Maikong, Löffelhund & Co: was Du wahrscheinlich nicht über Wildhunde weißt

Afrikanische Wildhunde niesen, um demokratisch abzustimmen. Asiatische Wildhunde sehen aus wie Füchse, die südamerikanischen Waldhunde haben Schwimmhäute zwischen den Zehen und die inzwischen auch bei uns heimischen Marderhunde erinnern eher an Waschbären. Dingos oder gar Hyänen aber sind keine Wildhunde.

Der Afrikanische Wildhund aka Hyänenhund

Meist sind Afrikanische Wildhunde gemeint, wenn von Wildhunden die Rede ist. Und es lohnt sich, mehr über sie zu erzählen, bevor ich zu den anderen Arten komme. Denn die wohl sozialsten Hunde der Welt sind hocheffektive Jäger – und doch bedroht.

Ihr wissenschaftlicher Name Lycaon pictus heißt soviel wie „angemalter Wolf“ und beschreibt die weißen, gelben und rotbraunen Flecken auf dem schwarzen Grund ihres Fells. Jedes einzelne Tier hat seine ganz individuelle Zeichnung. Die bunten Wildhunde leben in der afrikanischen Savanne, in dichterem Buschland, teils auch in Hochlandwäldern oder Halbwüsten. Sie kommen südlich der Sahara in Ländern wie Tansania, Botswana und Simbabwe vor.

Extrem sozial

Wie sehen Wildhunde-Babys aus?
Es gibt Würfe mit bis zu 21 Jungtieren. Leider überleben nur wenige © imago images / Mint Images

Afrikanische Wildhunde leben in Rudeln mit einer einzigartigen Sozialstruktur! Es gibt selten Aggressionen, kaum Kämpfe um die Rangordnung, dafür einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn. Welpen, das säugende Weibchen, sowie verletzte oder kranke Hunde werden vom gesamten Rudel versorgt und mit wieder hoch gewürgtem Fleisch gefüttert. Praktisch nur das Alpha-Paar kann Nachwuchs bekommen, um welchen sich dann das gesamte Rudel kümmert. Je größer die Rudel, umso besser. Bis zu 30 Tiere können sie zählen.

Können die Wildhunde bellen?

Ein aufgeregt schnatterndes Zirpen, ein glockenartiger Kontaktruf ähnlich dem einer Eule: Die meisten Laute Afrikanischer Wildhunde erinnern eher an Vogelgeräusche. Sie können auf ihre Art auch bellen, knurren und winseln, sind insgesamt aber eher stille Tiere.

Können Wildhunde bellen? Wie sehen Wildhunde aus?
Afrikanische Wildhunde können bis zu drei Kilometer weit hören © Michael Poliza, WWF

Die Wildhunde werden etwa 90–140 Zentimeter lang und 18 bis 35 Kilogramm schwer, haben auffällig lange Beine und einen langen, buschigen Schwanz.

Demokratischer Niesanfall

Erst vor ein paar Jahren haben Forscher:innen in Botswana herausgefunden, dass die bedrohten Wildhunde in ihrem Rudel demokratische Entscheidungen treffen – und dass sie niesen, um abzustimmen, ob sie jagen gehen.
Genaugenommen ist es ein stoßartiges Ausatmen durch die Nase, das sich für uns wie ein Niesen oder Schnauben anhört und die Zustimmung zur Jagd gibt. Niesen ausreichend Hunde, geht es los. Möchte eins der dominanten Tiere auf die Jagd, benötigt es allerdings weniger Zustimmungs-Nieser als ein untergeordnetes Tier.

Effiziente, ausdauernde Jäger

Wie jagen Wildhunde? Was fressen Wildhunde? Wie schnell sind sie?
Gefährliche Räuber mit gefährlichem Gebiss © Martin Harvey, WWF

Haben Afrikanische Wildhunde eine Antilope, ein Gnu oder auch ein Warzenschwein als Beute ins Auge gefasst, gibt es kaum ein Entkommen. Mit einer Erfolgsquote von 70 Prozent oder mehr sind sie die effizientesten Jäger unter den großen Raubtieren unserer Erde. Sie jagen im Rudel mit Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h und einer enormen Ausdauer. Ihr spezielles Gebiss lässt sie den Fang in Minutenschnelle zerlegen und fressen, bevor zum Beispiel Löwen oder Hyänen ihnen ihre Beute streitig machen.

Sind Wildhunde Hyänen?

