Alt gegen jung: Wer nimmt mehr Rücksicht aufs Klima?

Greta und Friday for Future zum Trotz, die Älteren sind die eigentlichen Klimaschützer? Eine neue Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie lässt aufhorchen. Demnach seien ältere Menschen eher bereit, Abstriche fürs Klima zu machen, als Jugendliche. Erneut also eine Erhebung, die das Umweltbewusstsein der Deutschen untersucht. Vor allem die Umwelteinstellung der Jugend ist in einer kaum noch zu überblickenden Vielzahl von Umfragen immer wieder beäugt worden. Als würden alle darauf warten, dass eine Studie endlich zeigt: Die Jugendlichen sind auch keine besseren Umweltschützer. Ist es nun soweit?

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Noch zu Beginn des Jahres verkündete das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) eine Botschaft, dass für junge Menschen in Deutschland der Schutz von Umwelt- und Klima ein Top-Thema ist. Die repräsentative Studie „Zukunft? Jugend fragen“, die das Institut im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes erstellt hatte, gab bekannt: Die deutliche Mehrheit der Jugendlichen erwartet, dass die Politik mehr tut für Klima und Umwelt, und dass sie dabei auf soziale Gerechtigkeit achtet. Jugendliche engagieren und vernetzen sich, sind sich der Verantwortung des eigenen Handelns für die Zukunft aller bewusst und leben Klima- und Umweltschutz häufig ganz praktisch vor.

Was stimmt denn nun?

Das Umweltbewusstsein der jungen Generation wird wohl nicht in wenigen Monaten in sich zusammengeschrumpft sein. Die Studie des Wuppertal Instituts ist in Zusammenarbeit mit eBay Kleinanzeigen entstanden. Das Online-Anzeigen-Portal wollte wissen, wie es um die Bereitschaft der Deutschen bestellt ist, gebrauchte Artikel zu kaufen. Dabei wurden Unterschiede im Konsumverhalten jüngerer und älterer Menschen deutlich. So stimmten nur 43 Prozent der 19 bis 29-Jährigen der Aussage zu: „Ich achte im Alltag sehr darauf, Ressourcen zu schonen“. Die anderen Altersgruppen konnten sich stärker mit dieser Aussage identifizieren. Ebenso überraschend: Jede fünfte junge Person gesteht offen ein, für Umwelt und Klima keinerlei Abstriche beim privaten Konsum machen zu wollen. Ältere Menschen zeigen sich hier weitaus bereiter.

Nur Party, Handy, Reisen? Von wegen!

Schon tauchen die ersten Schlagzeilen auf, die die Umwelteinstellung der Jugend infrage stellen. Und das nervt mich. Schnell fühlen sich diejenigen bestätigt, die junge Klimaaktivist:innen ohnehin nicht ernst nehmen. Freitags fürs Klima protestieren und ansonsten Party, Handy, Fernreise – eine Diskreditierung, die immer wieder hochkocht. Das wird dem Engagement von hunderttausenden Jugendlichen aber nicht gerecht. Wer der jüngeren Generation Inkonsequenz und Hedonismus vorhält, sollte sich fragen, welche Vorgängergeneration sich bitte vergleichbar entschlossen für den Klimaschutz eingesetzt hat!

Fridays For Future mobilisiert Millionen zu friedlichen Demos. Trotz Corona bleibt die Bewegung lebendig. Ich kann den Frust der Jungen verstehen, wenn sie ihre Freizeit für den Klimaschutz einsetzen, und die Eltern fahren im SUV vorbei und wünschen bestenfalls „viel Erfolg“. Und die Bundesregierung präsentiert währenddessen ein Pillepalle-Klimapaket und desillusioniert mit dem traurigen Satz: „Politik ist das, was möglich ist“. Wenigstens werden inzwischen ein paar Jugendliche zu ergebnisoffenen Dialogen mit der Politik eingeladen. Wie muss es sich für Jugendliche anfühlen, ständig zu ihrem Umweltbewusstsein befragt zu werden, aber im politischen Diskurs nur symbolisch beteiligt zu werden?

