EU-Taxonomie: Kein Greenwashing für Atomkraft!

In diesen Tagen steht in Brüssel mal wieder einiges auf dem Spiel – wenn auch auf einem Feld, das nach wie vor wenig öffentliche Aufmerksamkeit genießt: Finanzpolitik. Genauer geht es um die sogenannte EU-Taxonomie. Spätestens hier winken viele ab – dabei lohnt sich ein detaillierterer Blick! Die Taxonomie zielt schließlich ins Herz unserer Vorstellung von Nachhaltigkeit.

Es geht ums Geld: Finanzströme für die Nachhaltigkeit

Eine Taxonomie teilt Dinge in Klassen oder Kategorien auf, um sie messbar zu machen und besser beurteilen zu können. Die EU-Taxonomie soll Anleger:innen dabei helfen, grüne Investments zu erkennen. Es geht darum, den Hebel des Finanzsystems wirklich effizient zu nutzen, um auf diese Weise Gelder in Bereiche zu lenken, die uns in Sachen Klima- und Umweltschutz messbar voranbringen.

Die Taxonomie als „Game Changer“

Wie revolutionär das Ganze ist, wie die EU-Taxonomie den Finanzsektor, Banken und Versicherungen beeinflusst – und was wir dabei unbedingt fordern, erklären wir vom WWF Sustainable-Finance-Team in diesem Papier genauer. Die Erwartungen an die Wirksamkeit der Taxonomie sind groß. Manche sprechen sogar davon, dass sie zum „Game Changer“ für die Transformation unserer Wirtschaft werden könne.

Was ist nachhaltig?

EU-Taxonomie: Bestimmen, was nachhaltig ist zur Beurteilung für Green Investments
EU-Taxonomie: Greenwashing verhindern © Jirsak/iStock/Getty Images

Seit mehreren Jahren schon arbeiten Expert:innen verschiedener Disziplinen an einer wissenschaftlichen Grundlage zur Beantwortung der Frage: Wann ist eine wirtschaftliche Tätigkeit nachhaltig? Und damit verbunden: Wann lassen sich Investitionen in bestimmte Wirtschaftsaktivitäten auch wirklich als nachhaltig oder grün bezeichnen? Manche Unternehmen sind bislang jedenfalls sehr einfallsreich, wenn es darum geht, als nachhaltig zu erscheinen – Stichwort „Greenwashing“. Höchste Zeit also, sich einmal über valide Kriterien Gedanken zu machen.

EU-Taxonomie: Sechs Umweltziele – und eine Ausschlussregel

Was als nachhaltig gelten soll, wird durch die EU-Taxonomie für eine Vielzahl von Wirtschaftstätigkeiten und insgesamt sechs Umweltziele genauer bestimmt. Ein wichtiger Punkt ist dabei die sogenannte „Do no significant harm“-Regel. Das heißt: Bei der Verfolgung eines Umweltziels darf ich die anderen Ziele nicht außer Acht lassen. Wenn ich beispielsweise ein Gebäude energieeffizient saniere, muss ich auf die Umweltverträglichkeit der Baumaterialien und eine ausreichende Recyclingquote achten, um andere Umweltziele nicht zu gefährden.

EU-Taxonomie: Atomkraft muss draußen bleiben!

Aktuell stehen bei der EU-Taxonomie vor allem Klimaschutzziele im Fokus. Und hier kommen wir zum derzeitigen Problem: Wissenschaftler:innen sind sich einig darüber, dass zum Beispiel fossile Brennstoffe, aber auch Atomkraft zur Energiezeugung nicht als nachhaltig gelten können. Sie sind entweder mit der Emission schädlicher Treibhausgase verbunden oder verletzen in eklatanter Weise die „Do no significant harm“-Regel. So bleiben bei Atomkraft unkalkulierbare Risiken – Fukushima ist gerade einmal zehn Jahre her. Die ungelöste Frage nach der Endlagerung radioaktiver Abfälle kommt hinzu. Dennoch drängen einige Staaten darauf, Atomkraft als „nachhaltig“ in die Taxonomie aufzunehmen. Das wäre aus Sicht des WWF und vieler weiterer Umweltorganisationen fatal.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze setzt sich zwar gemeinsam mit einigen ihrer Kolleg:innen aus anderen EU-Staaten dafür ein, dass Atomkraft kein Teil der Taxonomie wird (siehe ihren Brief an die EU-Kommission hier). Ob dieser Druck ausreicht, bleibt jedoch fraglich. Allen Beteiligten ist jedenfalls klar: Eine Nachhaltigkeitstaxonomie, die mit Atomkraft – und damit mit möglichen Atomunfällen sowie Atommüll rechnet – wäre fast schon wertlos. Das muss verhindert werden. Atomkraft gehört nicht in ein Regelwerk von Nachhaltigkeit! Ebenso wichtig wird sein, wie im Rahmen der EU-Taxonomie die Nachhaltigkeitsbewertung fossiler Brennstoffe wie Gas ausfällt. Eine generelle Einordnung als „nachhaltig“, wie laute Stimmen in Deutschland dies fordern, lässt sich wissenschaftlich nicht stützen, auch wenn das Wirtschaftsministerium in dieser Richtung argumtiert.