Der Afrikanische Wildhund wurde vor allem früher auch Hyänenhund genannt, weil er einer Hyäne recht ähnlich sieht. Doch seine Ohren sind größer, das Fell bunter. Tüpfelhyänen sind stämmiger und schwerer mit ihrem typischen abfallenden Rücken. Vor allem aber sind Hyänen keine Hunde, sondern sind näher mit Katzen verwandt.

Sind Hyänen Wildhunde?
Tüpfelhyänen können Wildhunden die Beute streitig machen © Jasper Doest, WWF Netherlands

 

Kaum erforscht und stark bedroht

Afrikanische Wildhunde gehören zu den stark gefährdeten Arten und könnten aussterben, bevor man überhaupt mehr über sie weiß. Denn sie sind noch relativ wenig erforscht. So stammen die letzten Zahlen auch aus dem Jahr 2012. Nur noch etwa 6.600 Afrikanische Wildhunde soll es damals gegeben haben. Heute sind es vermutlich noch weniger.

Ihr Lebensraum ist durch Farmland und Siedlungen zerstückelt. Sie werden von Farmern gejagt, landen immer wieder auch in Schlingfallen, die gar nicht für sie gedacht waren und sterben an Krankheiten wie Tollwut oder Staupe. Viele voneinander abgeschnittene Populationen sind zu klein, um überlebensfähig zu sein. Den wohl größten Bestand gibt es noch im Schutz- und WWF-Projektgebiet Selous im Süden Tansanias.

Asiatischer Wildhund oder Rothund

Im Gegensatz zu ihren afrikanischen Verwandten leben die Asiatischen Wildhunde am liebsten in Wäldern – von Nadelwäldern über Trockenwälder bis hin zu Regenwäldern, von Indien und Indonesien bis nach China, ursprünglich sogar bis Südsibirien.

Welche Arten von Wildhunden gibt es? Wie schnell sind Wildhunde?
Asiatischer Wildhund, auch Rothund oder Dhole genannt © WWF Sweden / Ola Jennersten

Zwar werden die Rothunde nicht ganz so schnell wie die Afrikanischen Wildhunde mit ihren wesentlich längeren Beinen, aber erlegen bei ihren Hetzjagden Tiere, die wesentlich größer sind als sie selbst. Zu ihren Beutetieren gehören Hirsche und Wildrinder wie Gaur und Bantengs, aber genauso kleine Nagetiere und Vögel.

Auch die Asiatischen Wildhunde sind hochsozial. Und sie sind ebenfalls stark gefährdet. Viel zu wenig ist über ihre Bestände bekannt. Die Wissenschaftler:innen der Roten Liste schätzten 2015 ganz grob zwischen 4.500 und 10.500 Tieren. Klar ist nur, dass ihre Bestände abnehmen. Die Gründe sind vor allem Lebensraumverlust, immer weniger Beutetiere, Rachetötungen, wenn sie sich stattdessen an Nutzvieh herangemacht haben, und Krankheiten, die durch verwilderte Haushunde übertragen werden.

Wolf, Schakal & Co: Welche Wildhunde-Arten gibt es noch?

Auch wenn das Wort Wildhund im engeren Sinn häufig nur die Afrikanischen und Asiatischen Wildhunde bezeichnet, sind eigentlich alle wilden Hundearten Wildhunde. Dazu gehören Wölfe, Kojoten, Schakale und alle Füchse. Insgesamt gibt es auf der Welt 36 verschiedene Wildhundearten. Fünf davon, die Ihr vielleicht noch nicht kennt, möchte ich Euch hier noch kurz vorstellen, darunter eine bei uns eingewanderte Art, die aussieht wie ein Waschbär.

Marderhund: als Neozoon auch bei uns

Trotz ihres Namens ähneln Marderhunde durch ihre Gesichtszeichnung eigentlich eher den Waschbären. So heißen sie im Englischen auch Raccoon Dog, Waschbärhund. Aber sie haben nicht den gleichen schwarz-weiß geringelten Schwanz. Marderhunde sind eine der wenigen Hundearten, die auf Bäume klettern können.

