Mehr Wölfe muss nicht mehr Schäden bedeuten

Die neuesten Zahlen zeigen es: Wölfe nehmen hierzulande weiter zu. Das ist erfreulich. Die Wolfsrisse nehmen aber auch zu. Und das ist Großteils unnötig.

Mich als Naturschützer freut es natürlich, dass der Wolf seinen angestammten Lebensraum wieder einnimmt. Nach den neuesten Zahlen sind in Deutschland jetzt 157 Wolfsrudel bestätigt. Mehr Wölfe lassen manche aber auch gleich mehr wolfsverursachte Schäden befürchten. Mehr Wölfe bedeuten aber nicht automatisch mehr gerissene Schafe, Ziegen oder andere Nutztiere. Wir müssen nur endlich lernen, wie wir mit der Existenz der Wölfe umzugehen haben.

Schäden dort, wo die Wölfe neu sind

Die Zahlen sind eindeutig: Die meisten Übergriffe auf Nutztiere gibt es dort, wo Wölfe gerade erst neu ankommen. Dort, wo sich die Schaf- und Ziegenhalter eben noch nicht auf die Raubtiere eingestellt haben und wo viele Weidetiere nicht geschützt sind. Dort wo konsequent gut gebaute und ausreichend elektrifizierte Zäune zum Einsatz kommen – manchmal in Kombination mit geeigneten Herdenschutzhunden – gehen die Schäden zurück.

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Im Jahr 2020 wurden laut Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes 942 Wolfsübergriffe mit 3959 getöteten, verletzten oder vermissten Nutztieren gemeldet. 2019 wurden 887 Nutztiere getötet und 2894 verletzt. Die Bundesländer mit Wolfsvorkommen lassen sich Herdenschutz und Schadenausgleich rund 9,5 Millionen Euro kosten.

Der entscheidende Punkt dabei ist aber: Ein Großteil der angegriffenen Tiere waren nicht oder nicht ausreichend geschützt. In manchen Bundesländern waren es bis zu 80 Prozent! Das ist natürliche eine verheerende Quote.

Herde mit Herdenschutzhund
Herden müssen geschützt sein © Ofelia de Pablo y Javier Zurita / WWF Spanien

Mehr Herdenschutz, endlich! Der Wolf ist jetzt nach über 20 Jahren kein Neuling mehr in Deutschland. Die Wölfe werden auch nicht wieder weggehen. Wir müssen in den Bundesländern noch viel mehr für den Herdenschutz machen. Nur geeignete Zäune, gut trainierte Herdenschutzhunde, ausreichende Schulungen und finanzielle Unterstützung können dazu beitragen, dass die Konflikte zwischen Wolf und Tierhaltern langfristig und nachhaltig entschärft werden.

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Mit wirklich gutem Herdenschutz werden die Schäden auch in Gebieten mit vielen Wölfen wirksam begrenzt. Sei es mit Eseln, Lamas, Hunden Elektrozäunen oder allem. Nur Nichtstun hilft garantiert nicht. Deutschland braucht endlich flächendeckend Herdenschutz — anstatt Schein-Debatten um Obergrenzen, geheime Abschussgenehmigungen oder No-Go-Areas für Wölfe.

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Geparde: 11 Dinge, die Ihr noch nicht über sie wusstet

Geparde tragen Sonnenbrille, nutzen ihre eigenen sozialen Medien und sind mit jeder Pore ihres besonderen Körpers auf Geschwindigkeit getrimmt. Sie gehören zu den am stärksten bedrohten Katzen der Erde. Doch ein Durchbruch in der Gepardenforschung ist der Schlüssel zu ihrem Schutz. Elf faszinierenden Fakten:

Gebaut für die Geschwindigkeit

Geparde sind die schnellsten Landsäugetiere unseres Planeten und können innerhalb von nur drei Sekunden auf fast hundert Stundenkilometer beschleunigen. Darauf ist ihr schlanker Körper spezialisiert. Ihre langen Beine und eine flexible, streckbare Wirbelsäule ermöglichen weite Schritte. Vergrößerte Nasengänge und Lungen sorgen für eine optimale Sauerstoffzufuhr.

