Vampire, Mumien, Hexen: Halloween der Natur

Manchmal muss man wirklich denken die Natur hätte für den Halloweengrusel Pate gestanden. Oder war es gar anders rum? Jedenfalls gibt es Vampire, Mumien, Hexen und noch viel mehr zu entdecken. 

Knusper Knusper Knäuschen

Fingertier Halloween aye aye
Trick or treat? © imago / GFC Collection

Diese „Halloween-Hexe“ mit buckligem Rücken, großen, gelben, bei Nacht leuchtenden Augen und struppigen Fell alias Fingertier gehört zu den Primaten. Fingertiere gibt es nur auf Madagaskar. Sie leben nachtaktiv und ernähren sich am liebsten von Insekten, Insektenlarven, Nüssen ebenso wie von Früchten. Als Anpassung an die Art der Nahrungssuche besitzen Fingertiere zwei besondere Merkmale: ein nagerähnliches Gebiss mit meißelartigen Schneidezähnen und die namensgebenden verlängerten Mittelfinger, die als Tast- und Jagdwerkzeuge dienen.

Mit den langen Fingern klopfen die hauskatzengroßen „Hexen“ zum Beispiel Holz ab, um Hohlräume zu orten, genau dort mit ihren kräftigen Zähnen die Rinde aufzubeißen und wiederum mit den langen Fingern Larven heraus zu fischen. Auf dieselbe Art und Weise prüfen Fingertiere die Qualität von Kokosnüsse und Mangos und fressen nur die besten Früchte. Diese Art der Nahrungssuche entspricht der von Spechten, die allerdings hingegen mit ihren Schnäbeln klopfen und pulen.

Gürteltier Halloween
Keine Mumie, ein Gürteltier © imago stock&people

Das Tier als Mumie

Wer hat sich denn da in Klopapier eingewickelt? Neunbinden-Gürteltiere haben einen plumpen Körper, kurze Beine und einen langen Schwanz. Außenherum tragen sie einen Panzer. Dieser besteht aus vielen kleinen Knochenplättchen, die in der Körpermitte und am Schwanz in klopapierlagenartigen, gürtelähnlichen Ringen angeordnet und mit der nächsten Reihe gelenkig verbunden sind. So besitzen die Tiere trotz des Panzers eine gute Beweglichkeit. Am Kopf, in der Schulterregion und auf Höhe des Beckens sind die Platten zu Schilden verwachsen. Gürteltierbabys kommen schon mit einem Panzer zur Welt. Dieser ist allerdings anfangs noch weich und verknöchert erst im Laufe der Zeit. Der fertige Panzer besitzt dann eine Stärke von ca. zwei bis drei Millimeter und schützt die wandelnden „Mumien“ vor allem vor dornigem Gestrüpp und weniger gut vor Fressfeinden wie Puma und Jaguar.

Wie es sich an Halloween gehört, leben Neunbinden-Gürteltiere nachtaktiv. Im Dunkeln gehen sie auf Nahrungssuche. Mit einem Schlag ihrer langen, klebrigen Zungen fangen sie vor allem Käfer, andere Insekten sowie kleine Wirbeltiere. Tagsüber verkriechen sich die Neunbinden-Gürteltiere in ihren Erdhöhlen.

Halloween Moschustier
Zum Glück sind Moschustiere Vegetarier © imago images / Ardea

Bambi und Dracula

Die in bewaldeten Bergregionen Mittel- und Ostasiens lebenden Moschustiere sehen auf den ersten Blick aus wie Rehe. Sie gehören wie diese zu den Paarhufern. Aber weder Weibchen noch Männchen tragen ein Geweih. Dafür besitzen männliche Moschustiere lange spitze Eckzähne, die weit aus dem Maul herausragen. Vor allem in der Brunftsaison setzen sie diese „Vampirzähne“ im Kampf gegen Artgenossen ein, um sich Zugang zu Weibchen zu verschaffen. Aber keine Angst, bei der Nahrungssuche spielen die langen Zähne keine Rolle. Moschustiere trinken nämlich nur grünes Blut. Also, äh, sie ernähren sich rein pflanzlich.

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Ein weiteres charakteristisches Merkmal der männlichen Tiere sind die Moschusdrüsen. Das wertvolle Sekret dieser Drüsen wird seit Jahrtausenden zur Herstellung von Parfümen und Seifen sowie in der Asiatischen Medizin verwendet. In der Kosmetikindustrie ist echter Moschus mittlerweile weitestgehend durch künstlich hergestellte Duftstoffe ersetzt. In der Asiatischen Medizin ist Moschus allerdings weiterhin stark nachgefragt. Vor allem in China und Korea wird Moschus bei Herz-Kreislaufbeschwerden ebenso wie bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Von den sieben Moschustierarten gelten alle als „bedroht“, sechs sogar als „stark gefährdet“.

Huh-Huuuuh

Lautlos schwebt die Ost-Kreischeule durch die Nacht. Zur Halloweenfeier ist nur die graue Farbvariante eingeladen. Sie kommt natürlich als Geist. Ihre Feder„ohren“ dienen als Tarnhilfen im Geäst. Die Augen leuchten gespenstisch in Gelb. Spooky ist auch die Art wie Eulen ihren Kopf zu drei Vierteln um die eigene Achse drehen. So können sie zum einen mit minimaler Bewegung in einem großen Bereich rund um sich herum nach Beute suchen. Zum anderen können sie bei auf die Beute fixiertem Blick im Jagdanflug komplizierte Flugmanöver ausführen, ohne die Beute aus den Augen zu verlieren. Anatomische Besonderheiten bei Eulen verhindern, dass sie sich bei den extremen Verdrehungen des Kopfes die Blutzufuhr zum Gehirn abschnüren.

