Todesstoß für die Windkraft

Wir fordern, dass die Bundesregierung endlich aktiv wird beim Thema Klimaschutz. Was wir sehen ist aber ein Desaster. Am Dienstag (12.11.2019) wurde ein Referentenentwurf des Wirtschaftsministeriums für das „Gesetz zur Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung“ öffentlich. Damit setzt Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zum Todesstoß gegen die Windkraft an Land an. Ich muss es ein Desaster nennen.

Die Pläne sind ein Schreckgespenst für Jobs und Klimaschutz. Sollte der Entwurf so umgesetzt werden, ist das Gesetz zur Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung faktisch ein Gesetz zur Reduzierung der Windkraft an Land.

Kohleausstieg massiv gefährdet

Wenn dieses Anti-Windkraft-Gesetz durchkommt, wird das Ziel der Bundesregierung bis 2030 den Anteil der Erneuerbaren Energien auf 65 Pozent auszubauen unerreichbar. Der Kohleausstieg, den das Gesetz eigentlich regeln sollte, wird damit massiv gefährdet.

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Wir fordern die Koalition auf, die Änderungen zur Windenergie an Land komplett aus dem Gesetz zu streichen. Stattdessen braucht es die Einrichtung einer Kommission ‘Wachstum, Erneuerbare und Beschäftigung‘. Diese muss die bestehenden Hürden beim Ausbau der Erneuerbaren aus dem Weg räumenj. Denn der Bau von Windkraftanlagen ist jetzt schon dramatisch eingebrochen.

Zehntausende Jobs in Gefahr!

Nicht nur die Energiewende, auch zehntausende Jobs sind in Gefahr. Die Bundesregierung muss den gefährdeten Arbeitsplätzen in der Windkraft endlich die gleiche Aufmerksamkeit widmen wie denen in der Kohle.

Windenergie würde dramatisch sinken

Die in der Vorlage geplante Abstandsregelung für Windkraftanlagen reduziert die Windenergie dramatisch. Etwa 60 Prozent der heute verfügbaren Fläche würde damit wegfallen. In den nächsten Jahren würden mehr Windenergieanlagen ab- als aufgebaut!

Laufende Raumplanungen in den Bundesländern will das Gesetz über den Haufen werfen, neue jahrelange Verfahren würden nötig. Statt pauschaler Abstandsregelungen ist es entscheidender für mehr Akzeptanz, die BürgerInnen frühzeitig bei der Planung zu beteiligen. Und sie spürbar an der Wertschöpfung teilhaben zu lassen.

Selbst bestehende Windenergie-Flächenpläne (bis 2014) will Altmaier mit dem Gesetz kaputt machen, so dass fast überall lange neue Flächenplanungen erfolgen müssen. Die können dann wieder beklagt werden – und zahlreiche unbestimmte Rechtsbegriffe in dem Gesetzesentwurf versprechen lange Klageverfahren.

Warum wir mehr Windkraft brauchen

Die Erderhitzung beschleunigt das Artensterben. Wir merken das schon jetzt in unsren Schutzgebieten. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen gehen wir davon, dass bei einer ungebremsten Erderhitzung fast die Hälfte der Tier- und Pflanzenarten in den 35 ökologischen Schwerpunktregionen der Erde – von Galapagos über Madagaskar bis Borneo – regional komplett aussterbt. Deshalb gilt es jetzt für den Naturschutz weltweit die Energiewende hinzukriegen. Wie der Windenergie-Ausbau an Land naturverträglich gestaltet werden soll, haben wir in einem Positionspapier hier zusammengefasst.

Der Beitrag Todesstoß für die Windkraft erschien zuerst auf WWF Blog.

Das Meer in der Klimakrise: Aus dem Gleichgewicht

 

Das Meer leidet unter der Klimakrise. Wir wissen schon lange, dass das Meer sich verändern wird. Dieser Wandel vollzieht sich in diesem Moment. Ich habe es selbst gesehen. In den letzten Jahren habe ich viele zerstörte Korallenriffe betaucht. Wo vor wenigen Jahren noch ein unglaublich bunter und artenreicher Lebensraum war, bereiten sich heutzutage öde leblose Steinwüsten aus.

