Wölfe, Wildnis und Munition

Als gebürtiger Kölner kenne ich Deutschland überwiegend als ein dicht besiedeltes Land mit gelegentlichen „Naturinseln“. Umso überraschter war ich, dass es bei uns vor allem im Osten doch noch weitgehend unbesiedelte und unzerschnittene Landschaften gibt. Alte Truppenübungsplätze, auf denen die noch junge Natur so manche tierische Gäste lockt. Das Geheule von Wölfen ertönte vor wenigen Jahren erstmals wieder in der Dämmerung. Insekten in allen Formen und Farben schwirren, krabbeln und klettern umher. Hier kann Natur endlich wieder Natur sein. Ein perfektes Naturparadies? Der Schein trügt. Diese neu entstehende Wildnis hat ein gefährliches Geheimnis. Unter der Erde schlummern nämlich noch Unmengen an Munition, Bomben und Granaten. Munitionsaltlasten, die jederzeit explodieren können. Eine Gefahr für Mensch und Natur.

Wildnis in Deutschland: Lieberoser Heide in Brandenburg
Militärische Hinterlassenschaften werden zu Naturschätzen © IMAGO/Rainer Weisflog

Die Vergangenheit holt uns ein

Viele der Truppenübungsplätze sind geprägt von einer düsteren Vergangenheit. Beispielsweise im heutigen Wildnisgebiet Lieberoser Heide im Süden Brandenburgs wurde zur NS-Zeit ein Außenlager des KZ Sachsenhausen errichtet. Häftlinge mussten für die SS einen Truppenübungsplatz bauen. Von 10.000 überlebten nur 400 Häftlinge. Nach Kriegsende wurden Truppenübungsplätze von der Sowjetunion weiter genutzt. Hier wurden unter anderem Chemiewaffen, Bomben und Raketen getestet.

Nach dem Mauerfall sind viele dieser Gebiete in die Staatshand übergegangen. Darauf musste die Frage gestellt werden: Was macht man mit diesen riesigen, teils stark mit Munition und Chemikalien belasteten Flächen? Die vom WWF mitgegründete Stiftung Naturlandschaften Brandenburg ermöglicht die natürliche Entwicklung von vier ehemaligen Truppenübungsplätzen in Wildnis von Morgen. Die Gebiete haben eine Gesamtfläche von über 13.000 Hektar. Sie sind Teil eines bundesweiten Netzwerks von Wildnisgebieten, einem Herzensprojekt der Teilnehmer:innen der Initiative für Wildnis in Deutschland.

Vom Truppenübungsplatz zum Naturparadies – geht das?

Die jahrzehntelange Nutzung der Flächen als Militärgelände hatte einen ungeahnten Nebeneffekt: Die hohen Kosten, die mit der Altlasten- und Munitionsbereinigung verbunden sind, haben eine Bebauung oder landwirtschaftliche Nutzung vieler Flächen verhindert. Würdet Ihr euer Haus in einem von Bomben umzingelten Gebiet bauen? Also ich sicher nicht. Und auch die hartgesottenste Landwirt:in hat vermutlich wenig Lust darauf, dass ihr Acker spontan von einer vergessenen Fliegerbombe umgepflügt wird – ganz davon abgesehen, dass so was in Deutschland natürlich streng verboten ist. Dadurch stellt die Munitionsbelastung eine riesige Chance für den Naturschutz dar.

Folgt uns durchs Traineejahr!

„Werdet Naturschutzprofi“, kündigten der WWF Deutschland und die Allianz Umweltstiftung in einer Stellenausschreibung für eine neue Ausbildung im Naturschutz an. Ein einjähriges Programm soll uns Trainees an Managementaufgaben in Natur- und Umweltschutzorganisationen heranführen. 