Für eine starke und umfassende Taxonomie

Gemeinsam mit unserem WWF-Büro in Brüssel engagieren wir uns dafür, dass eine glaubwürdige und starke Taxonomie auf klarer wissenschaftlicher Basis entsteht. Wo Nachhaltigkeit draufsteht, muss auch Nachhaltigkeit drin sein!
Wir sind überzeugt, dass eine solche Taxonomie einen wichtigen Beitrag für die dringend notwendige Transformation unserer Wirtschaft leisten könnte. Aber eben nur, wenn sie auch wirklich hält, was sie verspricht.

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Extremwetter und die Klimakrise: Earth on fire

Die Welt brennt. Greta Thunberg hat es schon vor zwei Jahren gesagt: „Our house is on fire“. In diesen Wochen wird uns die Wahrheit dieses Zitats mal wieder dramatisch vor Augen geführt. Kanada, Sibirien, Amazonas – Überall auf der Welt erleben wir extreme Hitze, Trockenheit und gefährliche Brände. Über die Bedeutung der aktuellen Extremwetter und ihren Zusammenhang mit der Klimakrise:

Hitzewelle in Kanada, Waldbrände in Sibirien

In Kanada wurden an mehreren Tagen hintereinander Hitzerekorde gebrochen und Temperaturen um die 45 Grad Celsius gemessen. In Folge der Hitze und anhaltender Trockenheit sind in der Region zahlreiche Waldbrände ausgebrochen, die Menschen, Tiere und Pflanzen bedrohen.

Gleichzeitig brennt es in Sibirien: Statt Eis und Schnee regiert dort im Sommer die Hitze. Mehr als 250.000 Hektar der sibirischen Wälder stehen gerade in Flammen – eine Fläche größer als das Saarland.

Extremwetter überall

Wer nach weiteren Beispielen schaut, muss nicht lange suchen. Auf Madagaskar droht hunderttausenden Menschen aufgrund der anhaltenden Dürre und Trockenheit der Hungertod. In Brasilien wüten so viele Waldbrände wie seit 14 Jahren nicht mehr. Dazu kommen extreme Wetterphänomene. Auch in Deutschland haben wir in den letzten Wochen Hitze, Trockenheit, Starkregen, Überschwemmungen und starke Gewitter erlebt.

Klarer Zusammenhang der Wetterextreme mit der Klimakrise

Extremwetter und Hitzewellen sind Folge der Klimakrise, so die Wissenschaft
Hitzewelle sorgt für schlimme Waldbrände in Sibirien © Imago Itar Tass Maxim Slutsky

Die Wissenschaft dazu ist deutlich: Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Extremwetter, das wir zurzeit erleben und der menschengemachten Klimakrise.

Während das Auftreten von extremer Hitze immer weiter zunimmt, werden extreme Kältephänomene immer seltener. Die Klimatologin und Leiterin des Instituts für Umweltveränderungen der University of Oxford, Friederike Otto, erklärt in der Financial Times: Das Ausmaß und die Häufung der extremen Hitzewellen der letzten Jahre wäre ohne die Klimakrise so kaum möglich gewesen.
Ottos Institut hat beispielsweise die Hitzewellen 2018 in Japan und 2020 in Sibirien analysiert. Das Ergebnis: Diese Hitzewellen wurden 600-mal wahrscheinlicher aufgrund der vom Menschen verursachten Klimaveränderungen. Als nächstes werden die Forscher:innen die aktuelle Hitzewelle in Nordamerika analysieren. Dort erwarten sie ähnliche Ergebnisse wie bei den Hitzewellen der vergangenen Jahre.

Warum ist die Hitze so schlimm?