Wie schnell sind Geparde und warum? Was hilft ihnen, so schnell laufen zu können?
Drahtig, schlank und hochgewachsen © Gavin Lautenbach / Natural Habitat Adventures

Den nötigen Griff auf dem Boden geben gepolsterte, raue Fußsohlen und vor allem die Krallen, die Geparde im Gegensatz zu allen anderen Katzen nicht einziehen können. Wie Spikes wirken sie und geben den Katzen ihren wissenschaftlichen Namen: Acinonyx jubatus bedeutet so viel wie „unbewegliche Kralle mit Mähne“.

Mit Sonnenbrille

Das Gesicht der Geparde ist geprägt durch auffallend dunkle Streifen, die neben der Nase von den Augen bis zum Maul verlaufen. Tränenstreifen werden sie genannt und verhindern Reflexionen der grellen Sonne unterhalb der Augen, die die Sicht beeinträchtigen würden. Denn die Raubkatzen jagen bei Tageslicht.

Warum haben Geparde Tränenstreifen?
Tränenstreifen gegen die Sonne © Sasan Amir

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Geparde: Die einzigen tagaktiven Katzen

Der Gepard ist die einzige tagaktive Katze der Welt. Er geht damit Feinden und Nahrungskonkurrenten aus dem Weg, die in der Nacht auf Jagd sind. Denn mit seinem schnellen und leichten Körper ist der Gepard gegenüber anderen Raubkatzen wie Löwen verhältnismäßig schwach. Und nach einem Riss zu erschöpft, um gleich zu fressen:

Erst einmal ausruhen

Geparde sind extrem effektive Jäger. Doch nach dem schnellen Sprint auf ihre Beute – meist kleinere Antilopenarten wie Gazellen – müssen sie sich erst einmal fast eine halbe Stunde ausruhen. Viel Zeit, in der sie Gefahr laufen, ihren Fang an Löwen, Hyänen oder Leoparden zu verlieren. Oder gar selbst zur Beute zu werden.

Geparde: Ihr einzigartiger Körperbau macht sie so schnell.
Erinnern mehr an Windhunde als an Raubkatzen © imagoimages / Morales

Miauen wie ein Kätzchen, piepen wie ein Vogel

Geparde brüllen nicht. Sie haben einen anderen Kehlkopf als Löwen oder Tiger. Sie miauen und schnurren ähnlich unseren Hauskatzen. Deshalb zählen sie trotz einer Körpergröße von etwa 80 Zentimetern nicht zu den Großkatzen.

Droht Gefahr oder rufen Weibchen ihre Jungen, zirpen sie. Was fast wie Vogelzwitschern klingt, soll vermutlich verhindern, dass andere Raubtiere angelockt werden.

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Nachwuchs von mehreren Vätern gleichzeitig

Gepardenweibchen bekommen pro Wurf drei bis fünf Junge. Und die können alle von verschiedenen Vätern sein! Denn während sie läufig ist, paart sich die Gepardin so oft wie möglich und mit verschiedenen Männchen. Bei jeder Paarung wird ein Eisprung ausgelöst. Induzierte Ovulation lautet der Fachbegriff dafür.

Wieviele Junge bekommen Geparde?
Sind sie nur Halbgeschwister? © Scott Davis / Natural Habitat Adventures

Das „Facebook“ der Geparde

Geparde markieren ihr Revier nicht so wie andere Katzen. Sie kennzeichnen nicht die Ränder, stecken keine Grenzen ab. Männchen mit Revier markieren Schnüffelpunkte in der Mitte ihres Territoriums. Es gibt aber – ebenfalls eine Besonderheit – auch viele Männchen ohne eigenes Territorium. Floater werden sie genannt, Umherziehende. Und das tun sie. Sie erschnüffeln genau wie die Weibchen Informationen an den markierten Punkten, meist prominente Landmarken wie Akazienbäume, Termitenhügel oder Felsen. Diese sind soziale Knotenpunkte, eine Art Pinnwand – oder eben Social Media – der Raubkatzen.

