Wale, unsere Verbündeten im Klimaschutz

Aus den Gefilden nahe den Azoren kommend, schwimmt ein Blauwal in Richtung der kalten polaren Gewässer. Wenn er sich auf dieser Reise erleichtert, hinterlässt er riesige Wolken aus Kot und Urin. Der bis zu 200 Tonnen schwere Gigant ist deshalb nicht nur ein wahrer Kosmopolit, sondern auch ein geborener Klimaschützer.

Was Wale ins Wasser pumpen nutzt unzähligen Meereslebewesen

Im letzten Jahrzehnt untersuchten Wissenschaftler:innen vermehrt die Rolle von großen Walen für das Klima und die Lebensräume unserer Meere. Durch ihre Nahrungssuche in tiefen Gewässern bringen Wale Nährstoffe an die Meeresoberfläche, wenn sie zum Atmen auftauchen. Ihre Fäkalien düngen regelrecht die Meeresoberfläche und liefern die Nährstoffe, die Phytoplankton zum Wachsen braucht. Diese Kleinstlebewesen bilden die Nahrungsgrundlage für unzählige Meereslebewesen. Und mehr Phytoplankton kann auch mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden. Die Wissenschaft nennt das die ‚Wal-Pumpe‘. Ein ähnlicher Effekt gilt für die Wanderungen der großen Wale, auf denen sie Nährstoffe in nährstoffärmere Regionen bringen – das famose ‚Wal-Förderband‘.

Dies ist nur ein kleiner Teil dessen, wie der Ozean mit seinen bunten Lebensformen zu einem stabilen globalen Klima beiträgt. Das Phytoplankton ist die treibende Kraft in einem Prozess, der sogenannten biologischen Kohlenstoffpumpe, der im gesamten Ozean stattfindet.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Organismen wie das Phytoplankton fixieren Kohlenstoff aus der Atmosphäre und überführen ihn ins Innere des Ozeans. So entzieht der Prozess Kohlenstoff aus der Atmosphäre – für mindestens mehrere tausend Jahre. Global gesehen enthält unser Ozean etwa das 49-fache der Kohlenstoffmenge, die sich in der Atmosphäre befindet. Doch schon kleine Veränderungen in diesen Prozessen könnten die Fähigkeit des Ozeans, Kohlenstoff aufzunehmen, erheblich beeinflussen – und somit das globale Klima.

Das Meer wurde in der Klimapolitik vernachlässigt

In der internationalen Klimapolitik spielen marine Lebensräume und Lebewesen bislang eine Nebenrolle. Auf internationaler Ebene ist Deutschland zwar einigen Koalitionen mit stolzer Brust beigetreten, darunter die High Ambition Coalition oder die Global Ocean Alliance. Das Versprechen: wirksamer Schutz von mindestens 30 Prozent der Weltmeere bis 2030. Deutschland und die EU als Ganzes schützen aber nicht einmal ihre eigenen Gewässer ausreichend, sodass Maßnahmen nicht zur Genesung wichtiger Ökosysteme führten – das zeigte kürzlich ein Bericht des Europäischen Rechnungshofes.

Das blaue Herz

Angesichts der vergangenen Fehlschläge müssen wir erkennen, dass wir nicht nur die wunderbare natürliche Welt der Meere schützen, wie wir sie aus abendlichen TV-Dokus kennen: Wir schützen uns selbst. Der Ozean ist das blaue Herz unseres Planeten und sein größtes Ökosystem. Als größte aktive Kohlenstoffsenke der Welt ist er die größte naturbasierte Lösung für den Klimaschutz und seine Lebensräume bieten uns wichtige Anpassungsmöglichkeiten. Wir verdanken dem Ozean jeden zweiten Atemzug und können ohne ihn schlicht nicht leben.

Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!

 

Ebenso wenig können wir ihn ohne den Schutz des Klimas in seinen wichtigen Funktionen erhalten. Die Staatengemeinschaft muss seinen Schutz stärker in die Klimapolitik aufnehmen. Wir brauchen unter anderem ein starkes Instrument zum Schutz von Meeresgebieten jenseits nationaler Rechtszuständigkeit. Außerdem müssen Meeresschutz und ‑politik die Rechte lokaler Gemeinschaften achten und einbeziehen – zu oft sind sie noch blind für Fragen der Gerechtigkeit. Die Gesundheit des Ozeans ist eng mit gerechteren Gesellschaften verknüpft, insbesondere für Küstengemeinden. Derzeit sind mehr als drei Milliarden Menschen für ihren Lebensunterhalt auf die biologische Vielfalt der Meere und Küsten angewiesen. Rund 680 Millionen von ihnen leben in niedrig gelegenen Küstengebieten.

