Wir rufen auf zum Klimaprotest im Dezember im Doppelpack! Denn der Sonderbericht des Weltklimarates IPCC hätte es im Oktober deutlicher nicht machen können: Um die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen wir schnell und weitreichend handeln. Wir haben noch zwölf Jahre Zeit, um das Schlimmste zu verhindern. Wir brauchen jetzt entschiedenes politisches Handeln von der Bundesregierung. Denn noch steuern wir auf eine Erderhitzung um 3 bis 4 Grad Celsius zu! Gemeinsam in einem breiten Bündnis rufen wir zusammen mit BUND, Greenpeace, Brot für die Welt und vielen anderen Organisationen und Bürgern zum Klimaprotest auf.
Doppelte Klima-Demo am 01.12.2018 um 12 Uhr in Berlin und Köln
Diesmal im Doppelpack. Am 1. Dezember ab 12:00 Uhr werden wir zeitgleich in Berlin und Köln demonstrieren. Und wir werden wieder viele sein!
Unter dem Motto „Kohle stoppen – Klimaschutz jetzt“ rufen wir der Bundesregierung und der Kohlekommission zu: Wir müssen die weitere Erderhitzung stoppen und dafür den sozialverträglichen Kohleausstieg schnell und kraftvoll beginnen! Nur so können wir unsere Klimaziele erreichen.
Nach der Klima-Demo ist vor der Weltklimakonferenz
Kurz nach unseren Klima-Demos trifft sich die Welt bei der Klimakonferenz COP24 und verhandelt in Katowice über die Umsetzung des Paris-Abkommens. Die Bundesregierung muss ihre Verzögerungstaktik aufgeben, die Anstrengungen und die Klimaziele verschärfen. Und sie muss endlich mit gutem Beispiel vorangehen und alles dafür tun, die eigenen Klimaziele zu erreichen. Das wird ohne den Kohleausstieg nicht gelingen. Kommt mit zur Demo und zeigt, dass ihr ambitionierten Klima- und Umweltschutz von unserer Regierung fordert!
Wer nicht bis zum 1. Dezember warten möchte, bei der Demo nicht kann oder einfach aktiv sein möchte: Wir haben kostenlose Aktionspakete zusammengestellt, mit Flyern und Plakaten. Helft uns beim Mobilisieren! Hier jetzt Aktionspaket bestellen!
Wir müssen jetzt handeln, um die Erderhitzung zu stoppen und eine ungebremste Klimakatastrophe in der Zukunft zu verhindern – für uns alle und die kommenden Generationen. Dafür gehe ich gerne zur Klima-Demo auf die Straße. Selbst im Winter. Wir sehen uns!
Habt ihr schon unsere Petition für den Kohleaustieg und Klimaschutz auf www.wwf.de/kohlefrei unterzeichnet?
Die Gefühle vom Pariser Klimaabkommen vom Dezember 2015 sind noch in guter Erinnerung: Der deutschen Umweltministerin Barbara Hendricks liefen die Tränen über die Wangen. Tausende Delegierte aus aller Welt waren erschöpft, gerührt und erleichtert zugleich. Auch ich hatte einen Kloß im Hals, als nach unendlichen, zähen Verhandlungsrunden auf der COP 21 das Abkommen gegen die Erderwärmung unter Dach und Fach war.
Paris: Das erste verbindliche Klimaabkommen!
Die französische Präsidentschaft hatte den Durchbruch in der globalen Klimadiplomatie geschafft – das erste weltweit verbindliche Klimaabkommen. 1000 Tage ist das nun her. Für mich ist das ein Anlass für eine kurze Bestandsaufnahme. Was ist von der Euphorie geblieben? Wo sind die wichtigsten Baustellen?
Auf der fast schon legendären COP 21 war der Wille spürbar, die Wissenschaft endlich ernst zu nehmen. Das Abkommen macht klar, dass sich die Welt unwiderruflich von Kohle, Öl und Gas verabschieden muss.