Das alles ist noch gar nicht lange bekannt und Ergebnis unserer aufwendigen Feldforschung in Namibia, die vom WWF unterstützt wird. Denn Geparde leben sehr versteckt und sind schwer zu erforschen. Seit 16 Jahren erforsche ich in einem Expertenteam das Verhalten der Geparde. Ihre Eigenheiten und diese Knotenpunkte nun zu kennen, bedeutet einen entscheidenden Durchbruch für ihren Schutz:

Was Geparde mit Farmern zu tun haben

Wie Forschung die Geparde vor dem Aussterben retten kann.
Geparde brauchen extrem viel Platz © imagoimages / UIG / Valerio Ferraro

Geparde gehören zu den Tieren mit den größten Streifgebieten der Erde. Die wenigsten von ihnen sind in Schutzgebieten zu finden, sondern leben auf großen Flächen offenen Farmlandes, die das südliche Afrika heute prägen. Vor allem in Namibia – Heimat der letzten großen Geparden-Population. Vielen Farmern gelten sie als Gefahr für ihre Nutztiere. Ein Mensch-Wildtier-Konflikt, der die gesamte Art bedroht.

Doch die Erfahrungen des Forschungsteams in Namibia zeigen: Die Farmer sind kooperativ, wünschen sich selbst eine Lösung. Und wenn sie vor allem ihre Jungtiere von den sehr verstreuten sozialen Knotenpunkten der Raubkatzen fernhalten, können Risse entscheidend minimiert werden.

Hier könnt Ihr das Projekt direkt unterstützen!

Cheetah: Der Gefleckte 

2000 bis 3000 dunkle Flecken prägen das Fell eines jeden Geparden. Sie dienen der Tarnung und gaben den Katzen ihren englischen Namen, Cheetah: Das Hindi-Wort Chita bedeutet „gefleckt“. Auch die Haut unter den Flecken ist schwarz und das Fleckenmuster bei jedem Geparden unterschiedlich. Wie ein Fingerabdruck, an welchem Forscher:innen einzelne Tiere zum Beispiel auf Bildern aus Kamerafallen eindeutig erkennen können.

Was sind die Unterschiede zwischen Gepard und Leopard?
Gepard (li) und Leopard © Martin Harvey / WWF, Gavin Lautenbach / Natural Habitat Adventures

Die Gepardenflecken unterscheiden sich deutlich von denen eines Leoparden. Sie sind runder und ganz ausgefüllt. Die sogenannten Rosetten des Leoparden sind innen hell. Geparde sind außerdem schlanker als Leoparden.

Mit Mähne

Wie sehen Geparde aus? Wie sehen Gepardenbabys aus?
Gepardenjunge tragen Mähne © IMAGO / Panthermedia / NickDale

Gepardenjunge tragen außerdem die ersten drei Lebensmonate eine Rückenmähne. Fast wie ein Irokesenschnitt vom Nacken bis zum Schwanz. Die langen, hellen Haare tarnen die Jungtiere im hohen Gras.

Letzte Asiatische Geparde: Isoliert im Iran

Das Risiko, dass die Geparde in naher Zukunft aussterben, ist groß. Zusätzlich zu den Mensch-Tier-Konflikten wurden Geparde früher für ihr Fell bejagt und verlieren heute zunehmend Beutetiere und Lebensraum.

Nur noch etwa 7000 von ihnen gibt es in Afrika, vor allem südlich der Sahara. Einst waren sie auf dem gesamten Kontinent, der Arabischen Halbinsel und in Ostindien weit verbreitet. Heute besiedeln sie lediglich neun Prozent ihres ursprünglichen Lebensraumes.
Asiatische Geparde leben nur noch im nordöstlichen Iran – als winzige, isolierte und kaum überlebensfähige Population von nicht einmal 40 Tieren.

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Warum wir über Lichtverschmutzung reden müssen!

Nachtbeleuchtung kann uns krank machen. Und bedroht ganze Ökosysteme. Lichtverschmutzung ist einer der dramatischsten menschlichen Einflüsse auf unsere Biosphäre. Das fällt uns als tagaktives Wesen nur leider gar nicht so negativ auf.

Insekten: Tod an der Straßenlaterne

Ungefähr die Hälfte aller Insekten sind nachtaktiv. Sie werden durch eine künstlich erhellte Nacht in ihrem natürlichen Verhalten und in ihrer Orientierung gestört. Lichtverschmutzung hat äußerst negative Auswirkungen auf ihre Überlebenschancen. Dadurch wird die natürliche Nahrungskette gestört. Pflanzen werden nicht bestäubt. Vögel, Fledermäuse und Fische finden weniger Nahrung.  