Konstruierte Konflikte verplempern unsere Zeit

Ja, es ist wichtig, den Einstellungen und Werten in der Gesellschaft immer wieder auf den Grund zu gehen. Als studierter Soziologe erkenne ich die Bedeutung von Umfragen gerne an. Doch wenn wir eine Umfrage nach der nächsten produzieren, ohne dass Politik und Wirtschaft daraus Konsequenzen ziehen, bleibt das ziemlich witzlos. Entscheidend ist doch, dass seit Jahren alle Studien ein steigendes Bewusstsein für mehr Klimaschutz aufzeigen. Immer mehr Menschen wollen einen Wandel hin zur Nachhaltigkeit. Immer mehr verändern auch ihr eigenes Verhalten, um ihren Teil dazu beizutragen. Wer mit diese Erkenntnisse Generationenkonflikten konstruiert, der verplempert unsere Zeit. Denn für wirksamen Klimaschutz gibt es keinen Aufschub mehr. Die Mehrheit unserer Gesellschaft – jung wie alt – erkennt diese wissenschaftliche Schlussfolgerung an.

Jetzt die Petition gegen die Entwaldung unterschreiben! Danke!

 

Es geht nicht darum, wer eine blütenreine Ökoweste hat. Jugendliche sollen möglichst viel Auslandserfahrung sammeln. Jugendliche werden wie keine andere gesellschaftliche Gruppe von Werbekampagnen bedrängt. Ich finde: Auch Jugendliche, die für ein Auslandssemester ins Flugzeug gestiegen sind, dürfen Klimaschutz einfordern. Auch Jugendliche, die sich ein neues Handy kaufen, dürfen ihre Stimme für eine zukunftsfähige Klimapolitik erheben. Längst nicht alle Jugendlichen hängen dem Konsum nach und beschäftigen sich selbstkritisch mit Alternativen zum Höher-Schneller- Weiter, das die Generationen davor zum Ideal erhoben hatten. Und dennoch gibt es natürlich auch in dieser jungen Generation Widersprüche und hedonistische Lebenskonzepte. Aber wer lebt sie ihnen vor, und wer verdient daran? Bevor wir die Fehler bei ‚der‘ Jugend suchen, sollten wir uns selbst beurteilen.

Die WWF Jugend hat übrigens gerade ein Positionspapier zum Klimaschutz veröffentlicht. Darin fordert sie unter anderem mehr Jugendbeteiligung in den Institutionen. Jugendliche, die konstruktiv nach Lösungen suchen, was wollen wir uns mehr wünschen? Doch Moment, gab es da nicht einmal eine Studie zur Politikverdrossenheit bei Jugendlichen?

Jugendrat und Aktionsteam — hier kannst Du mitmachen!

Wir nehmen diese Forderung auch für uns selbst ernst. Der WWF hat bereits einen Jugendrat etaliert. Hier sprechen Jugendliche auf Augenhöhe mit der Geschäftsleitung und bringen ihre Perspektive in den WWF. Eine solche Beteiligung sollte in allen Organisationen, Firmen und Gremien selbstverständlich sein. Und auch in der Öffentlichkeit können Jugendliche bei uns ehrenamtlich aktiv werden. Der Ort hierfür ist schon seit zehn Jahren das Aktionsteam der WWF Jugend. Hier können Jugendliche Aktionen planen, Vorträge organisieren und an Veranstaltungen mit politischen Institutionen teilnehmen. Dieses Team ist immer offen für Verstärkung. Wäre klasse, wenn wir uns dort sehen!

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2°Campus 2020: Für eine Welt, die lebenswert ist

2020 ist alles anders. Auch der 2°Campus 2020. Aufgrund der globalen Pandemie nämlich digital. Wir startenten Anfang April in den ersten Block von zuhause aus und es war eine Woche voller spannender digitaler Begegnungen mit anderen Gleichgesinnten, beeindruckenden Wissenschaftler*innen und starken Persönlichkeiten.

Für eine Welt, die lebenswert ist. Für eine Welt, die sicher ist. Für eine Welt, die gerecht ist. Für eine Zukunft zum Leben.