Trumps Ausstieg aus dem Klimaabkommen ohne Kettenreaktion
Selbst die Regierungsübernahme Donald Trumps in den USA konnte daran nichts ändern. Seine Ankündigung, das Abkommen zu verlassen, hatte keine Kettenreaktion zur Folge. Im Gegenteil: Die G20 und viele andere Staaten stehen zu ihren Aussagen zum Klimaschutz. Und in den USA wird eine Allianz aus Bundesstaaten und tausenden Städten und Gemeinden immer stärker, die sich mit ihrer Initiative „We are still in“ ausdrücklich hinter die Ziele von Paris stellen.
Das weltweite Bekenntnis, die globale Erderhitzung unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist aber leider bei Weitem noch nicht eingelöst. Denn die Lücke zwischen den Versprechen von Paris und den tatsächlich zugesagten nationalen Klimabeiträgen ist nach wie vor gewaltig. Derzeit steuern wir weiter auf eine durchschnittlich mindestens drei Grad heißere Welt zu. Angesichts des Rekordsommers 2018 braucht man wenig Phantasie, um sich auszumalen, was das für Mensch, Natur, aber auch die Wirtschaft bedeutet. Andere Länder leiden schon längst viel mehr als wir in Europa unter Stürmen, Dürren und Überschwemmungen.
Verpflichtungen des Klimaabkommens
Derzeit werden bei Vorverhandlungen in Bangkok die Spielregeln für das Pariser Klimaabkommen diskutiert, so dass diese für die Umsetzung der ationalen Verpflichtungen (NDC) ab 2020 zur Verfügung stehen. Das Regelwerk wird vor dem nächsten Klimagipfel im Dezember 2018 in Polen vorbereitet, damit die Ministerinnen und Minister es dort beschließen können.
Es bleiben viele Fragen offen. Und der Zeitdruck steigt. Dazu gehören Finanzen genauso wie die Transparenz. Es muss verhindert werden, dass die Verursacher des Klimawandels sich wegducken und die ärmsten Länder teuer bezahlen.
Deutschland hängt hinterher
Vor allem Deutschland und die EU spielen leider keine Vorreiterrolle im Klimaschutz mehr: Die EU Klimaziele wurden nie an Paris angepasst und sollten dringend vor 2020 in einem neuen NDC von derzeit mindestens 40 Prozent auf mindestens 55 Prozent Treibhausgaseinsparungen gegenüber 1990 erhöht werden.
Immerhin gibt es in der EU eine Initiative, das NDC zu erhöhen. Diese Erhöhung muss aber so erfolgen, dass die Pariser Klimaziele erreichbar werden. Ausgerechnet die Bundeskanzlerin hat dieser nötigen Diskussion eine Absage erteilt. Mit dieser Haltung gefährdet sie die Pariser Klimaziele, die nur erreichbar werden, wenn immer mehr Staaten ihre NDCs erhöhen. Ohne die EU kann ein solcher Prozess kaum in Gang kommen. Warum steht die Bundeskanzlerin, die zuletzt beim G20-Gipfel erfolgreich für eine Bekräftigung des Pariser Abkommens gekämpft hat, dermaßen auf der Bremse beim internationalen Klimaschutz? Weil sie beim Klimaschutz zu Hause nicht vorankommt: Seit 2009 sind die Emissionen hierzulande nicht mehr gesunken. Noch immer nutzen wir dreckige Kohle in der Stromerzeugung und beim Verkehr, der Landwirtschaft und bei Gebäudeeffizienz ist teilweise gar nichts passiert. Stattdessen wurden bestehende Klimaziele sang- und klanglos aufgegeben. Ein fatales Signal an die internationale Staatengemeinschaft.