Der Mensch ist überall

Die großen Wale wurden im Zuge des industriellen Walfangs an den Rand der Ausrottung gejagt. Forscher:innen schätzen, dass ihre Bestände um bis zu 90 Prozent sanken. Bohrten sich früher Harpunen in die Fettschichten der Wale, stehen sie heute neuen Gefahren gegenüber: Kollisionen mit Schiffen, Plastikmüll und Lärmverschmutzung, Geisternetze oder die Folgen des Klimawandels, zum Beispiel knappere Nahrungsvorkommen.

Wal kackt ins Meer
Was der Wal ins Meer pumpt… © Peter Schneider

Nahezu der gesamte Ozean, mehr als 97 Prozent, ist von vom Menschen verursachten Stressfaktoren betroffen. Es ist unser Handeln, das die Gesundheit der Meere und seiner Bewohner bedroht: unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, unser Plastik, unsere Lieferketten. Im Jahr 2019 strandete ein junger Cuvier-Schnabelwal an der philippinischen Küste. Er trug 40 Kilogramm Plastik in sich und verhungerte.

Verbünden wir uns!

Wale sind nicht die Lösung in unserer Klimakrise. Der in Walpopulationen gespeicherte Kohlenstoff ist nur ein kleiner Teil des gesamten Kohlenstoffs in marinen Ökosystemen. Ihr Beitrag zu den globalen Flüssen von Kohlenstoff und Nährstoffen ist aus globaler Sicht verhältnismäßig klein. Doch sie zählen wohl zu den charmantesten Verbündeten, die wir haben. Sie zeigen wie die Stabilität des Ozeans vom Zusammenspiel seiner Lebewesen abhängt und dass wir Menschen sie stören.

Der Ozean in seiner Grenzenlosigkeit gehört allen Lebewesen – schützen wir ihn, so schützen wir uns. Die Wale machen es uns vor. Die diesjährige Klima- und die Biodiversitätskonferenz sind die wichtigsten Treffen seit Generationen. Und eine Chance für walhaftige Veränderungen.

 

Heike Vesper: Wenn wir die Meere retten, retten wir die Welt; Rowohlt Verlag 2021, 256 Seiten, 16 €

Der Beitrag Wale, unsere Verbündeten im Klimaschutz erschien zuerst auf WWF Blog.

10 Tiere, die (fast) ausgestorben waren – und jetzt wieder da sind

Bartgeier, Luchs und Wildkatze: 10 Tiere, die ihn Deutschland fast ausgestorben waren – und jetzt wieder da sind.

Bartgeier: Rückkehr der Riesenvögel

Er ist ganz schön riesig: Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern zählt der Bartgeier zu den größten flugfähigen Vögeln überhaupt. Lange Zeit waren die Geier als gefährliche Vögel verrufen, die gar sogar Lämmer jagen sollten – weshalb sie auch Lämmergeier genannten werden. Sogar der Raub von Kindern wurde ihnen angedichtet. Es folgte eine gnadenlose Verfolgung. Anfangs des 20. Jahrhunderts verschwanden sie gänzlich aus den Alpen.

Jetzt kommt der Bartgeier zurück in die deutschen Alpen. In den Berchtesgadener Alpen sollen in diesem Sommer die ersten Küken ausgewildert werden.

Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!

 

In der Schweiz und Österreich waren der WWF und andere Naturschutzorganisationen mit ähnlichen Projekte in den letzten Jahren erfolgreich. Über 220 Bartgeier fliegen heute schon wieder über der Schweiz, Österreich, Italien und Frankreich. Viele der Greifvögel haben bereits erfolgreich gebrütet. Heute zählen wir pro Jahr 15 bis 20 Freiland-Geburten.

