht und Größe zu.

Blauwalbaby, Geburt, Kalb, Säugen, Stillen
Schon ein neugeborener Blauwal ist riesig © imago images /VWPics

Wo leben Blauwale?

Blauwale leben in all unseren Weltmeeren mit Ausnahme des Mittelmeers. Zum Beispiel vor Grönland, Island, Chile, Sri Lanka, Mexiko, Kalifornien oder den Malediven. Sie wandern mit den Jahreszeiten zwischen den tropischen und polaren Ozeanen hin und her: Den Sommer verbringen sie in Krill-reichen, kühleren Lagen und fressen sich Fettreserven an. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen weit wandernden Bartenwalen, fressen sie in ihren warmen Fortpflanzungsgebieten weiter: Im Winter legen sie enorme Strecken Richtung Äquator zurück, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen.

In den letzten Jahren tauchen auch bei uns in Europa – vor England, den Azoren und Kanaren – wieder öfter Blauwale auf, was hoffentlich für eine Erholung der Population im Nordost-Atlantik spricht.

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Ein Herz fürs Tauchen

Normalerweise sind Blauwale mit zwei bis sechs Stundenkilometern eher gemächlich unterwegs, können aber mit ihren schlanken Körpern fast 50 km/h schnell werden, wenn sie sich bedroht fühlen oder schnell zwischen Fressgebieten wechseln möchten.

Während ihrer Wanderungen bleiben sie meist nur gute zehn Meter unter der Wasseroberfläche – was die Gefahr der Schiffskollisionen erhöht. Auf Nahrungssuche tauchen sie in 200 bis 500 Meter Tiefe ab. Beim Tauchen drosseln die Meeressäuger ihren Herzschlag bis auf zwei Schläge pro Minute. Das spart Sauerstoff.

Weit sichtbarer Blas: Wie schlafen und atmen Blauwale?

Wie atmen Blauwale? Wie schlafen Blauwale?
Ebenfalls superlativ: Atemfontäne des Blauwals © IMAGO / blickwinkel

Als Säugetiere müssen Blauwale zum Atmen regelmäßig aus dem Wasser auftauchen. Wie alle Bartenwale besitzen sie dafür zwei Blaslöcher auf dem Kopf. (Im Gegensatz zu den Zahnwalen mit nur einem Blasloch.)

An der Oberfläche atmen die Giganten zunächst mit großem Druck aus. Blas nennt man die Fontäne verbrauchter Luft der Wale. Sehr feucht und vermischt mit wegspritzendem Wasser außerhalb der Blaslöcher, ist sie bei Blauwalen bis zu zwölf Meter hoch und weit sichtbar. Anders als zum Beispiel wir Menschen, müssen Wale auch im Schlaf bewusst atmen, weshalb nur eine Gehirnhälfte schläft.

Wie viele Blauwale gibt es noch?

Begehrt für ihr Fleisch und Fett, den Tran, wurden Blauwale von den 1860er bis in die 1960er Jahre stark bejagt, zu Hunderttausenden getötet und nahezu ausgerottet. Als die Giganten der Meere 1967 endlich unter Schutz gestellt wurden, gab es höchstens noch etwa 3000 von ihnen. Inzwischen leben weltweit schätzungsweise wieder 10.000 bis 25.000 Blauwale. Doch noch immer sind sie stark gefährdet, in naher Zukunft auszusterben.

Junge Blauwale werden gelegentlich von Orcas angegriffen, haben aber dank ihrer Größe keine anderen natürlichen Feinde. Heute leiden sie unter der Verschmutzung unserer Meere — auch durch Lärm — Zusammenstößen mit Containerschiffen und der Klimakrise, die ihre Krillvorräte schrumpfen lässt.

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Geheimnisträger

Obwohl wir inzwischen Fakten wie diese kennen, wissen wir insgesamt noch wenig über die Blauwale. Sie sind trotz ihrer Größe schwer zu entdecken und zu erforschen. Wie genau funktioniert ihre Kommunikation? Wie viele Populationen gibt es wirklich und wo? Treffen sie sich auf ihren Wanderungen? Wo führen ihre Routen entlang? Gerade das Wanderverhalten der Riesen birgt noch viele Geheimnisse, die wir lüften müssen, wollen wir die größten Tiere der Erde wirksam schützen. Im Februar erscheint ein großer WWF-Bericht, der manche Antwort liefern kann.