Kreischeule Halloween
Was kreischt da so in der Nacht? Ein Pferd? © imago images / blickwinkel

Eigentlich wäre das namensgebende Kreischen einer Kreischeule im nächtlichen Wald ja schon schaurig genug gewesen. Die Laute der Ost-Kreischeule sind aber fast noch unheimlicher. Als Ausnahme dieser Gattung wiehert sie wie ein Pferd. Vielleicht der kopflose Reiter?

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Nachtjäger mit Röntgenblick

Die Zeichnung der Welwitsch-Fledermaus erinnert mich an ein Kind im Skelettanzug. Deshalb habe ich sie für diese Zusammenstellung ausgewählt. Welwitsch-Fledermäuse leben in den Savannen des südlichen und östlichen Afrikas. Sie besitzen ein braunes Fell, sind nachtaktiv und machen Jagd auf Insekten. Man sagt Fledermäuse würden mit den Händen fliegen. Tatsächlich sind bei diesen einzigen fliegenden Säugetieren die Fingerknochen stark verlängert. Die Flughaut spannt sich zwischen den Fingern, Armen und Beinen. Diese ist bei der Welwitsch-Fledermaus schwarz, die Knochen ihrer Finger und Arme sind in leuchtendem Halloween-Kürbis-Orange nachgezeichnet.

Halloween Welwitsch-Fledermaus
Welwitsch Fledermaus © Piotr Naskrecki

Zum Ruhen, Putzen und Schlafen hängen sich Fledermäuse kopfüber mit den Füßen auf. Dabei hilft ihnen ein Mechanismus ihrer Sehnen, der ohne Muskelkraft funktioniert. So können sie stunden- und monatelang und sogar über den Tod hinaus hängen bleiben. Die Geburten erfolgen bei Fledermäusen jedoch nicht kopfüber. Zum Gebären stellen sich die Weibchen hin und fangen ihren Nachwuchs mit den Flügeln auf.

Fledermäuse sind ein wichtiger Teil der Ökosysteme. Sie fressen Insekten, bestäuben Blüten und verbreiten Samen.

Zum (Beutel-)Teufel

Beutelteufel gehören ebenso wie Kängurus und Koalas zu den Beuteltieren und leben auf der südlich des australischen Festlandes gelegenen Insel Tasmanien. Von der Statur sehen Beutelteufel aus wie eine Mischung aus Hund, Ratte und Marder. Namensgebend sind nicht nur das schwarze Fell und die sich bei Erregung rot färbenden Ohren, sondern auch das markerschütterndes Geschrei und ihr aggressives Verhalten bei der Nahrungssuche. Beutelteufel haben starke Kiefer und eine enorme Beißkraft. Zu ihrem Beutespektrum zählen sämtliche Tierarten bis zur Größe von kleineren Kängurus. Vor allem aber ernähren sich Beutelteufel von Aas. Sie verschlingen ihre Beute mit Haut und Haaren, verputzen sämtliche Organe und Teile des Skeletts.

Beutelteufel Halloween
Jetzt gibt es rote Ohren! © ozflash / iStock / Getty Images

 

Als Beuteltiere werden die Beutelteufelbabys in einem sehr frühen Stadium geboren und wachsen dann im Beutel der Mutter heran. Anders als bei Kängurus öffnet sich der Beutel der Beutelteufel allerdings nach hinten, so dass keine Interaktionen zwischen Mutter und Kindern möglich sind. Bald nachdem die jungen Beutelteufel im Alter von einem knappen Jahr selbstständig geworden sind, paaren sich die Weibchen erneut und der Zyklus beginnt von vorn.

Sind das Leichenteile?

Auch bei Pflanzen gibt es Gruseliges zu entdecken. Nach der Blütezeit der Löwenmäulchen kommen die ausgetrockneten Samenkapseln zum Vorschein. Diese sehen doch aus wie kleine Totenköpfe  oder?

Und aus dem Reich der Pilze ist das Judasohr zu erwähnen. Der bräunliche Fruchtkörper dieses weltweit verbreiteten Pilzes hat häufig die Form einer Ohrmuschel. Judasohren sind auch bei uns heimisch. Wenn du eines findest, drücke ich die Daumen, dass es nicht echt ist…

Was findet ihr in der Natur besonders gruselig? Schreibt uns!

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Schneeleoparden: Äußerst außergewöhnliche Katzen

Schneeleoparden gehören zu den seltensten und am wenigsten erforschten Katzen der Erde. Sie sind extrem schwer zu entdecken. Trotzdem weiß man, dass sie „Schneeschuhe“ tragen, fette Beute und große Sprünge machen, aber nicht brüllen können.
12 erstaunliche Fakten:

Höhen, in denen keine andere Katze überlebt

Schneeleoparden leben in äußerst unwegsamem, meist steilem und felsigem Gelände auf bis zu 5500 Metern Höhe. Keine andere Katze könnte so weit oben überleben!
Nur noch um die 5000 Schneeleoparden gibt es insgesamt. Ihre Heimat sind die Hochgebirge Zentralasiens und des Himalajas, vom südlichen Sibirien über die Mongolei und China bis nach Afghanistan, Nepal und Indien.

