Konnektivität: Wie wir Schutzgebiete verbinden müssen

Der Naturschutz hat sich lange auf Schutzgebiete konzentriert. Jetzt ist es an der Zeit, diese zu verbinden. Methoden und Momentum dafür sind da.

Wenn Sie an das Wort “Konnektivität” denken, was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn? Wahrscheinlich die Möglichkeit, sich in das nächstgelegene WIFI-Netz einzuklinken. Aber es gibt noch eine andere Art von Verbindung, die für das Leben von grundlegender Bedeutung ist — die Konnektivität der Natur, oder ökologische Konnektivität, wie Wissenschaftler sie gerne nennen. Es ist die Fähigkeit von Tieren, sich zu bewegen und von Ökosystemprozessen, zu fließen.

Konnektivität heißt Bewegung — und Bewegung heißt Leben

Konnektivität ist von entscheidender Bedeutung. Viele Tiere müssen zwischen verschiedenen Gebieten hin- und herwandern. Die Orte, an denen sie ihre Nahrung finden, unterscheiden sich oft von denen, wo sie sich zur Paarung oder zum Laichen versammeln. Die weichen wiederum von den Orten ab, an denen sie ihre Jungen aufziehen oder an denen sie verlässlich Wasser finden können. Bäche müssen fließen, damit das Wasser dorthin gelangt, wo es gebraucht wird. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten ändern sich die Umweltbedingungen, was zu den großen Wanderungen von Vögeln, Säugetieren, Insekten und Fischen führt. Und jetzt in der Klimakrise müssen die Tiere in neue Gebiete umziehen, da ihre bisherigen Lebensräume ungeeignet werden.

Natur darf keine Insel sein

Leider geht die Vernetzung der Natur immer mehr verloren. Der Park in der Stadt ist höchstwahrscheinlich eine isolierte grüne Insel in einem Meer aus von Menschen geschaffener Infrastruktur. Genau das passiert mit den verbliebenen Naturräumen. Immer mehr Flächen werden für die Landwirtschaft, die Gewinnung von Rohstoffen und andere Zwecke umgewandelt. 90 Prozent der weltweiten Schutzgebiete befinden sich heute in einem vom Menschen beherrschten, fragmentierten Gebiet, das sich rasch verschlechtert und das Überleben der Tiere gefährdet.

Die Verbindung der verbleibenden natürlichen Lebensräume ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen sie bewältigen, wenn wir einen katastrophalen Rückgang der biologischen Vielfalt verhindern wollen.

Genau jetzt gibt es die Chance mehr Konnektivität festzuschreiben

Die gute Nachricht ist, dass wir genau jetzt die Möglichkeit haben, umwälzende Regierungsverpflichtungen zu erreichen, um die Vernetzung der Natur anzugehen. 196 Regierungen sind Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), das derzeit mit seinem Global Biodiversity Framework (GBF) die Agenda für das nächste Jahrzehnt festlegt.

Es gibt gute Fortschritte, auf denen wir aufbauen können. 2021 verabschiedete die UN-Generalversammlung ihre erste Resolution, die sich mit dem Verbund der Natur befasst. Das Übereinkommen über wandernde Arten nahm die Gandhinagar-Erklärung an, in der gefordert wird, dass der ökologische Verbund im GBF wirksam berücksichtigt wird.  Die ersten Anzeichen sind gut — auch wenn es noch Aspekte gibt, die gestärkt werden müssen. Der Gesamtrahmen muss noch vereinbart und angenommen werden. Die Vernetzung ist vorläufig in einem Ziel und vier der Zielvorgaben des GBF enthalten. Im Falle einer Verabschiedung wäre die Konnektivität ein zentraler Bestandteil in den Bereichen Raumplanung, Wiederherstellung, geschützte und erhaltene Gebiete sowie Stadtplanung.

Konnektivität: Elefantenherde-Tierwanderung
Tiere müssen wandern können © Donna Archer

Doch es gibt eine Herausforderung. In der Vergangenheit gab es auf der CBD Ziele zur Vernetzung, die aber leider nicht erreicht wurden. Die Umsetzung ist zu kurz gekommen. Das Ziel 17 Prozent der Landfläche der Erde unter Schutz zu stellen, haben wir fast erreicht. Weitaus weniger Fortschritte gab es bei der Sicherstellung der Vernetzung dieser Gebiete untereinander. Wie können wir das dieses Mal vermeiden? Wir meinen, dass einer der Schlüssel in den richtigen Instrumenten zur Messung der Konnektivität liegt. Damit sind alle Akteure transparent und rechenschaftspflichtig, wenn es darum geht, diese Ziele zu erreichen.

Daher ist die heutige Veröffentlichung der weltweit ersten Bewertung der terrestrischen funktionalen Konnektivität in Science so bahnbrechend. Und er hätte zu keiner besseren Zeit kommen können. Damit können wir die Fähigkeit von Tieren, sich zwischen Schutzgebieten zu bewegen, visualisieren und messen. Wir können sehen, wie die Länder im Vergleich zu ihren Nachbarn abschneiden. Und wir können die Fortschritte verfolgen.

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In der heutigen Ausgabe von Science wird der Protected Area Isolation Index (PAI) vorgestellt. Mit dem schätzen wir, wie isoliert die einzelnen terrestrischen Schutzgebiete der Welt sind. Diese Schätzung basiert auf Daten, die zeigen, dass Säugetiere größere Entfernungen in Gebieten zurückzulegen, die weniger von Menschen beeinflusst wurden. Durch die Kombination dieser Beziehung mit dem Human Footprint Index und der Nutzung eines ausgeklügelten Ansatzes zur Messung der Konnektivität, der so genannten Schaltkreistheorie, können wir abschätzen, wie vernetzt das Schutzgebietssystem eines Landes ist. Wir können aber auch Prioritäten für Schutzmaßnahmen in den weltweit wichtigsten Gebieten für die Konnektivität festzulegen.