Auf einigen dieser Flächen entstehen nun große Wildnislandschaften. Statt Soldaten streifen nun Wolfsrudel durch die Wälder, Wiesen und Wüsten. Durch die langjährige Nutzung sind vielseitige Landschaften aus seltenen Heideflächen, dürren Panzerwüsten und dichten Laub- und Nadelwäldern entstanden. Landschaften, die in Deutschland in dieser Form einzigartig und daher unbedingt schützenswert sind.

Vorteil Munition?

Wildnis in Deutschland: Lieberoser Heide in Brandenburg, Schild Vorsicht Munition, lebensgefahr
Wer hier die Natur stört muss lebensmüde sein © IMAGO/blickwinkel/M.Henning

Hierzu hat sich durch die Munitionsbelastung ein unerwarteter Vorteil ergeben: Die Natur bleibt ganz ungestört. Denn nur ein leichtsinniger (oder lebensmüder) Wanderer würde an den angebrachten Warnschildern vorbeilaufen. Auch für Investoren sind diese Flächen oft nicht rentabel. Aber die Munitionsbelastung hat nicht nur Vorteile für den Naturschutz.

Alte Munition kann auch für die Natur zur Gefahr werden

Die Kehrseite der Munitionsbelastung bekam man vor allem in den Dürresommern der letzten Jahre zu spüren. Auf einigen der Flächen brachen immer wieder Waldbrände aus. Im Juni 2019 brannten im Wildnisgebiet Jüterborg 744 Hektar (>1000 Fußballfelder) Wald – der bislang größte Waldbrand Brandenburgs. Waldbrände können durch Explosionen, Brandstiftung oder Selbstentzündung bei extremer Dürre entstehen. Kommt es in einem munitionsbelasteten Gebiet zu einem Brand, stellt dies für die Feuerwehr eine besondere Herausforderung dar. Auf Grund der Explosionsgefahr können Brände nur vom Rand gelöscht werden und auch die Löschung aus der Luft ist stark eingeschränkt. Waldbrände können daher nicht so effektiv wie sonst bekämpft werden, ohne die Helfer:innen in Gefahr zu bringen. Sich entzündende Munition beschleunigt zudem die Ausbreitung des Feuers und verursacht neue Brandherde.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

Warum wird die Munition nicht entfernt?

Das ist leider nicht so einfach. Bis zu 45 Tonnen Munition pro Hektar könnten unter der Erde ruhen. Diese großflächig zu entfernen ist nahezu unmöglich. Es müssen bessere Strategien für den Waldbrandschutz her. Diese werden derzeit im Forschungsprojekt PYROPHOB untersucht. Neben besserem Brandschutz ist die Zeit das beste Heilmittel. Natürliche Vegetation kehrt langsam auf die alten Militärflächen zurück. Diese ist im Vergleich zu den bisher auf den Flächen vorherrschenden Nadelwäldern der Förstereien, widerstandsfähiger gegenüber Dürre und Waldbränden.

Neu entstehende Wildnis erleben

Dies ist ein spannender Zeitpunkt, um diese jungen, wilden Landschaften selbst zu erleben. Unsere Kriege haben tiefe Wunden in der Erde hinterlassen. Doch nun haben wir das große Glück, natürliche Regenerationsprozesse live mitzuverfolgen. Wunderschöne (und sichere) Wanderwege auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen laden zu faszinierenden Naturerlebnissen ein.

Mir persönlich gibt dieses Beispiel Hoffnung. Denn egal wie sehr wir uns bemühen unsere Natur zu zerstören, sie geht am Ende immer als Sieger hervor.

Der Beitrag Wölfe, Wildnis und Munition erschien zuerst auf WWF Blog.

Kick-Off im Krisenmodus: die neuen Naturschutz-Trainees

Fünf Menschen, drei Orte, ein Ziel: Wir wollen Naturschutz-Profis werden! Wir sind der dritte Jahrgang des Trainee-Programms von Allianz Umweltstiftung und WWF.

