Stell dir vor, Du wirst zum Arbeiten in den Regenwald geschickt, in Flip-Flops, ohne Unterkunft, Moskitoschutz und Trinkwasser. Und stell dir vor, dein Arbeitgeber bezahlt dich am Ende des Monats dann nicht, obwohl Du einen guten Job gemacht hast.
Gibt es nicht? Doch. Sogar viel zu oft. Weltweit arbeiten viele Wildhüter:innen unter widrigsten Bedingungen. Ohne angemessene Ausbildung, Ausrüstung oder den Zugang zu essenziellsten Dingen, wie medizinische Versorgung oder Kommunikationsmöglichkeiten.
Warum Ranger:innen so wichtig sind
Dabei sind wir uns bestimmt alle einig wie wichtig ihre Arbeit ist. Ranger:innen erhalten die Umwelt. Sie schützen Tier- und Pflanzenarten, entfernen Schlingfallen, retten verletzte Tiere und sammeln wichtige Daten für den Artenschutz. Sie helfen lokalen Gemeinden, sich vor Wildtieren zu schützen und bekämpfen Wildfeuer. Ranger:innen unterstützen Tourismus und damit lokale Einkommensmöglichkeiten. Und sie bringen anderen Menschen Naturschutz nahe.
Ranger:innen schützen 15 Prozent der Land- und sieben Prozent der Wasserfläche auf unserem Planeten. 47 Millionen Quadratkilometer insgesamt. Kurz: sie sind das Rückgrat zur Bewahrung unserer Artenvielfalt, Ökosysteme und natürlichen Ressourcen und damit ganz grundlegend unverzichtbar für uns und unseren Planeten.
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Mehr Aufmerksamkeit für ihre harte und oft genug gefährliche Arbeit ist wirklich wichtig. 2019 haben wir eine Umfrage von über 7000 Ranger:innen aus 28 Ländern veröffentlicht. Mit frappierenden Ergebnissen. In Südasien hat beinahe jeder zweite auf Patrouillen keinen Zugang zu Kommunikationsmöglichkeiten – dabei kann das im Fall von schweren Verletzungen lebensrettend sein. Mehr als die Hälfte der Befragten hat selten oder nie Zugang zu Trinkwasser, mehr als Dreiviertel haben keine Moskitonetze. Entsprechend hoch ist die Rate der Infektionskrankheiten: In Afrika hatten mehr als zwei Drittel der Befragten in den letzten zwölf Monaten Malaria. Über 1000 Ranger:innen sind in den letzten zehn Jahren bei der Ausübung ihres Jobs ums Leben gekommen. Opfer eines Verbrechens zu werden ist dabei wesentlich wahrscheinlicher, als beispielweise durch Wildtiere getötet zu werden. Doch trotz der gefährlichen Arbeit sind weniger als die Hälfte bei Todesfällen abgesichert. Ihre Familien bleiben ohne Versorgung zurück.
Zusammen für die Ranger:innen!
Wir vom WWF wollen das ändern. Gemeinsam mit sieben anderen internationalen Organisationen, wie der Weltnaturschutzunion IUCN, der International Ranger Federation und Fauna & Flora International, haben wir die Universal Ranger Support Alliance URSA gegründet. Wir wollen mehr Sichtbarkeit und Anerkennung, gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und einen Absicherung für den Fall der Fälle. Und wir wollen einen global gültigen Verhaltenskodex verabschieden. All das braucht es, damit Ranger:innen ihre Arbeit in Zukunft sicher, professionell und unter angemessenen Bedingungen leisten können. Und das sind auch wichtige Voraussetzungen, um in angespannten und schwierigen Situationen richtig reagieren und Korruption widerstehen zu können.
Was wir tun
Für all das braucht es einen Systemwandel. Deswegen arbeitet URSA primär auf politischer Ebene. Denn die meisten Wildhüter:innen sind bei ihren jeweiligen Regierungen angestellt. Wir müssen daher die entscheidenden Stellen dazu bewegen, dass sich etwas ändert. Daneben werden wir vom WWF natürlich auch weiterhin Ranger:innen weltweit unterstützen. Wie etwa mit essentieller Ausrüstung oder Fortbildungen, so wie wir das zum Beispiel kürzlich im Lobéké Nationalpark in Kamerun gemacht haben.