Das Entscheidende ist, dass wir ihn weltweit einsetzen können, um die Fortschritte der Regierungen bei der Erfüllung ihrer Ziele zu verfolgen. PAI könnte aber auch auf Landschaftsebene berechnet und eingesetzt werden, um in Echtzeit zu messen, wie Maßnahmen wie die Beseitigung von Zäunen, der Bau von Unter- oder Überführungen für Wildtiere und die Verbesserung der landwirtschaftlichen Flächen für Wildtiere die Konnektivität verbessern.

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Wir leben in spannenden Zeiten. Ergänzend zu den wissenschaftlichen Fortschritten gibt es eine wachsende Zahl von praktischen Maßnahmen, bei denen Akteure aus den verschiedensten Bereichen für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten. Gemeinden in der Kavango-Sambesi-Landschaft im südlichen Afrika bewirtschaften ihre Ländereien in Ausbreitungsgebieten für Wildtiere, um die Bewegung von Wildtieren zu unterstützen. Ein Plantagenunternehmen in Borneo hat einen Korridor für Wildtiere innerhalb seiner Konzession aufgeforstet, um die Bewegung von Wildtieren zwischen ansonsten isolierten Reservaten zu ermöglichen. Die kanadische Regierung hat gerade 60 Millionen Dollar für ein neues nationales Programm für ökologische Korridore bereitgestellt. Baumwollbauern in Indien stellen auf ökologische Praktiken um. Sie unterstützen so die Bewegung von Tigern und anderen Wildtieren durch ihre Farmen.

Wir haben also die wissenschaftlichen Grundlagen und wir haben die Verbindung vor Ort hergestellt.  Jetzt brauchen wir eine globale politische Dynamik und eine Reihe von Verpflichtungen, um dies in die Tat umzusetzen. Die GBF des CBD bietet genau diese Möglichkeit, WENN wir es richtig anpacken. Die wachsende Dynamik zum Schutz und zur Erhaltung von 30 Prozent des Planeten bis 2030 — ein großer Schritt nach oben gegenüber dem bisherigen Ziel von 17 Prozent — ist ermutigend. Wenn jedoch nicht ebenso viel Wert darauf gelegt wird, dass diese 30 Prozent gut vernetzt sind, werden wir die gleichen Fehler der Vergangenheit wiederholen. Dann werden wir es nicht schaffen, eine widerstandsfähige Zukunft für die Natur zu sichern.

Wir ermutigen daher alle Vertragsparteien des CBD-Übereinkommens, die Formulierung der Konnektivität in den Zielen und Vorgaben weiter zu stärken und vor allem einen Leitindikator für die Konnektivität einzuführen, der dazu beiträgt, dass die Konnektivitätsaspekte tatsächlich umgesetzt werden.

Wenn uns dies gelingt, können wir uns auf einen vernetzten, gesunden Planeten freuen, der uns allen zugute kommt.

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10 Tiere, die in Deutschland vom Aussterben bedroht sind

Leider sind nicht gerade wenige Tier- und Pflanzenarten in Deutschland vom Aussterben bedroht. Fast ein Drittel aller Säugetiere sind gefährdet. Woher wir das wissen? Weil ehrenamtliche Artenkenner immer wieder Bestandsaufnahmen machen. Das ist natürlich gerade bei Wildtieren, winzigen Insekten oder kleinen Waldspinnen nicht leicht. Häufig braucht es Fallen oder Kameras, viel Know-How — und auf jeden Fall macht das sogenannte Monitoring immer sehr viel Arbeit. Doch ebenso wie die Arten sterben auch die Artenkenner langsam aus. Viele Expert:innen sind schon in Rente. Junge kommen kaum nach. Die Artenkenntnis wird kaum mehr an Unis gelehrt und es gibt wenige Jobs.

Auf der Roten Liste: Bedrohte Arten in Deutschland

Gesammelt werden die bei uns gefährdeten Arten auf den Roten Listen für Deutschland. Es sind natürlich viel zu viele, um sie hier alle aufzuzählen. Aber ich möchte Euch ein paar bemerkenswerte, in Deutschland bestandsgefährdete Tiere vorstellen. Denn es wäre wirklich zu schade, wenn sie in Zukunft ganz aus unserer Natur verschwänden! Wusstet Ihr zum Beispiel, wie süß ein Gartenschläfer aussieht? Ihr solltet Euch beeilen, einen zu entdecken, bevor es die Art nicht mehr gibt.

Bald keine Feldhasen mehr in Deutschland?

Welche Tiere sind in Deutschland vom Aussterben bedroht?
Feldhasen gelten bundesweit als gefährdet © imago images / blickwinkel

Auch wenn wir die scheuen Tiere eher selten zu Gesicht bekommen: Feldhasen leben meist in der Nähe des Menschen. Denn sie mögen offene Landschaften lieber als dichte Wälder, das sagt ja schon ihr Name. Leider bieten aber die Felder unserer intensiven Landwirtschaft heutzutage immer weniger Verstecke und Nahrung. Besonders seit den 1980er Jahren nehmen die Bestände stetig ab und Feldhasen gelten heute bundesweit als gefährdet.