Meer aus dem Gleichgewicht

Unsere Meere sind aus dem Gleichgewicht geraten. Und wir sind dafür mitverantwortlich. Überfischung, Versauerung und Vermüllung sind nur einige Folgen des weltweiten Überkonsums. Seit 1970 ist die Population der marinen Wirbeltiere um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Und die Krise verschärft sich. Denn jetzt verstärken sich diese Belastungen durch einen weiteren menschlichen Faktor: die Klimakrise.

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Weiterhin steigende Treibhausgasemissionen und die globale Erderhitzung gefährden die Meere extrem. Zum Beispiel weist der neueste Bericht des UN-Klimarats die stärker werdende Versauerung der Meere nach. Dies könnte Artenvielfalt und damit auch unsere Nahrungsversorgung ernsthaft bedrohen.

Bereits jetzt sind die ersten Veränderungen in den Meeren gut erkennbar. In den letzten Jahren wurden die höchsten Meerestemperaturen aller Zeiten gemesssen. Und auch die höchsten CO2-Werte. Das arktische Eis ging weiter zurück als je zuvor. Steigende Meeresspiegel, Korallensterben, zunehmende Naturkatastrophen und Zusammenbruch mariner Nahrungsnetze — all das passiert gerade jetzt.

Meer und Klimakrise: Lebendiges Riff, totes Riff
Lebendiges Riff, totes Riff © Philipp Kanstinger/ WWF

Was sich im Meer durch die Klimakrise ändert

  • Die CO2-Aufnahme gerät ins Stocken.
  • Die obere Meeresschicht erwärmt sich, so genannte Hotspots entstehen.
  • Extremwetterereignisse nehmen zu und Meeresströmungen verändern sich.
  • Der Sauerstoffgehalt im Wasser nimmt ab, Todeszonen breiten sich aus.
  • Der Meeresspiegel steigt – viele Küstengebiete sind bedroht.
  • Die Versauerung des Meeres führt zum Einsturz von Nahrungsnetzen.
  • Die Korallenriffe sterben ab, Seegraswiesen werden seltener.
  • Sterben die Korallen, verschwinden auch viele Fische.

Drei Millionen Tonnen weniger Fisch durch jedes Grad Klimaerwärmung

Wissenschaftler prognostizieren, dass pro Grad Erwärmung das globale Fangpotenzial von Fisch und Meeresfrüchten um mehr als drei Millionen Tonnen sinkt. Am stärksten sind die Entwicklungsländer nahe dem Äquator betroffen. In manchen Länder wird sich bis 2050 der Fischfang halbieren. Über zwei Drittel der Entwicklungsländer in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika sind von ihrer heimischen Fischerei abhängig. Einige der wichtigsten Fischarten für die Ernährungssicherheit wie Sardellen und Sardinen sind besonders klimaabhängig. Verschwinden diese, mangelt es der Bevölkerung an einem wichtigen Grundnahrungsmittel. Und das Einkommen fehlt. In Kombnation mit der gnadenlosen industriellen Überfischung haben Kleinfischer in der Zukunft keine Chancen mehr.

Wir brauchen mehr Ressourcen als je zuvor!

Für 2050 wird eine Weltbevölkerung von fast zehn Milliarden Menschen prognostiziert. Wir benötigen mehr Ressourcen als je zuvor. Dies lässt sich mit konventionellem Fischereimanagement nicht schaffen. Nur eine nachhaltige Bestandsbewirtschaftung, eine Verringerung der Rückwürfe, eine verstärkte Nachfrage nach kleinen und schnell wachsenden Fischarten (die ansonsten als Tierfutter verschwendet würden), sowie ein Übergang zu nachhaltiger Aquakultur würden die Situation verbessern.

Junge mit Fisch
Überfischung führt zu Armut in Entwicklungsländern © Clarene Lalata / Unsplash

Nur eine Verringerung des CO2-Ausstoßes und nachhaltige Fischerei können das Meer retten!

Wissenschaftler schätzen, dass sich durch ein weltweit nachhaltiges Fischereimanagement die Fischbiomasse in den Meeren um 60 Prozent steigern lässt. Allerdings nur dann, wenn die Erderhitzung in Grenzen gehalten wird! Wenn der CO2-Ausstoß so wie bisher unbegrenzt weitergeht, wird es zu einem Massensterben von Arten in den Ozeanen kommen. Viele marine Ökosysteme werden kollabieren. Bleiben wir untätig bei Fischerei und Klimakrise, wird dies zu dramatischen Einbußen führen. Damit werden Millionen Menschen ihre Existenz verlieren. Und auch Hungern müssen.