Block 1: Grundlagen und Freundschaften

Wir lernten nicht nur viel über die wissenschaftlichen Grundlagen des 1,5°C Ziels, sondern auch über gesellschaftlichen Wandel. Wir führten spannende Diskussionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, wodurch wir Teilnehmenden viel mitnehmen konnten. Abends tauschten wir Teilnehmer*innen uns über Zoom stundenlang aus und lernten uns so auf einer persönlichen Ebene kennen. Beim gemeinsam Black Stories und Werwolf Spielen, Insider Lachen und Filme schauen entstanden nicht nur tolle Momente, sondern auch wertvolle Freundschaften.

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Block 2: Forschung und Projekte

Durch diese weitergeführten wöchentlichen digitalen Treffen, auch nach dem ersten Block, verflog die Zeit bis zum zweiten Block, wo wir dann endlich unseren Forschungsfragen nachgehen konnten. Innerhalb dieser Woche verbrachten wir eine intensive Zeit mit unserer Forschungsgruppe (Energie, Gebäude, Ernährung oder Mobilität). Wir wurden von tollen wissenschaftlichen Mentor*innen unterstützt, die uns nicht nur viel mit auf den Weg gaben, sondern den 2°Campus besonders bereicherten. So entstanden trotz des digitalen Formats spannende Forschungsprojekte zu den Themen Photovoltaiksysteme im globalen Süden, nachhaltige Batterien, ökologische Schweinehaltung und nachhaltige Dämmungen. Die Forschungsergebnisse aus diesem Jahr könnt ihr hier nachlesen.

Kein Tschüss, sondern bis ganz bald!

Auch wenn der 2°Campus leider vorbei ist, wird sich der Weg zwischen uns allen nicht trennen. Es sind trotz oder vielleicht auch gerade wegen des digitalen Formats viele enge Freundschaften entstanden, sodass das letzte offizielle Zoom Meeting kein „Tschüss“, sondern ein „Bis ganz bald – und dann hoffentlich auch in echt!“ war.

Mach mit! 2°Campus – Klimaretter:innen 2021 gesucht!

Forschen ist deine Leidenschaft? Klimaschutz liegt dir am Herzen? Dann mach mit bei der WWF-Schülerakademie 2°Campus!

Bewerbt euch jetzt!

Die Bewerbungsphase für den 2° Campus 2021 läuft noch bis zum 2. Dezember.

Lerne Gleichgesinnte kennen, sei Teil von tollen Aktionen und aktueller Forschung! Bringe Dich und Deine einzigartigen Ideen ein! Nur gemeinsam können wir eine klimafreundliche Zukunft gestalten. Bewirb Dich jetzt bis zum 02. Dezember für den 2°Campus 2021! Der 2°Campus findet an drei Blöcken, um die Frühjahrs‑, Sommer- und Herbstferien statt. Sei dabei. Für unsere Zukunft, für deine Zukunft!

 

2°Campus ist ein gemeinsames Projekt des WWF und HEINZ-GLAS. Weiterer Förderer ist die PSD Bank Koblenz eG.

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Klimastreik 2020: Und Du?

Ich weiß, was ich zu tun habe. Am Freitag ist wieder globaler Klimastreik. Und ich gehe auf jeden Fall hin. Weil ich erschüttert bin von den Nachrichten, die von überall in der Welt kommen. Die Brände. Die Dürren. Das Leid der Menschen und Tiere. Die eisfreie Arktis. Die heißesten Jahre in Reihe. Ich persönlich finde: Wer die menschgemachte Klimakrise immer noch leugnet oder kleinredet kann keine Augen, Ohren oder keinen Verstand haben, pardon my French. Oder hat eben eine Agenda. Was glaubst Du?

Ich gehe zum Klimastreik, weil ich Angst habe vor der Klimakrise. Weniger Angst um mich, sondern buchstäblich um das Leben meiner Kinder. Wir spüren jetzt schon die Klimakrise. Ich will manchmal gar nicht mehr darüber nachdenken, was meine Kinder alles erwartet, sagen wir mal ab dem Jahr 2040. Wie siehst Du das?

Ich will nicht zu denen gehören, die es wussten und nichts dagegen getan haben. Und Du?