Zu wenig Artgenossen, um zu überleben: Pinselohr Luchs

Luchse sind in Deutschland nicht erst seit gestern sehr, sehr selten. Die hübschen Tiere mit ihrem dichten, getupften Fell und den typischen Pinselohren sind die größten Raubkatzen Mitteleuropas – und sie brauchen sehr viel Platz, denn Luchse haben riesige Streifgebiete. Unsere mehr und mehr zerstückelten Wälder isolieren die Luchse voneinander. Außerdem werden sie trotz strengen Schutzes immer wieder illegal getötet und leider auch überfahren. Obwohl es heute auch dank unserer Schutzbemühungen wieder mehr Luchse in Deutschland gibt als noch vor 100 Jahren, sind es immer noch nicht genug, um eine überlebensfähige Population zu bilden. Die Raubkatzen stehen in Deutschland auf der höchsten Gefährdungsstufe: Sie sind vom Aussterben bedroht.

Tiere, die in Deutschland vom Aussterben bedroht sind, stehen auf der Roten Liste
Die Gefährdungsstufen der Roten Liste Deutschland

Feldhamster: In Deutschland vom Aussterben bedroht

Ebenfalls auf der höchsten Gefährdungsstufe und damit als vom Aussterben bedroht eingestuft werden Feldhamster in Deutschland. In vielen Bundesländern gibt es sie schon jetzt nicht mehr. Die Gründe liegen ähnlich wie beim Feldhasen in der intensiven Landwirtschaft, die Nahrung und Verstecke nimmt und dafür Gift verteilt.

Auch der Iltis ist gefährdet, bei uns auszusterben

Der Europäische Iltis mit seinem typischen, langen Körper und der schwarzweißen Gesichtszeichnung wird auch Waldiltis, Ratz oder Stänker genannt und gehört zu den häufigsten Marderarten in Europa. Trotzdem gilt er in Deutschland als gefährdet. Denn der Name Waldiltis täuscht: Absurderweise verstecken sich Iltisse gerne in Straßenböschungen von Autobahnen und werden häufig überfahren. Auch das liegt an unserer intensiven Landwirtschaft mit fehlenden Verstecken und fehlender Beute. In den meisten Teilen Deutschlands ist der Iltis deshalb sehr selten geworden.

Für Feldhase, Feldhamster, Iltis, Kiebitz & Co kämpfen wir um eine
Landwirtschaft für Artenvielfalt
in Deutschland!

Schweinswal: Kleinste Walart in offenen Gewässern

Schweinswale sehen Delfinen etwas ähnlich, sind eng mit ihnen verwandt und die einzigen Wale, die in der Ostsee dauerhaft heimisch sind. Aber Wasserverschmutzung, Unterwasserlärm und vor allem der Beifang in Fischernetzen bedrohen die Art schwer. Schweinswale gelten als stark gefährdet in Deutschland.

Kiebitz: Stark gefährdeter Wiesenvogel

Welche Tiere sind in Deutschland vom Aussterben bedroht?
Kiebitz: In Deutschland stark gefährdet © Joseph Gray, WWF-UK

Vom Element Wasser nun also in die Lüfte: Der Kiebitz mit seiner auffälligen, zweizipfligen Haube ist ein Wiesenbrüter. Naheliegend also, dass auch ihm die intensive Landwirtschaft zu schaffen macht. Die Bestände der Kiebitze haben bei uns in den letzten Jahren extrem stark abgenommen. Genauso wie übrigens die des Goldregenpfeifers — eines anderen Wiesenvogels, der in Deutschland vom Aussterben bedroht ist – und die weiterer Vogelarten.

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Hufeisennase: In Deutschland vom Aussterben bedroht

Der Großen Hufeisennase sieht man an, woher ihr Name rührt. Es ist eine einst in Deutschland weit verbreitete Fledermaus, die inzwischen hier nahezu ausgestorben ist. Den Fledermäusen geht es insgesamt bei uns heutzutage nicht besonders gut. Ihnen fehlen in unseren versiegelten und renovierten Gebäuden die Lücken und Schlitze als Quartiere. Und ihnen fehlen die Insekten als Nahrung. Viele weitere Fledermausarten sind deshalb in Deutschland vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder gefährdet.

In Deutschland gefährdete Arten: Fledermäuse
Hufeisennase: Fledermäusen geht es bei uns nicht gut © imago images / imagebroker

Ringelnattern: Wenn selbst die häufigsten Schlangen selten werden

Die Ringelnatter – wahrscheinlich die bekannteste Schlange in Deutschland — ist ebenfalls nur eine von vielen Schlangen, die es bei uns bald nicht mehr geben könnte. Denn obwohl sie immer noch zu den häufigsten Schlangen in Deutschland gehört, gilt die Ringelnatter als gefährdet. Ihr fehlen Feuchtgebiete und Gewässer. Und wenn es schon um die Ringelnatter so schlecht steht, was ist dann mit den anderen, bei uns heimischen Schlangenarten? Richtig, es geht ihnen noch schlechter. Würfelnatter und Aspisviper sind vom Aussterben bedroht. Kreuzotter und Äskulapnatter gelten als stark gefährdet, die Schlingnatter wie die Ringelnatter als gefährdet. Leider gut möglich also, dass Deutschland bald ein Land ohne Schlangen sein wird.