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Wie wir das Massenaussterben verhindern können

Massenaussterben, das hatten wir schon auf der Erde. Wir haben alle Bilder im Kopf vom Ende der Dinosaurier. Ein Asteroid rast auf die Erde zu, schlägt ein, schleudert Asche in die Luft, wirft das Klima über den Haufen. Es kommt zur totalen Umwälzung der Artenvielfalt unserer Erde, zu einem wahren Massenaussterben. Mehr als drei Viertel der Tiere und Pflanzen sterben aus.

Das größte Artensterben seit den Dinosauriern

Und heute? Wir erleben gerade das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier. Nur ist der Grund dieses Mal kein Asteroid, sondern wir Menschen. Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind durch uns Menschen bedroht. Mindestens 680 Wirbeltier-Arten haben wir in den letzten 500 Jahren ins Aussterben getrieben. Viele weitere können in den nächsten Jahrzehnten ebenfalls verschwinden.

Drei Viertel der Lebensräume an Land und zwei Drittel in den Meeren sind durch den Menschen bereits massiv verändert worden. Städte haben sich seit 1992 in der Fläche verdoppelt. Die Plastikverschmutzung hat sich seit 1980 verzehnfacht. Dazu kommt der die Übernutzung der Natur durch uns Menschen, sei es durch Überfischung, Übersammlung oder Wilderei. Und natürlich die Mensch gemachte Klimakrise, die Tierlebensräume weltweit schrumpfen lässt, unter anderem die Verbreitungsgebiete von fast der Hälfte aller Landsäugetiere und einem Viertel der bedrohten Vogelarten.

Die fünf großen Artensterben

Wissenschaftler*innen sind sich uneins, wenn es um die Definition von Massenaussterben geht. Arten sterben schließlich immer aus. 99 Prozent der geschätzt vier Milliarden Arten, die es in den letzten 3,5 Milliarden Jahren auf der Erde gab, sind heute nicht mehr hier. Es kommen im Laufe der Evolution aber immer wieder neue Tier- und Pflanzenarten hinzu. Zum Beispiel wir moderne Menschen vor etwa 200.000 Jahren.

Opfer eines Massenaussterbens: Tyrannosaurus Rex
Opfer eines Massenaussterbens: Tyrannosaurus Rex © iStock / Getty Images

Es gab in der Erdgeschichte bereits fünf Mal Phasen, in denen viel mehr Arten ausgestorben als neu entstanden sind. Jeweils zwischen 75 und 96 Prozent aller lebenden Arten gingen verloren. Diese drastischen Einschnitte in die Biodiversität der Erde kamen allerdings meist über lange Zeiträume. Sie dauerten zwischen 160.000 und fast 30 Millionen Jahren. Nur das berühmte Ende der Dinosaurier könnte auch kürzer als ein Jahr gedauert haben.

Was Massenaussterben wissenschaftlich bedeutet

Entsprechend dieser vergangenen Artenkrisen sagen viele Wissenschaftler*innen also, ein Massenaussterben bedeutet, dass mindestens dreiviertel der Arten aussterben. Aktuell sind eine Million von geschätzt acht Millionen Arten bedroht, also ein Achtel. Wenn die Erderhitzung ungebremst fortschreitet, könnte dieser Anteil sich verdoppeln. Dann wäre also jede Vierte Art bedroht. Und wenn diese Tiere und Pflanzen dann wirklich alle aussterben, wäre “nur” jede vierte Art verloren. Wir bräuchten laut Definition noch einen drei Mal größeren Effekt, um in einem Massenaussterben zu sein. Daher sagen viele auch, dass wir auf dem Weg zu einem Massenaussterben sind. Aber eben noch nicht darin.

Aber diese wissenschaftliche Definition spielt eher keine Rollen. Arten sterben aktuell 100- bis 1000-mal schneller aus als ohne den Einfluss von uns Menschen. So hätten die in den letzten 100 Jahren ausgestorbenen Wirbeltierarten unter “normalen Umständen” 800 bis 10.000 Jahre gebraucht, um zu verschwinden. Und selbst wenn eine Art noch nicht ausgestorben ist, so besteht sie doch oft aus immer wenige Individuen. 30 Prozent der untersuchten Wirbeltierarten gehen in Anzahl und Verbreitungsgebiet zurück. Und die Bestände untersuchter Wirbeltierarten haben sich seit 1970 mehr als halbiert.