Der World Ranger Day ist nur einmal im Jahr. Aber vielleicht sollten wir Ranger:innen viel öfter Wertschätzung zuteilwerden lassen, für die harte Arbeit an jedem neuen Tag. Sie schützen unseren Planeten. Und arbeiten letztlich auch für uns alle.
Bartgeier, Luchs und Wildkatze: 10 Tiere, die ihn Deutschland fast ausgestorben waren – und jetzt wieder da sind.
Bartgeier: Rückkehr der Riesenvögel
Er ist ganz schön riesig: Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern zählt der Bartgeier zu den größten flugfähigen Vögeln überhaupt. Lange Zeit waren die Geier als gefährliche Vögel verrufen, die gar sogar Lämmer jagen sollten – weshalb sie auch Lämmergeier genannten werden. Sogar der Raub von Kindern wurde ihnen angedichtet. Es folgte eine gnadenlose Verfolgung. Anfangs des 20. Jahrhunderts verschwanden sie gänzlich aus den Alpen.
Jetzt kommt der Bartgeier zurück in die deutschen Alpen. In den Berchtesgadener Alpen sollen in diesem Sommer die ersten Küken ausgewildert werden.
In der Schweiz und Österreich waren der WWF und andere Naturschutzorganisationen mit ähnlichen Projekte in den letzten Jahren erfolgreich. Über 220 Bartgeier fliegen heute schon wieder über der Schweiz, Österreich, Italien und Frankreich. Viele der Greifvögel haben bereits erfolgreich gebrütet. Heute zählen wir pro Jahr 15 bis 20 Freiland-Geburten.
Kegelrobbe: Deutschlands größtes Raubtier zurück an den Küsten
Die Kegelrobbe ist mit zweieinhalb Meter Länge und 330 Kilo Deutschlands größtes Raubtier. Früher wurden Kegelrobben als Konkurrent der Fischer erbarmungslos gejagt. Als dann auch noch immer mehr Gift ins Meer gekippt wurde, kamen immer weniger Kegelrobben an die deutschen Küsten. Und irgendwann gar keine mehr. Doch seit die Robben und große Teile ihres Lebensraums unter Schutz stehen, kehren immer mehr Tiere zurück. Inzwischen sind es im Wattenmeer von Dänemark, Deutschland bis zu den Niederlanden schon wieder mehr als 5400 Tiere. Auch an der Ostsee werden es immer mehr.
Der WWF unterstützt die Rückkehr der Kegelrobbe an die deutsche Ostseeküste mit Projekten zu Monitoring, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Im Sinne eines präventiven Konfliktmanagements steht er in engem Dialog mit lokalen Küstenfischern.
Waldrapp: Schräge Vögel auf dem Rückflug
Der Waldrapp ist mit seinem kahlen Gesicht, dem sichelförmigen roten Schnabel und den strubbeligen Nackenfedern ein schräger Vogel. Er galt früher als Delikatesse verspeist und wurde daher stark bejagt.Bereits im 17. Jahrhundert starber in ganz Mitteleuropa aus. Lediglich in Marokko, Spanien, Österreich und der Türkei gibt es noch Vorkommen des Ibis-Vogels. Er ist einer der seltensten Vögel der Welt.
Biber galten in Deutschland schon im 19. Jahrhundert als fast ausgerottet. Der Verlust ihrer Lebensräume durch Flussbegradigungen dezimierte ihre Bestände rapide. Sie wurden aber auch wegen ihres Pelzes und ihres Fleisches intensiv bejagt. Nur 190 Tiere überlebte an der Mittelelbe. Inzwischen haben sich die Bestände wieder erholt, sehr zum Wohl ihrer Lebensräume.
Aktuell leben in ganz Deutschland fast 30.000 Biber – der Großteil von ihnen in der so genannten “Mittleren-Elbe-Region”. Wir führen das größte Projekt des WWF Deutschland durch: Die Schaffung eines Verbundes echter, überflutbarer Auenwälder.