Was jetzt beim Klimabkommen passieren muss
Wenn die Bundesregierung es ernst meint mit ihren Zusagen zu Paris, muss dringend nachgesteuert werden. Konkret heißt das: Kohleausstieg, bei dem die dreckigsten Kraftwerke vom Netz gehen und der bis 2035 vollendet ist. Ein weiterer und schnellerer Ausbau von Erneuerbaren, eine zukunftsfähige Verkehrswende, Klimaschutz in Industrie, Landwirtschaft und mehr Energieeffizienz. Es bleibt also einiges zu tun.
Der Klimawandel wartet nicht auf die Politik und gut gemeinte Zusagen reichen leider nicht aus. Die Staatengemeinschaft muss sich erheblich stärker engagieren, um die Welt vor den dramatischen Folgen der Erderhitzung zu bewahren. Die Lösungen sind längst verfügbar. Schluss mit fossilen Energieträgern! Die Nutzung sauberer Technologien, eine Verkehrswende oder Steigerung der Energieeffizienz sind kein Hexenwerk. Aber sie kosten politischen Willen. Wird die Bundesregierung ihre Zusagen einlösen? oder sich im Kampf gegen die Erderhitzung geschlagen geben? Was zu tun ist, wissen wir längst. Jetzt muss die Bundesregierung endlich entschlossen Klimaschutz umsetzen.
Seit Wochen ist es unerträglich heiß. Es regnet kaum bis gar nicht. Waldbrände sind an der Tagesordnung. Der Klimawandel klopft laut und vernehmlich an die Tür. Die Hitze und Trockenheit haben nicht nur uns, sondern ganz Europa fest im Griff. Immer neue Hitzerekorde und mit ihnen einhergehende Dürren kommen jedoch nicht überraschend.
„In der Realität bestätigt sich in der Tat, was wir schon vor Jahrzehnten in unseren Klimamodellen erkennen konnten. (…) Eine so lang andauernde Hitzeperiode in den hohen Breiten bis hinauf zum Polarkreis lässt sich nicht mehr mit normaler Klimavariabilität erklären.“
(Klimaforscher Mojib Latif im Interview mit der Welt vom 28. Juli)
Und nicht nur Tiere, Natur und wir Menschen leiden unter der Hitze. Auch die, die die Atmosphäre weiter anheizen, bekommen den Klimawandel jetzt zu spüren…
Oh isn’t it ironic?
Beispiel 1: Energiesektor
Durch die langanhaltende Dürre führen viele Flüsse nur noch sehr wenig Wasser. Das hat Katastrophenpotenzial für ihre Bewohner. Wie so oft im Sommer müssen Atomkraftwerke gedrosselt werden, da sie ihr Kühlwasser nicht mehr in die aufgeheizten Flüsse ablassen können. Aber dieses Jahr beeinträchtigt die Dürre auch die Kohlekraft.
Zum Beispiel in Braunkohle-Großkraftwerk in Hamm. RWE befürchtet Lieferprobleme da das Kraftwerk hauptsächlich über den Datteln-Hamm-Kanal beliefert wird.
Ende Juli war der Flughafen Hannover elf Stunden lang gesperrt. Die Betondecke einer Startbahn hatte sich wegen der Hitze abgehoben. Diese „Blow-Ups“ kennt man eigentlich nur von Autobahnen, wenn der Straßenbelag sich bei großer Hitze ausdehnt und die Betonplatten hochplatzen. An vielen Autobahnstrecken in ganz Deutschland herrscht akut Blow-Up-Gefahr. Dort gelten nun Tempolimits von meist 80 km/h.
IRONIC: Die Automobilindustrie wehrt sich seit Jahren gegen ein Tempolimit, obwohl es den CO2-Ausstoß jährlich um über eine Million Tonnen CO2 senken würde! Im Jahr 2016 war der Verkehrssektor für mehr als 18 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich.