Kegelrobbe: Deutschlands größtes Raubtier zurück an den Küsten

Die Kegelrobbe ist mit zweieinhalb Meter Länge und 330 Kilo Deutschlands größtes Raubtier. Früher wurden Kegelrobben als Konkurrent der Fischer erbarmungslos gejagt. Als dann auch noch immer mehr Gift ins Meer gekippt wurde, kamen immer weniger Kegelrobben an die deutschen Küsten. Und irgendwann gar keine mehr. Doch seit die Robben und große Teile ihres Lebensraums unter Schutz stehen, kehren immer mehr Tiere zurück. Inzwischen sind es im Wattenmeer von Dänemark, Deutschland bis zu den Niederlanden schon wieder mehr als 5400 Tiere. Auch an der Ostsee werden es immer mehr. 

Der WWF unterstützt die Rückkehr der Kegelrobbe an die deutsche Ostseeküste mit Projekten zu Monitoring, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Im Sinne eines präventiven Konfliktmanagements stehen wir dabei in engem Dialog mit lokalen Küstenfischern. 

Der WWF unterstützt die Rückkehr der Kegelrobbe an die deutsche Ostseeküste mit Projekten zu Monitoring, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Im Sinne eines präventiven Konfliktmanagements steht er in engem Dialog mit lokalen Küstenfischern.

Waldrapp: Schräge Vögel auf dem Rückflug

Der Waldrapp ist mit seinem kahlen Gesicht, dem sichelförmigen roten Schnabel und den strubbeligen Nackenfedern ein schräger Vogel. Er galt früher als Delikatesse verspeist und wurde daher stark bejagt. Bereits im 17. Jahrhundert starb er in ganz Mitteleuropa aus. Lediglich in Marokko, Spanien, Österreich und der Türkei gibt es noch Vorkommen des Ibis-Vogels. Er ist einer der seltensten Vögel der Welt. 

Wir WWF vom unterstützen das ehrgeizige, aufwändige Wiederansiedlungsprojekt des Waldrapps, das in dieser Form weltweit einzigartig ist. Mit Vogelmüttern, die mit den Waldrappen über die Alpen fliegen. Nicht gesehen? Schaut euch dieses Video an! 

Biber: Von 190 auf 30.000

Biber galten in Deutschland schon im 19. Jahrhundert als fast ausgerottet. Der Verlust ihrer Lebensräume durch Flussbegradigungen dezimierte ihre Bestände rapide. Sie wurden aber auch wegen ihres Pelzes und ihres Fleisches intensiv bejagt. Nur 190 Tiere überlebte an der Mittelelbe. Inzwischen haben sich die Bestände wieder erholt, sehr zum Wohl ihrer Lebensräume. 

Aktuell leben in ganz Deutschland fast 30.000 Biber – der Großteil von ihnen in der so genannten “Mittleren-Elbe-Region”. Wir führen das größte Projekt des WWF Deutschland durch: Die Schaffung eines Verbundes echter, überflutbarer Auenwälder. 

Wisent: Es waren nur noch 54 in Gefangenschaft…

Ursprünglich waren Wisente fast in ganz Europa heimisch. Schon vor etwa 6000 Jahren fingen die Lebensräume der Wisente an zu schrumpfen. Im 20. Jahrhundert wurden die Wisente in freier Wildbahn komplett ausgerottet. Weltweit überlebten nur 54 Wisente in Gefangenschaft. Zum Glück schlossen sich einige der Wisenthalter zusammen, um das größte europäische Landsäugetier vor dem Aussterben zu retten. Und langsam wieder in die Natur zu entlassen.

Wisente
Es werden mehr © Vitaly Gorshkov / WWF-Russia

Der Bestand von freilebenden Wisenten entwickelt sich positiv. Etwa 6200 Tiere sind es aktuell in verschiedenen Teilen Europas. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft die Wisente von „gefährdet“ zu „potenziell gefährdet“ herabgestuft. Das ist ein klarer Erfolg der weltweiten Naturschutzarbeit. Ja, auch unserer Arbeit.

Luchse schleichen sich zurück

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war auch der Luchs aus weiten Teilen Mittel- und Südeuropas verschwunden. Rückzugsgebiete fand er in abgelegenen Regionen der Pyrenäen, Alpen oder Karpaten. In Deutschland lebten die letzten Exemplare im Bayerischen Wald.  

Doch durch Einwanderung und Ansiedlungsprojekte werden es wieder mehr. Im Bayerischen Wald und im Oberpfälzer Wald wird die Zahl der Luchse auf rund 70 Tiere geschätzt. In Rheinland-Pfalz nimmt die Zahl an Luchsen seit 2016 durch ein vom WWF unterstütztes Wiederansiedlungsprojekt beständig zu. Auch in den Harz wurden zwischen 2000 und 2006 mehrere Luchse gebracht. 