Wisent: Es waren nur noch 54 in Gefangenschaft…
Ursprünglich waren Wisente fast in ganz Europa heimisch. Schon vor etwa 6000 Jahren fingen die Lebensräume der Wisente an zu schrumpfen. Im 20. Jahrhundert wurden die Wisente in freier Wildbahn komplett ausgerottet. Weltweit überlebten nur 54 Wisente in Gefangenschaft. Zum Glück schlossen sich einige der Wisenthalter zusammen, um das größte europäische Landsäugetier vor dem Aussterben zu retten. Und langsam wieder in die Natur zu entlassen.
Der Bestand von freilebenden Wisenten entwickelt sich positiv. Etwa 6200 Tiere sind es aktuell in verschiedenen Teilen Europas. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft die Wisente von „gefährdet“ zu „potenziell gefährdet“ herabgestuft. Das ist ein klarer Erfolg der weltweiten Naturschutzarbeit. Ja, auch unserer Arbeit.
Luchse schleichen sich zurück
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war auch der Luchs aus weiten Teilen Mittel- und Südeuropas verschwunden. Rückzugsgebiete fand er in abgelegenen Regionen der Pyrenäen, Alpen oder Karpaten. In Deutschland lebten die letzten Exemplare im Bayerischen Wald.
Doch durch Einwanderung und Ansiedlungsprojektewerden es wieder mehr. Im Bayerischen Wald und im Oberpfälzer Wald wird die Zahl der Luchse auf rund 70 Tiere geschätzt. In Rheinland-Pfalz nimmt die Zahl an Luchsen seit 2016 durch ein vom WWF unterstütztes Wiederansiedlungsprojekt beständig zu. Auch in den Harz wurden zwischen 2000 und 2006 mehrere Luchse gebracht.
Derzeit zählen wir in Deutschland rund 130 ausgewachsene Luchse. Der Luchs ist zurück.
Wolf: Seit 20 Jahren wieder da
Einst gejagt und vertrieben galt der Wolf 150 Jahre lang in Deutschland als ausgestorben. Heute ist er zurück – und das schon seit 20 Jahren. Für den WWF ist das ein Riesenerfolg, denn der Wolf steht mit seiner Symbolkraft für den Schutz der Wälder und sorgt als großer Beutegreifer für die Gesundheit des Ökosystems.
Elch: Einwanderung
Ursprünglich lebten die Riesenhirsche nicht nur in Skandinavien, wie heutzutage viele annehmen, sondern fast in ganz Europa. Und eben auch in Deutschland. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts waren sie bei uns aber ausgestorben. Der kleine Bestand in Mecklenburg und Neuvorpommern verschwand mit den Kriegswirren. Doch nach und nach besiedeln die scheuen Tiere nun wieder den Osten Deutschlands. Auf der Suche nach geeigneten Lebensräumen überqueren sie die polnische Grenze Richtung Deutschland – wie schon viele Jahre zuvor die Wölfe.
Adler: Der König der Lüfte kreist wieder
Auch der imposante Seeadler, das Wappentier der Bundesrepublik Deutschland, ist zurück. Lange Zeit betrachteten die Menschen Adler als Nahrungskonkurrenten. Der Seeadler war um 1900 fast vollständig ausgerottet. Der WWF rief bereits 1968 das „Projekt Seeadlerschutz“ in Schleswig-Holstein ins Leben, das als internationales Projektmodell auch auf nordeuropäische Länder wie Schweden, Finnland und Norwegen übertragen wurde. In Deutschland kaufte der WWF in ausgewählten Gebieten Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs Wald- und Wasserflächen zum Schutz der Seeadler an.
Die Schutzprojekte zahlen sich aus: Heute sollen es wieder 600 Brutpaare in Deutschland sein.
Zeit der Kraniche
Großflächige Entwässerungen, aber auch Bejagung drängten die ursprünglich in Europa weit verbreiteten Vögel nach Norden zurück. Anfang der 1970er-Jahre war der Kranich beinahe ausgestorben.