Beispiel 3: Landwirtschaft
Achtung, die Pommes werden kürzer. Der Grund: Durch die Dürre fällt die Kartoffelernte schlecht aus, die Knollen bleiben klein. Die Ernteausfälle der deutschen Bauerinnen und Bauern beziffert der Deutsche Bauernverband auf 1,4 Milliarden Euro. Der Deutsche Bauernverband fordert nun Hilfsleistungen von einer Milliarde Euro.
IRONIC: Zugleich befeuern Teile der deutschen Agrarindustrie mit der konventionellen Massentierhaltung diese Entwicklung an. Für die Futtertröge in unseren Mastanlagen werden etwa in Südamerika wertvolle CO2-Speicher gerodet, um Platz für Soja-Monokulturen zu schaffen.
Ist das der Weckruf zum Klimawandel, auf den wir gewartet haben?
Laut Klimaforscher Mojib Latif lässt sich eine so lange Hitzeperiode in den hohen Breiten bis hinauf zum Polarkreis nicht mehr mit normaler Klimavariabilität erklären. Die #Hitzewelle zeigt uns, dass wir handeln müssen! Für Deutschland heißt das: Raus aus der Kohle! #kohlefreipic.twitter.com/0h4cA1nvIk
Vielleicht rüttelt dieser Hitzesommer die Politik wach. Ich würde es mir wünschen. Die ständig neuen Hitzerekorde und immer längeren Dürren sind keine Naturkatastrophe. Sie sind die Folge klimapolitischen Versagens, auch der Bundesregierung. Gegen die Erderhitzung hilft nur Klimaschutz. Die Bundesregierung hat Deutschland vom Vorreiter zum Bremser der internationalen Klimaschutzpolitik gemacht. Mit einem Sofortprogramm und einem ambitioniertem Kohleausstieg muss sie jetzt die Rückkehr zu einer konsequenten Klimaschutzpolitik einleiten. Dann hätte das Schwitzen sich wenigstens gelohnt…
Was Du tun kannst:
Hilf uns bei unserer Petition: Kohleausstieg statt Klimakrise. Deine Stimme für die Rettung der Erde!
Mehr als 100.000 Menschen haben unsere Petition für Klimaschutz und Kohleausstieg unterzeichnet. Ich finde es ermutigend, dass sich so viele Menschen hinter unsere Forderung nach dem Kohleausstieg stellen. Danke dafür! Ende Mai konnten wir eure ersten 100.000 Unterschriften an das Umwelt- und das Wirtschaftsministerium übergeben.
Letzte Woche beschloss das Kabinett endlich die Kohlekommission. Gut so. Das ist die Chance, für die wir so lange gekämpft haben: Eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission verhandelt über den Kohleausstieg. Aber: Dass die Bundesregierung aber das Erreichen der Klimaziele für 2020 komplett in die Kommission delegiert, kostet uns Zeit, die wir kaum mehr haben.
Der Arbeitsauftrag, den die Regierung der Kommission mitgegeben hat, stellt jedoch nicht sicher, dass Deutschland die Pariser Klimaziele erreicht. Dabei ist es möglich, das 2020-Ziel zu erreichen – es braucht nur den politischen Willen. Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass Deutschland die Klimaziele 2020 und 2030 erreicht.
Warum jetzt unser Protest gegen Kohle wichtig ist
Die Kohlekommission muss dringend Ergebnisse liefern. Dafür werden wir uns stark machen. Ende Juni verhandelt die Kohlekommission erstmals über den Ausstieg. Dann sind wir gefragt – viele von uns, auf Berlins Straßen. Am Sonntag, den 24. Juni, demonstrieren wir vor dem Kanzleramt und senden mit unseren Händen ein klares Signal: Stop Kohle!
Gemeinsam zeigen wir: Wir wollen beim Klimaschutz endlich Taten sehen. Vor der nächsten internationalen Klimakonferenz im Dezember 2018 muss Deutschland mit konkreten Maßnahmen beweisen, dass es seine Klimaziele erreichen will. Sonst verliert die Bundesregierung auch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit!