Ein Rechenbeispiel verdeutlicht das schockierende Ausmaß des Insektensterbens durch Lichtverschmutzung: 

Es gibt in Deutschland ungefähr neun Millionen Straßenlaternen. Wissenschaftler schätzen, dass allein in den Monaten Juli und September bis zu 100 Milliarden Insekten an diesen Laternen sterben. Sie umkreisen das Licht, bis sie vor Erschöpfung sterben, verbrennen an den heißen Leuchten oder fallen angelockten Fressfeinden zum Opfer.  

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Bei der Schätzung sind Leuchtwerbung, Fassadenbeleuchtungen, Flutlicht oder private Garten- und Hausbeleuchtungen noch gar nicht mit einberechnet — wahrscheinlich sterben mehrere 100 Milliarden Insekten insgesamt. Lichtverschmutzung hat also einen großen Anteil am Insektensterben. 

Folgen für die Pflanzen

Künstliches Licht in der Nacht beeinträchtigt auch den natürlichen Wachstumszyklus von Pflanzen. Einige Baumarten verlieren neben Straßenlaternen später im Jahr ihre Blätter und erleiden dadurch oft erhebliche Frostschäden. Was wiederum den Baum schwächt.

Lichtverschmutzung Luftbild Nacht
Eigentlich ist die Nacht ja dunkel… © dennisvdw / iStock / Getty Images

Wiesenblumen können weniger und später Blüten ausbilden, was zu einer verminderten Samenbildung und dadurch einer geringen Fortpflanzungsrate führt. Außerdem kann sich die Struktur von Pflanzen durch ständige Beleuchtung verändern. Was Auswirkungen auf die Insektenlarven hat, die sich von den Pflanzen ernähren. Der veränderte Nährstoffgehalt führt dazu, dass die erwachsenen Insekten weniger gesund und widerstandfähig sind.   

Folgen für Tiere

Für viele Tiere ist ein dunkler Nachthimmel lebenswichtig. Tagaktive Tiere werden in ihren Ruhephasen gestört. Nachtaktive Tiere haben Sehorgane, welche auf Nachtbedingungen eingestellt sind. Oder sie brauchen die Dunkelheit, um sich an Mond und Sternen orientieren zu können.  

Das Verhalten von Fledermäusen ändert sich durch künstliche Beleuchtung. Sie verlassen später ihre Behausung verlassen und kommen morgens früher zurück. Die dadurch verkürzte Zeit für Jagd und Nahrungsaufnahme führt zu Entwicklungsdefiziten bei den Jungtieren.  

Lichtverschmutzung Fledermäuse
Viele Fledermäuse werden von dem Licht verwirrt © imago images / Pacific Press Agency / Moch Farabi Wardana

Die Orientierung von Zugvögeln ist durch Lichtverschmutzung stark beeinträchtigt. Der für die Navigation wichtige Sternenhimmel und das natürliche Magnetfeld der Erde werden von den künstlichen Lichtquellen, die oft dazu noch hohe Blauanteile im Spektrum haben, beeinträchtigt. Mit der Folge, dass Zugvögel, aber auch andere Vögel, die hell erleuchtete Objekte anfliegen, sich dabei verletzen oder sogar getötet werden. 

Eine besonders große Gefahr ist die Lichtverschmutzung für Seevögel wie Albatrosse und Sturmvögel. Vor allem Jungvögel sind betroffen. Deren erster Flug findet nachts statt. Eigentlich fliegen sie hinaus aufs Meer, wo sie den Rest des Jahres verbringen. Die Lichter von Küstenstädten und Häfen locken sie jedoch zurück an Land, wo sie erschöpft landen und so Opfer von Katzen, Hunden oder Autos werden. 

2013 berechnete ein Forscherteam, dass allein in Nordamerika jährlich fast sieben Millionen Vögel durch Kollisionen mit beleuchteten Funktürmen getötet werden. In Deutschland sterben Millionen an beleuchteten Fenstern.