Wie sehen Schneeleoparden aus?
Perfekt an die Kälte angepasst © Purestock / GettyImages

Eingekuschelt: Wie Schneeleoparden die Kälte aushalten

Die Gebirgskatzen sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes ein dickes Fell mit bis zu 4000 Haaren pro Quadratzentimeter. Ihr Winterfell wird am Bauch zwölf Zentimeter lang.
Beim Schlafen rollen sich Schneeleoparden in ihren langen, buschigen Schwanz, den sie auch wärmend über die Schnauze legen. In ihren vergrößerten Nasenhöhlen können sie außerdem vermutlich kalte Luft aufwärmen, bevor sie in die Lungen gelangt.

Auf großem Fuß

Schneeleoparden haben verhältnismäßig große Pfoten mit behaarten Sohlen. Das hilft gegen die Kälte und vergrößert die Fläche noch einmal, um nicht im Schnee einzusinken.

Sensation Vierlingsgeburt

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Mit Hilfe von Kamerafallen, aufwändiger Feldforschung und noch aufwändigeren Besenderungen erforscht der WWF die Schneeleoparden, um sie besser schützen zu können. Im Altai-Gebirge in der Mongolei gelang uns dabei eine kleine Sensation: Wir konnten Vierlinge filmen! In der Regel bekommen die Raubkatzen nur zwei Junge pro Wurf und auch die bekommt man in freier Wildbahn kaum vor die Linse.

Schneeleoparden brüllen nicht

Im Gegensatz zu anderen Großkatzen können Schneeleoparden nicht brüllen, denn ihr Kehlkopf ist anders geformt. Wie unsere Hauskatzen miauen, schnurren oder knurren sie.

Und sie können sehr laut heulen. Hauptsächlich, um während der Paarungszeit zueinander zu finden. Ihre langgezogen heulenden Rufe klingen fast menschlich. Sie könnten einer der Gründe für den Mythos Yeti in ihrem Lebensraum sein.

Fette Beute

Schneeleoparden fressen Blauschafe, Steinböcke oder Mufflons und kleinere Arten wie Murmeltiere oder Pfeifhasen. Sie jagen aus dem Hinterhalt, häufig von erhöhten Klippen oder Felsen und nähern sich ihrer Beute unentdeckt bis auf wenige Meter, bevor sie angreifen. Dabei können sie sogar Tiere erlegen, die sechsmal so schwer sind wie sie selbst.

Was können Schneeleoparden gut? Und warum können sie nicht brüllen?
Anschleich- und Lauerjäger © imago / imagebroker / Jürgen und Christine Sohnsib

Große Sprünge

Schneeleoparden können sehr gut klettern und extrem weit springen. Bis zu 16 Meter, sagt man. Das ist allerdings nicht belegt. Doch Sprünge von neun Metern sind keine Seltenheit.

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Schneeleopard: Geist der Berge

Ihr grauweißes Fell mit den dunklen Flecken gibt Schneeleoparden die perfekte Tarnung. Sie sind so scheu, so selten und leben in derart schwer zugänglichem Gelände, dass der Mensch sie kaum zu Gesicht bekommt. „Geister der Berge“ werden die Katzen deshalb auch genannt.

Den Menschen in ihren Gebirgen gelten sie oft als heilig. Die Sherpa in Nepal sehen in ihnen Beschützer ihrer Gottheiten. Und in der Mongolei sagt man: „Wer den Geist der Berge jagt, auf den wird ein schwarzer Schatten fallen.“ Trotzdem werden die Gebirgskatzen verfolgt.

Was bedroht die Schneeleoparden?

Fell und Knochen der Schneeleoparden erzielen auf dem Schwarzmarkt hohe Preise. Fast allen ihren Körperteilen werden in der asiatischen Medizin Heilwirkungen zugeschrieben. Doch diese Form der Wilderei ist nicht das größte Problem der scheuen Katzen.

Die Hochgebirge Zentral- und Südasiens gehören zu den von der Klimakrise am stärksten betroffenen Regionen. Die Baumgrenze verschiebt sich immer höher und schmälert den Lebensraum der Raubkatzen und ihrer Beutetiere. Fehlt die Beute, vergrößert sich die Gefahr, dass Schneeleoparden auf die Nutztiere örtlicher Hirten ausweichen. Nicht selten greifen diese aus Rache und Angst um ihre Existenz zu Giftködern oder Schlagfallen.

Bürgerforscher:innen schützen Schneeleoparden

Weit oben im nepalesischen Himalaja helfen betroffene Hirten und Gemeindemitglieder selbst beim Biomonitoring der Schneeleoparden. Sie gehören dem Volk der Sherpa an, kennen das unzugängliche Gelände genau, zeichnen jede Sichtung, jedes Heulen, jeden Kratzer, Kot und Pfotenspuren der Großkatzen auf und helfen beim Installieren von Kamerafallen.

Was bedroht Schneeleoparden? Warum werden sie gejagt?
Spurensuche in der Mongolei © WWF Mongolia

So lässt sich zum Beispiel herausfinden, wo Nutzvieh besser nicht weiden sollte. Das Schutzbewusstsein wird geschärft und die Sherpa erhalten ein Einkommen. Ohne sie wäre Forschung in dieser Höhe das ganze Jahr über kaum möglich.
Auch in der Mongolei helfen lokale Hirten als „Freiwilligen-Ranger“ dem WWF beim Aufspüren der Katzen, beim Transport von Ausrüstung und dem Ausbringen von Salz und Winterfutter für ihre Beutetiere.

Citizen Science, Bürgerwissenschaft nennen sich solche Beteiligungsprojekte, die heute immer öfter die Erforschung bedrohter Arten stützen. Auch, um enorme Datenmengen aus Kamerafallen überhaupt sichten zu können.