Ich gehe zum Klimastreik, weil ich sauer bin. Wir wissen von der Wissenschaft seit den 1980er Jahren, was kommen wird. Ziemlich exakt vorausgesagt übrigens. Und immer noch drückt sich die Welt davor das Steuer Richtung Zukunft herumzuwerfen. Das 1,5 Grad Ziel Erderhitzungslimit? In weiter Ferne.  Aber noch immer möglich. Wenn wir jetzt mutig handeln. Oder wie siehst Du das?

Klimastreik: Demo vor dem Kanzleramt
Kommst Du zum Klimastreik? © Jörg Farys / WWF

Ich gehe hin, um ein Zeichen zu setzen. Im nächsten Jahr sind Bundestagswahlen. Eine kraftvolle Riesendemo kann der Politik aber auch vorher nochmal einen Push in die richtige Richtung geben. Demonstrationen und Protest wirken. Wenn, wie im letzten Jahr, Hunderttausende in hunderten Städten auf die Straßen gehen, 100.000 Menschen durch Berlin ziehen, Millionen weltweit. Die erstarkte Klimabewegung hat bereits einiges erzwungen. Der absolute Stillstand in der Klimapolitik ist beendet. Das Klimaschutzgesetz ist nach zehn Jahren verabschiedet und das Zukunftspaket hat durchaus gute Klimaanteilen. Aber es reicht nicht. Die Klimakrise wartet nicht.​​ Glaubst Du, wir haben noch viel Zeit?

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Ich gehe hin, weil es mir (und der Wissenschaft) viel zu langsam geht. Der Kohleausstieg kommt deutlich zu spät, die Verkehrswende ist noch gar nicht gestartet, beim Thema Gebäude? Nix, Fehlanzeige. ​Der Ausbau der Erneuerbaren bleibt weiter auf sehr niedrigem Niveau, die vorliegende EEG-Novelle reicht nicht​. Die EU-Klimazielerhöhung von ‑55 Prozent ist angekündigt, unter Einbeziehung von Senken. Nötig wären 65 Prozent weniger Emissionen. Ohne Senken. Merkst Du es auch?

Uns läuft die Zeit davon, wenn wir den Kampf gegen die Erderhitzung noch gewinnen wollen. Was denkst Du, wann wir entschlossen handeln sollten?

Fridays For Future ruft für den 25. September zum globalen Klimastreik auf. #KeinGradWeiter Alleine in​ Deutschland sind Klimastreik-Aktionen in mehr als 400 Städten geplant. ​Bestimmt auch in deiner Nähe. Informier Dich hier! Wir als WWF unterstützen – gemeinsam mit vielen anderen Umweltverbänden – natürlich den Klimastreik. Und Du?

Ich finde es gut, dass Du mitmachst.

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Was die Klimakrise für die Thunfisch-Fischer auf den Philippinen bedeutet

Darin sind sich alle Fischer einig: Früher, ja früher war alles ganz einfach. Fischer mussten sich nur auf ihren Steg oder an den Strand stellen und konnten die dicken Fische mit den Händen aus dem Wasser ziehen. Die Gewässer der Philippinen waren schon immer reich an Thunfisch, vor allem Gelbflossenthun. In den 1970er Jahren führte die Ankunft japanischer Händler zu einem Boom. Die Philippinen wurden zu einem führenden Akteur des Thunfischfangs.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Wie hier im Lagonoy Golf, an der Ostküste der Philippinen-Insel Luzon. Wir treffen Arnel Bitomi und Arvin. Die Fischer kennen sich schon lange. Beide haben einen College-Abschluss von lokalen Universitäten und sind Partner des WWF Philippinen. Sie setzen sich für nachhaltige, legale Fischerei in ihren Communities ein. Das lief nicht ohne Konflikte.