Derzeit zählen wir in Deutschland rund 130 ausgewachsene Luchse. Der Luchs ist zurück. 

Wolf: Seit 20 Jahren wieder da

Einst gejagt und vertrieben galt der Wolf 150 Jahre lang in Deutschland als ausgestorben. Heute ist er zurück – und das schon seit 20 Jahren. Für den WWF ist das ein Riesenerfolg, denn der Wolf steht mit seiner Symbolkraft für den Schutz der Wälder und sorgt als großer Beutegreifer für die Gesundheit des Ökosystems.

Elch: Einwanderung

Ursprünglich lebten die Riesenhirsche nicht nur in Skandinavien, wie heutzutage viele annehmen, sondern fast in ganz Europa. Und eben auch in Deutschland. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts waren sie bei uns aber ausgestorben. Der kleine Bestand in Mecklenburg und Neuvorpommern verschwand mit den Kriegswirren. Doch nach und nach besiedeln die scheuen Tiere nun wieder den Osten Deutschlands. Auf der Suche nach geeigneten Lebensräumen überqueren sie die polnische Grenze Richtung Deutschland – wie schon viele Jahre zuvor die Wölfe. 

Elch im Wald
Die Elche sind zurück © Ralph Frank / WWF

Adler: Der König der Lüfte kreist wieder

Auch der imposante Seeadler, das Wappentier der Bundesrepublik Deutschland, ist zurück. Lange Zeit betrachteten die Menschen Adler als Nahrungskonkurrenten. Der Seeadler war um 1900 fast vollständig ausgerottet. Der WWF rief bereits 1968 das „Projekt Seeadlerschutz“ in Schleswig-Holstein ins Leben, das als internationales Projektmodell auch auf nordeuropäische Länder wie Schweden, Finnland und Norwegen übertragen wurde. In Deutschland kaufte der WWF in ausgewählten Gebieten Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs Wald- und Wasserflächen zum Schutz der Seeadler an.

Ein stolzes Tier: Seeadler am Schaalsee © Robert Günther / WWF Deutschland
Ein stolzes Tier: Seeadler am Schaalsee © Robert Günther / WWF Deutschland

Die Schutzprojekte zahlen sich aus: Heute sollen es wieder 600 Brutpaare in Deutschland sein.

Zeit der Kraniche

Kraniche
Kraniche waren mal fast ausgerottet © Thomas Neumann / WWF

Großflächige Entwässerungen, aber auch Bejagung drängten die ursprünglich in Europa weit verbreiteten Vögel nach Norden zurück. Anfang der 1970er-Jahre war der Kranich beinahe ausgestorben. 

Jetzt wächst der Bestand seit Jahren kontinuierlich – dank umfangreicher Naturschutzarbeit. Der WWF begann schon 1973 ein Kranichschutz-Projekt am Westrand ihrer Brutverbreitung in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Feuchtgebiete wurden renaturiert und Ruhezonen gesichert. Naturschutzarbeit wie diese zeigen unübersehbare Erfolge. Heute man kann im Herbst und Frühjahr wieder das faszinierende Schauspiel des Kranichzugs beobachten. Es sind wieder 300.000 Tiere. 

Wildkatze: Auf leisen Pfoten

Fast ausgestorben: Wildkatzen
Da sind wir wieder © IMAGO

Noch im 19. Jahrhundert war die Wildkatze über weite Teile Europas und Deutschlands verbreitet. Zwischenzeitlich waren die scheuen Wildkatzen fast ganz verschwunden. Sie wurden gejagt, Lebensraumzerstörung und ‑zerstückelung und der Straßenverkehr setzen den letzten Populationen schwer zu. Auch der Einsatz von forstlichen Großmaschinen zur Aufzuchtzeit kann den Katzen gefährlich werden.

Heute leben nach Schätzungen wieder einige Tausend in Deutschland. Auch im WWF Projektgebiet an der Mittleren Elbe sind die scheuen Katze wieder da. Dieser positive Trend muss aber weiterhin unterstützt werden, so dass die wilden Katzen ihre ehemaligen Lebensräume dauerhaft wiederbesiedeln können.

Welche der Rückkehrer habt ihr schon getroffen? Schreibt uns über eure Begegnungen!