Vielfältiger Schutz

Ausbildung und Ausrüstung für Biomonitoring und Ranger:innen,
Entwickeln von Einkommensalternativen für Hirten in den kargen Lebensräumen,
Weideschutzzäune und Hilfen beim Abschluss von Versicherungen für gerissenes Vieh,
Bildung, Aufklärung, die Einrichtung von Schutzgebieten und klimapolitische Arbeit:

Hilf uns beim umfassenden Schutz der Schneeleoparden.

Was unterscheidet eigentlich Schneeleoparden von Leoparden?

Schneeleoparden und Leoparden sind zwar entfernt verwandt. Sie gehören wie Löwe, Tiger und Jaguar zur Gattung der Pantherkatzen. Doch der Schneeleopard ist keine Unterart des Leoparden, sondern eine eigenständige Art.

Abgesehen vom helleren Fell haben Schneeleoparden einen wesentlich längeren Schwanz und eine kürzere Schnauze als andere Großkatzen. Sie sind außerdem mit höchstens 60 Zentimetern Schulterhöhe und 55 Kilogramm kleiner und leichter als die meisten Leoparden.

Wenn sich die Katze in den Schwanz beißt

Noch etwas Amüsantes zum Schluss: Vor ein paar Jahren machten in den sozialen Netzwerken zahllose Fotos die Runde, auf denen sich Schneeleoparden in den Schwanz beißen. Hier könnt Ihr Euch einige solcher lustigen Bilder ansehen.
Erstaunlich, dass es davon so viele Fotos gibt. Denn das ist kein typischer Tick der hellen Katzen. Allerdings spielen Großkatzen insgesamt gerne mit ihrem Schwanz.

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Hasen: Was Du (vielleicht) nicht über sie wusstest

Hasen sehen niemals rot. Trotzdem boxen Häsinnen gerne mal einen Verehrer um. Und sie können zweimal gleichzeitig schwanger werden. Was tun, wenn man ein Hasenjunges findet? Erstaunliches und Wichtiges aus der Welt der Langohren:

Von der Wüste bis zum Gletscher

Hasen gibt es heute auf allen Kontinenten der Erde außer in der Antarktis. Sie wurden vom Menschen auch eingeschleppt, wo sie ursprünglich nicht vorkamen und bewohnen vor allem Grasland, aber auch Halbwüsten, Hochgebirge und tropische Wälder. Es gibt den Wüstenhasen in Zentralasien, den Kap-Hasen in Afrika, Burmesische Hasen in Südostasien und Alaska-Hasen. In Deutschland und Europa sind vor allem Feldhase, Schneehase und Wildkaninchen heimisch.

Welche Hasen-Arten gibt es und wo leben sie?
Schneehasen leben in den Alpen © imago / blickwinkel / S.Gerth

Kaninchen sind Hasen – und trotzdem ganz anders

Zur biologischen Säugetierfamilie der Hasen gehören auch die Kaninchen: Wildkaninchen und ihre Zuchtform, die Hauskaninchen. Innerhalb der Hasenfamilie gibt es aber die Gattung der Echten Hasen. Diese unterscheiden sich sehr von den Kaninchen.

Echte Hasen haben längere Ohren, längere und kräftigere Hinterläufe, einen dünneren Schädel und sind größer und schlanker als die gedrungenen Kaninchen. Während Kaninchen sich unterirdische Bauten graben, leben Hasen im freien Feld und flachen Mulden, sogenannten Sassen. Neugeborene Hasen sind Nestflüchter, haben bereits Fell und können sehen. Kaninchen kommen blind und nackt als Nesthocker zur Welt. Echte Hasen und Kaninchen können sich nicht paaren.

Sind Hasen und Kaninchen verwandt? Wie unterscheiden sie sich?
Wildkaninchen in Deutschland © imago / imagebroker / Erhard Nerger

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Hasen: Schnelle Sprinter, gute Schwimmer

Da sich Echte Hasen nicht in Höhlen verstecken, müssen sie bei Gefahr mit hoher Geschwindigkeit fliehen. Feldhasendie am weitesten verbreiteten Vertreter in Deutschland — können bis zu 80 km/h schnell werden, drei Meter weit und zwei Meter hoch springen und sehr gut schwimmen. Auf der Flucht schlagen sie ihre typischen Haken, ändern also mehrfach abrupt die Richtung.

Zweimal gleichzeitig schwanger

Die Rammler machen ihrem Namen alle Ehre und bekommen bis zu sechsmal im Jahr Nachwuchs. Häufig paaren sich trächtige Häsinnen schon kurz vor dem Wurftermin erneut und können gleichzeitig noch einmal schwanger werden. Die sogenannte Superfötation oder Doppelträchtigkeit.

Hasen leben fast überall auf der Welt
Antilopenhase: Einer der größten, schwersten Echten Hasen, Arizona & Mexico © imago / Danita Delimont / Richard T.Wright

Das einsame Leben der Hasenbabys

Gleich nach der Geburt verlässt die Hasenmutter ihre Jungen und kommt nur alle 24 Stunden zum Säugen zurück. Dessen sollte sich bewusst sein, wer einen vermeintlich verwaisten jungen Feldhasen findet und ihn lieber in Ruhe lassen.

Die Hasenmutter vermeidet damit, dass ihr Geruch Feinde wie Füchse, Wildschweine oder Greifvögel anlockt. Ihre Jungen selbst sind fast geruchslos. Die Muttermilch der Häsin muss lange vorhalten und ist besonders nahrhaft, viermal so fett wie Kuhmilch.