Wir brauchen den transformativen Wandel, um das Massenaussterben zu verhindern

Man kann und darf es nicht verharmlosen. Selbst wenn wir Menschen nur ein Drittel so schlimm sind wie ein einschlagender Asteroid, ist das am Ende nur unwesentlich weniger dramatisch für unsere Umwelt und für uns selbst. Für mich hat es aber auch etwas Positives, dass wir noch nicht mitten im Massenaussterben sind. Noch müssen wir nicht wie Bruce Willis in Armageddon selbstmörderisch auf den Asteroiden fliegen und ihn in die Luft jagen. Noch ist es nicht zu spät für uns, die Natur zu erhalten, wiederherzustellen und nachhaltig zu nutzen. Laut dem Weltbiodiversitätsrat IPBES brauchen wir dafür “transformativen Wandel” — die fundamentale, system-weite Neuorganisation unserer technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Welt. Was sind unsere Ziele? Was unsere Werte? Und was können Lösungen sein? Dafür gehen aktuell Menschen weltweit auf die Straße. Bei Fridays for Future oder Extinction Rebellion. Sie machen deutlich wie wichtig diese Fragen sind.

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Die Ziele sind zumindest mir bei meiner Arbeit klar. Ich will Artenvielfalt, will einen lebendigen Planeten für mich und meine Kinder. Ich will nicht mit ihnen und ihren selbst gemalten Schildern auf der Demo zu stehen und mir Sorgen um die Zukunft zu machen. Aber dafür brauchen wir konkrete Lösungen. Gegen das Aussterben von Tigern und Elefanten haben wir Pläne und Strategien beim WWF. Aber wir alle können etwas tun gegen das große Artensterben. Sich informieren und darüber sprechen, in Freundeskreis und Familie, ist ein guter Anfang. Sich organisieren, demonstrieren ist ein guter nächster Schritt um deutlich zu machen, wie wichtig uns Klimakrise und Artensterben sind. Dass hier Regierungen in Deutschland und weltweit endlich entschlossen vorgehen müssen statt vertagen, verzagen und versagen.

Denn auf die großen Linien kommt es an, um wirklich weiter zu kommen beim Kampf gegen Klimakrise und Artensterben, für eine nachhaltige Entwicklung für Mensch und Umwelt. Sich selbst zu hinterfragen in den eigenen Entscheidungen und Handlungen ist da nur ein kleiner Schritt. Hilft aber natürlich auch weiter. Ob auf Reisen, beim Einkaufen oder Zuhause. Damit wir es schaffen, gemeinsam das Massenaussterben noch abzuwenden…

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Meeresspiegelanstieg: Der törichte Mensch und das Meer

Die Realität unserer Welt könnte mittlerweile eigentlich gut ohne Thriller auskommen. Sie schafft ihre eigenen. In Frank Schätzings „Der Schwarm“ erhebt das Meer beziehungsweise seine Bewohner sich gegen die Menschen. Hier und jetzt ist etwas Ähnliches zu beobachten. Nur läuft es andersherum. Der Mensch greift das Meer an, bringt empfindliche Ökosysteme aus dem Gleichgewicht und schadet damit in erster Linie sich selbst.

Der neue Sonderbericht des Weltklimarats IPPC zeigt genau das. Über Monate haben sich über 100  renommierte Wissenschaftler*innen mit der Wechselwirkung zwischen der Klimakrise, dem Zustand unserer Ozeane und Kryosphäre und uns Menschen auseinandergesetzt. Also mit den Meeren  und Eisflächen und ‑mengen der Erde, die beide über 80 Prozent der Oberfläche unseres Planeten ausmachen. Ihr Ergebnis ist überraschend und erschreckend. Ohne massive Maßnahmen der Politik wird bis zum Jahr 2100 mit einem Meeresspiegelanstieg von über einem Meter gerechnet. Mit fortlaufender Erderhitzung werden Fischsterben und Korallenbleiche Alltag statt Dystopie.

Der Meeresspiegelanstieg ist real. Auch bei uns in Deutschland.