Einige Fischarten wie Lachse und Aale verharren während ihrer Wanderschaft zu Laichgründen an hell ausgeleuchteten Brücken welche Barrieren bilden und erreichen so verspätet oder sogar gar nicht ihr Ziel.  

Frisch geschlüpfte Meeresschildkröten finden nicht ins Meer, weil die Beleuchtung der Strandpromenade die Helligkeit der Spiegelung des Mondes und der Sterne auf der Wasseroberfläche, nach der sie sich üblicherweise orientieren, übertrifft.  

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Folgen für den Menschen

Künstliches Licht in der Nacht kann Menschen nachweislich krank machen. Tagsüber bekommen wir in den Innenräumen viel zu wenig Licht und Abends durch Beleuchtung und Bildschirme mehr als natürlich. Das kann den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Und unsere innere Uhr aus dem Takt. Das für den Schlaf wichtige Hormon Melatonin wird weniger ausgeschüttet. Einschlafen und Aufwachen klappen nicht so gut, wodurch sich der Schlaf wesentlich verkürzt.

Herz-Kreislaufstörungen, Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck und höhere Krebsraten können Folgen von diesen Schlafstörungen sein. Weiterhin ist Schlaf enorm wichtig für Lernen, Gedächtnisleistung und ein gut funktionierendes Immunsystem. Studien identifizieren sogar eine verfrühte Pubertät von Jugendlichen als Folge von künstlichem Licht in der Nacht.   

Fünf einfache Schritte zu Reduzierung von Lichtimmissionen: 

Lichtverschmutzung ist kein kleines Problem. Was kann man persönlich tun? Was kann ich  gegen die Lichtverschmutzung und für nachtaktive Insekten in Haus und Garten tun?

  1. Zielgerichtet beleuchten! Richte das Licht gut aus und beleuchte nur das, was wirklich notwendig ist! Verzichte auf das Anstrahlen von Bäumen, Büschen, Teichen oder Wänden. Lass kein Licht in den Himmel strahlen! Verwende keine Bodenstrahler, Suchscheinwerfer oder rundumstrahlende Dekoleuchten. Beleuchte Schilder von oben nach unten. Deine Leuchten sollten nicht aus größerer Entfernung sichtbar sein! An Hängen kann eine zusätzliche Abschirmung der Leuchte erforderlich sein.
  2. Lichtmenge reduzieren! Halte die Intensität möglichst gering. Unser Auge passt sich gut an niedrige Beleuchtungsniveaus an, wenn es nicht durch helle Lichtquellen gestört wird. Gleichzeitig wirst Du sehen, dass Du mehr Sterne am Himmel erkennen kannst, wenn die Lichtintensität in Deinem Garten geringer ist.
  3. Farbtemperatur anpassen! Vermeide „kaltweißes“ Licht mit Wellenlängen unter 500 nm oder einer Farbtemperatur (cct) von über 3000K. Farbtemperaturen von 2000K oder weniger (wie Natriumdampflampen, und gelbe oder bernsteinfarbene LEDs) sind auf jeden Fall besser.
  4. Beleuchte nur, wenn Du das Licht brauchst! Oft hilft schon eine Zeitschaltuhr oder ein Bewegungssensor. 
  5. Verschönere Deinen Garten mit Pflanzen, die nachtaktive Insekten anlocken Dafür eigenen sich besonders Holunder, Melisse, Lichtnelke, Schnittlauch, Thymian, Duftgeißblatt, Phlox und Sommerflieder.

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Ein Waisenhaus für Luchse — weil jedes einzelne Tier zählt

Jetzt ist es endlich soweit, wir können heute in Maßweiler ein neues Luchsgehege einweihen. Ein Luchswaisenhaus, wie man es nennen könnte. Und das ist mir ganz persönlich in den letzten Jahren eine Herzensangelegenheit geworden.

Hier im Pfälzerwald ist ein artgerechtes Gehege zur fachgerechten Pflege und Versorgung von Luchsen entstanden. Die abgeschiedene Lage der Auffangstation und der sehr geringe Kontakt zu Menschen (keine Besucher) bieten ideale Voraussetzungen, die Wildtiere möglichst stressfrei zu pflegen — und zum geeigneten Zeitpunkt wieder in die Natur zu entlassen. Und dort hier in der freien Natur des Pfälzer Walds zählt jeder einzelne Luchs.

