Drei Gründe, warum Ranger kein Traumberuf ist

Als Kind war es mein Traum, später einmal Ranger zu werden. Mit festen Stiefeln durch die Wildnis stapfen, jedes Tier, jeden Stein, jede Pflanze kennen und durch die Linsen meines Fernglases jede Veränderung in der Landschaft wahrnehmen. Ich stellte mir vor, wie ich bei Sonnenaufgang aus meinem Zelt krabbeln und den Blick über die Steppe schweifen lassen würde, wie ich in der sengenden Mittagshitze unter einem schattigen Bäumchen sitzen und abends im Schein eines Lagerfeuers mit meinem Taschenmesser lustige Tierfiguren schnitzen würde. Und vor allem: Wie ich Abenteuer erleben und gefährliche Situationen meistern würde, um Elefanten, Nashörner und andere bedrohte Tiere vor Wilderern zu schützen.

Ranger sein ist lebensgefährlich

Nun, kurz gesagt: Es ist anders gekommen. Ich war zwar mal ein Jahr Ranger, aber das war als Zivi in einem deutschen Naturschutzgebiet an der Nordsee. Und da gab es zum Glück keine Wilderer. Danach bin ich inzwischen Ökologe geworden und sehr froh darüber. Denn für immer Ranger sein ist leider nicht so idyllisch, wie ich es mir früher vorgestellt habe. Eine neue Umfrage unter Rangern (pdf) zeigt, wie schlecht die Arbeitsbedingungen für die Naturschutzhelden (und Heldinnen! Immerhin sind knapp 20 Prozent der Ranger weiblich) wirklich sind.

Unter diesen drei Dingen leiden Ranger ganz besonders:

  1. Tägliche Bedrohung der Ranger

Laut der Umfrage befanden sich 82 Prozent der befragten Ranger schon einmal in Lebensgefahr. Das liegt zum einen daran, dass Wilderer wahrscheinlich nicht gerade zu den freundlichsten Zeitgenossen gehören, wenn man sie auf frischer Tat ertappt. Zum anderen sind viele Ranger in Afrika aber auch einfach sehr schlecht ausgerüstet: Oft fehlt es ihnen an Waffen, Handys und Funkgeräten.

Nicht nur vor Wilderern, sondern auch vor den Tieren selbst, die es zu schützen gilt, muss Wildhüterin Doreen sich in acht nehmen. © Jonathan Caramanus / Green Renaissance
Nicht nur vor Wilderern, sondern auch vor den Tieren selbst, die es zu schützen gilt, muss Wildhüterin Doreen sich in acht nehmen. © Jonathan Caramanus / Green Renaissance
  1. Work-Life-Balance? Nicht für Ranger

Ein weiterer Punkt, der den Rangern das Leben schwer macht, ist die miserable Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Klar, um Wilderer zu ertappen, muss man auch draußen übernachten. Einfach weil die meisten Patrouillen so lang sind, dass man mehr als einen Tag unterwegs ist. Doch dass ganze 30 Prozent der Befragten ihre Familien weniger als fünf (!) Tage im Monat sehen, hätte ich nicht gedacht. Insgesamt können 77 Prozent der Befragten nur zehn Tage oder weniger im Monat bei ihren Liebsten sein.

  1. Schlechte Arbeitsbedingungen

Leider sind die Bedingungen, unter denen viele Ranger arbeiten müssen, auch alles andere als angenehm. Fast 60 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, dass sie sich schlecht ausgerüstet fühlen – und das nicht nur in Bezug auf Waffen (siehe oben), sondern auch auf einfache Dinge wie feste Schuhe, Zelten oder dem Zugang zu frischem Trinkwasser. Zudem fühlt sich fast die Hälfte (42 Prozent) der befragten WildhüterInnen nicht ausreichend ausgebildet, um effektiv gegen Wilderei zu kämpfen. Zu allem Übel ist der Job auch echt schlecht bezahlt – und gesellschaftliche Anerkennung ist laut Umfrage auch Mangelware.

Ranger mit Leidenschaft

Dass es trotz der prekären Bedingungen viele Menschen gibt, die sich für den Schutz bedrohter Tierarten einsetzen, ist bewundernswert. Viele Ranger lieben ihren Job, obwohl er harte Arbeit bedeutet. Die Geschichte von Doreen hat mich besonders berührt. Sie arbeitet im Nairobi National Park in Kenia und erzählt in diesem wunderschönen Film von ihrer täglichen Arbeit.

Wir müssen für die Ranger etwas tun!