Unzähmbar

Feldhasen sind echte Wildtiere und lassen sich nicht zähmen und in Gefangenschaft halten, selbst wenn sie mit der Flasche aufgezogen wurden. Wer tatsächlich ein verwundetes Hasenjunges findet, sollte es in einem Karton mit Luftlöchern zu einer Wildtierstation bringen. Es muss später wieder ausgewildert werden.

Hasen-Baby gefunden. Wann sollte man helfen? Tipps
Was tun, wenn man ein Feldhasenjunges findet? © imago / imagebroker / Erhard Nerger

Ein Hase frisst alles zweimal

Hasen fressen Gras, Kräuter, Blätter, Blüten, im Winter auch Zweige, Rinde und Wurzeln. Um die schwer verdauliche Nahrung besser verwerten zu können, fressen die Tiere sie zweimal: Sie scheiden die Pflanzenkost als sogenannten Blinddarmkot aus und fressen diesen weichen Kot nochmals.

Hasen sehen niemals Rot

Die Langohren sind kurzsichtig und Bewegungsseher, nehmen also hauptsächlich Dinge wahr, die sich bewegen. Dafür geben ihnen ihre seitlich stehenden Augen einen Rundum-Blick von fast 360 Grad. Und sie sehen die Welt in Grün- und Blautönen, da ihren Augen die Zapfen zur Wahrnehmung der Farbe Rot fehlen.

Powerfrauen

Im Frühjahr zum Höhepunkt der Paarungszeit lassen sich vermehrt kämpfende, miteinander boxende Feldhasen beobachten. Doch es sind keine Männchen, die hier um ein Weibchen buhlen. Sondern meist Häsinnen, die zu aufdringliche Verehrer abwehren!

Feldhasen können gut schwimmen und sehr schnell werden. Sind sie vom Aussterben bedroht?
Feldhasen durchqueren mühelos Seen und Bäche © imago / blickwinkel / AGAMI / H.Gebuis

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Gut versteckt

Feldhasen suchen sich ihre Sasse gerne so, dass sie einen guten Überblick haben. Über absichtliche Umwege und zuletzt mit einem großen Sprung gelangen die Einzelgänger in ihre Mulde, um nicht erschnüffelbar zu sein. Flach liegend und mit ihrer Fellfarbe gut getarnt, harren sie hier aus bis zum letzten Moment, bevor sie fliehen. Im Winter lassen sie sich in ihrer Sasse sogar einschneien.

Beim Spazierengehen sollte man auf den Wegen bleiben, um die scheuen Tiere nicht zu erschrecken. Und zwischen Feldern vor allem von Januar bis April Hunde an die Leine nehmen.

Feldhase folgt Mensch

Die Mümmelmänner ziehen offenes Grasland dicht bewachsenen Regionen und Wäldern vor. Deshalb folgten sie dem Wälder rodenden Mensch jahrhundertelang auf seine bewirtschafteten Flächen. Die heutige intensive Landwirtschaft allerdings lässt ihnen kaum noch Nahrung oder Deckung, vergiftet sie mit Chemie und bedroht Jungtiere durch große Maschinen.

Feldhasen gelten in Deutschland als gefährdet, in einigen Bundesländern wie Brandenburg und Sachsen-Anhalt als stark gefährdet. Der WWF setzt sich für eine Landwirtschaft im Sinne der Artenvielfalt ein, die zum Beispiel ausreichend Büsche und pflanzenreiche Feldränder stehen lässt.

Wozu die langen Löffel?

Warum haben Hasen so lange Ohren? Können Hasen Farben sehen?
Eselhase mit extrem langen Ohren in USA und Mexiko © imago / Nature Picture Library / Cyril Ruoso

Der Hase kann seine Ohren – in der Fachsprache Löffel – wie Schalltrichter in verschiedene Richtungen drehen und sehr gut hören. Je heißer der Lebensraum, desto länger die Löffel. Denn sie dienen auch der Kühlung: Stark durchblutet, transportieren sie Wärme ab.

Die ungewöhnlichsten Hasen der Welt

Sie sehen eher aus wie Meerschweinchen und haben mitnichten lange Löffel, sondern runde, kleine Ohren. Trotzdem gehören sie zur Familie der Hasen und machen ansonsten ihrem Namen alle Ehre: Pfeifhasen warnen und balzen in hohen, pfeifenden Tönen. Sie leben in den Steppen‑, Wald- und Gebirgsregionen Russlands, in Zentral- und Ostasien, im Himalaja und dem Nordwesten Amerikas.

Doch die amerikanischen Pfeifhasen gehören zu den ersten Opfern der Klimakrise. Die kleinen Tiere mit einer Körpertemperatur von über 40 Grad senken bei Hitze ihre Aktivität und brauchen kühle, feuchte Bergregionen. Ihre isolierten Lebensräume in Nordamerika bieten ihnen aber bei steigenden Temperaturen keine Korridore in höher gelegene Regionen.

Die ungewöhnlichsten Hasen der Welt
Pfeifhase, auch Pika genannt © imago / agefotostock

Hasen sind keine Nagetiere

Hasen haben Nagezähne, nagen und müssen das auch tun. Nach einem Jahr wären ihre Zähne sonst etwa anderthalb Meter lang. Doch die Langohren gehören nicht zur Ordnung der Nagetiere. Sie haben zusätzliche Stiftzähne hinter den Nagezähnen und können nicht mit den Vorderpfoten greifen.

Warum gibt es den Osterhasen?