Warum jeder Luchs zählt

Der Pfälzerwald nimmt bei dieser Vernetzung von einzelnen Teilvorkommen zu einer europäischen vernetzten Metapopulation eine wichtige Rolle ein. Vor 50 Jahren begannen die ersten Wiederansiedlungsversuche und heute streifen nicht viel mehr als 200 Luchse durch Deutschlands Wälder. Der Luchs breitet sich eben nur sehr langsam aus. Jedes Tier zählt also, damit die Pinselohren wieder dauerhaft eine Heimat hierzulande finden.

Hier können die verwaisten Luchse einziehen © VIER VOETERS | WWF | Florian Eiserlo

Im so mehr, weil nur etwa die Hälfte von Luchsen das erste Lebensjahr überlebt. Und von den Überlebenden übersteht wieder nur die Hälfte das zweite Lebensjahr. Und junge Luchse, die ihre Mutter verlieren, haben in der freien Natur kaum eine Überlebenschance. Eine Chance, die sich jetzt aber durch die neue Auffangstation bietet.

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Deshalb ist das neue Gehege so wichtig. Denn erst dadurch gibt es die Möglichkeit, Luchswaisen, die ohne den Schutz ihrer Mutter angetroffen werden, adäquat zu betreuen. Bis sie bereit sind für ein eigenständiges Leben im Pfälzerwald. Natürlich wäre es mir am liebsten, wenn das Gehege so schnell gar nicht für die Pflege von Waisenluchsen gebraucht wird. Denn jeder Waisenluchs bedeutet ja auch, dass eine Luchsmutter krank, verletzt oder tot ist und nicht mehr selbst auf ihren Nachwuchs aufpassen kann.

Aber mit der Anzahl der Luchse im Pfälzerwald steigt ganz einfach auch die Wahrscheinlichkeit, dass Luchswaisen gefunden werden. Umso wichtiger ist es, dafür vorbereitet zu sein.

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Ich möchte an dieser Stelle unseren WWF-Luchspaten danken, die mit ihren zahlreichen Einzelspenden dazu beigetragen haben, dass wir heute das Gehege einweihen können. Außerdem möchte ich der Postcode Lotterie, SANTÈ Naturkosmetik und dem Ingenieurbüro für Gesundheitswesen Leipzig danken, die die Finanzierung des Geheges großzügig unterstützt haben. Und schließlich möchte ich TIERART für ihr tolles Engagement danken. Sie alle machen es möglich, dass die Tiere hier auf diesem Gelände leben dürfen.

Der Luchs ist zurück

Luchs Kamerafalle
Ganz Ohr © Julius Kramer / fokusnatur.de

Der WWF setzt sich für die Rückkehr des Luchses nach Deutschland ein, insbesondere im Bayerischen Wald und in Baden-Württemberg und eben auch als Partner im Rahmen des LIFE Luchs Pfälzerwald Projekts, welches kürzlich erfolgreich beendet wurde. Mit der Wiederansiedlung von 20 Luchsen in Deutschlands größtem Waldgebiet wurde ein wichtiger Meilenstein gelegt, um der Vision, die alle Luchsschützer teilen, etwas näherzukommen.

 

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Walrosse: Zahngehende Rechtshänder

Wozu Walrosse ihre Stoßzähne brauchen, warum sie von Klippen fallen, wie Walross-Mamas kuscheln – und wie Ihr von Zuhause mithelfen könnt, Walrosse zu finden:
13 faszinierende Fakten über die schweren Kolosse.

Seltener Besuch — Walross auf Baltrum

Das Aufsehen war groß, als vor einigen Wochen eine Walross-Dame im deutschen Wattenmeer auftauchte. Auf der Nordsee-Insel Baltrum ruhte sie sich einige Stunden aus, bevor sie in Richtung Niederlande weiterzog.

Walrosse leben auf arktischem Treibeis rund um den Nordpol.
Zuletzt war vor über 20 Jahren eines in der südlichen Nordsee gesichtet worden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Meeressäuger weite Strecken schwimmen. Immer wieder einmal verirren sich einzelne, abenteuerlustige Tiere in den Süden. Doch die Klimakrise könnte zu mehr solcher Wanderbewegungen führt. Denn schmelzendes Eis drängt die Walrosse in der Arktis zusammen.