Der Klimawandel ist real. So real und drängend, dass wir vom WWF und andere Umweltverbände und Parteien (zum Beispiel Bündnis 90/Die Grünen) inzwischen nur noch von Klimakrise sprechen, um die Dringlichkeit des Handelns auch verbal zu verdeutlichen. Trotz überwältigender wissenschaftlicher Belege gibt es aber vor allem in Deutschland nach wie vor Stimmen, die die Existenz der menschengemachten Klimakrise anzweifeln. Oder betonen, dass sich die Wissenschaft angeblich nicht einig sei. In Umfragen sind das bis zu 15 Prozent der Befragten. Das ist – obwohl nicht die Mehrheit – trotzdem ein signifikanter Anteil. Mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen, ist deshalb wichtiger denn je.
Die Energiewende-Kooperation zwischen WWF und LichtBlick setzt deshalb in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Klimakrise in Deutschland. Wir schauen uns an, welche Auswirkungen bereits deutlich spürbar sind: in den Alpen, an der Ost- und Nordsee oder in den Städten. Und wir zeigen, was schon passiert – wie wir der Klimakrise entgegen treten können.
Dafür haben wir im Rahmen der diesjährigen „Republica“ den Besuchern fünf Fragen gestellt und anschließend mit ihnen diskutiert. Diese Fragen stellen wir nun auch hier im Blog vor.
Frage: In den Alpen und in der Nord- und Ostsee hat sich die Durchschnittstemperatur bereits um fast zwei Grad erhöht?
Richtig: Das Klima hat sich in erdgeschichtlichen Zeiträumen häufig stark gewandelt. Nach einer starken Abkühlung wechseln seit nunmehr zwei bis drei Millionen Jahren Eiszeiten und Warmzeiten einander ab. Blicken wir nur auf die letzten Jahrhunderte, so stellen wir fest, dass mit Beginn der Industrialisierung die Menschen begonnen haben, das Klima auf der Erde zusätzlich spürbar zu beeinflussen. Insbesondere durch unsere Lebensweise mit hohem Energieverbrauch geben wir immer mehr Treibhausgase in die Luft ab. Die dadurch steigenden Konzentrationen der Treibhausgase in der Atmosphäre verursachen einen zusätzlichen, den so genannten anthropogenen Treibhauseffekt. Dieser ruft eine Veränderung des Klimas hervor – das Klima erwärmt sich.
Was sich für Badegäste nach einer angenehmen Entwicklung anhört, hat kaum abzusehende Folgen für die Umwelt. Die Oberflächentemperatur der Nord- und Ostsee ist seit Ende der 1960er Jahre signifikant gestiegen, der weltweite Anstieg der Meeresspiegel ist nachweislich an den Pegeln in Nord- und Ostsee ablesbar.
Frage: Immer mehr Zugvögel verlassen ihre Brutgebiete in Nordeuropa nicht mehr und werden ganzjährig heimisch?
Richtig: In 50 bis 100 Jahren könnte es wegen des Klimawandels in Mitteleuropa keinen Vogelzug mehr geben. Schon jetzt lasse sich unter Vögeln die Tendenz ablesen, im Winter einfach dazubleiben. Wenn die Winter weiter so mild blieben und damit das Insektenangebot sich vergrößere, könnten bald noch mehr Arten als jetzt hierbleiben und durch die Selektion begünstigt werden. Schon jetzt lässt sich dieser Trend nachweisen. Amseln beispielsweise verließen noch vor etwa 200 Jahren im Winter Deutschland, um in Richtung Süden zu fliegen. Etwa 150 Jahre später waren es nur noch die Hälfte, die andere verbrachte den Winter hierzulande bei uns. Heutzutage gibt es Regionen, in denen die Amseln das ganze Jahr über heimisch sind wie beispielsweise im Bonner Raum.
Frage: Schon im kommenden Jahr wird es in den meisten Mittelgebirgen in Deutschland keinen Schnee mehr geben.