Bei Hitze haben wir alle erstmal Ferien im Kopf. Eis essen, Sonnencreme und volle Freibäder. Aber in den hohen Temperaturen lauert eine stille Gefahr. Anhaltende Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit sind eine enorme Belastung für unseren Körper. Gerade Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen sind einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Das führt dazu, dass bei Hitzewellen die Todesfälle in der Bevölkerung steigen. Beispielsweise im kanadischen British Colombia ist während der Hitzetage die Anzahl der plötzlichen und unerwarteten Todesfälle um das Dreifache gestiegen. Das Bundesumweltamt modelliert, dass sich auch in Deutschland die hitzebedingte Mortalität um 1 bis 6 Prozent pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg erhöhen wird.

Zeit zu handeln: Klimawahl 2021

Klar ist: Erstens sind die extremen Wetterphänomene eine Gefahr für uns und unser wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben, wenn beispielsweise Straßen sich heben und ganze Städte überschwemmt sind.
Zweitens sind ihre Häufigkeit und Intensität Folge der menschengemachten Klimakrise, diese Entwicklung wird sich in Zukunft verstärken.
Und drittens müssen wir dringend handeln.

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Wissenschaftler:innen wie Friederike Otto liefern die Daten, die den direkten Zusammenhang zwischen extremen Wetterereignissen und der von Menschen verursachten Erderhitzung beweisen. Neue Studien können jetzt beispielsweise klar zeigen, welche gesundheitlichen Auswirklungen durch die Emissionen von Unternehmen und Ländern verursacht werden, die fossile Brennstoffe am meisten nutzen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind heute elementare Beweismittel in Gerichtsverfahren, wie im kürzlichen Bundesverfassungsurtei zum deutschen Klimaschutzgesetz. Außerdem zeigen sie der Politik die Dringlichkeit von Maßnahmen zum Klimaschutz auf: Alle Parteien  müssen Klimaschutz ganz oben auf der Agenda haben, sonst drohen Klimakrise  und Extremwetter zu einer noch größeren Gefahr für uns alle zu werden. Deswegen ist die Bundestagswahl im September eine Klimawahl: Alle Parteien sind aufgefordert, mit ihren klimaschutzpolitischen Konzepten zu überzeugen.

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So geht Zukunft: Strom von nebenan und wärmender Wind

Es ist die Geschichte eines kleinen Ortsteils in der Schweiz, der zum weltweiten Pionierprojekt für die Energie der Zukunft wurde: Im Süden des Kantons St. Gallen am malerischen Walensee liegt die Gemeinde Walenstadt. Eine Viertelstunde zu Fuß vom See entfernt, treiben die Bewohner:innen des Schwemmiwegs die Energiewende voran – und profitieren davon.

So geht Zukunft

Wie werden wir leben? Woher kommt unser Essen, unsere Energie, unsere Kleidung? Wie bewegen wir uns fort und wie kann das alles umweltverträglich geschehen? Wir haben uns mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) auf die Suche nach Vorbildern für ein zukunftsfähiges, sozial-ökologisches Wirtschaften gemacht. Und dabei erstaunliche Ansätze gefunden. So geht Zukunft. Wir stellen einige der Ansätze in lockerer Serie vor. Hier: Energie

Gut und günstig: Quartierstrom

Viele von ihnen hatten bereits Solarzellen auf dem Dach, als sie gefragt wurden, ob sie Teil des ersten lokalen Strommarktes in der Schweiz werden wollen und begeistert zusagten. Im Quartier Schwemmiweg kann man nun den Strom direkt beim Nachbarn kaufen.

Normalerweise verbraucht ein Haushalt mit Solaranlage nicht einmal ein Drittel seines erzeugten Stroms selbst. Den Rest speist er zu schlechten Preisen ins öffentliche Netz. Verkaufen die Schwemmiweger ihren Solarstrom direkt an Nachbar:innen ohne Solarzellen, können sie mehr verlangen. Die Käufer:innen wiederum bezahlen weniger als bei den Elektrizitätswerken.

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Keine Utopie mehr: Den eigenen Solarstrom direkt verkaufen
Strom per App © Gian Vaitl

Per App mit selbst produziertem Strom handeln

Abgerechnet wird der Strom mit Hilfe intelligenter Stromzähler und Blogchains, einer Art digitaler Kassenbücher. Per App wird Angebot und Nachfrage bestimmt und der Strom entsprechend gehandelt. Ein Manko: Noch kann ich hier nicht wählen, dass ich beispielsweise lieber den Strom meiner Tante abnehmen möchte, als den zum günstigsten Tarif. Das soll sich in Zukunft ändern. 