Marderhund: Wildhund in Deutschland!
Marderhund: Wildhund in Deutschland © Getty Images / iStock / sduben

Sie besiedelten ursprünglich Ostasien, China und Ostsibirien bis Japan, wo die Hunde Tanuki heißen und heilig sind. Für die Pelzzucht in Pelzfarmen wurden sie nach Westrussland eingeführt und später zu Tausenden in der Ukraine ausgesetzt. Seitdem breiten sie sich bis nach Südeuropa aus. Auch bei uns sind sie inzwischen heimisch und haben sich gut in unsere Ökosysteme integriert. Die Marderhunde leben sehr versteckt in feuchten Wäldern und Flussauen und mögen als Allesfresser kleine Nagetiere, Vögel, Eier, Frösche, Fische, Schnecken, Insekten und Aas genauso wie Beeren und Früchte.
Als invasive Art steht der Marderhund auf der sogenannten Unionsliste — eine Liste invasiver gebietsfremder Arten in der EU — und unterliegt damit einem strengen Management.

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Ein weiterer „Einwanderer“ in Deutschland ist der Goldschakal. Neben diesen beiden nennen noch zwei weitere Wildhunde-Arten Deutschland ihr Zuhause: der Rotfuchs und der Europäische Grauwolf.

Hübscher Wildhund: Äthiopischer Wolf

Welche Arten von Wildhunden gibt es? Was sind Wildhunde?
Äthiopischer Wolf © Anne Hanschke, WWF

Apropos Wolf: Neben dem wohlbekannten Grauwolf gibt es auch noch den vom Aussterben bedrohten Rotwolf in den USA, sowie den ebenfalls sehr seltenen Äthiopischen Wolf. 2011 wurde ihr Bestand auf nur noch etwa 400 Tiere geschätzt. Ich selbst hatte das große Glück, gleich mehrere der hübschen Tiere im äthiopischen Hochland zu Gesicht zu bekommen, während in den umliegenden Dörfern bei den streunenden Haushunden die Tollwut umging:  Neben Lebensraumverlusten ein großer Bedrohungsfaktor für die stark gefährdeten Wölfe. Sie kommen nur in kleinen verstreuten Beständen, ausschließlich in den hochgelegenen Grasländern Äthiopiens vor. Dort gehen sie auf die Jagd nach Nagetieren, die sie gerne auch mal ausgraben und dabei Erdhaufen von bis zu einem Meter Höhe hinterlassen.

Löffelhund

Hund mit dem größten Gebiss: Löffelhund
Löffelhunde: Große Ohren und extrem viele Zähne © imago images / Nature Picture Library / Will Burrard Lucas

Der Löffelhund heißt im Englischen Bat-Eared Fox – Fledermausohren-Fuchs – und das beschreibt sein skurriles Aussehen noch etwas besser, finde ich. Die Wildhunde leben in den Gras- und Buschländern des südlichen und östlichen Afrikas. Sie werden 50 bis 60 Zentimeter groß, drei bis fünf Kilogramm schwer und ernähren sich hauptsächlich von Termiten und Käfern, was sie von allen anderen Hunden unterscheidet. Ihre großen Ohren nehmen jedes Geräusch der Insekten wahr und auch das Gebiss der Löffelhunde ist an die Nahrung angepasst: Mit besonders vielen, dafür aber stark verkleinerten Zähnen kann es sich bis zu fünfmal pro Sekunde öffnen und schließen. Mit bis zu 50 Zähnen ist dies die höchste Zahnzahl bei allen landlebenden Säugetieren (von Beuteltieren einmal abgesehen).

Waldhund

Welche Arten von Wildhunden gibt es?
Waldhunde haben Schwimmhäute © imago images / Clement Philippe

Waldhunde erinnern mit ihren kleinen, runden Ohren, ihren kurzen Beinen und dem gedrungenen Körper eher an Marder oder Dachse als an einen Hund. Sie haben Schwimmhäute zwischen den Zehen, um in sumpfigem Gelände nicht einzusinken. Denn die Wildhunde leben in der Nähe von Gewässern im nördlichen und mittleren Südamerika. Sie ernähren sich von verschiedenen Nagetieren, manchmal auch Gürteltieren, Opossums oder Schlangen. In der Gruppe gejagt erlegen sie sogar Nandus und Tapire. Auch Waldhunde sind durch den Verlust von Lebensraum und Beutetieren selten geworden.