Jetzt wächst der Bestand seit Jahren kontinuierlich – dank umfangreicher Naturschutzarbeit. Der WWF begann schon 1973 ein Kranichschutz-Projekt am Westrand ihrer Brutverbreitung in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Feuchtgebiete wurden renaturiert und Ruhezonen gesichert. Naturschutzarbeit wie diese zeigenunübersehbare Erfolge. Heute man kann im Herbst und Frühjahr wieder das faszinierende Schauspiel des Kranichzugs beobachten.Es sind wieder 300.000 Tiere.
Wildkatze: Auf leisen Pfoten
Noch im 19. Jahrhundert war die Wildkatze über weite Teile Europas und Deutschlands verbreitet. Zwischenzeitlich waren die scheuen Wildkatzen fast ganz verschwunden. Sie wurden gejagt, Lebensraumzerstörung und ‑zerstückelung und der Straßenverkehr setzen den letzten Populationen schwer zu. Auch der Einsatz von forstlichen Großmaschinen zur Aufzuchtzeit kann den Katzen gefährlich werden.
Heute leben nach Schätzungen wieder einige Tausend in Deutschland. Auch im WWF Projektgebiet an der Mittleren Elbe sind die scheuen Katze wieder da. Dieser positive Trend muss aber weiterhin unterstützt werden, so dass die wilden Katzen ihre ehemaligen Lebensräume dauerhaft wiederbesiedeln können.
Welche der Rückkehrer habt ihr schon getroffen? Schreibt uns über eure Begegnungen!
Der Angeklagte im Cottbusser Elfenbein-Prozess wurde zu 20 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Ist das jetzt gut?
Fraglos, dieser Prozess in Cottbus war einzigartig in Deutschland. Es ging um über eine Tonne Elfenbein, um Schmuggel und Verarbeitung von Elefantenstoßzähnen. Der Fall zeigte eindrucksvoll, dass der internationale, organisierte Schmuggel mit Elfenbein auch vor Deutschland nicht Halt macht. Im Prozess ging es darum wo das Elfenbein herkam, wie alt es ist. Es musste mit Isotopen-Bestimmung gearbeitet werden. Mehr als vier Jahre dauerte es zwischen dem Aufgriff des Elfenbeins und der Verurteilung jetzt. Viel davon war Neuland für uns hier in Deutschland in dieser Größenordnung. Für die Justiz und auch für uns, für mich.
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Heute fiel jetzt das lange erwartete Urteil im Cottbusser Elfenbein-Prozess. 20 Monate Freiheitsstrafe lautet die Strafe, ausgesetzt zur Bewährung. Jetzt muss man abwarten ob Revision eingelegt wird. Das Schriftliche Urteil geht dann ein paar Wochen später an die Parteien,
Zu hart oder zu milde?
Ob das jetzt hart ist, angemessen oder viel zu milde, es bringt nichts das zu debattieren. Das Urteil liegt im oberen Bereich der üblichen Strafmessung. Das Gerichtsverfahren hat aber gezeigt, dass Wilderei und illegaler Artenhandel auch in Deutschland kein Kavaliersdelikt sind. Es wird als ein ernstzunehmendes, kriminelles Problem erkannt. Selbst das ist nicht selbstverständlich.
Was jetzt passieren muss
Insgesamt meine ich: Das Urteil ist ein eher positives Signal – es gilt, darauf aufzubauen. Der Prozess hat aber auch gezeigt: Wir benötigen mehr Fachwissen bei der Polizei und den Behörden, einen besseren Informationsfluss, eine umfangreiche und vollständige Dokumentation sowie auf Umweltrecht spezialisierte Staatsanwälte. Nur so lässt sich eine konsequente Strafverfolgung bei Artenschutz-Verbrechen gewährleisten. Schmuggel von Wildtierprodukten muss wie auch die Wilderei im politischen und gesellschaftlichen Diskurs als ernstzunehmendes, kriminelles Problem erkannt werden. Und durch die nötige Ausstattung der Strafverfolgung entsprechend geahndet werden.
Der Kampf gegen die Wilderei-Mafia ist längst nicht gewonnen. Wir brauchen jeden Erfolg. Und jede Unterstützung.