Gartenschläfer: In einigen Teilen Deutschlands schon ausgestorben

Welche Tiere sind in Deutschland gefährdet oder vom Aussterben bedroht?
Warum sind Gartenschläfer so stark gefährdet? © imago images / imagebroker

So, nach diesem Exkurs über Schlangen nun also endlich zum oben angekündigten Gartenschläfer. Das ist eine Schlafmaus wie der Siebenschläfer, aber etwas kleiner, etwa zehn bis 17 Zentimeter lang. Auffällig ist seine schwarze Augenmaske. Leider sind seine Bestände in den letzten Jahren eingebrochen und er gilt als stark gefährdet. Das Besondere daran ist, dass man (noch) gar nicht recht weiß, warum!

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Europäische Sumpfschildkröte: In Deutschland akut vom Aussterben bedroht

Früher über ganz Deutschland verbreitet, sind die Schildkröten inzwischen extrem selten geworden. So selten, dass sie gar keine überlebensfähige Population mehr bilden.
Fang und Handel, die Trockenlegung ihrer Lebensräume, der Ausbau von Verkehrswegen und ein zunehmend trockeneres Klima gehören zu den Gründen. Aber zum Beispiel auch, dass andere Schildkrötenarten aus Terrarien ausgesetzt wurden, sich mit den Sumpfschildkröten paarten und ihre genetische Integrität störten. Und dass mit dem Waschbären ein Fressfeind nach Deutschland eingeschleppt wurde, den es hier vorher gar nicht gab!

Das waren leider längst nicht alle

Ihr seht, die Gründe der Gefährdung sind vielfältig und andererseits doch immer wieder gleich. Wir Menschen müssen sehr schnell sehr viel an unserem Umgang mit der Natur ändern, wollen wir die ikonischsten Arten in Deutschlands Wildnis erhalten.

Auch der Wolf gehört zu diesen Arten. Einst ausgerottet, kehrt er zwar langsam zurück. Aber immer noch gilt er als gefährdet.
In naher Zukunft in Deutschland auszusterben drohen außerdem Wildkatzen und Baummarder, Kegelrobben und Fischotter, Auerhühner, Rebhühner, viele Eidechsen‑, Kröten- und manche Salamanderarten, Sumpfmäuse und sogar Ratten.
Extrem gefährdet sind auch viele Insekten! Schmetterlinge und Ameisen sind besonders betroffen.

Artenschutz hilft!

Gerade zum Beispiel bei den Wölfen, Kegelrobben und Fischottern zeigt sich nachweislich, dass Schutzbemühungen greifen, Verbesserungen eintreten und Bestände sich erholen können. Lasst uns also dringend damit weiter und noch mehr machen!

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Warum der WWF eben nicht mit Tönnies zusammenarbeitet 

Der WWF arbeitet mit Unternehmen zusammen. Das ist so weit nichts Neues. Und sorgt damit auch immer wieder für Missverständnisse. Manchmal werden diese Missverständnisse von Unternehmen aber auch bewusst gefördert. Wie jetzt gerade vom Fleischimperium Tönnies. 

Tönnies hat in der Öffentlichkeit einen verheerenden Ruf. Arbeitsbedingungen, Putin-Nähe des Chefs und Konzerngründers. Und dann natürlich das Produkt: Fleisch, in gigantischen Mengen. 70.000 Schweine sollen bei Tönnies pro Tag geschlachtet werden. 

Was Tönnies behauptet

Die beißende Kritik kann Tönnies eigentlich egal sein, solange das Geschäft läuft. Es lief zuletzt aber nicht mehr so gut. Im aktuellen Geschäftsbericht ist ein Einbruch zu vermerken. Der Umsatz sank 2021 um zwölf Prozent auf rund 6,2 Milliarden Euro. Dafür gibt sich Tönnies geläutert: Man werde „den Transformationsprozess der gesamten Ketten weiter konsequent“ voranbringen, heißt es in der Pressemitteilung zum Geschäftsbericht. Schließlich seien „Nachhaltigkeit und Umweltschutz für die Unternehmensgruppe unabdingbar“ und deswegen arbeite ja Tönnies „in diesem Zuge beispielsweise mit der Umweltorganisation WWF zusammen“. 

Was wahr ist

Die hier postulierte Zusammenarbeit sieht folgendermaßen aus: Natürlich sind wir beim WWF daran interessiert, dass jedes Unternehmen sich nachhaltiger verhält. Auch Tönnies. Tönnies ist eines der sechs Unternehmen, die in einem durch die GIZ finanzierten Projekt an einer monatlich tagenden Gruppe von Unternehmen an Entwaldungsfreien Soja-Lieferketten arbeitet. Diese Projektgruppe zu nachhaltigem Soja wird vom WWF geleitet. 

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Tatsächlich haben also unsere Expert:innn für nachhaltige Lieferketten mit Abgesandten von Tönnies und anderen Unternehmen gemeinsam in Online-Meetings gesessen. Und Tönnies hat es ja auch schwer nötig: Dreiviertel des globalen Sojaverbrauchs wird für Tierfutter verwendet. Tönnies ist der marktführende Fleischkonzern in Deutschland. Und schneidet bei der jüngst von uns veröffentlichten Entwaldungs-Scorecard mit 37 Prozent von allen teilnehmenden Unternehmen mit am schlechtesten ab. 

Die Scorecard wurde zum Beispiel im Spiegel aufgegriffen. Dort behauptete Tönnies dazu, dass „die Matrix des WWF auf Tönnies kaum anzuwenden sei, da man kein Soja direkt beziehe“. Aus Sicht des WWF und laut internationaler Vereinbarungen wie den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechtes ind Unternehmen aber für alle in ihren Lieferketten verwendeten Rohstoffe verantwortlich. So ist es auch im EU-Gesetz zum Stopp der importierten Entwaldung verankert. Somit ist auch Tönnies für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen für das im Futtermittel verwendete Soja verantwortlich. Und damit auch für die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds und den Brasilianischen Cerrado. Dass dies auch Tönnies erkannt hat, zeigt ihre Teilnahme der vom WWF durchgeführten Projektgruppe.  