Zu guter Letzt die alte Frage – auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Eier und Hasen passen als Fruchtbarkeitssymbole zum Frühjahrsfest. Möglicherweise hoppelten die Langohren nach dem Winter zu dieser Jahreszeit vermehrt in Gärten, um Futter zu suchen. Der Brauch soll zuerst im Elsass, der Pfalz und am Oberrhein entstanden sein. Durch das missratene Gebäck eines Osterlamms, das wie ein Hase aussah? Durch Eltern, denen die scheuen und schnellen Tiere ideal erschienen, um ihren Kindern zu erklären, wer nach der Fastenzeit heimlich die Eier versteckt? Heute weiß das niemand mehr so genau.

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Nashörner – 12 Fakten über die Nachfahren der Einhörner

Nashörner schlafen gerne tief, sind erstaunlich schnell und tatsächlich mit Einhörnern verwandt. Faszinierendes Wissen über die kurzsichtigen Urzeittiere:

Rasante Kolosse

3,5 Tonnen schwer können Nashörner werden. Sie sind nach den Elefanten die größten Landsäugetiere. Mit bis zu 55 km/h werden sie dabei für ihre Masse ungewöhnlich schnell. Unter den Säugetieren, die über eine Tonne wiegen, ist das Nashorn das schnellste. Und es kann beim Rennen sehr plötzlich die Richtung wechseln.

Sind Nashörner gefährlich?

Ihr Gewicht, ihre Schnelligkeit, dazu die Hörner, ihre Vorderzähne und ihre Kraft machen Nashörner zu gefährlichen Gegnern. Wenn sie sich bedroht fühlen. Denn Rhinozerosse sind nicht aggressiv, greifen selten andere Tiere an und meiden scheu menschliche Nähe.

Breitmaulnashörner neigen bei Gefahr zur Flucht, Spitzmaulnashörner eher zum Angriff. Doch mancher Angriff geschieht aus Versehen.

Sie könnten eine Brille brauchen

Was können Nashörner gut? Was können sie schlecht? Wie weit können Nashörner sehen?
Breitmaulnashorn © Martin Harvey / WWF

Rennt ein Nashorn plötzlich angriffslustig los, hat es sich womöglich nur vor einer Bewegung erschreckt und kann die Ursache nicht einordnen: Weil es sie verschwommen sieht. Rhinozerosse haben sehr kleine Augen und sind unglaublich kurzsichtig.

Zum Ausgleich für ihr schlechtes Sehvermögen haben Nashörner ein gutes Gehör und einen feinen Geruchssinn. Sie nehmen weit entfernte Gerüche wahr und kommunizieren über Kot und Urin. Letzteren spritzen sie zur Reviermarkierung auch schon mal fünf Meter weit.

Ein „Zusammenstoß“ Nashörner

Eine Gruppe von Nashörnern wird im Englischen a crash of rhinos genannt. Wahrscheinlich wegen ihrer Kraft.
Das ist nicht der einzige, lustige englische Ausdruck für Herden und Schwärme von Tieren. Es gibt zum Beispiel eine Geparden-Koalition, eine Raupen-Armee, den Giraffen-Turm, einen Kessel Fledermäuse – und ein Krähenschwarm heiß auf Englisch a murder of crows!

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Nashorn: Nachfahre des Einhorns

Einhörner gab es wirklich und sie lebten noch zu Zeiten unserer Vorfahren auf der Erde. Allerdings ähnelte das Sibirische Einhorn (oder Elasmotherium) weniger einem Pferd als vielmehr einem Nashorn und ist auch mit diesem verwandt! Doch es trug sein bis zu einem Meter langes Horn auf der Stirn und hatte längere Beine als die heutigen Rhinozerosse. Die Sibirischen Einhörner sind wahrscheinlich vor etwa 39.000 Jahren aufgrund von Klimaveränderungen ausgestorben.

So könnte das Sibirische Einhorn ausgesehen haben © IMAGO / agefotostock

Allerdings haben viele Nashörner zwei Hörner

Fünf verschiedene Nashorn-Arten leben heute noch in Afrika und Asien. Die beiden afrikanischen Nashörner – das Spitzmaul- und das Breitmaulnashorn – und das Sumatra-Nashorn aus Indonesien tragen zwei Hörner hintereinander, wobei das vordere meist größer ist.

Wie die Nahrung so das Maul

Die beiden afrikanischen Arten unterscheiden sich — wie ihre Namen vermuten lassen — anhand der Form ihres Mauls beziehungsweise ihrer Oberlippe. Nashörner sind Vegetarier und fressen Gräser, Blätter, Äste und Früchte.

Was fressen Nashörner? Welche Arten von Nashörnern gibt es? Wie unterscheiden sie sich?
Spitzmaulnashorn © Martin Harvey / WWF

Das Spitzmaulnashorn zupft mit seiner vorstehenden Greiflippe Nahrung von Büschen und Bäumen. Breitmaulnashörner grasen lieber und haben dafür eine breite, gerade Lippe.
Breitmaulnashörner sind außerdem die größten und schwersten aller fünf verbleibenden Arten.

Panzertiere? Die letzten asiatischen Nashörner

Nashörner haben keinen Panzer, aber eine durchschnittlich zwei Zentimeter dicke Haut, im Nacken sogar über vier Zentimeter. Die ist bei den asiatischen Arten am Hals und über den Beinen stark gefaltet und erinnert an einen Panzer. So heißt das Indische Nashorn denn auch Panzernashorn.

Panzer- und Java-Nashorn tragen nur ein Horn am Ende der Schnauze. Das Sumatra-Nashorn mit den zwei Hörnern ist die kleinste Nashorn-Art. Insgesamt sind die drei asiatischen Arten kleiner als ihre afrikanischen Verwandten und haben wesentlich kleinere Hörner.