 

Der Beitrag 10 Tiere, die (fast) ausgestorben waren – und jetzt wieder da sind erschien zuerst auf WWF Blog.

Krähen, Eichhörnchenbabys und die Geschichte einer Rettung

Die letzten Wochen im Corona bedingten Homeoffice war eine fleißige Eichhörnchen-Mama direkt im Fenstersims gegenüber eine treue Begleiterin. Jeden Tag baute sie mit größter Mühe und Sorgfalt ihr Nest. Ich wohne im 4. Stock. Faszinierend, wie sie jeden Tag leichten Fußes, unermüdlich die Hauswand hoch und runter lief. Ich sah wie das Nest jeden Tag gemütlicher wurde und freute mich über meine fleißige, neue Kollegin.

Eines Morgens war etwas anders. Sie begann Essen zu holen und ich wusste: Sie hat Junge bekommen. Wie viele? Das blieb ihr Geheimnis, hatte sie die Kleinen doch gut in dem Stroh und in der Wolle versteckt. Es war die pure Freude.

Drama in 20 Metern Höhe

Letzte Woche überschlugen sich dann die Ereignisse. Bei meinem Morgenkaffee schaute ich nach, was meine neue Kollegin so trieb. Ich schmunzelte, als ich sie guter Dinge die Hauswand runterlaufen sah. Kurze Zeit darauf konnte ich meinen Augen nicht trauen. In Sekundenschnelle kamen drei Krähen angeflogen und zerrten die Babys aus dem Nest, hackten in der Luft auf sie ein. Eins nach dem anderen fiel taumelnd zu Boden. Ein Gemetzel in 20 Metern Höhe. Ja, das ist vielleicht Natur, aber ich konnte es nicht mitansehen.

Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!

 

Ich schrie wie eine Wahnsinnige, um die Vögel zu vertreiben. So laut ich konnte. Der ganze Hinterhof wurde wohl wachgerüttelt. Einige Nachbarn dachten bestimmt ein Mensch sei vom Dach gestürzt. Immerhin konnte ich die Krähen ein bisschen stören und davon abhalten die Eichhörnchenbabys sofort zu töten und mitzunehmen.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Drei der Babys stürzten die ganze Höhe hinab, eins fiel auf einen unteren Balkon. Mein Freund und ich liefen so schnell wir konnten runter. Zwei Eichhörnchenbabys waren tot. Zwei lagen bewusstlos da, aber sie lebten.

Tun, was zu tun ist

Eine Nachbarin gab uns ein Tuch und einen Schuhkarton. Wir wärmten die Tierchen, beruhigten sie und flüsterten auf sie ein, dass sie es schaffen werden. Dann hoben wir sie sanft in den Karton. Schnell googelten wir was zu tun ist: Wärme, Ruhe, ein weiches Tuch, Sicherheit. Ok, das haben wir richtig gemacht. Dann fanden wir die Nummer der Eichhornpflegestation von Lina Thiele. Sie ist ein Profi. Lina ist tiermedizinische Fachangestellte und arbeitet ehrenamtlich für die Pflegestelle des Eichhörnchen Notruf . Sie nimmt Tiere in jedem Alter auf. Manche sind ein paar Stunden/Tage oder Wochen alt. Hier leben die Tiere erst in „Ersatzkobeln“, später kommen sie in Voliere, wo sie auf die Wiederauswilderung vorbereitet werden.

Eichhörnchenbabys am Fläschchen
Eichhörnchen Babys in der Pflegestation © Anne Thoma / WWF

Verletzte Eichhörnchenbabys brauchen intensive Betreuung. Wasser, Wärme, Antibiotika, Schmerzmittel, eine ganz spezielle Diät aus Fencheltee, Traubenzucker oder Honig sowie einer Prise Salz. Und jetzt ist gerade Saison bei den Eichhörnchenhelfern. In diesen Wochen werden viele Eichhörnchen geboren. Immer wieder geraten die Jungtiere in Not. Wenn sie ihre Mutter verlieren oder aus dem Nest fallen. Oder eben wenn die Krähen kommen. Nur jedes vierte bis fünfte Eichhörnchenbaby überlebt die ersten Wochen seines Lebens.