Blauwale: Wir wissen fast nichts über sie
Forschung ist zu seinem Schutz unerlässlich © Richard Barrett / WWF UK

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Neozoen in Deutschland – 10 Arten, die sich bei uns (zu) wohl fühlen

Über die Felder Mecklenburg-Vorpommerns weht eine typisch norddeutsche Brise, als mit langen Beinen und Schritten einige Straußenvögel die Landstraße queren, die man sonst in wärmeren Gefilden vermuten würde. In Südamerika genaugenommen. Denn es sind Nandus. Ursprünglich in Brasilien, Argentinien oder Paraguay beheimatet, bei uns eingeschleppt und damit Neozoen in Deutschland.

Neo – was?

Ein Neozoon oder mehrere Neozoen sind Tiere, die der Mensch in Lebensräume gebracht hat, in denen sie vorher nicht vorkamen. Absichtlich oder unabsichtlich. Als blinde Passagiere in Schiffen oder Flugzeugen, als Nutz- und Zuchttiere zum Beispiel für Pelztierfarmen – oder indirekt durch den Bau von Kanälen, die eigentlich getrennte Gewässer miteinander verbinden.

Wie die Nandus nach Mecklenburg kamen

Wie verbreiten sich Neozoen?
Ausbrecher: Nandus werden hierzulande für Federn und Haut gezüchtet © IMAGO / BildFunkMV

Bis zu anderthalb Meter groß können die flugunfähigen Schreitvögel werden: Vor gut 20 Jahren brachen sechs Nandus aus einem Gehege bei Lübeck aus. Ihre Züchter bezweifelten, dass sie in der artfremden Umgebung überleben würden. Aber das taten sie. Und sie vermehrten sich – auf über 500 Tiere zwischen Ratzeburger See und Schaalsee. Die Bauern der Region beklagten enorme Schäden an ihren Feldern. Doch gefährden die gefräßigen, neuen Vögel zum Beispiel auch unsere Insektenwelt? Damit wären sie eine invasive Art.

Neozoon gleich invasive Art?

Nicht in jedem Fall. Als invasiv gilt eine eingewanderte Art, wenn sie einheimische Arten und Ökosysteme bedroht. Zum Beispiel auch, weil ihr hier die natürlichen Feinde fehlen. Die Nandus stehen auf der Grauen Liste der Arten, bei denen man das noch nicht weiß, die aber Potential zur invasiven Art haben. Nach langer Diskussion darf die streng geschützte Art zur Bestandsregulierung bejagt werden. Da unsere Winter den Tieren jedoch zusetzen, könnten die Nandus in Deutschland eventuell wieder aussterben.

Sind Neozoen und invasive Arten das Gleiche?
Junge Nordamerikanische Waschbären im Leipziger Auwald © IMAGO / Star Media

Waschbären: Mit die erfolgreichsten Neozoen in Deutschland

Der Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde 1927 für die Pelzzucht nach Deutschland eingeführt. Kurz darauf setzte ein Forstmeister zwei Waschbärpaare am hessischen Edersee aus, damit sie sich für die Jagd vermehren. Das taten sie. Am Ende des zweiten Weltkrieges entkamen außerdem einige Dutzend Tiere aus einer Pelzfarm bei Strausberg, einige Kilometer östlich von Berlin.

Die anpassungsfähigen Allesfresser verbreiteten sich schnell und können auch in Städten überleben. Schätzungsweise 1,3 Millionen Waschbären gibt es inzwischen bei uns in Deutschland. Sie fressen Obst, Nüsse, Käfer, Kröten, Fische, aber auch Sumpfschildkröten und ihre Eier, sowie als gute Kletterer Vögel, die sehr weit oben nisten. Inwieweit die Waschbären unseren heimischen Arten damit schaden und ob es Sinn macht, sie wieder zurückzudrängen, ist hoch umstritten.