Wie viele Nashörner gibt es noch? Wozu brauchen sie ihr Horn?
Panzernashorn © Richard Edwards / WWF-UK

Wozu brauchen Rhinozerosse ihr Horn?

Die Hörner dienen nicht nur als Waffe, sondern zum Graben nach Wasser oder Beseitigen von Gestrüpp. Im Kampf miteinander und zur Verteidigung ihrer Jungtiere nutzen vor allem die afrikanischen Arten ihre längeren Hörner. Den asiatischen Arten dienen dafür eher ihre dolchartigen Schneidezähne. (Die afrikanischen Rhinos haben gar kein Vordergebiss, sondern nur Pflanzen mahlende Backenzähne.)

Nashorn-Hörner bestehen hauptsächlich aus Keratin, dem gleichen Material wie unsere Fingernägel. Trotzdem werden die Hörner zu hohen Preisen als illegales Produkt in Ost-Asien gehandelt. Man schreibt ihnen Fieber senkende Wirkungen zu, sie sind teures Status-Symbol und vermeintliches Stärkungsmittel.

Vom Aussterben bedroht: Wie viele Nashörner gibt es noch?

Dank Schutzmaßnahmen ist die Zahl der Südlichen Breitmaulnashörner von rund
100 letzten Exemplaren auf knapp 18.000 gestiegen. Doch die Bestände fallen wieder.

Vom Nördlichen Breitmaulnashorn gibt es nur noch zwei Weibchen.
Java-Nashörner gibt es nur noch um die 60.
Sumatra-Nashörner geringfügig mehr, mit Besorgnis erregendem Rückgang.
Vom Spitzmaulnashorn gibt es nur noch rund 5.500 Tiere, Panzernashörner knapp 3600.

Helft uns, die Art für unseren Planeten zu erhalten!

Wo und wie schlafen Nashörner?

Die Dickhäuter schlafen etwa acht Stunden am Tag und suchen dafür den schattigen Schutz von Büschen und Bäumen. Sie können im Stehen und im Liegen schlafen. Und auch sehr, sehr fest. Dafür legen sie sich hin, die Füße leicht seitlich eingerollt.

Wo und wie schlafen Nashörner?
Breitmaulnashorn in Tiefschlaf-Position © Peter Chadwick / WWF

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Schwimmer und Nichtschwimmer

Nashörner suhlen sich gerne in kühlendem Schlamm, der die Haut vor Parasiten schützt. Besonders die asiatischen Arten verweilen ausgiebig in Schlammlöchern, Wasser und Sümpfen. Sie können gut schwimmen, während ihre afrikanischen Verwandten schlechte Schwimmer sind und in tiefem Wasser ertrinken können.

Wie klingt ein Nashorn?

Welche Laute gibt es von sich? Die Dickhäuter sind nicht stumm. Sie keuchen, fauchen, schnauben und wimmern – in dieser Reihenfolge wahrscheinlich zur Begrüßung, Warnung, beim Fressen und aus Hunger. Junge Rhinos kommunizieren ihre Bedürfnisse mit verschiedenen Jammer-Lauten.

Welche Geräusche machen Rhinozerosse?
Auch Nashorn-Nachwuchs jammert © Brent Stirton / Getty Images / WWF UK

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Jaguare: 12 Fakten über die geheimnisvollen Raubkatzen

Ihr Gebiss ist das kräftigste aller Raubkatzen. Sie jagen „im Fliegen“, haben Angst vor Ameisenbären und könnten aussterben, bevor man sie richtig kennt. Denn Jaguare sind noch kaum erforscht.

Hüter vieler Geheimnisse

Jaguare gehören zu den geheimnisvollsten und am wenigsten erforschten Katzen der Welt. Die scheuen Einzelgänger leben zurückgezogen und verstreut in riesigen, teilweise schwer zugänglichen Gebieten. Sie sind hauptsächlich nachts aktiv und der Mensch bekommt sie selten zu Gesicht. Das ist auch gut so! Denn wagt sich ein Jaguar aus seiner Deckung, wird er meist sofort erschossen.

Jaguare: Die größten Katzen Amerikas

Jaguare leben in Wäldern und Savannen Mittel- und Südamerikas, vor allem heute noch in den dichten Regenwäldern des Amazonasbeckens. Es sind die einzigen Großkatzen des amerikanischen Kontinents. Weltweit ist der Jaguar nach Löwen und Tigern die drittgrößte Raubkatze.

Die gefleckten Katzen sind kräftig gebaut, robust und muskulös mit großen Muskelpaketen an Nacken und Schultern. Sie können um die 120 Kilogramm schwer, 70 Zentimeter hoch und 1,70 Meter lang werden.

Wie groß werden Jaguare? Wie jagen sie? Was fressen sie?
Jaguare sind nicht wasserscheu © IMAGO / agefotostock

Jaguar — „der im Fliegen jagt“

Der Jaguar spielt eine wichtige Rolle in der Mythologie und Kultur der indigenen Bevölkerung Südamerikas. Er wurde und wird als heilig verehrt. Sein Name rührt von der indigenen Bezeichnung „Jag War“ – übersetzt etwa „der im Fliegen jagt“. Denn die Großkatzen pirschen sich von hinten an ihre Beute an und springen ihr dann von hinten auf den Rücken.