Pandagroße Steine fielen von unseren Herzen, als wir die Zusage bekamen. Schließlich waren wir in drei Runden gegen eine Mehr-als-Tausendschaft an Gleichgesinnten angetreten. Aber würden wir auch der Einladung zur Kick-Off-Woche in Berlin folgen können? Diese sollte Mitte Oktober das wohl zukunftsweisendste Jahr unseres bisherigen Lebens einläuten – eigentlich. Denn wie jeder weiß, finden Veranstaltungen derzeit leider oft nicht wie geplant statt 

Ein Auftakt mit AHA-Erlebnis 

Spoiler alert: Wir durften den Programmauftakt in persona erleben, wenn auch digital unterfüttert und gespickt mit einigen AHA-Momenten (und damit meine ich nicht den Begriff aus der Psychologie). Für einen gebührenden Kick-Off im Krisenmodus sorgten professionell-persönliche Einblicke in das bunte Spektrum der WWF-Handlungsfelder, sinnstiftende und schärfende Teambuilding-Events (Tasten! Hören! Riechen!), eine Textwerkstatt und natürlich das gegenseitige Kennenlernen mit Trainees, Programmleitung und Vorgesetzten. Geradezu köstlich wurde es bei einem abendlichen Kochworkshop: Unter Anleitung zweier Expertinnen zauberten wir schmackhafte Gerichte aus geretteten Zutaten und waren so am Ende des Tages ganz nach dem Motto des Veranstalters – „Restlos Glücklich“.  

Trainee-Unterlagen können auch ästhetisch sein © Frauke Scholvin

Projektverantwortung & gezielte Weiterbildung 

Eine gute Voraussetzung, denn vor uns liegt eine intensive Zeit. Neben der Berliner Zentrale des WWF Deutschlandin der Gary, Michelle und Moritz beheimatet sindsind auch die fünf Minuten entfernte NABU-Bundesgeschäftsstelle (ich) und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (Marco) Teil der Traineefamilie.

Ihr ahnt es: Überall warten praxisnahe Projekte, wichtige Entscheidungen sowie tagtägliche Aufgaben darauf, organisiert, gefällt, erledigt zu werden. Hier müssen Förderanträge geschrieben, da Lieferketten verbessert und dort Naturschutz mit Menschenrechten in Einklang gebracht werden; Podcasts sind aufzunehmen, Onlinekurse zu gestalten 

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Ich selbst schreibe an einem Hintergrundpapier zur Anpassung an den Klimawandel und koordiniere die NABU-interne Abstimmung zu diesem komplexen Querschnittsthema. Und dann wären da noch die vierteljährlichen Trainingswochen, bei denen wir zu zentralen Aspekten der professionellen Naturschutzarbeit geschult werden: Projektmanagement, Finanzierung, Öffentlichkeitsarbeit – you name it! 

Folgt uns durchs Traineejahr 

Wir werden sehen, wie sich die Situation bis zur nächsten Trainingseinheit entwickelt; für den Moment ist jedenfalls erst einmal Home-Office angesagt. Erleben wir vielleicht gerade die Geburtsstunde einer neuen, digitalen Arbeitsweltgleich zu Beginn unseres eigenen Berufslebens? Das wird sich wohl erst in ein paar Monaten zeigen. Bis dahin werden noch viele Mikrofon‑Fauxpas, ungewöhnliche Wohnzimmereinblicke und widerspenstige Internetverbindungen für allgemeine Unterhaltung sorgen. Ich mache jedenfalls das Beste draus.  

Und wenn auch ihr wissen wollt, wie wir dieses Traineejahr der besonderen Umstände meistern, dann schaut mal wieder hier beim WWF-Blog vorbei. Hier werden wir regelmäßig von unseren Aufgaben, Eindrücken und Erfahrungen als Naturschutz-Trainees berichten.

Wir freuen uns, wenn ihr dabei seid!

Folgt uns durchs Traineejahr!