Der auf den Zähnen geht

Wie groß werden Walrosse? Und warum haben sie Stoßzähne?
Wozu brauchen Walrosse ihre Stoßzähne? © IMAGO/Paul Souders & Danita Delimont

Auffälligstes Merkmal sind die langen Stoßzähne, auch Hauer genannt, die wie Elefantenstoßzähne aus Elfenbein bestehen. Sie werden um die 50 Zentimeter, im Rekordfall auch bis zu einem Meter lang.

Die Stoßzähne dienen der Verteidigung, als Eispickel und zur Fortbewegung: Walrosse ziehen sich daran vorwärts. Insbesondere, um vom Wasser auf Eis oder Klippen zu gelangen. Ihr wissenschaftlicher Name Odobenus rosmarus heißt denn auch soviel wie „Zahngehendes Seepferd“. Vor allem aber zeigen die Stoßzähne den Artgenossen Alter, Geschlecht und sozialen Status an.

Da bekommt selbst der Eisbär Angst

Walrosse sind riesig. Sie können bis zu dreieinhalb Meter lang und 1,8 Tonnen schwer werden. Eisbären und Orcas sind die einzigen natürlichen Feinde der großen und schweren Tiere. Doch die sind alles andere als leichte Beute und fügen ihren Fressfeinden mit den Stoßzähnen nicht selten tödliche Verletzungen zu.

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Walrosse: Auch an Land erstaunlich schnell

Wie schnell werden Walrosse? Wie lange können sie unter Wasser bleiben?
Elegante Schwimmer © naturepl.com / Franco Banfi / WWF

Walrosse gehören zu den Robben. Aber während sich die anderen Arten an Land mühsam mit ihren Vorderflossen vorwärts ziehen, können Walrosse auf allen Vieren laufen. Auch wenn das etwas ungelenk aussieht, werden sie dabei etwa so schnell wie wir Menschen.

Durchs Wasser gleiten die Kolosse fast schon elegant und können per Rückstoß mit ihren kräftigen Hinterflossen bis zu 35 km/h erreichen. Meistens schwimmen sie aber viel langsamer.

Fürsorgliche Mamas

Walross-Mütter halten und umarmen ihr Junges mit den Vorderflossen ähnlich wie wir Menschen ein Baby. In der Regel wird je nur ein Kalb geboren. Vor der Geburt verlässt die Kuh die Herde und zieht ihr Jungtier zunächst alleine auf. Möglicherweise damit das Kleine von den Großen nicht zerquetscht wird. Oder weil der Geruch der Gruppe eher Fressfeinde anzieht.

Walrossmütter kuscheln mit ihren Babys. Aber warum stürzen Walrosse von Klippen?
Mutterliebe © Paul Nicklen/National Geographic Stock / WWF-Canada

Warum Walrosse von Klippen fallen

Tonnenschwere Walrosse stürzen hilflos von einer Klippe in den Tod, überschlagen sich dabei an den schroffen Felsen: Die grausame Szene stammt aus der Netflix-Naturdoku „Unser Planet“, die in Zusammenarbeit mit dem WWF entstanden ist. Der Bayerische Rundfunk hat mich zum Grund für die schockierenden Bilder interviewt:

Hauptlebensraum der Walrosse sind die Eisschollen des Packeises. Hier schlafen sie und ruhen sich zwischen ihren Tauchgängen aus. Doch fehlendes Eis treibt Zehntausende von ihnen auf einen schmalen Küstenstreifen im Norden Russlands. Immer mehr Tiere kommen nach und die hinteren müssen auf eine Klippe ausweichen, von der sie dann hinunterstürzen.

Helft uns, Walrosse zu finden und zu zählen!

Im Gegensatz zu den Eisbären sind Walrosse noch gar nicht umfassend erforscht. Wie stark sind sie wirklich von der Klimakrise betroffen? Wie viele leben wo in der Arktis? Das wollen wir durch die Auswertung tausender Satellitenbilder herausfinden. Enorme Datenmengen, die wir nicht allein bewältigen können. Deshalb rufen wir die Öffentlichkeit dazu auf, zu Walross-Detektiven zu werden.