Zum Verwechseln: Kein Waschbär, sondern ein Wildhund

Welche Neozoen gibt es in Deutschland?
Marderhund — englisch Racoon Dog, also Waschbärhund © IMAGO / blickwinkel

Ihre Gesichtszeichnung ähnelt der von Waschbären und so ist ihr englischer Name auch Raccoon Dog, also Waschbärhund. Bei uns heißen sie Marderhunde und leben als Neozoen in unseren Wäldern und Feuchtgebieten, seit sie als Pelztiere nach Russland gebracht, dann zu Hauf in der Ukraine ausgesetzt wurden und sich bis nach Südeuropa ausbreiteten.

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Ursprünglich stammen die Wildhunde aus Ostasien. Im Gegensatz zum Waschbären leben sie viel versteckter. Und sie haben keinen geringelten Schwanz.

Welches sind die exotischsten Neozoen in Deutschland?
Rosa Flamingos im Zwillbrocker Venn in Nordrhein-Westfalen © IMAGO / imagebroker

Rosa Neozoen im Münsterland: Flamingos aus den Anden

Es ist die nördlichste Flamingokolonie der Welt, die seit etwa 30 Jahren Nordrhein-Westfalens Moor- und Heidelandschaft an der niederländischen Grenze besiedelt. Abgesehen von einigen Europäischen Flamingos, die aus Südfrankreich hergeflogen sein könnten, besteht die Kolonie hauptsächlich aus Chileflamingos aus Südamerika. Unklar ist bis heute, wie sie hierhergekommen sind. Vermutlich sind sie aus Zoos oder privater Haltung entwichen.

Gelbkopfamazonen: Bunte Papageien in Stuttgart

Was ist ein Neozoon? Was sind Neozoen?
Gelbkopfamazone im Rosensteinpark in Stuttgart © IMAGO / blickwinkel

Ebenfalls exotisch, bunt gefiedert und erstaunlicherweise in unseren Breiten etabliert ist eine Population von Gelbkopfamazonen in Stuttgart. Die Papageienart kommt ursprünglich aus Mexiko und Zentralamerika, kann die menschliche Stimme nachahmen und ist in ihrer Heimat vom Aussterben bedroht. Den Ursprung der Neozoen-Population in Stuttgart bildeten eine entflogene und eine ausgewilderte Gelbkopfamazone in der 1980er Jahren.

Halsbandsittiche: Häufige Neozoen bei uns in Deutschland

Wie viele Neozoen gibt es in Deutschland?
Halsbandsittiche in Speyer © IMAGO / imagebroker

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Weit häufiger und inzwischen in vielen deutschen Städten verbreitet sind die grünen Halsbandsittiche, deren Bestände ebenfalls auf entflogene Vögel zurückgehen. Sie stehen als potentiell invasiv unter Beobachtung, weil sie mit heimischen Arten um Nahrung und Nistplätze konkurrieren.

Fremde Wasserratten: Nutria und Bisam

Die Nutria, auch Biberratte genannt, stammt aus Südamerika, die Bisamratte aus Nordamerika. Beide wurden für die Pelzzucht nach Europa eingeführt, doch häufig ausgesetzt, als die Nachfrage sank und die Preise fielen.

Wie viele Neozoen gibt es in Deutschland?
Nutria (links) und Bisamratte © IMAGO / HJS / blickwinkel

Nutrias werden gute 60 Zentimeter lang und leben heute an vielen deutschen Gewässern, vor allem entlang des Niederrheins und im Spreewald. Mehr als 100.000 Nutrias wurden zuletzt in einer Jagdsaion erlegt — 57 Mal mehr Tiere als noch vor 20 Jahren.

Bisamratten sind nur etwa halb so groß und gelten vielerorts als Schädlinge, weil sie zum Beispiel Deiche schädigen.

Wollhandkrabben: Neozoen-Invasion aus China

Wollhandkrabbe: Invasives Neozoon in Deutschland
Wollhandkrabbe: Ihr Name kommt von ihren behaarten Scheren © agefotostock

Sie gehört zu den gefährlichsten Neozoen der Welt. Denn die Chinesische Wollhandkrabbe ist wanderlustig, anpassungsfähig und sehr vermehrungsfreudig. Die großen Krebse stammen aus China und Korea und sind vor gut hundert Jahren vermutlich im Ballastwasser von Schiffen zu uns nach Deutschland gekommen: Bei Leerfahrten oder wenig Ladung gleichen Frachtschiffe ihre Stabilität mit Hilfe von Wassertanks aus.