„Werdet Naturschutzprofi“, kündigten der WWF Deutschland und die Allianz Umweltstiftung in einer Stellenausschreibung für eine neue Ausbildung im Naturschutz an. Ein einjähriges Programm soll Trainees an Managementaufgaben in Natur- und Umweltschutzorganisationen heranführen. 

Der Beitrag Kick-Off im Krisenmodus: die neuen Naturschutz-Trainees erschien zuerst auf WWF Blog.

Warum ein Bad im Wald jetzt genau das Richtige für Dich ist!

Was? Zu kalt? Aber nicht doch: Waldbaden! Durch den Wald lustwandeln. Und vielleicht auch einen Baum umarmen. Oder zwei …

Dieser Text startet mit einem Geständnis: Ich habe noch nie einen Baum umarmt. Dabei ist Baumumarmen (#treehugging) und Waldbaden (aka Wald-Spaziergang) erwiesenermaßen gut für Körper und Geist — und die risikofrei umarmbaren Lebewesen sind Corona-bedingt rar.

Früher als Kind waren wir in den Ferien oft Blaubeeren sammeln. Dann wurden immer die Fahrräder genommen, auf in den Wald! Mit ungeschickten Großstädter-Schritten tapsten wir über Stöcke, Moos und Laub. Die Farne wuchsen so hoch, dass sie mir als Achtjährige bis zur Stirn standen. Nach getaner Arbeit gab es zum Abschluss des Tages für jeden eine Schlüssel Beeren, mit Milch und Zucker versteht sich.

Mittlerweile kriege ich die Blaubeeren nur noch aus dem Supermarkt. Die sind auch okay. Aber da fehlt was. Die Kuhmilch von damals wird neuerdings durch eine Hafervariante ersetzt, eh klar. Aber das ist es nicht. Was fehlt, ist der Kontakt zum Wald. Aber wer hat noch Kapazitäten, einen ganzen Tag Auszeit zu machen, nur, um zwischen Birken und Fichten zu wandeln?

Heilung durch Wald — nicht nur Esoterikgedöns

Gar nicht so wenige, wie sich aktuell zeigt. Zum pandemiebedingten Trendsport Spazierengehen entdeckt man gegenwärtig auch den Wald wieder für sich. Nicht nur als Reiseziel, sondern als quasi ortgewordenes Heilmittel gegen alle physischen und psychischen Wehwehchen des modernen Menschen. Echt jetzt?

Tatsächlich steckt hinter der Waldlust nicht nur esoterisches Wunschdenken. Zumindest nicht ausschließlich. In Japan förderte das Landwirtschaftsministerium bereits in den Achtzigern das Waldbaden, dort unter dem Begriff Shinrin-yoku bekannt. Mit einem millionenteuren Forschungsprojekt testete man den Waldspaziergang auf seine heilsame Wirkung. Mit Erfolg. Demnach erhöht das ausgiebige Schlendern unter Bäumen die Zahl von T‑Zellen im Körper. Das sind die, die erkennen, wenn uns etwa ein Virus attackiert. Immunabwehrboost.

So badet man richtig im Wald

Und was genau muss man jetzt tun, damit der Waldspaziergang seine volle Wirkung entfaltet? Wir wollen ja schließlich nicht einfach stur durch die Gegend laufen, sondern professionell Shinrin-yoku machen. Wichtig ist das Ziel des Ausflugs. Nämlich, dass es kein Ziel geben darf.

Für ein anständiges Shinrin-yoku sucht man sich nicht etwa vorab die beste Wanderroute aus und marschiert die möglichst effizient ab. Im Gegenteil: Der wahre Waldflaneur gibt sich dem spontanen Erlebnis vor Ort hin. Eine umgestürzte Linde liegt quer über den Waldboden? Eine perfekte Gelegenheit für einen spontanen Balanceakt! Wer vor Ort meditieren will oder Yoga machen, kann das gerne einbinden. Außerdem wird während der Tour geschwiegen.