Was jetzt passiert 

Ohne Einwilligung hat Tönnies in der Pressemittteilung zur Bekanntgabe der Jahreszahlen 2021 die Teilnahme in der Projektgruppe genutzt, um eine Partnerschaft mit dem WWF zu verkünden, und auf ihr Nachhaltigkeitsengagement zu verweisen. 

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Das ist so dreist wie durchsichtig. Wir haben uns daher zusammen mit unseren Mittelgebern und den Verantwortlichen der GIZ dazu entschlossen Tönnies aus der Projektgruppe auszuschließen.   

Ja, wir beim WWF haben gemäß unserer Mission für die Umwelt ein Interesse daran, dass auch die unnachhaltigsten Unternehmen besser werden. Vor allem, wenn sie eine so große Marktmacht und damit Hebel für mehr Nachhaltigkeit haben. Transformatorischer Einfluss lautet hier unser Mantra, aber nicht um jeden Preis.      

Was gar nicht geht

Die Zusammenarbeit in einer Unternehmensgruppe so auszuschmücken und zu nutzen, um die Öffentlichkeit zu täuschen und Projekterfolge zu publizieren, ohne dies mit den anderen Beteiligten  abzustimmen.  

Soja Sojafelder Brasilien
Wenn es um Fleisch geht, geht es immer auch um Soja. Und andersrum. © Peter Caton / WWF-UK und © David Bebber / WWF UK

Der WWF fordert außerdem schon lange Zeit die Abkehr von unserer fleischlastigen Ernährung. Es ist ungesund für uns Menschen und unseren Planeten. Die Futtermittelproduktion für die Tiere ist aber einer der Haupttreiber der Abholzung in Brasilien. Wir arbeiten an viel Fronten daran, dass sich etwas ändert, unter anderem mit unserem kulinarischen Kompass für eine gesunde Erde.

Wir wären sehr froh, wenn sich für diese Ziele auch fleischverarbeitende Unternehmen wie Tönnies oder Futtermittelhersteller grundlegend verändern würden. Was aber für uns gar nicht geht, dass diese Unternehmen sich dann durch eine vermeintliche Partnerschaft sauberer darstellen, als sie sind – obwohl unsere Kommunikationsvereinbarung mit den Unternehmen dies verbieten und unserer Studien das Gegenteil zeigen. 

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Schwarz und weiß: die anderen Pandas weltweit

Es ist so eine Sache mit den Verwandten, auch bei Tieren. Körperliche Ähnlichkeiten oder ähnliche Verhalten sind nicht immer ein Hinweis auf eine enge Verwandtschaft. Manchmal bestanden im Laufe der Evolution vergleichbare Lebensbedingungen an verschiedenen Orten, so dass Merkmale mehrfach unabhängig voneinander entstanden sind. Dieses Phänomen wird Konvergenz genannt.

In den vielfältigen Ökosystemen sind die Arten netzartig miteinander verbunden und voneinander abhängig. Zwischen ihnen bestehen die unterschiedlichsten Beziehungen, etwa Nahrungsketten und Symbiosen. Wenn einzelne Arten bedroht sind oder aussterben, wird dieses Netz des Lebens brüchig oder bricht sogar zusammen.  Oft stecken letztlich wir Menschen dahinter.

In diesem Blog-Beitrag beleuchte ich die Parallelen zwischen Pandas und anderen Arten, die auch irgendwie Pandas zu sein scheinen. Es geht um Verwandte und Nicht-Verwandte, Bedrohungen und Leidensgenossen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede…

Warum sind Pandas schwarz und weiß?

Der Panda ist bekanntlich unser Wappentier vom WWF. Warum der Panda seine charakteristische schwarz-weiße Zeichnung hat? Wir wissen es nicht sicher. Vielleicht ermöglicht sie Tarnung, warnt Feinde oder unterstützt den Wärmehaushalt?

Großer Panda
Das Original © naturepl.com/LYNN M. STONE/WWF

Obwohl Pandas zu den bedrohten Tierarten gehören, gehören sie auch zu den Gewinnern der letzten Jahre. Durch das tatkräftige Engagement für die schwarz-weißen Bären gelten diese seit 2016 auf der internationalen Roten Liste nicht mehr als stark gefährdet, sondern „nur“ noch als gefährdet. Gezählt wird etwa alle zehn Jahre. Im Jahr 2004 wurden 1600 Pandas in ihrem Verbreitungsgebiet im Südwesten Chinas geschätzt. 2014 zählten Expert:innen mindestens 1864 Tiere. Dies entspricht einem Zuwachs von knapp 17 Prozent.

Panda der Meere

Vaquita im Netz © Flick Nicklen / Minden Pictures / WWF
Vaquita im Netz © Flick Nicklen / Minden Pictures / WWF

Vaquitas sind gleich doppelte Rekordhalter. Sie tragen nicht nur den Titel der kleinsten Wale der Welt, sondern stellen traurigerweise auch die am stärksten vom Aussterben bedrohten Meeressäuger überhaupt dar. Da sie immer schon nur in einem einzigen Verbreitungsgebiet im Golf von Kalifornien vorkamen, waren sie nie so zahlreich wie andere Walarten. Nun ist der Gesamtbestand aber dermaßen stark eingebrochen, dass es für diese Art wenige Sekunden vor zwölf ist. Wahrscheinlich existieren insgesamt nur noch höchstens 22 Tiere.