Wildhund Südamerikas: Maikong

Welche Wildhunde-Arten gibt es? Wieviele Wildhunde gibt es?
Maikong, auch Krabben- oder Savannenfuchs genannt © imago images / Michael S. Nolan

Der Maikong ist die häufigste Wildhundeart in Südamerika. Er lebt sowohl in Grasländern, als auch in Wäldern und Feuchtgebieten. In letzteren sucht er im Schlamm nach Krabben, daher sein anderer Name Krabbenfuchs. Er ist aber nicht gerade wählerisch und frisst fast alles, was ihm vor die Nase kommt: kleine Säugetiere, Vögel, Eidechsen, Frösche, Fische, Insekten, Schildkröteneier, Aas, Beeren und Früchte. Der Maikong ist wahrscheinlich sogar ein wichtiger Samenverbreiter für eine Reihe von Wild- und Kulturpflanzen.

Und was ist mit dem Dingo?

Sind Dingos Wildhunde?
Ist der Dingo ein Wildhund? © imago images / Nature Picture Library / Jiri Lochman

Das noch kurz zum Schluss: Dingos sind keine echten Wildhunde, sondern vor sehr langer Zeit verwilderte Haushunde. Ihre Vorfahren wurden vermutlich vor 4.000 Jahren von asiatischen Seefahrern nach Australien eingeführt.

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Mittelmeer in der Klimakrise: Wassertemperaturen hoch wie nie

Das Mittelmeer heizt sich so schnell auf wie kein anderes Meer. In diesem Sommer werden neue Rekorde gemessen. Die Folgen sind verheerend.

Das Mittelmeer erlebt gerade eine enorme Hitzewelle. Auch unter Wasser. Das Wasser ist diesen Sommer bis zu sechs Grad wärmer als in der Vergleichsperiode zwischen 1982 und 2011. Das Tyrrhenische Meer an der westlichen Küste Italiens ist so warm wie noch nie. Nahe der Äolischen Inseln vor Sizilien wurden 30 Grad Wassertemperatur gemeldet. Das ist krass, aber nicht wirklich überraschend.

Sechs Grad Wassertemperatur mehr!

Ungewöhnlich hohe Wassertemperaturen haben schon von 2015 bis 2019 zu einem Massensterben bei rund 50 Arten geführt, wie eine Studie zeigt. In bis zu 45 Metern Tiefe, über tausende Kilometer Küste. Das Mittelmeer ist das sich am schnellsten erhitzende Meer unseres Planeten.

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Die Folgen sind unübersehbar. Viele Arten können sich an derartige Veränderungen nicht anpassen. Fast 1000 gebietsfremde Arten sind bereits neu ins Mittelmeer eingewandert und haben einheimische Arten verdrängt. Die extremen Wetterbedingungen machen das Meer immer saurer und salziger. Die empfindlichen Seegras- und Korallenbänke drohen zu verschwinden.

Das Mittelmeer von heute ist nicht mehr das, was es einmal war. Es befindet sich sozusagen auf der Überholspur in die Klimakatastrophe. Ich empfehle unseren Bericht “The Climate Change Effekt in the Mediterranean: Stories from an overheating sea” , der die Hauptauswirkungen der Klimakrise auf die biologische Vielfalt des Meeres zeigt.

Kurz zusammengefasst: Im gesamten Mittelmeer verändern sich Lebensräume und Populationen enorm. Einheimische Mollusken wie Schnecken und Muscheln sind im Meer vor Israel um fast 90 Prozent zurückgegangen. Es gibt immer mehr Quallen. Allein schon über 600 tropische Fischarten wurden im Mittelmeer entdeckt. Die Folgen dieser Neuankömmlinge können verheerend sein.

Liebt warme Wassertemperaturen Feuerfisch im Mittelmeer
Schöner Fisch, verheerende Wirkung: Feuerfisch im Mittelmeer © atese / iStock / Getty Images

Beispiel Feuerfisch: Die Invasion des Indischen Feuerfisch ist besonders zerstörerisch. Die gefräßigen Fische mit den langen, hochgiftigen Rückenstacheln verbreiteten sich seit ihrer ersten Entdeckung im Mittelmeer anfangs der 90er Jahren inzwischen bis in die Adria. Fressfeinde haben sie kaum, denn die wurden gnadenlos überfischt. Die Feuerfische fressen das Meer leer, die Bestände von Krustentieren und kleinen Fischen sinken dramatisch.