Arnel und Arvin - zwei philippinische Fischer
Die beiden Fischer Arnel und Arvin kämpfen für nachhaltigen Fischfang auf den Philippinen. © Alo Lantin / WWF Philippinen

Der lange Weg zur nachhaltigen Fischerei

Der 47-jährige Arnel ist Präsident der Thunfisch Fischer Vereinigung (TFA). Er erzählt, dass es ein langer Weg zur nachhaltigen Fischerei war. Die Fischer dazu zu bewegen, ihre Boote zu registrieren und Fischereilizenzen zu erwerben war ein wichtiger Schritt, um die Fänge im Lagonoy Golf zu begrenzen. Damit nur so viel Thunfisch gefangen wird, wie auch nachwachsen kann. Damit es auch morgen noch etwas Fisch gibt. Viele der kleinen Fischer waren dagegen. Das Meer sei doch Allgemeingut und Fisch gebe es doch genug. Deshalb war die Einsicht gering, dass sie sich an Auflagen halten sollten. Vor ihrem Dorf wurde ein Meeresschutzgebiet errichtet, in dem sie nun nicht mehr fischen dürfen, da die Korallen zerstört sind und sich das Ökosystem erholen soll. Deshalb müssen die Fischer einen weiteren Weg in Kauf nehmen. Was für sie mehr Mühe und höhere Ausgaben für Benzin bedeutet.

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Heute stehen wir mit den beiden auf einem Steg. Es stürmt. Die Wellen schlagen so hoch, dass es zu gefährlich wäre, mit den kleinen Fischerbooten raus aufs Meer zu fahren. Auch die nächsten Tage wird es nicht viel besser werden. Deshalb bleibt den Fischern nichts weiter übrig, als vom Steg aus kleine Fische wie Schnapper und Skat zu fangen. Doch dafür bekommen sie auf den lokalen Märkten nur ein Bruchteil dessen, was sie für einen Thunfisch erhalten, der nach Europa verschifft wird.

Philippinischer Fischer am Steg
Nur kleine Fische: Arnel angelt vom Steg, weil das Wetter so schlecht ist © Alo Lantin / WWF Philippinen

„Das Wetter ist unberechenbar geworden“

Eine Tiefdruckfront, die tagelang nicht erlaubt aufs Meer zu fahren, ist eine finanzielle Katastrophe. Kein Fisch bedeutet kein Einkommen. Arnel sagt, dass ihm Taifune manchmal lieber sind als wochenlange Schlechtwetterfronten. „Ein Taifun ist in einer Nacht vorbei und dann kann ich am nächsten Tag wieder aufs Meer fahren. Aber diese langen Schlechtwetterfronten sind tödlich für uns. Das Wetter ist so unberechenbar geworden.”

Es wird für die Fischer immer gefährlicher

Auch die Taifune haben zugenommen und werden immer heftiger. Die Fischer sind sich einig, dass dies die Auswirkungen des Klimawandels sind. “Thunfische zu fangen, ist eine riskante Arbeit. Einige fahren sogar auf die stürmische hohe See, um Thunfisch zu suchen. Wir müssen immer weiter rausfahren, um noch welche zu finden. Es gibt viele Witwen, die vergeblich auf die Heimkehr ihrer Männer gewartet haben”, erzählt uns Arnel.

In den Häusern stehen gepackte Notfalltaschen mit einigen persönlichen Gegenständen wie Fotos und ein Notstromaggregator, falls es wieder mal einen Stromausfall gibt. Häuser und Boote werden regelmäßig durch Stürme zerstört. Versicherungen oder Rücklagen für Reparaturen gibt es oft nicht. Doch die Menschen hier scheinen sich an den Ausnahmezustand gewöhnt zu haben. Sie wirken abgeklärt und überhaupt nicht verbittert. Im Gegenteil: Viele Filipinos sind sehr herzlich. Wir werden überall eingeladen und bekocht.

 

Da billiger Fisch aus dem industriellen Fischfang die lokalen Märkte überschwemmt und der Zugang zu hochwertigen Märkten schwierig ist, fällt es den Fischern jetzt schwer, gutes Geld zu verdienen. “Ein Kilogramm Thunfisch kostet nur 150 Pesos. Früher konnte man viel mehr verlangen. Einige bewirtschaften Reisfelder oder gehen auf Montage, weil der Fischfang oft nicht gut läuft. Man muss andere Wege finden, um in dieser Branche Geld zu verdienen”, erklärt Alvin. “Wir sind mit der Fischerei aufgewachsen und lieben das Meer. Es ist nicht leicht, einfach die Lebensgrundlage zu wechseln”, sagt Arnel.