Stichwort Meeresspiegelanstieg. Die  Arktis mag vielen weit weg von Deutschland erscheinen. Was in der Arktis passiert, bleibt aber nicht in der Arktis. Wir werden die Folgen ihrer Erhitzung aber auch bei uns unmittelbar spüren. Ohne umfassenden Klimaschutz wird das Polareis schmelzen. Damit geht nicht nur der Lebensraum rund um den Polarkreis verloren sondern auch die Lebensgrundlage für die vornehmlich indigenen Gemeinden der Arktis. Weltweit sind in den nächsten 30 Jahren bis zu einer Milliarde Menschen vom Meeresspiegelanstieg betroffen und könnten ihre Heimat verlieren. Auch das Wattenmeer, die Halligen, Hamburg und die deutschen Küsten sind für einen Anstieg des Meeresspiegels um bis zu einem Meter nicht gewappnet.

Fische verschwinden, bis zu 90 Prozent der Riffe sterben

Ähnlich dramatisch sieht es für die Fische aus. Da die Klimakrise heizt die Meere immer schneller auf. Seit 1993 hat sich das Tempo bereits verdoppelt. Fische wie etwa der Thunfisch wandern in kühlere Gewässer ab. Aber gerade die Küstengemeinden rund um den Äquator sind auf Fischerei angewiesen, sowohl für ihre Ernährung als auch für ihr Einkommen. Und gemeinsam mit dem bösen Zwilling der Erhitzung, der Versauerung, werden alle Korallenriffe bei jedem der verschiedenen Erhitzungsszenarios leiden. Bis zu 90 Prozent der Riffe könnten absterben. Ein einzigartiger Lebensraum unzähliger Fischarten und essenzielle Einnahmequelle für den Tourismus in den Regionen wäre verloren.

Auch die Ostsee ist betroffen

Doch wir müssen den Blick gar nicht auf tropische Gewässer richten. Die Klimakrise bedroht auch den östlichen Ostseedorsch massiv. Die toxische Kombination aus landwirtschaftlicher Überdüngung und Meereserwärmung sorgt dafür, dass den Dorschen die Luft ausgeht. Gleichzeitig verschiebt sich wegen der Temperaturhöhung das Nahrungsvorkommen für die Fischlarven. Entsprechend schrumpft der östliche Dorschbestand so stark, dass eine Fischerei in Zukunft schwer möglich sein wird.

Wie wir das Worst-Case-Scenario aufhalten können

Aber halt. Noch können wir dem Thriller ein besseres Ende schreiben. Denn machen wir beim Klimaschutz jetzt endlich ernst lässt sich das Worst-Case-Szenario noch abwenden. Dazu muss jedes Land seinen Beitrag leisten, wie unter dem Pariser Klimaschutzabkommen eigentlich auch schon längst zugesagt. Doch Deutschland hinkt hinterher. Als Industrieland mit aktuell und historisch hohen Emissionen steht es in der Verantwortung, viel mehr für den Klimaschutz zu tun als bislang. In den letzten zehn Jahren ist der Treibhausgasausstoß bei uns konstant hoch geblieben. Und das vom Klimakabinett beschlossene Paket ist nicht das Paket, was es angesichts der Dringlichkeit der Situation bräuchte. Bis zur großen internationalen Klimakonferenz Ende des Jahres muss die Bundesregierung nun nachliefern.

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Mit dem Klimaschutz Hand in Hand gehen muss ein besseres Fischereimanagement. Die ohnehin schon stark geschrumpften Beständen brauchen eine Atempause. Dazu gehört, dass Fangmengen nach besten wissenschaftlichen Erkenntnissen festgelegt werden. Damit nur so viel gefischt wird, wie nachwachsen kann. Zusätzlich sollten unsere Schutzgebiete im Meer endlich wenigstens zur Hälfte nutzungsfrei werden.

Die Natur kann sich erholen!

Meersspiegelanstieg: Taucher und Korallen
Taucher über Korallen bei den Phoenix Islands, Kiribati © Cat Holloway / WWF

Mit umfassendem Klimaschutz und einer gesunden Fischereipolitik würden wir den einzigartigen Lebensräumen der Meere, Polarregionen und Küsten die Chance geben, sich zu erholen. So wie bei den Phoenix-Inseln in der Mitte des Pazifischen Ozeans. Bereits 2002 wurden die Korallenriffe dieser Inseln von einem ungewöhnlich heißen El Niño verwüstet. Innerhalb einer dreijährigen Hitzeperiode wurden über drei Viertel der Korallenriffe zerstört. 2006 wurde ein Schutzgebiet eingerichtet und das Riff vor jedem direkten negativen Einfluss des Menschen konsequent geschützt – die Klimakrise einmal ausgenommen. Und siehe da: 2015 hatten sich bereits über die Hälfte der Riffe erholt. Bekommt die Natur Raum und Zeit, kann sie sich zumindest manchmal erholen.