Kräftiges Gebiss

Jaguare haben das stärkste Gebiss aller Katzen und nach der Tüpfelhyäne die zweitgrößte Beißkraft aller Landraubtiere überhaupt. Sie können etwa doppelt so stark zubeißen wie Löwen und töten ihre Beute häufig durch einen Biss mit ihren langen Eckzähnen durch die Schädeldecke. Das ist von keiner anderen Raubkatze bekannt. Zum Nahrungsspektrum der fliegenden Jäger gehören Hirsche, Büffel, Affen, Gürteltiere, Fische, Kaimane – und Landschildkröten, deren Panzer sie mit ihrem kräftigen Gebiss knacken.

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Jaguare schwimmen gerne

Die meisten Katzen sind wasserscheu. Nicht so Jaguare. Die Raubkatzen sind ausgezeichnete Schwimmer, leben gerne in Ufernähe, kühlen sich im Wasser ab und stehen dafür manchmal stundenlang brusttief im Fluss. Noch ungewöhnlicher: Sie jagen auch im Wasser.

Wie viele Jaguare gibt es noch? Man kann nur grob schätzen.
Gejagt auch als Ersatz für Tiger © IMAGO / Nature Picture Library

Einziger Feind Mensch

Vermutlich gibt es insgesamt noch etwa 120.000 bis 170.000 Jaguare. Das ist allerdings nur eine grobe Schätzung, die zeigt, wie wenig über sie bekannt ist. Was wir wissen: Die letzten Jaguare verteilen sich auf 34 Unterpopulationen. Die bestehen teilweise nur aus wenigen Tieren und leben durch Straßen, Felder und Siedlungen weit voneinander abgeschnitten. Lediglich eine dieser Populationen ist noch nicht vom Aussterben bedroht! Ihr Rückzugsgebiet ist der Amazonas.

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Der Mensch rückt dem Jaguar immer näher. In den letzten hundert Jahren haben die Raubkatzen die Hälfte ihres Lebensraums verloren. Sie werden illegal gewildert. Meist als Ersatz für Tigerteile, die als vermeintliche Heilmittel gefragt, aber dank guter Schutzarbeit immer schwieriger zu bekommen sind. Und sie werden aus Angst und Vergeltung gejagt, wenn heute Siedlungen und Nutztierherden zunehmend dichter an ihre Reviere grenzen.

Schutz durch „Selfie“: Jaguare auf Facebook

Ein wichtiges Instrument zur Schutzforschung über die scheuen Tiere sind Kamerafallen. In den dichten Regenwäldern Costa Ricas helfen Gemeindemitglieder, die Daten aus den Kamerafallen zu sichern und veröffentlichen Fotos und Videos aus dem Dschungel im Internet. Das steigert die Wertschätzung einer intakten Natur und den Ökotourismus als Einnahmequelle und Alternative zur Ausbeutung der Wälder.

Wie schlafen Jaguare?

Jaguare schlafen einen Großteil des Tages. Um sich vor Sonne und Feinden zu schützen, liegen sie versteckt in dichtem Unterholz, hohem Gras – oder hängen auf dem Ast eines Baumes! Denn sie sind sehr gute Kletterer.

Wo schlafen Jaguare?
So schlafen Jaguare © IMAGO / robertharding

Wie unterscheiden sich Jaguare und Leoparden?

Die in Asien und Afrika lebenden Leoparden sind mit den Jaguaren eng verwandt und sehen ihnen in Muster und Fellfarbe sehr ähnlich. Doch Jaguare wirken massiger, haben kürzere Beine, einen wesentlich kürzeren Schwanz und einen breiteren, runderen, kräftigeren Kopf. Und ihre Fellflecken, die Rosetten, haben in der Mitte schwarze Tupfen.

Schwarze Panther sind Jaguare

… Oder Leoparden. Bei beiden Arten gibt es sogenannte Schwärzlinge, die durch eine Überpigmentierung dunkles Fell haben. Die Flecken schimmern aber noch durch. Panther sind also keine eigene Art.
Schwarze Jaguare sind extrem selten. Trotzdem sind uns schon welche in unsere Kamerafallen im Amazonas getappt!

Wo leben schwarze Panther? Wo findet man schwarze Panther? Panther in der Kamerafalle im Inirida Ramsar Schutzgebiet in Kolumbien im nördlichen Amazonas
Panther in Kamerafalle im Inirida Ramsar Schutzgebiet in Kolumbien © Fundacion Omacha / WWF 2016

Wehrhafter Ameisenbär

Obwohl Jaguare an der Spitze der Nahrungskette stehen, erliegt ihnen nicht jede Beute wehrlos. Respekt müssen die Großkatzen zum Beispiel vor den scharfen Krallen der Ameisenbären haben, wie Ihr in diesem Kamerafallen-Video sehen könnt.

Jaguare sind wichtig

Jaguare sind Top-Prädatoren. Die großen Beutegreifer kontrollieren die Populationen anderer Arten und erhalten das Gleichgewicht der Natur. Sie benötigen große, gesunde Lebensräume mit ausreichend Deckung und Beutetieren. Indem wir diese und die Raubkatzen schützen, erhalten wir ganze Ökosysteme und viele weitere Arten.

Hilfe für Jaguar & Co

Wie können wir die Jaguare schützen? Warum sind sie wichtig?Die drei am stärksten bedrohten Katzen der Welt stehen auf drei Kontinenten ähnlichen Gefahren gegenüber: Jaguar, Schneeleopard und Gepard. Hier lest Ihr mehr über unsere aufwendige Schutzarbeit und wie Ihr helfen könnt.

Der Beitrag Jaguare: 12 Fakten über die geheimnisvollen Raubkatzen erschien zuerst auf WWF Blog.