Fischerjunge
Ein philippinischer Fischerjunge wartet vor seiner zerstörten Hütte auf die Rückkehr seines Vaters © Alo Lantin / WWF Philippinen

Das Meer und die Klimakrise: Die Philippinen wird es besonders hart treffen

Das zunehmend wechselhafte Wetter ist nicht das Einzige, das den Fischern zusetzt. Durch die Meereserwärmung treten insbesondere in flacheren Küstengewässern vermehrt Hitzewellen auf, die Korallen absterben lassen. Auch der Sauerstoffgehalt im Wasser nimmt ab und Thunfische, die als schnelle Schwimmer sauerstoffreiche Gewässer brauchen, wandern in andere Gegenden ab. Das Meer absorbiert zudem einen Großteil des zusätzlichen Kohlendioxids, was zu einer Versauerung führt. Besonders Muscheln, Krebse und Tintenfische sind davon negativ betroffen. Ihr Wachstum verlangsamt sich und Schalen werden zu dünn zum Überleben. Auch Thunfische hängen von dieser Nahrungskette ab, eine verringerte Produktivität lässt auch ihre Bestände schrumpfen. Außerdem sind die gefangenen Exemplare kleiner geworden und bringen weniger Geld ein. Die Aussichten für die Fischer sind nicht gut. Eine neue WWF-Studie zeigt: Je nach Spezies und Klima-Szenario werden sich die Fischbestände in den nächsten Jahrzehnten um mindestens 5 bis 20 Prozent verringern. Von den untersuchten Ländern wird es die Philippinen besonders hart treffen.

Manchmal holen die Fischer wochenlang keinen einzigen Thunfisch aus dem Meer. Dann müssen sie bei den Zwischenhändlern Kredite aufnehmen, um ihre Familien über die Runden zu bringen und das Benzin für die Boote zu bezahlen. Ein Teufelskreis: Die Abhängigkeit von den Händlern schwächt ihre Verhandlungsposition.

Wie wir mit den Fischern arbeiten

Wir arbeiten beim WWF seit Jahren mit den Fischern des Lagonoy-Golfes zusammen. Wir unterstützen die Fischer dabei, sich zu Verbänden zusammenzuschließen, um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber der Politik und ihren Abnehmern zu erreichen. Gemeinsam mit Unternehmen in der Lieferkette und Fischern wird zudem an einer Fair Trade Zertifizierung gearbeitet. Wir  ermutigen die Fischer, ein Nebeneinkommen aufzubauen, um sich unabhängiger vom Fisch und von den Händlern zu machen. Und es geht darum, mehr Transparenz zu schaffen und die nachhaltige Fischerei mit Handleinen zu fördern.

Handleinenfischer Alvin auf seinem Boot
Fischen mit Handleine gilt als selektive und umweltschonende Fischereimethode © Alo Lantin / WWF Philippinen

Das Ziel für den WWF und für Fischer wie Arnel und Alvin ist es, einen Wert für nachhaltigen Fisch zu schaffen und höhere Preise zu erzielen, so dass sie besser davon leben können. Sie alle hoffen auf eine MSC-Zertifizierung. In der erfolgreichen Zusammenarbeit des WWF Projekts mit Behörden, Händlern und Fischern konnten nachhaltige Bewirtschaftungspläne für die Projektgebiete aufgestellt werden, die die Anforderungen des MSC erfüllen und jetzt von den Fischern umgesetzt werden.

Es ist eine Seltenheit, dass kein Großunternehmen, sondern ein Zusammenschluss von handwerklich arbeitenden Fischern MSC-zertifiziert wird. Wir hoffen, dass Fischer und ihre Familien in Zukunft widerstandsfähiger gegen die Klimakrise werden — und ihnen langfristig Fisch als Einkommensquelle erhalten bleibt.

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Dem Wald geht es noch schlechter als gedacht

Neue Zahlen belegen es: Es geht dem deutschen Wald noch schlechter als gedacht. Hochgerechnet sind es 285.000 Hektar, die von Dürre, Schädlingen und Stürmen massiv geschädigt wurden, wie aus dem Bericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervorgeht. Das ist mehr als die Fläche des Saarlandes. Bisher war die Bundesregierung von 245.000 Hektar Waldschäden ausgegangen.