Hier könnt Ihr Euch als Gruppe oder Einzelperson anmelden und online helfen, Walrosse zu orten: geohive.maxar.com/walrus
Da es eine Aktion des britischen WWF ist, ist die Seite auf Englisch. Aber alles wird gut erklärt und Ihr bekommt zunächst ein kleines Training, bevor es richtig losgeht. Vielleicht könnt Ihr Euch das nach diesem Video noch besser vorstellen:

Citizen Science heißen Projekte, die Freiwillige an wissenschaftlichen Untersuchungen beteiligen, wie es inzwischen in vielen Bereichen des Artenschutzes geschieht.

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Doch Tieftaucher!

Walrosse leben gerne in flachen Küstengewässern, wo sie auf dem Grund nach Nahrung suchen. Meist in höchstens 80 oder 90 Metern Tiefe. Erst seit ein paar Jahren weiß man, dass sie auch mehr als 500 Meter tief tauchen können.

Angepasst an ein Leben im Eismeer

Ihre bis zu 15 Zentimeter dicke Fettschicht schützt die Arktisbewohner vor Kälte. Während des Tauchens verlangsamt sich außerdem die Herzfrequenz, um weniger zu frieren. Zusätzliche Blutgefäße und ein Protein in ihren Muskeln speichern Sauerstoff. Eine halbe Stunde können Walrosse unter Wasser bleiben, bis sie wieder auftauchen müssen, um zu atmen.

Wie schlafen Walrosse? Wie atmen sie?
Eis: Ort zum Ruhen und Schlafen © Wild Wonders of Europe / Ole Joergen Liodden / WWF

Das Walross ist ein Feinschmecker…

Auch wenn Walrosse manchmal Fische und größere Tiere wie zum Beispiel andere Robben jagen: Ihre Leibspeise sind Muscheln und Schnecken, die sie mit den Vorderflossen knacken und mit den Lippen aussaugen. Bis zu 6000 Muscheln in einer einzigen Mahlzeit!

… und Rechtshänder

Um die Muscheln im Sand zu finden, wühlen Walrosse den Meeresgrund auf. In den allermeisten Fällen nutzen sie dazu die rechte Flosse, nur äußerst selten die linke. Manchmal prusten sie auch einen starken Wasserstrahl auf den Sand. Fast wie bei einem Hochdruckreiniger.

Walrosse trinken nicht

Wie andere Robben bezieht ein Walross seine Flüssigkeit allein aus der Nahrung. Es ist deshalb besonders schlimm, wenn die Tiere länger nichts zu fressen finden.

(Lärm-) empfindliche Wesen

Was fressen und trinken Walrosse? Wie viele Walrosse gibt es noch?
Walrosse leben in Herden © Lin Pepper

Walrosse könnten in näherer Zukunft aussterben. Sie gelten laut Roter Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN als gefährdet.

Schon im 19. Jahrhundert hat der Mensch sie einmal fast ausgerottet: Die Meeressäuger wurden für ihr Fleisch und Fett, ihre Stoßzähne, Knochen, Haut und Flossen stark bejagt. Letztere galten als Delikatesse. Heute stehen Walrosse unter Naturschutz. Nur indigene Völker, denen sie als wichtige Nahrungsquelle dienen, dürfen sie noch jagen.

Doch abgesehen von Klimakrise und Erderhitzung fangen wir Menschen ihnen den Fisch weg, verschmutzen ihr Wasser und bedrohen sie mit unseren Schiffen, Bohrinseln und auch Flugzeugen. Denn Walrosse sind empfindlich.
Suchen sie durch fehlendes Eis Ruheplätze auf dem Festland, können niedrig fliegende Flugzeuge sie so erschrecken, dass Herden auf der Flucht ins Wasser enorm viele Jungtiere erdrücken. Unterwasserlärm stört ihre Brunftrufe und Kommunikation und trennt so Mütter von Kälbern. Die bedrohten Riesen brauchen dringend große, gute Schutzgebiete. Und sie brauchen ihr Eis.

Der Beitrag Walrosse: Zahngehende Rechtshänder erschien zuerst auf WWF Blog.