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Grund dafür ist, dass Vaquitas immer wieder als ungewollter Beifang zu Tode kommen. Die Stellnetzfischerei mit sogenannten Kiemennetze ist für Vaquitas besonders gefährlich. Die kleinen Wale können die dünnen Netze nicht wahrnehmen, verfangen sich, können keine Luft mehr holen und ertrinken. Ihre schwarz-weiße Zeichnung, vor allem das weiße Gesicht mit den schwarz umrandeten Augen hat zu dem Spitznamen „Pandas der Meere“ geführt.

Halb Panda, halb Elefant: der  Schabrackentapir

Schabrackentapire sind die einzige Tapirart Asiens und die größten Vertreter der Tapire. Mit ihrem weißen Rücken und den schwarzen Beinen haben sie von hinten tatsächlich große Ähnlichkeit mit einem Panda. Der plumpe Körper lässt hingegen eine nahe Verwandtschaft mit Schweinen vermuten, der Nasenanhängsel eine mit Elefanten. Doch sind es Pferde und Nashörner, die ihnen am nächsten stehen.

Schaparackentapir tapir Panda
Schabrackentapir © imago/CSP_ngarare

Wie bei allen Tapiren (und bei Elefanten) bilden Oberlippe und Nase einen Rüssel. Schabrackentapire bewohnen tropische Regenwälder und Feuchtgebiete in Südostasien. Vor allem durch fortschreitende Lebensraumzerstörung gelten sie seit vielen Jahren als stark gefährdet. Mittlerweile zählt der Gesamtbestand fortpflanzungsfähiger Tiere dieser Art nur noch rund 2500 Individuen. Schabrackentapire teilen Teile ihres Verbreitungsgebietes und damit auch ihr Schicksal mit Sumatra-Tigern, Sumatra-Nashörnern und Asiatischen Elefanten.

Das Panda-Negativ

Pinguine Adeliepinguine
Schwarzer Frack statt Pandarücken © WWF-Aus / Chris Johnson

Adeliepinguine leben in der Antarktis und auf den umliegenden Inseln. Sie brüten entlang der Küste Antarktis sowie auf manchen subantarktischen Inseln. Damit sind sie neben den Kaiserpinguinen die einzigen Pinguine, die sich unter den schwierigen Lebensbedingungen auf dem antarktischen Festland fortpflanzen.

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Im Gegensatz zum Panda haben Adeliepinguine einen schwarzen Kopf und weiß umrandete Augen. Statt einem weißen Pandarücken tragen sie einen schwarzen Frack. Auch im Vergleich zum Panda der Meere sind Adeliepinguine ein, in diesem Fall positives Negativ. Während Vaquitas ein sehr kleines Verbreitungsgebiet besitzen und extrem selten geworden sind, stellen Adeliepinguine mit rund 10.000.000 geschlechtsreifen Individuen eine der häufigsten Pinguine dar und sind die Pinguinart mit dem größten Verbreitungsgebiet. Allerdings werden Adelies, wie sie auch genannt werden, zunehmend mit den Folgen der Klimakrise zu kämpfen haben.

Pandaameise: Schwarze Augen, weißer Kopf, schwarze Beine

Pandaameisen sind weder Panda noch Ameise. Die amerikanischen Insekten gehören zur Familie der Ameisenwespen. Die Weibchen machen ihrem Namen alle Ehre: eine Zeichnung wie ein Panda und keine Flügel wie eine Ameise. Während die Weibchen der Vorfahren noch einen Legestachel besaßen, hat sich aus diesem im Laufe der Evolution ein Wehrstachel mit einer Giftdrüse entwickelt. Insofern könnte es sein, dass die auffällige Pandazeichnung im Zusammenhang mit einer Warnung von Fressfeinden vor einem nicht ungefährlichen Stich steht.

Pandaameise Panda
Ich bin eine Wespe © Chris Lukhaup/CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Den ebenfalls schwarz-weiß gezeichneten Männchen hingegen fehlt ein Stachel. Dafür besitzen sie Flügel. So sehen sie eher wie Wespen als wie Ameisen aus.

Die letzten ihrer Art

Um die schwarz-weißen Panda-Languren steht es fast so schlecht wie um die Pandas der Meere. Sie gehören zu den bedrohtesten Affen weltweit. Ihr Verbreitungsgebiet ist das Bergland südlich der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi. Die Gesamtpopulation beträgt nur noch rund 250 geschlechtsreife Tiere, die allerdings durch Lebensraumzerschneidung in Teilpopulationen in 19 voneinander getrennten Regionen leben und keinen Kontakt untereinander haben. Eine Parallele, die sich zum Großen Panda ziehen lässt, dessen Gesamtpopulation ebenfalls in viele kleine, voneinander isolierten Teilpopulationen aufgesplittet ist.

Pandalangur Panda Langur
Es sind nur noch sehr, sehr wenige © Imago images

Sowohl Große Pandas als auch Panda-Languren bekommen bunte Babys. Pandababys kommen rosa und fast nackt zur Welt. Panda-Langurenbabys besitzen ein orangefarbenes Geburtsfell. Beide Arten ernähren sich von pflanzlicher Kost, Panda-Languren am liebsten von jungen Blättern und Knospen.