Schmusen mit Bäumen

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Natural History Museum (@natural_history_museum)

Und wer sich aktuell arg nach Körperkontakt sehnt, kann auch einfach mal einen Baum umarmen. So empfiehlt es beispielsweise ganz offiziell Islands Förstereibehörde. Auch wenn so eine kalte feuchte Rinde maximal ein mittelmäßiger Ersatz sein kann. Aber wer will da kleinlich sein.

Ran an die Rinde

Ich wage es, obwohl ich mir maximal dämlich dabei vorkomme. Eingefleischte Baumumarmer:innen schwören auf das wohlige Gefühl, das sich einstellen soll. Wissenschaftlich halbwegs erwiesen ist, dass der Blick ins Grün und die Nähe zu Bäumen, die selbst permanent Stoffe aussenden, um miteinander zu kommunizieren (Tannine zum Beispiel) beim Menschen für den Ausstoß von Oxytocin sorgen. Oxytocin ist ein Glückshormon, wir produzieren es beim Kuscheln, beim Sex, bei der Geburt. Es sorgt für dieses Gefühl von Nähe und Geborgenheit. Genau das brauche ich.

In Indien hat das Gewächseknuddeln übrigens lange ernste politische Tradition, die bis weit vor die Coronazeit reicht. Schon 1730 umarmten Mitglieder der Bishnoi-Religionsgemeinschaft Bäume als Protestaktion. 2017 versammelten sich im indischen Thiruvanantthapuram 4620 Menschen, um gemeinsam mit Bäumen zu schmusen. Weltrekord. Ob sich das bei den Teilnehmenden auch irgendwie positiv aufs Immunsystem ausgewirkt hat, ist nicht bekannt.

Bekanntgegeben werden kann: Ich habe es getan! Endlich einen Baum umarmt. Zwei sogar. Mitten in der Stadt. Heimlich. Bei Nacht. Vor Umarmung Nummer 1 habe ich mich noch umgesehen. Guckt grade wer? Ich umarme. Atme. Höre Leute. Schnell weiter. 30 Meter später der nächste Stadtbaum. Ich umarme, schließe die Augen, merke, dass mein Herz viel zu schnell schlägt. Nach ein paar Sekunden wird es langsamer, das Gefühl von Rinde auf der Haut löst was wohliges aus, Kindheitserinnerung bestimmt. Ich höre Leute. Jetzt sind sie mir egal.

Ok fertig, ab nach Hause, die Nacht ist kalt. Auf dem Rückweg komme ich nicht umhin, jeden Baum flüchtig zu streicheln. Das Herz bleibt auf niedriger Frequenz, ich: arg entspannt. Erwacht da gerade der Treehugger in mir?

Auch Lust gekriegt? In Thüringen unterstützt der WWF ein Urwaldprojekt, das zum Waldbaden lädt

Kein Wald vor der Tür? Na bitte, nimm dir die Waldmeditation

Der Beitrag Warum ein Bad im Wald jetzt genau das Richtige für Dich ist! erschien zuerst auf WWF Blog.

Waldmeditation: der virtuelle Spaziergang

Ich habe davon zu wenig. Du bestimmt auch. Raus gehen, in den Wald. Der Wind rauscht in den Bäumen, ein Bächlein murmelt, es singt und krächzt und zirpt. Bekommst Du das regelmäßig? Herzlichen Glückwunsch. Ist gesund. Für Körper und Seele. Waldspaziergänge bauen Stress ab, stärken das Immunsystem, senken den Blutzuckerspiegel, verbessern die Konzentration und machen gute Laune. Eher esoterisch angehauchte Leute nennen das Waldbaden, Oma sagte dazu Sonntagsspaziergang. 

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Bei mir rauschen da draußen eher Autos, und das Singen und Krächzen kommt wenn überhaupt von den Nachbarn. In den Wald gehen kann ich eher selten. Ist mit Aktion verbunden, wenn es in Zeiten von Lockdown und Quarantäne überhaupt noch geht. 