Ich finde: Es kann nicht angehen, dass Menschen, die sich tagtäglich für die Natur und den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen und dafür nicht selten ihr Leben riskieren, unter solch schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Die mutigen Ranger auf der ganzen Welt brauchen unbedingt bessere Ausrüstung und eine solide Ausbildung. Ranger sind eines der wichtigsten Mittel im Kampf gegen die Wilderei, das sollten sie durch gesellschaftliche Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen auch spüren. Wir müssen unbedingt daran arbeiten, dass der Beruf des Rangers endlich zu einem echten Traumberuf wird.

Was kann ich machen?

Hilf uns, bessere Bedingungen für Ranger zu schaffen und unterstütze jetzt unseren Kampf gegen Wilderei auf https://www.stopp-wilderei-weltweit.de

 

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Arktisschmelze: Noch schlimmer, als wir dachten

Ich kann mich noch gut daran erinnern, welche Wellen der erste IPCC-Report schlug. Darin stellten im Jahr 1990 die führenden Klimaforscher und -forscherinnen dar, wie sich die Klimaerwärmung fortsetzen wird, wenn wir nicht handeln. Ursprünglich gab es mehrere Szenarien, vom schlimmsten bis zum besten Fall. Im Bericht wurden jedoch nur die “konservativen” Zahlen verwendet, um möglichst wenig zu Dramatisieren. Wenn ich mir aktuell anschaue, wie schnell die Arktisschmelze voranschreitet, weiß ich, es wird noch schlimmer kommen, als wir im schlimmsten Fall angenommen hatten.

Der April gehört normalerweise zu den Eismonaten in der amerikanischen Bering Straße. Die Eisdecke schmilzt und schrumpft erst im Mai. In diesem Jahr geht alles um einiges schneller als in den Jahren zuvor. Um das zu erkennen, muss man keine Expertin sein. Die Bilder sind so deutlich. Ursprünglich hieß es im IPCC-Report, dass die arktischen Sommer im Jahr 2050 eisfrei bleiben würden. Aktuell sehen wir, dass es wohl schon in wenigen Jahren soweit sein wird. Ob 2022 oder doch erst 2025 wird sich noch zeigen.

Wärmeglocke über der Arktis

Klimatische Prozesse vorherzusagen, gehört zu den schwierigsten wissenschaftlichen Aufgaben. Wenn wir aber unsere Beobachtungen zusammenfügen, ergibt sich ein durchaus beängstigendes Bild. Die Wassertemperatur steigt in den Sommermonaten und scheint sich auch nur noch wenig abzukühlen. Diese latente Wärme bewirkt, dass das Eis viel später als zuvor zufriert. Das Wasser wirkt wie ein Wärmespeicher.

Gleichzeitig verändert sich der polare Jetstream und trägt die kalte Luft nach Süden. Über der Arktis bildet sich eine Wärmeglocke, die langfristig den Erwärmungsprozess weiter befeuert. Diesen Winter gab es bei uns in Deutschland arktische Temperaturen, während in der Arktis das Thermometer um den Gefrierpunkt lag – verkehrte Welt.

Wir werden mindestens ein Drittel aller Eisbären verlieren

Daran wollen wir uns nicht gewöhnen müssen. Für die Eisbären bedeutet die Entwicklung nichts Gutes. Wir könnten bis 2050 mindestens ein Drittel der Bestände verlieren. Um das zu verhindern, müssen wir die Erderhitzung auf maximal 2° Celsius beschränken. Und darauf hat sich die Staatengemeinschaft in Paris auch verpflichtet. Und Worten müssen Taten folgen. Zum Beispiel in Deutschland: Die Bundesregierung kann, wenn sie entsprechende Sofortmaßnahmen ergreift und den Kohleausstieg ambitioniert angeht, die Klimaziele für 2020 noch erreichen. Das wäre auch ein starkes Signal in die Welt.

Wenn die Bundesregierung nicht bald tätig wird, dann droht den Eisbären ein ähnliches Schicksal wie den Tigern. Sie werden auf eine niedrige Zahl dezimiert werden und lediglich mit großem Aufwand kann die Art in Zukunft vor dem Aussterben bewahrt werden, denn der ursprüngliche Lebensraum wird sich unweigerlich verändern.

Neue Nahrungskonkurrenten für Eisbären

Schon heute sehen wir diese Veränderungen. Neue Arten dringen in die Arktis, zum Beispiel die Orcas. Diese Raubtiere werden zunehmend zur Nahrungskonkurrenz für die Eisbären werden. Das wird den Druck auf diese weiterhin erhöhen.

Unterzeichnet unsere Petition:

Das klingt alles sehr dramatisch – aber es entspricht nun einmal der Realität. Wir wissen, was passiert. Wir wissen, dass wir Menschen unsere eigene Lebensgrundlage und die anderer Lebewesen zerstören. Es ist an der Zeit, endlich zu handeln.