Wollhandkrabben leben im Süßwasser, wandern zur Fortpflanzung aber zum Meer und siedeln heute in allen Nord- und Ostsee-Zuflüssen. Sie sind Nahrungskonkurrenz für viele hier heimische Arten — auch Fische – und gelten deshalb als invasiv und Bedrohung für die Fischerei. Durch das Graben von Gängen beschädigen sie außerdem Dämme und Deiche und haben bei uns in Deutschland bereits Schäden von mindestens 80 Millionen Euro verursacht.

Lästige Neozoen: Asiatische Marienkäfer

Invasives Neozoon: Asiatischer Marienkäfer
Heller und mehr Punkte: Asiatischer Marienkäfer © IMAGO / NurPhoto

Ebenfalls stark invasiv sind die Asiatischen Marienkäfer. Sie unterscheiden sich von den hier heimischen Marienkäfer-Arten durch eine gelblichere Färbung und mehr Punkte. Für uns Menschen werden sie zur Plage, wenn sie im Herbst in ganzen Trauben in der Wohnung hängen. (Und sie können beißen, wobei man das zwar spürt, es aber nicht gefährlich ist.)

Für unser Ökosystem können sie eine Gefahr werden, weil sie – gefräßiger und vermehrungsfreudiger – die heimischen Arten verdrängen. Die Asiatischen Marienkäfer wurden einst zur biologischen Schädlingsbekämpfung nach Europa geholt und sind das beste Beispiel dafür, was der Mensch mit seinem Eingreifen in die Natur anrichten kann.

Hier könnt Ihr alles zum Asiatischen Marienkäfer noch einmal genauer nachlesen

Was ist ein Neozoon und was sind Neophyten und Neobiota?
Ochsenfrosch, Mink und Nilgans © IMAGO / agefotostock / blickwinkel / Beautiful-Sports

Vom riesigen, bis zu einem Kilo schweren Amerikanischen Ochsenfrosch über Asiatische Buschmücken und Süßwasserquallen bis hin zu Nilgänsen aus Afrika und dem Mink, dem Amerikanischen Nerz, gibt es insgesamt bei uns in Deutschland mindestens 1100 gebietsfremde Tierarten.

Neozoen, Neophyten und Neobiota: Eine Begriffsklärung

Neben den Neozoen — also eingeschleppten Tieren, zu denen übrigens auch Würmer und Parasiten gehören — gibt es die Neophyten, die eingeschleppten Pflanzen.
Dazu gehört zum Beispiel der Riesenbärenklau aus dem Kaukasus, der durch Hobbygärtner verbreitet wurde, giftig ist und zu Verbrennungen und Atemnot führen kann. Extrem viel Mühe macht die Beseitigung der ebenfalls gefährlichen Ambrosia. Oder das Indische Springkraut aus dem Himalaya, das als Zierpflanze eingeführt wurde und nun heimische Arten an unseren Bächen verdrängt.
Der Oberbegriff für Neozoen und Neophyten zusammen ist Neobiota.

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Wildlife Watching mal anders: Ein Elch fürs Wohnzimmer

Wildtiere einfach mal ganz nah vom Sofa aus erleben? Mit unseren Augmented Reality Tieren kannst Du genau das auszuprobieren. Wir haben virtuelle 3D-Modelle von Wildtieren erstellt, die ein normaler Mensch nur mit sehr viel Glück in der freien Natur zu Gesicht bekommen würde. Durch ein mobiles Endgerät könnt ihr die Tiere jetzt hautnah erleben, ohne sie zu stören.

Augmented was?