Happy End in der Auffangstation

Eichhörnchenpflegerin Lina stellt bei unseren zwei Patienten routiniert fest: Es sind zwei Jungs, der größere wird überleben. Bei dem kleinen, der vier Stockwerke gefallen war, sei es nicht sicher. Er hat ein Hirn-Schädel Traum. Wir mussten die Nacht abwarten. Am nächsten Tag kam der Anruf: Er hat es geschafft. Nun werden die beiden noch einige Wochen bei Lina bleiben und kommen dann in eine Auswilderungsstation.

Die Mama ist bisher nicht wieder auf dem Fenstersimms aufgetaucht. Schade. Ich würde ihr so gerne klarmachen, dass zumindest zwei ihrer Babys in Sicherheit sind.

Habt ihr auch schon mal Ähnliches erlebt? Schreibt uns!

Der Beitrag Krähen, Eichhörnchenbabys und die Geschichte einer Rettung erschien zuerst auf WWF Blog.

Welcher Baum ist das?

Deutschland war zur Zeit der Römer das Land der Wälder. Schon seit dem Mittelalter bis heute sind nur noch ein Drittel der Fläche mit Wald bedeckt. Die Wälder in Deutschland zählen viele Baumarten, von denen die meisten zu den Laubbäumen zählen. Wir führen hier durch die heimischen Wälder. Wir zeigen, wie man die Bäume erkennt und was man wissen über sie wissen sollte.

Deutschlands Wälder von morgen

Allen diesen Bäumen ist gemeinsam, dass sie in den Wäldern Mitteleuropas während den entscheidenden nächsten Jahrzehnten der Klimakrise eine wichtige Rolle spielen. Denn unsere Wälder sind in einem schlechten Zustand, ganze Waldflächen sterben ab. Vor allem Grund aufgrund der extremen Trockenheit der letzten Jahre und damit einhergehend eine größere Anfälligkeit für Schädlinge. Die einheimischen Baumarten sind widerstandsfähig, wenn die Waldökosysteme durch naturnahe Waldwirtschaft gestärkt werden. Nadelbäume wie die Kiefer, aber auch nicht-einheimische Nadelbaumarten, können zwar viel Trockenheit vertragen, trocknen die Wälder aber aus, so dass bei sowieso schon niedrigen Niederschlägen die Landschaften in Deutschland immer mehr austrocknen. Laubbäume sind für die so wichtigen Wasserkreislauf besser.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Betroffen vom neuen Waldsterben sind derzeit vor allem noch Bäume, die der Mensch dort gepflanzt hat, wo sie von Natur aus nicht hingehören. Die Wälder in Deutschland werden fast ausnahmslos bewirtschaftet. Die Fichte, die häufigste Baumart hierzulande, hat unter 600 Höhenmetern kaum mehr Überlebenschancen und ist bereits großflächiger abgestorben. Laubwälder kühlen die Waldbestände – überlebenswichtig für die nächste Hitzewelle. Echten, vom Menschen nie veränderten Urwald, gibt es in Deutschland so gut wie nicht mehr. Aber wir können von den unbewirtschafteten Wäldern der Schutzgebiete lernen, wie der Wald der Zukunft aussehen könnte .

Die gute Nachricht: Geschädigte Waldflächen bewalden sich erstaunlich schnell wieder von selbst. Nachdem wir die Waldflächen durch den Anbau nicht standortgerechter Baumarten großflächig zum Zusammenbruch gebracht habe, sollten der Wald sich jetzt „selbst heilen“ dürfen. Denn großflächige naturbelassene Wälder aus heimischen Baumarten sind mit Abstand das beste Mittel, um dem drohenden Klimakollaps unserer Waldbestände entgegenzuwirken.

Der Beitrag Welcher Baum ist das? erschien zuerst auf WWF Blog.

Die Eier, das Kükentöten und die Systemfrage der Landwirtschaft

Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen, Aufnahmen von grausamen Zuständen in Ställen, betäubungslose Kastration von Ferkeln, die Zerstörung des Amazonas für den Anbau von Futtermitteln…die negativen Schlagzeilen zur Tierhaltung in Deutschland häufen sich. Ein weiteres wichtiges Thema ist aktuell das Töten von männlichen Eintagsküken. Diese grausame Praxis soll nämlich ab Anfang 2022 endgültig verboten werden, wie unser Landwirtschaftsministerium entschieden hat. Gerade jetzt, Ende März 2021, hat die Bundesregierung den dafür erforderlichen Gesetzentwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes vorgelegt. Eine Entscheidung, die längst überfällig ist. Denn jährlich werden in Deutschland ungefähr 45 Millionen männliche Küken getötet. Aber warum kommt es überhaupt dazu? Können die Küken nicht einfach aufgezogen werden?