Die letzten Kapitel sind noch nicht geschrieben. Noch liegt der Ausgang in unseren eigenen Händen.

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Klimaschutz in der Industrie: Ab in die grüne Zukunft

Die Industrie ist entscheidend für den Klimaschutz. Denn nach der Energiewirtschaft ist sie der zweitgrößte Verursacher von klimaschädlichen Gasen in Deutschland. Die Emissionen der Industrie wachsen seit 2009 sogar immer noch. Bis 2030 müsste die Industrie ihre Emissionen im Vergleich zu 1990 halbieren. Die Lücke zu diesem Ziel wird aber derzeit immer größer. Kann sich das überhaupt ändern?

Die Produktion von Stahl, Zement und Grundstoffchemikalien sind für die Hälfte der Emissionen der deutschen Industrie verantwortlich. Aber auch alle anderen Branchen der Industrie, zum Beispiel Maschinenbau oder Elektronik/Elektrotechnik können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Indem sie ihre Prozesse energiesparender gestalten.

Die Technologien für Klimaschutz in der Industrie stehen bereit

Die Technologien für einen klimafreundliche Industrie stehen in den Startlöchern. Durch Energieeffizienz, Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft, neue klimaneutrale Prozesse und das Auffangen und Wiederverwenden oder Speichern von CO2 lassen sich Null-Emissionen in der deutschen und europäischen Industrie erreichen.

Effizienz, Kreislaufwirtschaft, Innovation: Welche Gesetze wir jetzt brauchen

Was fehlt ist das entschlossene Handeln der Politik. Die Bundesregierung muss die Weichen stellen. Insbesondere fordern wir ein Gesetzespaket für Energieeffizienz. Und ein Gesetzespaket für eine Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft. Dazu ein Gesetzespaket, um mittel- bis langfristig Investitionen in neue Prozesse zu ermöglichen. Ausführliche Informationen dazu habe ich mal hier und hier zusammengestellt.

Klimaschutz Industrie: Um das Klimaziel bis 2030 einzuhalten braucht es vor allem Energieeffizienz. Um langfristig Nullemissionen zu erreichen, muss die Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt, neue klimaneutrale Prozesse eingeführt und Restemissionen von CO2 abgefangen und wiederverwendet oder gespeichert werden.
Um das Klimaziel bis 2030 einzuhalten braucht es vor allem Energieeffizienz. Um langfristig Nullemissionen zu erreichen, muss die Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt, neue klimaneutrale Prozesse eingeführt und Restemissionen von CO2 abgefangen und wiederverwendet oder gespeichert werden. © WWF Deutschland

Die klimaneutrale Industrie — was wird das konkret im Alltag für uns bedeuten?

Wir würden von der klimaneutralen Industrie langlebige, reparierbare Produkte kaufen können. Durch geteilte Nutzung und diverse Sharing Modelle werden wir mehr Dienstleistungen kaufen und weniger Produkte. Das würde den Rohstoffbedarf unserer Gesellschaft verringern und damit das Klima sowie darüber hinaus auch insgesamt die Umwelt schützen.

Am Preis werden wir den Klimaschutz nicht merken

Die Produkte, die es gäbe, wären aus klimaneutralen Materialien — einschließlich klimaneutralen Stahl, Zement und Kunststoff mit energiesparenden Verfahren unter Verwendung erneuerbarer Energien – hergestellt. Davon würden wir im Alltag eigentlich gar nichts merken. Übrigens auch nicht an den Preisen. Denn ein Auto aus klimaneutralem Stahl wäre gerade mal ein halbes Prozent teurer als ein herkömmliches Modell.

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Eine Trendwende zu klimaneutraler Produktion wäre fraglos auch ein Vorteil für die deutsche Industrie. So könnte zum Beispiel der Anlagenbau von der Umstellung auf klimaneutrale Verfahren profitieren. Klimaschutz und Industriepolitik schließen sich nicht aus, sondern können Hand in Hand gehen und so unseren Wohlstand sichern.

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