Im Kopf in den Wald — Geht das?

Doch jetzt muss ich mich gar nicht mehr bewegen und kann trotzdem in den Wald?Waldmeditation nennt sich das, vom WWF zusammen mit 7Mind entwickeltFunktioniert so: App kostenlos runterladen und anmelden. Wer kein Smartphone hat oder wem die App zu kompliziert ist, der kann sich die Meditation auch über dem Browser bei 7Mind anhören, unter „Klang und Natur”. Und ab geht es in den Wald. Genauer gesagt in den Schwarzwald, wo die Waldgeräusche aufgenommen wurden. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich skeptisch. Taugt das was? Knapp zehn Minuten dauert die Waldemeditation. Kann man ja mal ausprobieren. 

Es passiert nicht viel. Zum Glück.

Eine angenehme sonore Frauenstimme führt mich dann. Kopfhörer wären gut, damit mich der Staubsauger des Nachbarn oder der Laubbläser des Tages nicht doch vom Weg in den Wald abbringen. Ziemlich bald lässt die Frauenstimme mich dann alleine. Und das ist ganz wunderbar so. Die sparsamen, authentischen Geräusche nehmen mich wirklich mit in den Schwarzwald. Es krächzt ein Rabe, ein bisschen Wind. Ich kann fast den Waldboden riechen. Es passiert nicht viel. Die Gedanken fliegen. Nach ein paar Minuten holt die Frauenstimme mich dann wieder zurück. Wow.

Jetzt die Petition gegen die Entwaldung unterschreiben! Danke!

 

Ich war wirklich weit weg. Fühle mich tatsächlich erholt. Bin höchstens ein bisschen wehmütig, dass ich es nicht absehen kann, wann ich dieses spezielle Waldgefühl mal wieder in echt haben werde. Ich bin ein bisschen baff, dass es so gut wirkt, dass es so gut anspringt. Und bin echt dankbar, dass es beides gibt: den Wald und den virtuellen Spaziergang.  

Das waren wirklich hervorragend investierte zehn Minuten Lebenszeit. Das mache ich auf jeden Fall nochmal. Fühlt sich gut an.

Wo finde ich die Waldmeditation?

Wie gesagt, man muss die App erstmal runterladen. Das ist aber nicht besonders komplex. Einfach die 7Mind-App bei Google Play oder im App Store herunterladen, kostenlos registrieren und entspannen. Wunderbar. Ich wäre ehrlich überrascht, wenn das irgendwem nicht gefallen könnte. Bin gespannt was ihr so denkt.

Übrigens: Es ist inzwischen auch wissenschaftlich erwiesen, dass Naturfilme glücklich machen. Wir hätten da auch noch ein paar Vorschläge. Schaut mal rein!

Der Beitrag Waldmeditation: der virtuelle Spaziergang erschien zuerst auf WWF Blog.

Esskastanie: Wo man sie findet und warum sie so wertvoll ist

Wenn im Herbst bunten Blätter fallen, dann ist es Zeit zum Sammeln. Pilze und Obst, oder eben auch Nüsse und Kastanien. Die Esskastanie kaufen viele allerdings im Supermarkt und beim Maronen-Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Kann man machen. Was aber noch mehr Spaß macht ist selbst im Wald auf die Pirsch zugehen. Wer jetzt die Augen offenhält, schnell ist und ein bisschen Glück hat, der kann mit gesunden Köstlichkeiten nach Hause kommen. Wir sagen hier, was man wissen muss.

Rosskastanien sind sogar leicht giftig

Es gibt etwa 20 verschiedene Sorten Kastanien. In Deutschland sind es im Wesentlichen zwei Arten: Esskastanien und Edelkastanien sind das Gleiche und bekanntlich lecker. Aus Rosskastanien kann man schöne Dinge basteln, Creme und Ökowaschmittel machen, aber essen können wir sie nicht. Sie sind gering giftig für Menschen, auf jeden Fall ungenießbar.