Kaninchenfisch
Netter Name, verheerende Wirkung: Kaninchenfisch im Mittelmeer. Heißt übrigens so, weil er mit mümmelnder Oberlippe frisst. © Philipp Kanstinger / WWF

Beispiel Kaninchenfisch: Auch diese Spezies wanderte über den Suezkanal aus dem Roten Meer ein. Mittlerweile haben sie sich über die gesamte östliche Hälfte des Mittelmeers ausgebreitet. Kaninchenfische machen heute 80 Prozent der Fischfänge in der Türkei aus. Wo sie leben sind die Seegraswiesen nahezu vollständig aufgefressen. Stattdessen dominierten blanke Felsen. Das bedeutet dramatische Auswirkungen auf das gesamte marine Ökosystem, da die Seegraswiesen Lebensräume vieler Arten darstellen. Darüber hinaus sind sie wichtig für das Klima, da einige von ihnen als natürliche Kohlenstoffsenken fungieren.

Edle Steckmuschel Pinna: Abgestorben durch Parasiten , denen die hoge Wassertemperatur hilft
Abgestorben: Edle Steckmuscheln © Philipp Kanstinger / WWF

Beispiel Edle Steckmuschel: Pinna nobilis ist die größte endemische Muschel des Mittelmeer und auch eine der größten der Welt. Sie kam früher häufig vor und war wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Arten. Heute sind sie kurz vor dem Aussterben. Der Parasit Haplosporidium pinnae hat in den letzten Jahren nahezu alle Steckmuschelfelder im gesamten Mittelmeer vernichtet. Es wird angenommen, dass die hohen Wassertemperaturen dem Parasiten dabei geholfen haben sich so rasend auszubreiten.

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Realität Klimakrise im Mittelmeer

Die Klimakrise ist am und im Mittelmeer spürbare Realität. Wenn wir den Trend umkehren wollen, müssen wir die Erderhitzung stoppen. Aber wir müssen auch den menschlichen Druck durch Überfischung, Verschmutzung, Küstenentwicklung und Schifffahrt verringern. Wir müssen die ökologische Widerstandsfähigkeit des Meeres stärken. Gesunde Ökosysteme und eine blühende Artenvielfalt sind unser bester Schutz vor den Auswirkungen des Klimakrise. Gut verwaltete Meeresschutzgebiete können viel dazu beitragen, den Stress für das Meer so weit wie möglich zu reduzieren. 30 Prozent des Mittelmeeres müssen zu Meeresschutzgebieten werden. Das könnte die Überfischung stoppen, das gesamte System Meer bekäme eine Chance zur Erholung.

Dafür werden wir weiter kämpfen.

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Getöteter Wisent bereits zuvor angeschossen: Der Westerwald ist nicht der Wilde Westen

Keine gute Nachricht für den Artenschutz in Deutschland: Der im Westerwald aufgefundene und zu seiner Erlösung erschossene Wisentbulle ist nun ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Zum einen wurde bei der Obduktion des toten Tieres eine ältere Schussverletzung festgestellt, die nicht im Zusammenhang mit dem tödlichen Schuss steht. Diese mehrere Monate alte Verletzung könnte der Grund für den allgemein sehr schlechten Zustand des Tieres gewesen sein. Zum anderen ist auch die rechtliche Grundlage für den erlösenden Schuss im Juni fraglich, da zuvor wohl nicht die notwendige Genehmigung des Umweltministeriums eingeholt wurde.

Erschossener Wisent im Westerwald: Folge einer älteren Straftat

Die alte Schusswunde aus dem Obduktionsbericht lässt die Schlussfolgerung zu, dass der Wisent schon zuvor unrechtmäßig angeschossen wurde. Das wäre selbst bei nicht geschützten Arten ein Problem. Denn angeschossenes Wild muss vom Jagdbeauftragten gesucht und erlöst werden. Davon abgesehen sind Wisente laut europäischem und nationalem Recht aber streng geschützt und dürfen keinesfalls bejagt werden. Die Schussverletzung ist dementsprechend ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutz‑, sowie das Bundesjagdgesetz. Dieser Straftat muss nachgegangen und die Täter:innen müssen angemessen bestraft werden! Wer einem Tier einer streng geschützten Art ohne vernünftigen Grund nachstellt, es fängt, verletzt oder tötet, begeht eine Straftat und kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe belegt werden (BNatSchG §71 in Anlehnung an §44).

Wie kam der Wisentbulle in den Westerwald?

Das Tier stammt von einer freilebenden Herde im 150 Kilometer entfernten Rothaargebirge im Sauerland in Nordrhein-Westfalen. Dort wurden die urigen Wildrinder 2013 wieder angesiedelt. Da männliche Wisente allein losziehen, um andere Weibchen zu finden, ist der Bulle Richtung Süden abgewandert und schließlich im Westerwald angekommen.