Schöner Namensvetter: der Rote Panda

Rote Pandas, auch Kleine Pandas, Katzenbären oder Feuerfüchse genannt, gehören genau wie Große Pandas zu den Raubtieren. Früher dachte man, dass die Pandas aufgrund einiger Ähnlichkeiten nah verwandt sind. Heute weiß man, dass sie unterschiedlichen Raubtierfamilien angehören und es sich bei den Ähnlichkeiten um konvergente Entwicklungen im Laufe der Evolution handelt, die im Zusammenhang mit der Spezialisierung auf die Ernährung von Bambus steht.

Roter Panda
Das schönste Tier der Welt? © naturepl.com / Anup Shah / WWF

Kleine und Große Pandas besitzen fünf nach vorne ausgerichtete Finger. Zusätzlich weisen ihre Hände einen „einzigartigen“ so genannten „falschen Daumen“ auf. Dieser den anderen Fingern mehr oder weniger gegenüberstehende sechste Finger ist ein verlängerter Handwurzelknochen, der das Halten von Bambusstängeln erleichtert. Die Verbreitungsgebiete der Kleinen und Großen Pandas überschneiden sich. Das des Kleinen Pandas ist jedoch um einiges größer und liegt im Himalaya. Sowohl Kleine wie auch Große Pandas sind durch Lebensraumzerstörung sowie Inzucht aufgrund zu geringer Bestandsgrößen bedroht. Rote Pandas leiden zusätzlich unter Wilderei. Trotz Verboten haben es Jäger auf ihr Fell abgesehen.

Nicht umsonst bezeichnete der Zoologe Frédéric Cuvier den Roten Panda bei seiner Erstbeschreibung Anfang des 19. Jahrhunderts als das schönste Tier der Welt.

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Mythos Savanne: die fünf größten Irrtümer

Savannen bedecken etwa 15 Prozent der Erdoberfläche. Sie gehören damit zu den wichtigsten und größten Lebensräumen. Trotzdem wissen die meisten Menschen nur wenig über dieses einzigartige Ökosystem. Warum die Savanne manchmal abbrennen muss? Wieso zahlreiche Tierarten dort leben können? Warum Bäume der Savanne auch schaden? Ein Ausflug in die Weite Ostafrikas, der diese Fragen beantwortet.

Irrtum 1 — Steppe und Savanne sind das Gleiche

Falsch! Beides sind Graslandschaften, aber eben nicht mehr. Denn Steppen befinden sich in den trockenen, im Winter eisigen Inlandsregionen Asiens und Nordamerikas. Savannen sind wechselfeuchte Landschaften der warmen Tropen und Subtropen und haben meist schlechte Böden.

Denkt man an die „typische“ Savanne in Ostafrika, so hat man schnell die weite, baumlose Graslandschaft der Serengeti vor Augen.  Das aus dem spanischen „Sabana“ abgeleitete Wort “Savanne” heißt auch so viel wie “weite Fläche”. Tatsächlich jedoch gibt es viele verschiedene Typen, etwa Feucht‑, Trocken- und Dornstrauchsavanne. Als Unterscheidungsmerkmale sind Klima,  Niederschlagsmenge sowie Vegetation.

Irrtum 2 — In der Savanne gibt es kaum Pflanzen, Tiere und Menschen

Falsch! Richtig ist, dass die Lebens- und Vegetationsbedingungen grundlegend anders sind. Das wirkt sich auch auf das Leben aus. In Savannen ist es meist heiß. Der deutlich geringere Niederschlag fällt fast ausschließlich in kurzen Regenzeiten. Dazwischen kann es extrem trocken werden. Unter diesen Bedingungen wachsen nur wenige Bäume, aber dafür viele Gräser und dornige Sträucher. Doch die Savanne kann sehr produktiv sein, zahlreiche Tiere ernähren. Zudem ist sie keineswegs eintönig, sondern oft sehr vielfältig.

Savanne: Bodenneben in der Masai Mara, Kenia
Savannen sind vielfältig © IMAGO / blickwinkel

Der größte Teil der Menschen in Afrika lebt in und von Savannen. Und das schon seit Jahrtausenden. Sie sind, ebenso wie die Pflanzen und Tiere, auf einzigartige Weise an diese Extreme angepasst. So ist die Savanne besonders beliebt bei Pflanzenfressern, die sich von den Gräsern ernähren, die während der Regenzeit gedeihen. Jede Art hat ihre Vorlieben. Das bietet den Vorteil, dass mehrere Grasfresser zusammenleben können, was auch die Sicherheit vor Fressfeinden weiter erhöht. Es gibt allein in den ostafrikanischen Savannen mehr als 40 Arten von Huftieren. Zahlreiche Antilopen, Zebras, Büffel und Giraffen. Auch Elefanten und natürlich auch Beutegreifer wie Löwen und Hyänen sind hier zuhause.

Wissen für Besserwisser:

  • In der Savanne lebt das größte Landtier der Welt: der afrikanische Elefant. Neben seiner Größe beeindruckt der besonders durch sein Gewicht von rund sechs Tonnen.
  • Eines der schnellsten Tiere lebt ausschließlich in offenen Savannen: der Gepard.
Gepard mit Nachwuchs in der Savanne
Geparden leben ausschließlich in der Savanne © Greg du Toit

Savanne in Zahlen

  • 2,3 Milliarden Menschen und die Hälfte des weltweiten Viehbestands leben in Savannen!
  • Fast die Hälfte aller landwirtschaftlichen Nutzflächen befindet sich in zeitweise extrem trockenen Gebieten!