Was ist der Unterschied zwischen Maronen und Esskastanien?

Eigentlich gibt es keinen Unterschied. Maronen sind die gleiche Art wie die Edelkastanie, nur speziell gezüchtet. Sie sind etwas größer und lassen sich leichter schälen. Im Sprachgebrauch unterscheidet man aber nicht zwischen Maronen und Esskastanien.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

 

Wie erkenne ich Esskastanien?

Rosskastanien kennt ja jedes Kind. Aber auch Esskastanien sind leicht zu erkennen: Die Blätter der Rosskastanie sind fünfteilig. Die Blätter der Edelkastanie Castanea Sativa hängen einzeln an den Ästen. Zudem haben sie kleine, spitze Stacheln am Rand. Die Kastanien selbst sind eher flach, an der einen Seite ist eine Spitze mit pinselartigem Bausch. Die Stacheln der Kastanienhülle sind auch deutlich spitzer. Beim Aufmachen empfiehlt es sich auf jeden Fall Handschuhe zu tragen, sonst kann es ganz schön weh tun. In der Hülle warten dann bis zu drei Kastanien.

Esskastanie Marone am Baum
Stachelig, lecker, gesund © SkyF / iStock / Getty Images

Sind Maronen gesund?

Oh ja, Kastanien sind durchaus gesund. Sie enthalten viel hochwertiges Eiweiß, Kalium, Calcium, Eisen, Magnesium, sowie Vitamin E, Vitamin C, fast alle B‑Vitamine und Betacarotin. Maronen sind sehr kalorienreich, weswegen sie viele Tiere ja auch als Herbst- und Winterfutter schätzen. Sie enthalten aber deutlich weniger Fett als andere Nüsse. Früher galten Esskastanien nicht als Delikatesse, sondern als Arme-Leute-Essen. Dank ihres hohen Stärkeanteils von 43 Prozent waren Esskastanien in Südeuropa über Jahrhunderte ein Grundnahrungsmittel — bis sie durch die Kartoffel ersetzt wurden. Esskastanien sind übrigens glutenfrei.

Wo kommen Esskastanien eigentlich her?

Die Esskastanie kommt eigentlich aus Südeuropa. Auf Korsika oder in Griechenland sind die Kastanien noch heute von großer Bedeutung. Die alten Griechen nannten sie die „Eichel des Zeus“ und nutzten sie auch für medizinische Zwecke. Die Römer kultivierten die Esskastanie und trugen zur Verbreitung in Europa bei – eben auch bei uns.

Wo wachsen Esskastanien?

In Deutschland findet man die Edelkastanie heute in lichten Laubwäldern. Die Esskastanie benötigt ein mildes Klima und fühlt sich dort ziemlich wohl, wo auch Wein angebaut wird. Also zum Beispiel in der Pfalz, an Mosel, Saar und Nahe oder in Baden-Württemberg. Sie bevorzugt vollsonnige Lagen. In Norddeutschland wird man aber eher nicht fündig — bisher.

Wie finde ich Esskastanien?

Mit den Esskastanien ist es wie mit den Pilzen: Sie sind begehrt. Und man muss wissen, wo man sie findet. An schönen Herbstwochenenden streifen viele durch die Wälder Süddeutschlands auf der Suche nach der Delikatesse. Wenn Du dich geschickt anstellst verraten Einheimische vielleicht sogar die besten Plätze. Ansonsten heißt es Augen aufhalten. Wenn Du dich bei Spaziergängen aufmerksam umschaust, kannst du vielleicht einen Esskastanienbaum entdecken. Dann heißt es im Laub unter dem Baum nach den Nüssen schauen. Und wie schon erwähnt: ohne Handschuhe kann das ganz schön stachelig sein.

Und was mache ich mit Maronen?