Die Alternativen zum Kükentöten

So einfach ist es leider nicht. Früher legten auf den Bauernhöfen Hennen die Eier und die männlichen Tiere wurden für die Mast und die Befruchtung der Hennen gehalten. In den letzten Jahrzehnten wurde Hühner zunehmend für unterschiedliche Zwecke gezüchtet. So werden heutzutage fast ausschließlich Hochleistungsrassen eingesetzt. Es gibt Rassen, die besonders viele Eier legen. Und zwar etwa 300 im Jahr. Oder eben solche, die besonders gut und schnell Fleisch ansetzen, das sogenannte Mastgeflügel.

Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!

 

Die männlichen Nachkommen legen natürlich keine Eier. Allerdings setzen die männlichen Tiere der “Lege-Rassen” im Vergleich zu den Masthühnern auch nicht besonders gut Fleisch an. Deshalb sind sie wirtschaftlich nutzlos und werden nach der Geburt getötet. Das soll sich nun schnellstens ändern, nachdem das Bundesverwaltungsgericht bereits 2019 das massenhafte Kükentöten aus wirtschaftlichen Gründen als „nicht vernünftig“ eingestuft hatte. Das Töten sollte aber solange erlaubt bleiben, bis eine passende Alternative gefunden wurde. Dies ist nun der Fall, aber auch diese Alternativen sind nicht unumstritten.

Geschlechterbestimmung im Ei

Eine vieldiskutierte Methode ist die Früherkennung des Geschlechts im Ei noch bevor das Küken ausgebrütet wurde. Hier wurden bereits zahlreiche Verfahren entwickelt, die etwa über Hormon- oder DNA-Bestimmung anzeigen, ob der Embryo männlich oder weiblich ist. Bei männlichem Geschlecht wird nicht mehr weiter gebrütet. Doch ist das die Lösung des Problems? Was passiert dann mit den Eiern, die nicht weiter ausgebrütet werden? Der deutsche Tierschutzbund kritisiert zudem, dass die Geschlechterbestimmung bei den derzeitigen Verfahren erst ab dem neunten Bruttag erfolgt, dass jedoch bereits ab dem sechsten eine Empfindungsfähigkeit, also auch Schmerzempfinden, bei den Embryonen vorhanden ist.

Aufzucht der männlichen Küken: Initiative Bruderhahn

Es gibt vermehrt Bestrebungen, die männlichen Küken der Legehennen aufzuziehen. Da diese jedoch sehr langsam Fleisch ansetzen, viel länger gemästet werden müssen und deutlich mehr Futter benötigen, ist dies für viele Hühnerhalter keine Lösung, da so kaum Gewinne möglich sind.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Bei den Bruderhahn-Initiativen wird die Mast der Hähne durch den Verkauf der Eier subventioniert. Das heißt: Die Eier sind um einige Cent teurer als andere Eier. Mit diesem zusätzlichen Geld können die Bruderhähne mitaufgezogen werden.

Multikönner Zweinutzungshuhn

Heutzutage gibt es wegen der Selektion auf extreme Leistungen nur noch wenige Hühnerrassen, die sich für die Vermarktung von Eiern und Fleisch gleichermaßen eignen. Insbesondere im Bio-Bereich wird jedoch vermehrt auf den Einsatz von Zweinutzungshühnern gesetzt. Im Prinzip sind alle alten Hühnerrassen Zweinutzungshühner, die sich für das Eierlegen und die Mast eignen. Einige Rassen sind vielversprechend. Wie zum Beispiel die Rasse Sussex. Sussex-Hühner legen sogar bis zu 250 Eier im Jahr und kommen damit an die konventionellen Legehennen heran. Die Zweinutzungshühner sind oft entspannter und robuster. Es kommt weniger zu Verhaltensstörungen wie Kannibalismus und Federpicken.

Auch in der modernen Geflügelzucht gibt es bereits Alternativen, z.B. die Rasse Lohmann Dual, die auch in der konventionellen Tierhaltung immer mehr Verbreitung findet. 