Energie der Zukunft: Strom aus der Region

Solarenergie ist eine der Schlüsseltechnologien der Energiewende. Den eigenen Strom zu guten Preisen verkaufen zu können, schafft Anreize in Solarzellen zu investieren und so das Klima zu schützen. Gleichzeitig werden durch den dezentralen regionalen Handel die Stromnetze entlastet. Nötig sind allerdings Energiegesetze, die diesen privaten Handel mit Solarstrom erlauben. Das ist trotz Vorgaben der EU in Deutschland noch nicht der Fall.

So sieht die Zukunft aus: Lokaler Strom
Solarzellen im Schwemmiweg © Quartierstrom

Wärme aus Wind in Brandenburg

Ebenfalls ein kleiner Ort als großes Vorbild: In der Ortschaft Nechlin in der Uckermark gibt es seit Jahren verschiedene Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien unter der Beteiligung von Bürger:innen. Besonders innovativ ist die Windspeicherheizung.

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Rund um Nechlin sorgen Windräder für Strom, der aber an besonders windigen Tagen das Stromnetz überlastet. Normalerweise wird dann automatisch abgeschaltet. Nicht so in Nechlin. Hier heizt die überschüssige Windenergie das Wasser eines riesigen Wärmespeichers auf.

Energie der Zukunft: Windspitzen zum Heizen nutzen

Rund eine Million Liter Wasser werden auf 93 Grad erhitzt und in einem Tank gespeichert. Über ein Nahwärmenetz gelangt das Wasser zu den umliegenden Gebäuden. Abhängig von der Wetterlage kann der Tank das Dorf bis zu zwei Wochen vollständig durch den so gespeicherten Windstrom beheizen.

Energie der Zukunft: Keine Vision mehr

Neue Gesetze für eine lebenswerte Zukunft

Nechlin ist ein Modell, das Schule machen sollte. Doch wiederum bedarf es dafür einer Anpassung der Gesetze. In Nechlin sorgt nur eine Ausnahmeregelung dafür, dass die Windkraftanlagen bei Überlastung des Stromnetzes nicht abgeschaltet werden müssen, wie es das Erneuerbare-Energien-Gesetz eigentlich vorgibt. Das muss sich ändern. Denn die voranschreitende Energiewende braucht die nötigen Rahmenbedingungen. Bisher wird Eigeninitiative oft ausgebremst. Dabei wären schnell und effektiv Dächer und Bürger-Windanlagen für die dezentrale Stromerzeugung deutschlandweit nutzbar. Das existente Stromnetz könnte intelligent gesteuert und ohne weiteren Ausbau dazu genutzt werden und jeder könnte zum klimaneutralen Stromanbieter werden.

Mehr bemerkenswerte Projekte nachhaltigerer und sozialerer Wirtschaft und Produktion

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Klimaverhandlungen: Für das Klima durch die Nacht

Internationale Klimaverhandlungen sind keine leichte Angelegenheit – und ein digitales Format macht das Ganze nicht unbedingt leichter. Aber einen Vorteil hat das virtuelle Format: Menschen, die sonst sicher nicht so leicht Zugang zu ihnen gehabt hätten, können auf einmal dabei sein – ich zum Beispiel.

Ich bin seit einem Monat Werkstudentin im Klimateam des WWF. Und ehe ich mich richtig versehen konnte, war ich auf einmal bei den „Sessions of the subsidiary bodies“ der UN-Klimakonferenz dabei… Und dahin möchte ich euch mit diesem Blogbeitrag ein wenig mitnehmen.

Also folgt mir: In eine Welt der Abkürzungen (SBSTA, AILAC, BASIC und OMGE sagen euch nichts? Das ist erst der Anfang!), der „Sub-Items“, „Co-Facilitators“ und “Informal Informals”. In eine Welt mit Verhandlern aus aller Welt und komplizierten Fragen zur gerechten Rettung unseres Planeten: Willkommen bei den Zwischenverhandlungen für die COP26!

Worum geht es eigentlich bei den Zwischenverhandlungen?

So richtig tauchen die in den Medien nicht auf. Viele wissen vielleicht gar nicht, wie wichtig die drei Wochen vom 31. Mai bis zum 17. Juni sind: In dieser Zeit finden die Zwischenverhandlungen für die UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow statt. Denn Entscheidungen auf so einem Klimagipfel treffen sich natürlich nicht von allein, sondern müssen gut vorbereitet und ausgearbeitet werden. Das passiert normalerweise (unter anderem) im Sommer vor der Klimakonferenz in Bonn, dem Sitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen. Dort treffen sich Verhandler:innen aller Nationen und besprechen technische und wissenschaftliche Details der internationalen Abkommen für den Klimaschutz.