Im Mai 2016 wurden wir alle von einem schockierenden Fund überrascht: Am Flughafen Schönefeld waren Zollfahnder beim Durchleuchten von Paketen stutzig geworden, die vermeintlich Kaminuhren enthalten sollten, aber im Röntgenbild nur schwarz erschienen. Bei der Öffnung stellte sich heraus, dass diese elf Kisten 625 Kilogramm Elefanten-Elfenbein enthielten. Das war eine in Deutschland bis dahin kaum vorstellbare Menge an Stoßzähnen dieser bedrohten Säugetiere, deren internationaler kommerzieller Handel weltweit verboten ist. Der Zoll ermittelte daraufhin weiter, und Ende August 2016 wurde man in Emmelshausen in Rheinland-Pfalz fündig. Dort durchsuchten Beamte eine Wohnung und eine Werkstatt, stellten Ausrüstung zur Bearbeitung von Elfenbein sowie nochmals 570 Kilo Elfenbein sicher. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.
1,2 Tonnen Elfenbein, wieviel Elefanten mussten dafür sterben?
Mit beinahe 1,2 Tonnen (!) Elfenbein ist das nach Aussage des Zolls die größte je erfolgte Beschlagnahmung von Elefanten-Stoßzähnen in Deutschland. Wir müssen von Dutzenden Elefanten ausgehen, die ursprünglich für dieses Elfenbein ihr Leben lassen mussten. Ich selbst war bei der Presskonferenz des Zolls in Berlin vor Ort im September 2016. Der größte Stoßzahn war über zwei Meter lang. Ich selbst bin 1,90 groß, aber das Ding konnte ich kaum aufheben. Und das war nur ein St0ßzahn, da war noch viel Elfenbein, zersägt und in Kisten verpackt. Das Ausmaß der geschmuggelten Menge war bedrückend greifbar — wie auch in diesem Video zu sehen:
Der Prozess, nach vier Jahren — endlich!
Jetzt beginnt nach vier Jahren endlich die Hauptverhandlung gegen die beiden Angeklagten am Landgericht Cottbus. Das Gericht selbst fasst die Vorwürfe gegen die Angeklagten in einer Pressemitteilung trocken zusammen.die Anklage führt ein Vergehen gehen das Bundesnaturschutzgesetz an, weil weder artenschutzrechtliche Dokumente für das Elfenbein noch erforderliche Ausfuhrgenehmigungen vorgelegen haben sollen. Dabei soll der Angeklagte vorgehabt haben, das Elfenbein in Vietnam zu verarbeiten und zu veräußern. Er habe sich durch den Verkauf des Elfenbeins eine dauerhafte Erwerbsquelle schaffen wollen.
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Ich werde diesen Prozess gespannt verfolgen. Im September 2016 habe ich die Behörden noch gelobt. Denn sie hatten durch die erfolgreichen Ermittlungen in diesem Fall deutlich gemacht, dass sie Wildtierkriminalität entschieden verfolgen.Der gewerbsmäßige Charakter des illegalen Handels mit Elfenbein veranlasste die Staatsanwaltschaft, Haftbefehl zu beantragen. Die Hauptverdächtigen landeten in Untersuchungshaft.Das war ein wichtiges Signal für den Artenschutz. Jetzt kommt es aber auf den Prozess an und auf das Urteil. Denn den beiden Tätern drohen Haftstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Die Tatsache, wo genau das Elfenbein herkommt und wie alt es ist, wird dabei eine Rolle spielen. Ob hier kürzlich gewildertes Elfenbein geschmuggelt wurde oder das Material aus Altbeständen wie Jagdtrophäen oder legalen Einfuhren von vor 1989 stammt. Wir hoffen, dass dies entsprechende wissenschaftliche Gutachten vor Gericht klären werden.
Das ist keine Bagatelle!
Eines ist völlig klar: 1,2 Tonnen Elefanten-Elfenbein sind auch im internationalen Vergleich keine Bagatelle. Es besteht der klare Eindruck des gewerbsmäßigen Schmuggels und illegalen Handels. Ich erwarte daher ein angemessenes Strafmaß mit Signalwirkung, dass in Deutschland Verstöße gegen das Bundesnaturschutzgesetz und illegaler Artenhandel ernst genommen und entsprechend geahndet werden.