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Irrtum 3 — Bäume pflanzen ist gut

Falsch! Oder besser: nicht immer. Im Kampf gegen die Klimakrise gelten Bäume zwar als wichtige Kohlenstoffdioxid- und Wasserspeicher. Anders jedoch in der Savanne. Dort existiert ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Bäumen und Gräsern. Dieses Gleichgewicht wird aktuell durch vom Menschen eingeführte Baumarten massiv gestört. Eine dieser Arten ist das Mimosengewächs Prosopis juliflora. Auch bekannt unter den Namen Mathenge, Algaroba oder Mesquite hat Prosopis juliflora viele Savannen erobert. Das Problem: Das Gewächs überwuchert Gras- und Ackerland. Und somit wertvolle Weideflächen. Das sorgt für Ernteausfälle.

Savanne Bäume Mimosen
Mimosen: gar nicht gut für die Savanne © iStock / Getty Images / Feodor Korolevsky

Die einheimische Biodiversität ist durch die kaum kontrollierbare Ausbreitung extrem gefährdet. Das undurchdringliche Dickicht verdrängt die einheimischen Arten. Und verbraucht Wasser. Denn der Baum hat Wurzeln, die bis zu 53 Meter tief in die Erde reichen und damit fast überall ans Grundwasser gelangt. Und noch schlimmer: Die dornigen Zweige der Bäume durchbohren die Hufe der Tiere. Die süßen, harten Schoten der Prosopis juliflora schaden den Zähnen, verursachen Karies und führen zu Zahnausfall bei den Lebewesen, die davon fraßen.

Neueste Forschungsresultate zeigen, dass beispielsweise die Afar-Senke in Äthiopien, eine der heißesten Klimazonen der Welt, deshalb um die 30 Prozent an Weideland verloren hat. Wissenschaftler sind weltweit gerade dabei, Ansätze zu erforschen, wie die weitere Ausbreitung verhindert werden kann.

Irrtum 4 — Tropenwälder sind die gefährdetsten Ökosysteme

Richtig ist, dass Tropenwälder stark gefährdet sind. Doch mindestens ebenso massiven Veränderungen ausgesetzt sind Savannen. “16 Prozent sind durch Umwandlung in Ackerland oder Desertifikation bereits verschwunden”, berichtet Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent beim WWF. “Von der nordamerikanischen Prärie ist sogar nur noch wenig mehr als ein Prozent übrig.” Und dies dürfte erst der Anfang eines tiefgreifenden Wandels sein. Schon heute haben die Einheimischen große Probleme, für ausreichend Wasser und Nahrungsmittel zu sorgen. Der Grund: Übernutzung, Nutzungswandel sowie zunehmende Wetterextreme. Kurz: Die Extreme werden extremer. Gräser und Gehölze ringen permanent um Dominanz.

Savanne Trockenheit Tansania
Klimakrise und Nutzung gefährden die Savannen © Michael Poliza

Deshalb hat dieser Landschaftstyp regional ein unterschiedliches Gesicht. Tropische Graslandschaften gehören ebenso dazu wie offene Grasebenen mit vereinzeltem Gehölz oder unterschiedlich dichten Wälder. Gräser und Bäume reagieren auf Schwankungen von Temperatur wie Niederschlägen oder das Auftreten von Feuer verschieden — aber gleich sensibel. Insgesamt zeigen aktuelle Untersuchungen, dass das Ökosystem durch den Klimawandel und eine immer intensivere Landnutzung zunehmend bedroht ist. Der „Global Biodiversity Outlook“ sieht die Savanne vor einem Biodiversitäts-Kipppunkt. Das bedeutet, Veränderungen sind nach Überschreitung eines Schwellenwertes kaum mehr rückgängig zu machen.

Blick in die Glaskugel der Wissenschaft: Was wird aus den Savannen?

Teile der ostafrikanischen Savanne könnten bis 2100 zu Wäldern werden. Andere zu Halbwüsten oder Wüsten. Der Grund hierfür sind die Klimakrise und  Wechselwirkungen mit Nutzung und Übernutzung. Organismen reagieren sehr unterschiedlich auf solche Veränderungen. Noch sind alle Modellberechnungen unsicher. Eine pauschale Antwort auf die Art der Veränderung gibt es damit (noch) nicht. Klar ist nur, dass durch die bioklimatischen wie atmosphärischen Veränderungen von einem großräumigen Wandel der Savannen Ostafrikas ausgegangen wird, der weitreichende Folgen für die Artenvielfalt hat.

Irrtum 5 — Feuer bedroht die Savanne

Falsch! Feuer ist ein Lebenselixier der afrikanischen Savannen. Neben natürlichen Bränden am Ende einer Trockenzeit, hat der Mensch teilweise schon seit Jahrtausenden gezielt Feuer gelegt. Die Savanne ist an ein gewisses Maß an Feuern daher bestens angepasst. Vielmehr benötigt es dieses, um sich nicht in eine geschlossene Buschlandschaft zu verwandeln. Denn Feuer setzen die Nährstoffe frei. Doch mit der zunehmenden Übernutzung und den Auswirkungen der Klimakrise droht diese uralte, dynamische Balance zu kippen. Besonders fatal ist der Wechsel von langen Dürren mit starkem Regen. In Zeiten mit viel mehr Niederschlag wachsen große Mengen Biomasse heran, die in den anschließenden Dürren für viel ausgedehnte, intensivere und heißere Feuer sorgt.

Dem kann mit einem angepassten Feuermanagement begegnet werden: möglichst frühe, kontrolliert gelegte Brände sorgen für weniger intensive Brände. Zudem reduziert dies das Risiko späterer schwerer Brände. Feuer wird also am besten mit Feuer begegnet!

Der Beitrag Mythos Savanne: die fünf größten Irrtümer erschien zuerst auf WWF Blog.