Augmented Reality (AR) heißt übersetzt nichts anderes als „erweiterte Realität“. Sie macht es in diesem Fall möglich, dass wir unsere heimischen Wildtiere auch mal von Nahen beobachten können. Die virtuellen 3D-Modelle sind detailgetreu und in Lebensgröße dargestellt. Alles, was ihr zum Ausprobieren benötigt, ist ein Smartphone oder ein Tablet. Unsere AR-Tiere sind natürlich nicht so anspruchsvoll wie ihre realen Artgenossen und ihr könnt sie überall, egal ob drinnen im Wohnzimmer, oder draußen im Garten oder im Wald erscheinen lassen.

Die Wildtiere im Portrait

Es gibt vier verschiedene AR-Tiere: Wolf, Luchs, Wisent und Elch. Grob lassen sich diese Arten in große Beutegreifer und große Pflanzenfresser, auch Megaherbivoren genannt, unterteilen. Alle haben gemeinsam, dass sie einst auch in Deutschland beheimatet waren und sie einen wichtigen Beitrag für ein gesundes Ökosystem leisten.

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Zu jeder der vier AR-Tierarten verraten PopUp-Infofelder zum Beispiel erklärt, warum der Luchs ein Meister der Tarnung ist, woran man den Pfotenabdruck eines Wolfes erkennt, warum der Dung des Wisents zu einer höheren Artenvielfalt beiträgt oder warum Elche manchmal mehrere Meter tief tauchen.

Wildes Deutschland mal anders

Hintergrund dieser Aktion ist, die Rückkehr und Verbreitung großer Wildtiere innerhalb Deutschlands. Durch Schutzbemühungen und Wiederansiedlungsprojekte erobern immer mehr große Wildtiere ihren alten Lebensraum in Deutschland. Während die Wolfspopulationen ansteigen und es nach und nach mehr Luchse gibt, stehen große Pflanzenfresser wie Elch und Wisent noch am Anfang ihrer Rückkehr.

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Akzeptanz ist das A und O

Wir unterstützen die Rückkehr der Tiere in ihre ursprünglichen Verbreitungsgebiete. Es hat sich gezeigt, dass ein elementarer Part der Arbeit in der Schaffung von Akzeptanz liegt. Um die Akzeptanz in Bezug auf große Beutegreifer wie Wolf und Luchs und die großen Pflanzenfresser Wisent und Elch zu erreichen, ist es wichtig Wissen über die Arten und deren Verbreitungsgebiete zu vermitteln. Dazu gehört auch, dass Ängste abgebaut werden und Vorbereitungen für die Rückkehr der Wildtiere getroffen werden, wie etwa durch das EU-Interreg finanzierte Projekt ŁośBonasus-Crossing! und das EU-LIFE Projekt EuroLargeCarnivores. Nur so ist es möglich Konflikte zwischen Mensch und Wildtieren zu vermeiden und ein friedliches Zusammenleben zu schaffen.

Den anderen verstehen

Wissen ist in dem Zusammenhang ein Schlüsselbegriff. Nur was wir kennen, können wir auch schätzen und schützen! Mit unseren AR-Tieren kann sich jeder intensiv und spielerisch mit Wolf, Luchs, Wisent und Elch beschäftigen. So können nicht nur coole Fotos mit den sonst so scheuen Wildtieren gemacht werden, sondern es gibt auch jede Menge spannende Infos über die einzelnen Tierarten und was sie so besonders macht zu erfahren. Die virtuellen Wildtiere bieten also Spaß für jeden in der Familie.

Neugierig geworden? Dann klickt einfach auf den folgenden Link oder scannt unseren QR-Code. Viel Spaß!

augmented Reality 3d Tiere Wildtiere qr Code

Hier findet ihr auch ein Tutorial, das euch beim Ausprobieren alle wichtigen Funktionen verrät.

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Aufs, Abs und Aufregung: Der tierische Jahresrückblick 2021

2021, ein Jahr zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Was für das Auf und Ab in Zeiten der Pandemie galt, traf auch auf viele Meldungen aus dem Reich der wilden Tiere zu. Zwei Fotos stehen stellvertretend für das zu Ende gehende Jahr. Kenianische Giraffen und chinesische Elefanten. Die Elefanten seht Ihr oben. Das Foto der Giraffen und ihre Geschichte findet Ihr hier. Auf den ersten Blick ähneln sich die Aufnahmen: Drohnenschnappschüsse dokumentieren eine am Boden liegende Herde. Doch während die Dickhäuter sich bei ihrem langen Marsch durch das Reich der Mitte nur ausruhen und sich schützend um ein Jungtier gruppieren, ist die Reise für die Giraffen zu Ende. Sie sind ein Opfer der lang anhaltenden Dürre.

Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen werden in Zeiten der Erderhitzung häufiger und extremer. Ein Grund, warum der Weltbiodiversitätsrat die Klimakrise zu einem der fünf großen Treiber des Artensterbens zählt. 2021 lieferte dafür einen weiteren Beleg.

Die Hintergründe des Aufsehen erregenden Elefanten-Fotos

Bei den Elefanten lag der Fall anders. Für sie wird der Lebensraum knapp. Dass einst große Teile Chinas dazu gehörten, ist fast schon in Vergessenheit geraten, rückte aber im Sommer wieder ins Gedächtnis.

Den offziellen Zahlen zufolge hat sich die Zahl der wild lebenden Elefanten in den vergangenen Jahren in China sogar von 170 auf 300 Exemplare erhöht. 90 Prozent von ihnen sind in einem Bioshärenreservat Xihuang Banna in der Provinz Yunan im Grenzgebiet zu Myanmar und Laos zuhause. Von hier im südlichsten Zipfel Chinas stammt auch die Elefantengruppe, die 500 Kilometer weiter nördlich für Schlagzeilen sorgte. Offenbar wurde es den Dickhäutern zwischen Kauschuk- und Teeplantagen zu eng und sie machten sich auf den Weg in Richtung Norden. Auf ihrer Wanderschaft verwüsteteten sie Zuckerrohr- und Maisfelder und versetzten Dörfer in Angst und Schrecken. Zum Glück erkannte die chinesische Propaganda den Kuschelfaktor der Geschichte. Als die Tiere in den Außenbezirken der Provinzhauptstadt Kunming auftauchten und immer mehr Fotos und Videos von der „Elefantengang“ im chinesichen Staatsfernsehen und im Netz kursierten, war die Odysee der Jumbos weltweit ein Thema. Und endete zumindest vorerst mit einem Happy End. Beobachtet durch Biologen, eskortiert von Soldaten, geleitet durch Straßensperren drehten die Tiere irgenwann um und kehrten in ihr ursprüngliches Gebiet zurück.

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Invasion der Japankäfer

Bei anderen dürfte die Rückkehr wesentlich schwieriger werden. Japankäfer sind wesentlich kleiner aber ähnlich gefräßig und leider inzwischen auch in Deutschland angekommen. Im Juli wurden die Krabbeltiere erstmals in der Schweiz und einige Wochen später bei uns gesichtet. Zum Schrecken der Landwirtschaft. Der Appetit und die Vermehrungsrate des invasiven Insekts sind gewaltig, was ihn zu einem ernsten Problem macht. In den USA frisst der Schädling manchmal ganze Felder und Obstplantagen kahl. Ob man die Krabbler wieder los wird, ist ungewiss.

Tierischer Jahresrückblick 2021
Neubürger Japankäfer © imago images / NurPhoto

Vielleicht bietet sich eine Methode an, die man in Berlin anwendet: Die Gewässer der Stadt werden seit einiger Zeit von Amerikanischen Roten Sumpfkrebsen heimgesucht, die vermutlich irgendwann aus Aquarien ausgebüxt sind. Sie fressen den einheimischen Krebsen das Futter weg und übertragen Krankheiten. Um die Zahl der Neubürger überschaubar zu halten, ist man dazu übergegangen, die Krebse kurzerhand zu verspeisen. Rund eine Tonne Rote Sumpfkrebse ernteten Fischer im zurückliegenden Jahr. Guten Appetit.

Jahresrückblick 2021: Neuer Speiseplan

Ohnehin setzte das Jahr 2021 beim Thema Essen Akzente. Nicht nur Sumpfkrebse stehen neuerdings auf dem Speisezettel, sondern auch Insekten. Die EU hat im Frühjahr grünes Licht für gelbe Mehlwürmer gegeben. Damit wurde hierzulande das erste Insekt offiziell zum Verzehr freigegeben. Weitere Krabbeltiere wie Grillen, Heuschrecken oder Buffalo-Würmer werden folgen. Die Tiere gelten als besonders nachhaltige Eiweißquelle und werden als Snack oder pulverisiert als Mehl angeboten. Interessant sind Insekten nicht nur für den menschlichen Menüplan, sondern auch als Alternative zu Soja im Tierfutter für Schweine oder Geflügel.