Was wir fordern
Vier Jahre zwischen Aufdeckung und Prozessbeginn sind eine lange Zeit. Was genau die Gründe dafür waren, wissen wir nicht. Klar ist, dass solche Fälle – zum Glück – in Deutschland eher die Ausnahme sind. Das bringt aber das Problem mit sich, dass unser Justizsystem eher geringe praktische Erfahrungen damit hat. Es gibt nur wenig Referenzfälle existieren, wenn überhaupt.
Die Situation bei Schmuggel und Handel mit Wildtierprodukten ist undurchsichtig, da es keine zentrale Dokumentation der Fälle gibt. Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Um eine konsequente Strafverfolgung sicherzustellen, braucht es neben der Aufklärung der Bevölkerung vor allem entsprechende Fachkenntnis bei der Polizei und den Behörden, sowie Strukturen und Netzwerke, um einen besseren Informationsfluss zu ermöglichen. Die Fälle müssen umfangreich und vollständige dokumentiert werden. Es bräuchte in Deutschland auch auf Umweltrecht spezialisierte Staatsanwälte, die solche ungewöhnlichen Fälle angemessen einordnen können. Schmuggel von Wildtierprodukten muss wie auch die Wilderei im politischen und gesellschaftlichen Diskurs als ernstzunehmendes, kriminelles Problem erkannt werden und darf nicht länger den Status eines „Kavaliersdeliktes“ haben.
Jetzt bin ich aber erst einmal gespannt, was diese und nächste Woche in Cottbus passieren wird. Welche Zusammenhänge vielleicht noch aufgedeckt werden. Und welches Urteil am Ende stehen wird. Der Fall macht deutlich, dass der internationale, organisierte Schmuggel mit Elefanten-Elfenbein auch vor Deutschland nicht Halt macht. Denn Deutschland ist eine wichtige Drehscheibe für den internationalen Warenverkehr. Zudem gab es hier bis in die 1980er Jahre einen regen Markt für Kunst aus Elfenbein. Viele dieser Produkte schlummern heute auf diversen Dachböden, und professionelle Händler wittern ein schnelles Geschäft. Wir hoffen hier also auf ein klares Signal, dass auch hier Wilderei und illegaler Artenhandel ein ernstes Verbrechen sind. Wir brauchen vom Prozess in Cottbus ein klares Signal, dass auch bei uns Wilderei und illegaler Artenhandel keine Bagatelle, sondern Verbrechen sind.
Tiger King bricht auf Netflix Rekorde. Zugegeben, rein emotional kann ich die Mischung aus Geldmacherei und Tierquälerei kaum aushalten. Hinter der Serie “Großkatzen und ihre Raubtiere” rund um den Fall Joe Exotic stecken aber auch schreckliche Wahrheiten, die jeder kennen sollte. Tiger hinter Gittern sind eben nicht nur ein Thema für den Tierschutz. Die in den USA gehaltenen Tiger haben nämlich Auswirkungen auf Tiger in freier Wildbahn.
1) Mehr Tiger in den USA als in der Natur
Geschätzt gibt es in den USA etwa 5000 Tiger in Gefangenschaft. Das sind mehr als die etwa 3900 in freier Wildbahn lebenden Tiger. Die überwiegende Mehrheit der Tiger gibt es in Hinterhöfen, dubiosen Attraktionen am Straßenrand und in privaten Zuchtanlagen. Nur sechs Prozent leben in Zoos und akkreditierten Einrichtungen.
2) Es fehlt in den USA an klaren Gesetzen zu Tigern
Tiger in den USA werden derzeit durch einen Flickenteppich von Bundes‑, Bundesstaats- und lokalen Gesetzen reguliert. Keine Regierungsbehörde überwacht und verfolgt, wo sich die Tiger befinden. Wieviele es überhaupt sind. Wem sie gehören, wann sie verkauft werden. Oder was mit ihren Überresten geschieht, wenn sie sterben. Tigerteile und ‑produkte sind wertvoll und bringen auf dem Schwarzmarkt hohe Erträge. Wir brauchen in den USA eine zentrale Aufsicht, die sicherstellt, dass Tiger nicht in den illegalen Handel eingespeist werden. Und natürlich auch um streng zu verfolgen, ob die Tiere angemessen gehalten werden. Immer und überall.