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Gespinstmotten: Büsche im Seidenschleier

Jetzt sieht man es wieder: Ganze Büsche und Bäume sind eingewebt in ein silberglänzendes Gespinst. Die Blätter fehlen schon. Fast kahl stehen sie da. Und das mitten im Frühling. Was ist das nur? Wenn man genauer schaut, sind kleine unscheinbare Raupen zu erkennen, gelb-gräulich mit schwarzen Punkten. Sie wirken auf den ersten Blick nicht sonderlich beeindruckend. Und doch sind sie für dieses Naturschauspiel verantwortlich.

Gespinstmotten sind wählerisch und ungefährlich

Gespinstmotten sind faszinierend: Sie weben ganze Bäume und Sträucher in einen seidenen Kokon ein. © Peter Jelinek
Gespinstmotten sind faszinierend: Sie weben ganze Bäume und Sträucher in einen seidenen Kokon ein. © Peter Jelinek

Alle paar Jahre kommt es zu diesen regionalen Massenvermehrungen. Ich bin fasziniert von diesen kleinen Raupen. Sie sind ein wichtiger Teil der Natur und ihr Werk ist eine Meisterleistung. Außerdem schaden sie eigentlich niemandem. Im Gegensatz zum Eichen-Prozessionsspinner sind die Gespinstmotten für die Gesundheit der Menschen unbedenklich. Nicht einmal die “befallenen” Bäume und Sträuche leiden übermäßig.

Die Raupen sind durchaus wählerische Feinschmecker. Jede der 74 in Europa vorkommenden Gespinstmottenarten frisst in der Regel nur an einer Baum- oder Strauchart. So werden z.B. Traubenkirschen oder Pfaffenhütchen im großen Stil im Mai und Juni mit Gespinst überzogen. Alle anderen Bäume und Sträucher interessieren die Insekten so gut wie gar nicht.

Der Seidenkokon der Gespinstmotten bietet Schutz

Unmittelbar nach dem Schlüpfen beginnen die Raupen, den Baum einzuweben. © Peter Jelinek
Unmittelbar nach dem Schlüpfen beginnen die Raupen, den Baum einzuweben. © Peter Jelinek

Ihr Lebenszyklus beginnt mit dem Schlüpfen aus den Eiern, die im Vorjahr an den Knospen gelegt wurden. Im Mai startet das Spektakel und schon kurz nach dem Schlüpfen wird der Baum verschleiert, damit die Raupen in Ruhe fressen können und nicht selbst Opfer von Vögeln oder anderen Feinden werden. Sie hören auch nicht eher auf, bis nicht das letzte Blatt verputzt wurde. Anschließend wandern die Raupen gegen Mitte Juni zum Stamm hinab, um sich zu dort zu verpuppen und im Juli als Schmetterlinge die Metamorphose abzuschließen. Die ausgewachsenen Falter legen schließlich ihre Eier an den Knospen anderer Büsche und Bäume derselben Art ab und der Zyklus beginnt im nächsten Jahr von Neuem. Der betroffene Strauch oder Baum selber erholt sich relativ schnell vom Kahlfraß, sobald die Schmetterlinge geschlüpft sind und treibt im selben noch neue Blätter.

Gespinstmotten und der Klimawandel

Das Werk der Gespinstmotten ist ein beeindruckendes Naturschauspiel. Unmittelbar nach dem Schlüpfen beginnen die Raupen, den Baum einzuweben. © Peter Jelinek
Das Werk der Gespinstmotten ist ein beeindruckendes Naturschauspiel. Unmittelbar nach dem Schlüpfen beginnen die Raupen, den Baum einzuweben. © Peter Jelinek

Doch tritt das Phänomen in den letzten Jahren immer häufiger auf, wie oft behauptet wird? Einerseits kommt es immer wieder zu Massenvermehrungen in bestimmten Jahren. Das geht dann so schnell, dass die natürlichen Fressfeinde, etwa spezialisierte Schlupfwespenarten mit ihrer eigenen Vermehrung nicht hinterherkommen. Auch scheint generell das Auftreten von Gespinstmotten zuzunehmen. Denn es verändern sich die klimatischen Bedingungen zum Vorteil der kleinen Schmetterlinge. Kürzere und wärmere Winter sowie längere und wärmere Sommer begünstigen ihren Lebenszyklus.

Die Gespinstmotten machen auch nicht Halt vor Steinstatuen. © Peter Jelinek
Die Gespinstmotten machen auch nicht Halt vor Steinstatuen. © Peter Jelinek

Früher wurden die “Gespinste” der Gespinstmotten sogar wie eine Leinwand verwendet, um sogenannte Spinnenwebenmalereien anzufertigen. Alles in allem sind die beeindruckenden Schleier für mich vor allem eines: Ein schönes Naturphänomen.

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Obi 2018

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