Falsch: Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts nehmen auf der gesamten Nordhalbkugel Schneefälle, das Ausmaß der Schneedecke und die Dauer der Schneesaison ab. Jedes Jahrzehnt wird das Ausmaß der Schneedecke auf der Nordhalbkugel im Zeitraum März-April um ein bis zwei Prozent kleiner, alle zehn Jahre wird die Schneesaison um mehr als fünf Tage kürzer. Je südlicher die Region, desto stärker fallen die Veränderungen aus: Die KLIWA-Studie des Bayerischen Landesamts für Umwelt zeigt, dass sich in Bayern allein von 1950 bis 1995 die Schneedeckendauer in niederen Lagen wie der Rhön um bis zu vierzig Prozent verkürzt hat, in mittleren Lagen um zehn bis zwanzig Prozent.
Insgesamt wird der Schneefall also weiter zurückgehen, aber nicht so schnell, dass es in den nächsten Jahren gar keinen Schnee mehr auf den Alpen geben wird.
Frage: Die Weinbauern in Deutschland müssen ihre Sorten umstellen, bald ist Weinanbau auch an der Nordsee möglich?
Richtig: In den Weinbaugebieten Südwestdeutschland nahmen die Temperaturen zwischen 1951 und 2000 je nach Region zwischen 0,7 und 1,4 °C zu. Das liegt deutlich über dem globalen Mittel. Damit einher ging ein Rückgang der Frosttage um 22 Tage pro Jahr. Die Zahl der Sommertage hat hingegen um 15 Tage pro Jahr zugenommen. Auch die Zahl der Spätfröste, die bei Beginn des Austriebs gefährlich sein können, ist zurückgegangen und wird weiterhin abnehmen. Da gleichzeitig aber auch der Austrieb vorverlegt wird, bleibt das Risiko durch Spätfröste weitgehend erhalten. Zu hohe Temperaturen von über 35 °C, die das Wachstum hemmen
können, waren bisher nur selten zu beobachten, so im Sommer 2003, und werden auch in Zukunft auf seltene Einzelereignisse beschränkt sein. Insgesamt kann von einer „Tendenz zur Verbesserung der Wachstumsbedingungen“ gesprochen werden. Die Niederschläge zeigen eine deutliche Erhöhung im Winter um 15,7 %, während sie im Sommer um 17,6 % zurückgingen. Es gibt sogar bereits Pläne, künftig an der Nordsee Wein anzubauen.
Frage: Klimawandel merkt man auch in den Städten z.B. durch Starkregen oder längere Hitzeperioden im Sommer?
Richtig: Hitzewellen sind Extremwettererscheinungen, die die Gesundheit belasten können. Besonders in Innenstädten und Ballungsräumen wirken sie sich gesundheitsgefährdend auf Säuglinge, Kleinkinder und ältere, pflegebedürftige Menschen aus. Es wird auch erwartet, dass sich Stürme und Orkane sowie Hochwasser und Überschwemmungen auf die Gesundheit auswirken werden, sei es durch direkte Schädigung oder durch psychische Belastungen. In der Qualität und Quantität beeinträchtigtes Trinkwasser wirkt sich indirekt auf die Gesundheit aus.
Auf der Basis aktueller Klimamodellierungen erscheint es als relativ wahrscheinlich, dass der Trend der bisherigen Klimaerwärmung auch zukünftig zu einem weiteren Anstieg der Jahresmitteltemperatur sowie zu einer steigenden Anzahl heißer Tage im Sommer führen kann. Das heißt mit einem Tagestemperaturmaximum von über 30°C und zu länger anhaltenden Hitzeperioden. Zuverlässige Aussagen über deren Auftreten, Ausprägung und Vorhersagbarkeit sind jedoch nicht möglich.
Der Klimawandel ist echt und menschengemacht. Es wird Zeit, endlich zu handeln.