Genauer gesagt treffen sich zwei Untergremien der Klimakonferenz:

  • Der „Subsidiary Body for Scientific and Technological Advice“ (SBSTA) – Untergremium für wissenschaftliche und technologische Empfehlungen
  • „Subsidiary Body for Implementation“ (SBI) – Untergremium für Implementierung

Der SBSTA wirkt dabei als Bindeglied zwischen der Wissenschaft und der Politik und beschäftigt sich mit Fragen der Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Anpassungen der Länder an diese Auswirkungen. Zum Beispiel geht es um die Förderung von umweltverträglichen Technologien oder die Messung und Überprüfung von Treibhausgasemissionen.

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Im SBI geht es um die Umsetzung des Klimaabkommens und seiner einzelnen Bausteine: Wie wird die Transparenz der nationalen Klimaschutzambitionen sichergestellt? Wie können Emissionen gemindert werden? Und wie wird der globale Klimaschutz finanziert? Im Kern geht es im SBI darum, die Ambitionen aller Vertragsparteien im Klimaschutz zu erhöhen.

Wie funktioniert das Ganze dieses Jahr?

Aufgrund der globalen Pandemie konnten 2020 weder die geplanten Zwischenverhandlungen noch die Klimakonferenz selbst stattfinden. Und auch in diesem Jahr konnten sich die Verhandler:innen für SBI und des SBSTA nicht persönlich treffen. Weil aber der Klimawandel nicht wartet bis die Pandemie vorbei ist, wurden die Verhandlungen nun ins Digitale verlegt. Dafür wurde eigens eine digitale Konferenzseite eingerichtet zu der die Verhandler:innen aller Staaten sowie Beobachter Zugriff haben. Wir vom WWF gehören gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen aus der ganzen Welt zu den Beobachtern der Verhandlungen. Und da komme auch ich ins Spiel.

Die Klimaverhandlungen und ich

Wenn man die Konferenzseite öffnet, begrüßen einen freundlich die Vereinten Nationen. „Thank you for joining us“. Über ein Menü kann man sich durch die Konferenzplattform klicken. Da kann man beispielsweise sein Profil updaten (Social Media für Klimaverhandler:innen!), den Terminkalender der Verhandlungen einsehen, Dokumente herunterladen oder in die „Networking Lounge“ eintreten.

 

Gerade die Dokumente sind überwältigend. Eine Informationsflut zu Themen, wie etwa zum Artikel 6 des Paris-Abkommens, bei dem es um internationale Kohlenstoffmärkte und die Anrechnung von Klimaschutzmaßnahmen bei Klimabeiträgen geht. Oder zu den „common timeframes“, den Zeitrahmen für die Emissionsminderungsziele der Länder.

Bei den Zwischenverhandlungen werden dann zusätzlich sogenannte „formlose Protokolle“ verfasst, die den Stand der Besprechungen aus den drei virtuellen Wochen festhalten sollen. „Formlos“ heißt in dem Zusammenhang, dass keine finalen Beschlüsse in den drei Wochen gefasst werden dürfen, sondern lediglich Vorverhandlungen stattfinden.

Virtuelle, globale Klimaverhandlungen — funktioniert das überhaupt?

Eine große Herausforderung des virtuellen Formats ist definitiv der Zeitplan. Wann soll man verhandeln, wenn die Welt zusammenkommt und egal an welchem Zeitpunkt immer irgendjemand auf einer Seite der Erde gerade schläft? Angesichts der besonderen Umstände wurde eine eigene Lösung dafür gefunden. Die Verhandlungen finden jeden Tag nur für etwa vier Stunden statt. Immer zu verschiedenen Zeiten: In der ersten Woche ab 15.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ), in der zweiten Woche ab 23.00 und in der dritten Woche ab 5.00 Uhr (MESZ). Da hieß es dann in der ersten Woche „Good Morning“ aus Mexiko, während es auf Samoa schon mitten in der Nacht war. Alle haben also mal Glück und mal Pech mit der Zeit, zu der sie sich einloggen müssen. Da heißt es auch mal sehr früh aufstehen. Oder mit den Klimaverhandlungen durch die Nacht zu gehen.  