Essen. Man kann sie natürlich Rösten, wie man es vom Weihnachtsmarkt kennt. Suppen kochen geht aber auch, oder Desserts kreieren — es gibt viele Arten der Zubereitung. Man kann die Kastanien aber auch trocknen oder einfrieren. Lecker sind sie auf jeden Fall.

Nicht so lecker: Würmer

Würmer lieben Esskastanien mindestens genauso wie wir. Meistens sieht man kleine Löcher in der Schale. Die kann man dann gleich für die Tiere liegen lassen. Weitere Möglichkeit: Die Kastanien zuhause in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser legen. Die an der Oberfläche schwimmen enthalten sie höchstwahrscheinlich Würmer.

Wann kann man am besten Maronen sammeln?

Jetzt im Herbst. Idealerweise nach ein paar windigen Tagen, der die Kastanien vom Baum weht. Dann aber husch husch. Sonst sind die Tiere schneller. Oder konkurrierende Sammler. Oder die Kastanien werden nach ein paar Tagen im Feuchten schimmlig.

Esskastanie Edelkastanie in Blüte
Die Esskastanie ist auch ökologisch ein besonders wertvoller Baum © picture alliance / AGRAR-PRESS | ikrick

Edelkastanien werden alt

Die aus den Samen gekeimten Bäume tragen erstmals mit etwa 25 bis 35 Jahren Früchte. Edelkastanien werden dann aber sehr alt. Ein besonders herausragendes Beispiel ist der „Castagno dei Cento Cavalli“, die Kastanien der hundert Pferde, auf Sizilien. Der ist mit  2000–4000 Jahren einer der älteste Bäume Europas. (Der älteste Baum der Welt ist „Old Tjikko“, eine etwa 9500 Jahre alte Fichte im schwedischen Fulufjället Nationalpark.)

Auch das Holz der Kastanie taugt was

Das Holz der Esskastanie gilt als widerstandsfähig und ist in ganz Europa sehr beliebt. Traditionell wurde es für Rebpfähle genutzt. In den letzten Jahrzehnten erlebt es eine Renaissance in der Möbelherstellung sowie in der Weinkellerei.

Klimakrisengewinner Esskastanie?

Den deutschen Rosskastanien geht es zunehmend schlecht. Sie drohen zu verschwinden. Anders die Esskastanie: Sie liebt die Wärme, kann auch längere Trockenheit verkraften und ist nicht allzu wählerisch was den Boden angeht. Voraussichtlich wird sie sich in absehbarer Zeit auch im Norden Deutschlands immer wohler fühlen.

Das ist nicht nur gut für Gourmets. Für Bienen und andere Insekten sind die prächtigen Blüten eine wichtige Nahrungsquelle, Tiere wie Eichhörnchen oder Siebenschläfer futtern die Kastanie. Esskastanien werden von einer großen Anzahl von Insekten und Käfern besiedelt, aber auch von seltenen Moosen, Pilzen und Flechten. Bestände alter Edelkastanien gelten naturschutzfachlich als genauso wertvoll wie alte Eichenbestände.

So wurde die Esskastanie auch schon zum „ökologisch wertvollen Joker im Klimawandel“ geadelt.

Kastanien teilen!

Keine Esskastanien gefunden? Dafür Unmengen Unmengen von Rosskastanien oder Eicheln gesehen? Manchmal gibt es dafür Sammelbehälter beim Förster oder bei Wildparks zur Futterergänzung. Einfach mal schlaumachen, gerade Kindern können daran einen Riesenspaß haben.

Und wenn wir schon dabei sind, was der Wald alles Gutes für uns hat: Bitte nehmt Euch die eine Minute und unterzeichnet unseren Aufruf gegen Entwaldung.

Jetzt die Petition gegen die Entwaldung unterschreiben! Danke!

Der Beitrag Esskastanie: Wo man sie findet und warum sie so wertvoll ist erschien zuerst auf WWF Blog.