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Seltener Besuch im Watt

Anders als der Japankäfer sind nicht alle tierischen Besucher gekommen, um zu bleiben. Im Herbst ließ sich ein überaus seltener Gast blicken. Auf den ostfriesischen Inseln Baltrum, Spiekeroog und Wangerooge sichtete man ein Walross. Das war seit mehr als 20 Jahren nicht mehr vorgekommen. Die tonnenschweren Robben lieben es kühl und sind normalerweise viel weiter nördlich unterwegs. Dorthin hat es die Walrossdame wohl auch wieder gezogen, dort kann sie dann auch wieder mit ihren Artgenossen abhängen, anstatt allein am Strand herumzuliegen. Allerdings macht den großen Robben die Erderhitzung zunehmend zu schaffen. Ein Problem, mit dem nicht nur Arten am Polarkreis zu kämpfen haben:

Wenn Zugvögel den Abflug verpassen

Beobachten konnte man dies bei den am Bodensee mit großem Aufwand wieder angesiedelten Waldrappen. Die Zugvögel verpassten wegen der hohen Temperaturen den Abflug in ihr italienisches Winterquartier. Irgendwann war es aber zu kalt für den Überflug über die Berge. Die seltsamen Vögel wurden schließlich im Umzugskarton, quasi per Taxi über die Alpen kutschiert. Immerhin das letzte Stück zur Laguna di Orbitello schafften die Tiere dann allein.

Tierischer Jahresrückblick 2021
Waldrappen: Starthilfe für Zugvögel © Waldrappteam LIFE Northern Bald Ibis

Tiere des Jahres 2021

2021 war nach dem chinesischen Kalender das Jahr des Büffels. Aber die Hornträger waren nicht die einzigen Lebewesen, denen das Jahr gewidmet wurde. Es gab den Vogel des Jahres, den Wiedehopf, den Seevogel des Jahres, den Eissturmvogel, das Wildtier des Jahres, den Fischotter, der ja neuerdings sogar in Berlin vorkommt. Dann war da noch der Kaisermantel, ein Schmetterling, und die Pechlibelle. Die wurde zwar eigentlich schon für das nächste Jahr gekrönt. Angesichts der Tatsache, dass die IUCN auf ihrer aktuellen Roten Liste deutlich machte, dass 16 Prozent der gut 6000 Libellen-Arten gefährdet sind, passt der Edelstein der Lüfte aber auch gut in die aktuelle Bilanz.

Die Täuschung der Spinne

Nicht vergessen werden soll an dieser Stelle die Spinne des Jahres. Die Wahl der Arachnologen fiel auf den „Zweihöcker-Spinnenfresser“. Der Name lässt es bereits erahnen, es handelt sich um eine Art Kannibalin unter den Achtbeinern. Sie baut kein eigenes Netz, sondern lauert an Netzen verwandter Arten. Dort wird durch geschicktes Zupfen ein ins Netz gegangenes Beutetier vorgetäuscht. Die dadurch angelockte Netzinhaberin wird mit den Vorderbeinen gepackt, ins Bein gebissen und anschließend ausgesaugt….

Titelverteidiger

Da ist der Fisch des Jahres, der Hering, der diesen Titel schon zum zweiten Mal errang, sympathischer. Auch wenn er mit Hilfe von Furzen kommuniziert – kein Witz‑, wir haben ihn zum Fressen gern und genau das ist sein Problem.  Und nicht nur seins: 33 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände gelten als überfischt und 60 Prozent sind kurz davor.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die Bäckerhefe Mikrobe des Jahres geworden ist. Und nach dem Virus des Jahres fragen wir mal besser nicht….

Der Beitrag Aufs, Abs und Aufregung: Der tierische Jahresrückblick 2021 erschien zuerst auf WWF Blog.