Wunsch und Tücke

Das ist nicht die einzige Tücke der digitalen Zwischenverhandlungen. Gerade Teilnehmer:innen aus dem globalen Süden haben teilweise mit Verbindungsproblemen zu kämpfen. Der Strom ist dann mal weg oder die Verbindung gestört. Das macht den Fortschritt natürlich nicht einfacher. Aber dennoch: Ich habe den Eindruck, dass die meisten Parteien den Wunsch nach konstruktiven Gesprächen haben. Auch wenn es manchmal sehr detailreich wird oder einzelne Parteien schnelle Arbeitsfortschritte blockieren: Viele Teilnehmer:innen machen auch die Dringlichkeit von Lösungen und klaren Bekenntnissen deutlich.

Es gibt also Hoffnung. Deswegen rufen wir alle Verhandler:innen der „Sessions of the subsidiary bodies“ dazu auf, alles dafür zu tun, Klimaschutzambitionen zu erhöhen. Und Fortschritte zu machen, durch die das Erreichen des 1,5‑Grad-Ziels möglich wird. Auch wenn es mal sehr spät oder sehr früh wird: Die Welt braucht euch jetzt!

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Meeresrotz: Die Therapie gegen die Todeszonen

Allein schon dieser Name: Meeresrotz. Eine dicke Schleimschicht bedeckt seit Wochen das Wasser des Marmarameers, das zwischen dem Schwarzen Meer und der griechischen Ägäis liegt. Auch der Meeresboden ist mit dickem Glibber bedeckt. Alles stinkt. Dort lebt nichts mehr.

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Der ganze Rotz ist kein kleiner Schnupfen, Rotz und vorbei. Das Meer ist schwer krank. Der Meeresrotz bedroht Biodiversität, Fischerei, Tourismus und Gesundheit der Menschen. Marines Leben wird erstickt. Und die Krankheit muss gründlich ursächlich behandelt werden.

Überdüngung und Klimawandel fördern die Todeszonen

Wir haben es bei Meeeresrotz mit einer außer Kontrolle geratenen Algenblüte zu tun, die einen Teufelskreis in Gang setzt. Algenblüten sind eigentlich eine natürliche Sache, aber der Mensch heizt durch ungeklärte Abwässer, Entwaldung und Überdüngung in der Landwirtschaft diese Algenblüten enorm an. Die Klimakrise verschärft die Situation. Wärmere Temperaturen heißt schnelleres Wachstum, wärmeres Wasser bedeutet weniger Sauerstoff.

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Wenn zu viele Nährstoffe in Meer kippen, entgleist das Ökosystem. In sehr kurzer Zeit baut sich eine große Biomasse aus einzelligen Kieselalgen und Dinoflagellaten auf. Wenn diese dann mikrobiell abgebaut werden, entziehen die Bakterien dem Wasser den Sauerstoff. Dadurch entstehen Todeszonen. Keine höheren Lebewesen können hier überleben.

Todeszonen wachsen exponentiell

Das Problem ist längst bekannt und wissenschaftlich beschrieben. Das alarmierende daran: Seit den 1950er vergrößern sich die Todeszonen in den Meeren exponentiell. Sie verdoppeln sich alle zehn Jahre. Besonders betroffen sind Meeresgebiete ohne wirklich großen Wasseraustausch, wie das Marmarameer oder eben auch die Ostsee, wo sich einige der weltweit größten Todeszone befinden. Aber auch die Nordsee ist betroffen. In der Sargassosee im Atlantik breitet sich seit Jahren ein riesiger Teppich aus Braunalgen aus. Der Meeresrotz und ähnliche Krankheitsbilder sind ein globales Problem.

Algenblüte Meeresrotz Marmara
Das wird nicht helfen. Das Meer braucht einen ursächliche Therapie © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Kemal Aslan

Die Therapie für die Meere

Wir Menschen haben das Meer krank gemacht. Die Auswirkungen werden uns jetzt schmerzlich bewusst. Das Meer braucht eine ursächliche Therapie. Den Stopp von CO2 Ausstoß. Stopp der Überdüngung, vor allem aus der Landwirtschaft. Dafür kämpfen wir vom WWF Deutschland, speziell für die Ostsee. Keine ungeklärten Abwässer in Flüsse und Meere. Stopp von Überfischung, damit die Ökosysteme nicht noch mehr aus dem Gleichgewicht gebracht werden.

Dann gibt es Hoffnung für das Marmarameer. Und für alle die anderen Todeszonen, die unsere Meere umbringen.

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