Drei Sommer mit Dürre und Hitze nacheinander lassen viele Bäume sterben, mancherorts ganze Waldgebiete. Besonders stark betroffen von den Waldschäden sind Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Hessen. Die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner verweist aber auch darauf, dass besonders Fichten absterben. Diese Schäden stellen also auch ein riesiges Potential dar, den ökologisch dringend benötigten Waldumbau in Richtung Laubwälder deutlich voranzubringen.

Die Dürre im Boden

Die Spuren der Dürre sind unübersehbar, nicht nur an den Wäldern und auf den Feldern. Fast überall fehlt Wasser. Der Wasserpegel ist in vielen Seen deutlich abgesunken und am Rande zeigen sich breite Uferstreifen. Doch der größte Schaden bleibt unsichtbar: Die Dürre in Deutschland sitzt tief im Boden. Die meteorologische Dürre hat sich zu einer hydrologischen ausgeweitet. Die Folgen für Pflanzen, Pilze, Tiere und Menschen sind enorm – und absehbar. Zu den Waldschäden und Ernteeinbußen kommen noch Waldbrände, Niedrigwasser in den Flüssen, erhöhte Schadstoffkonzentration in Gewässern und Trinkwasserknappheit.

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Extreme Trockenheiten werden durch den Klimawandel immer wahrscheinlicher. Wir müssen auch in Deutschland häufiger mit Dürren leben. Theoretisch wissen wir, dass wir von unserer Umwelt abhängen. Aber jetzt spüren wir, wie schnell Wetterextreme unsere gängigen Handlungsweisen in Fragen stellen. Wir haben einen hohen Wasserverbrauch, setzen bei reichhaltigem Wasserangebot auf eine schnelle Abfuhr mit hohen Deichen statt auf Retentionsräume und Speicherung des Wassers im Boden. Wir brauchen eine ökologisch Wasserwende! Das stellt uns vor große Herausforderungen, für die wir uns endlich wappnen müssen. Europa, Deutschland, Wirtschaft und wir alle müssen handeln.

Dürre im Wald
Der Wald leidet unter Dürre © Alexander Paul Brandes/WWF

Was der Wald und wir jetzt brauchen

Kurzfristig müssen Hilfen für die Landwirtschaft und Waldeigentümer an sofortige Umwelt-Maßnahmen gekoppelt sein. Insbesondere Wasser betreffende Maßnahmen müssen Voraussetzung für die Förderung sein. Und die Schadensbehebung sollte weder mit der Räumung der Flächen noch mit Bodenbearbeitung einhergehen.

Der 10 Punkte-Plan gegen die Dürre

Wir einen 10-Punkte Plan gegen die Dürre vor. Die notwendigsten Schritte daraus:

  1. Szenarien zur Entwicklung des Wasserhaushalts in Deutschland erarbeiten und darauf aufbauend Managementpläne ausarbeiten
  2. Öffentliche Fördermittel zum Waldumbau und zur Unterstützung der Forstwirtschaft an ökologische Kriterien koppeln
  3. Die Schaffung neuer Wälder und Agroforstwirtschaft fördern und ausbauen
  4. Bestehende Grabenentwässerungssysteme umsteuern
  5. Fruchtbarkeit und Wasserinfiltration von landwirtschaftlichen Böden wiederherstellen
  6. Der Bodenversiegelung entgegenwirken
  7. Bewässerung mit Grund- und Trinkwasser strenger reglementieren
  8. In die Umsetzungsmaßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie investieren
  9. Einhaltung des Verschlechterungsverbots und der Verbesserungspflicht der Wasserrahmenrichtlinie bei Nutzungskonflikten
  10. Kostendeckungsprinzip konsequent auf alle Wassernutzer anwenden!

Und wir alle müssen laut werden! Setzt euch ein für eine klimaschutzorientierte Politik, die sich auch durch ein grundlegend nachhaltiges Wassermanagement auszeichnet!

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