Die Alternative mit den blauen Füßen

Ein gutes Beispiel für den Einsatz von Zweinutzungshühnern ist das Projekt eicare von Naturland. Hier wird die französische Rasse Les Bleues eingesetzt. Namensgebend sind die blauen Füße. Die Eier und das Fleisch sind bereits seit langem eine besondere Spezialität in Frankreich – und seit ein paar Jahren auch in Deutschland. Eicare ist eine regionale Initiative, bei der Höfe in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mitmachen.

Allez les bleus! Das Zweitnutzungshuhn © Naturland Marktgesellschaft

Warum sich Zweinutzungshühner lohnen

Zweinutzungshühner legen weniger Eier und liefern auch weniger Fleisch. Zudem werden sie länger und langsamer gemästet und benötigen demnach mehr Futter für ein Kilogramm Fleisch. Dies wird von konventionellen Hühnerhaltern oft als ineffizient bezeichnet.

Tatsächlich haben die Zweinutzungshühner aber auch wirtschaftliche Vorteile. Sie brauchen oft weniger Hochleistungsfutter. Sie reagieren nicht so sensibel auf Veränderungen in der Futterzusammensetzung, so zum Beispiel die Rasse Sussex. Auch bei der Rasse Lohmann Dual haben die Tiere einen niedrigeren Eiweißbedarf und kommen besser mit nährstoffreduziertem Strukturfutter klar. Zudem haben viele Zweinutzungshuhnrassen eine höhere Fleischqualität. Diese ist bei vielen besonders hoch.

Systemfrage: Welche Landwirtschaft wollen wir?

Das Problem Kükentöten wirft die Frage auf: Was für eine Art der Landwirtschaft wollen wir? Ein System, bei dem es nur noch um Leistung und Effizienz geht? Dabei wird vergessen, dass diese Tierhaltung neben dem Tierwohl auch die Umwelt schädigt. Durch die hohen Tierdichten und die Ballung in bestimmten Regionen haben beispielsweise einige Landkreise ein massives Problem mit Nitrat im Grundwasser.

Die Emissionen aus der Tierhaltung, hier insbesondere Wiederkäuer, tragen fast zur Hälfte der landwirtschaftlichen Gesamtemissionen bei. Weltweit ist die Nahrungsproduktion für etwa ein Drittel der gesamten menschengemachten Emissionen verantwortlich.

Ich bin überzeugt, dass wir Lebensmittelerzeugung als System sehen müssen. Vom Feld oder Stall bis zum Teller und darüber hinaus bis in den Mülleimer. Wir fordern eine Abkehr von einem System, das nur auf die Steigerung der Effizienz setzt. Es muss uns gelingen, ein Food System zu etablieren, das innerhalb der planetaren Grenzen funktioniert. Das heißt, nur so viel Ressourcen zu nutzen und Umwelteffekte zu verursachen, wie unser Planet in der Lage ist zu verkraften.

Eier in Kartons
Welche Eier wollen wir haben, welche Landwirtschaft? © Davit85 / Getty Images

2021 wird die Welt am 22. August bereits alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht haben, die die Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Das ist dann der sogenannte Earth Overshoot Day. Damit es nicht so weit kommt, sind wir alle gefragt. Die Politik muss die öffentlichen Gelder der Agrarpolitik ‑allein 6,7 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland — zielgerichteter, also klima- und umweltwirksam, umverteilen. Unternehmen, Verarbeiter und Handel müssen endlich ihrer Verantwortung gegenüber den Produzenten und der Umweltschutz, im In- und im Ausland, gerecht werden.

Und alle: weniger und besser essen!

Und auch wir alle sind gefragt. Wir sollten uns gut überlegen, wofür wir unser Geld ausgeben und was wir essen. Immer noch essen wir doppelt so viel Fleisch wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Kürzlich erst rief auch das Umweltbundesamt dazu auf den Fleischkonsum zu halbieren!

Wir sagen es immer wieder: Bitte esst weniger und dafür besseres Fleisch. Also möglichst Bio. Und wenn es Huhn oder Ei sein soll, dann kauft bewusst ein. Achtet dabei gerne auf die Initiativen, bei denen die männlichen Geschwister mit aufgezogen werden. Damit helft ihr direkt das Kükentöten zu beenden.

Tipps für Ostern

Unsere nachhaltigen Oster-Tipps

Der Beitrag Die Eier, das Kükentöten und die Systemfrage der Landwirtschaft erschien zuerst auf WWF Blog.