3) Die Zucht von Tigern hat nichts mit Artenschutz zu tun
Vor allem Tigerbabys sind beliebt. Und unglaublich lukrativ. Das war schon bei dem berüchtigten Tigertempel in Thailand so. Für ein Selfie mit Tiger sind Menschen bereit zu zahlen. Ausgewachsene Tiere sind wesentlich schwieriger als Schmusekatzen anzupreisen. Außerdem fressen sie mehr und sind im Unterhalt dadurch natürlich teurer. Das macht die Tiger ab einem bestimmten Alter für dieses Geschäft weitgehend wertlos. Um ständig Jungtiere vorführen zu können, müssen also immer mehr Tiger gezüchtet werden.
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Oft entsteht Inzucht, was Geburtsfehler und Gesundheitsprobleme verursachen kann. Und manchmal wurde auch das unerfindliche Verschwinden von älteren Tieren beobachtet. Was Fragen aufwirft, die auch in der Serie Tiger King zur Sprache kommen. Schließlich werden für Tigerteile sehr viel Geld bezahlt.
Es geht hier also in keiner Weise um gesunden Arterhalt, sondern um die rücksichtslose Ausbeutung einer vom Aussterben bedrohten Art. Zudem wird das Verständnis über die komplexen Zusammenhänge von nachhaltigem und ernst gemeinten Tigerschutz vollkommen verfälscht. Die größte Raubkatze der Welt wird als dressiertes Kätzchen vorgeführt und als verschmustes Haustier beworben.
Die Zucht in Tigerfarmen ist ein enormes Problem für den Schutz der wildlebenden Tiger. Ich gehe davon aus, dass mit den Tieren doppelt verdient wird. Vor den Kulissen als Touristenattraktion und hinter den Kulissen, wenn ihre Teile und Produkte teuer auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Legale Tigerfarmen, wie zum Beispiel in China, untergraben die Durchsetzungsbemühungen gegen den illegalen Handel mit Tigern. Die Nachfrage nach Tigerteilen und ‑produkten als Statussymbol, Glücksbringer, vor allem aber für die Traditionelle Chinesische Medizin ist ungebrochen. Werden Tigerfarmen und ominöse Tigerzoos weiterhin zugelassen, dann befeuert dies die Nachfrage nur noch weiter und üben einen tödlichen Sog auf die Tiger in freier Wildbahn aus.
Der WWF fordert die Regierungen in China, Laos, Kambodscha, Vietnam und Thailand auf, Tigerfarmen zu schließen und den Handel mit Tigern klar zu verbieten. Klick um zu Tweeten
Was der WWF gegen die Tiger in Gefangenschaft macht
Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass die Tigerfarmen geschlossen werden — und die Tigerhaltung reguliert wird. Die USA haben in den letzten zehn Jahren strengere Vorschriften für in Gefangenschaft lebende Tiger erlassen. Im April 2016 verschärfte die US-Regierung im Rahmen des Gesetzes über gefährdete Arten (Endangered Species Act) die Vorschriften für Tigerhaltung. Dadurch wurde es schwieriger, die Tiere in den illegalen Wildtierhandel einzuschleusen.
Ja, wir hatten auch in Europa schon Fälle von Tigern, die in den Artenhandel mit Asien eingeschleust wurden. Auch wenn die Situation der in der EU und in den USA gefangenen Tiger anders gelagert ist als in Asien. Jedes Land sollte rigoros vor seiner eigenen Haustür kehren und sicherstellen, dass seine Tiger-Aktivitäten nicht zum illegalen Handel beitragen. Und gleichzeitig muss jedes Land, in dem Tiger in Gefangenschaft halten werden, alles tun, damit diese Tiere so gut es geht artgerecht und respektvoll leben können.
Das Überleben der Tiger in freier Wildbahn hängt von uns allen ab. Was man am Ende der Netflix-Serie mitnimmt spielt eine große Rolle. Für mich geht es um viel mehr als bloße Unterhaltung, bloße Schaulust. Es geht um das Überleben der Tiger in freier Wildbahn.