Warum musste der Wisent erschossen werden?

Am 21. Juni 2022 wurde der Wisentbulle völlig entkräftet und schwer verletzt in Selters in Rheinland-Pfalz gefunden. Anscheinend hatte sich das Tier mehrere Beine gebrochen und lag schon längere Zeit am Boden. Auch ein Madenbefall wurde festgestellt. Nach Abstimmung von Polizei, dem Jagdausübungsberechtigten und einem tierärztlichen Notdienst wurde der Wisent aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands von einem Jäger erschossen.

Laut Bundesnaturschutzgesetz ist für die letale Entnahme eines streng geschützten Tieres wie dem Wisent jedoch zwingend eine Ausnahmegenehmigung notwendig, welche laut Medienberichten nicht vorlag. Die Entscheidungsbefugnis liegt in so einem Fall allein beim zuständigen Ministerium.

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Nicht der erste gewilderte Wisent in Deutschland

Im Jahr 2017 gab es bereits einen Fall, der durch die Medien ging: Nach der Ausrottung der Wisente in Deutschland überquerte ein Wisentbulle erstmals nach mehreren Jahrhunderten die Grenze von Polen nach Deutschland. Kurz nach dem Grenzübertritt wurde der Wisent, der zu uns in die Heimat seiner Vorfahren zurückgekehrt war, in Lebus in Ostbrandenburg ohne vorhandene Ausnahmegenehmigung erschossen. Der WWF hat damals Strafanzeige wegen des Abschusses gestellt. Das Justizministerium Brandenburg stufte die Tötung des Wisents als illegal ein. Auch die illegale Tötung von anderen unter Artenschutz stehenden Tieren wie zum Beispiel Wölfen, Luchsen oder Greifvögeln ist keine Seltenheit in Deutschland.

WWF fordert umfassende Aufklärung

Dass es nun wieder eine illegale Handlung gegen einen Wisent gab, schockiert uns als WWF sehr und zeigt, wie wichtig die Arbeit für den Artenschutz in Deutschland weiterhin ist. Denn ohne die Unterstützung der Menschen vor Ort und der Behörden sieht es für die Artenvielfalt in Deutschland düster aus. Die illegale Tötung oder das Verletzen eines streng geschützten Tieres ist kein Kavaliersdelikt. Deshalb fordern wir als WWF Deutschland eine umfassende Untersuchung und Aufklärung des Falles, damit es zu keinen weiteren illegalen Abschüssen von unter Schutz stehenden Tieren kommt.

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Wisente schützen, Wilderei verhindern

Um weitere Fälle wie in Lebus und im Westerwald künftig zu verhindern, setzt sich der WWF im EU-Interreg geförderten Projekt LosBonasus-Crossing!  für die Lösung von Konflikten zwischen Wisent und Mensch ein und erarbeitet Empfehlungen für ein artgerechtes Management und Monitoring der großen Pflanzenfresser.

„Zusammen für den Umweltschutz“

Das Projekt „ŁośBonasus – Crossing!“ wird durch die Europäische Union aus Mitteln des Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative „Interreg VA Mecklenburg-Vorpommern / Brandenburg / Polen“ kofinanziert. Ziel der Initiative ist die Förderung der territorialen Zusammenarbeit zwischen EU-Mitgliedstaaten und benachbarten Nicht-EU-Ländern. Das Programm fördert grenzübergreifende Maßnahmen der Zusammenarbeit u.a. im Bereich des Umweltschutzes.Interreg Wisente Elche Polska Mecklenburg Brandenburg

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Affenpocken: Warum uns immer wieder Zoonosen heimsuchen

Covid-19 ist noch nicht ganz überstanden und schon wird von der nächste Epidemie berichtet: Affenpocken. Wieder eine Zoonose. Diesmal wird eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland als gering eingeschätzt. Trotzdem zeigt uns dieser Ausbruch wieder einmal: Unser rücksichtsloser Umgang mit Natur und Wildtieren fällt uns immer wieder auf die Füße.

Was haben COVID-19 und Affenpocken gemeinsam?

Es handelt sich bei beiden um eine Viruserkrankung und es sind beides Zoonosen. Also Erreger, die zwischen Mensch und Tier übertragen werden können. Ansonsten sind die zwei Krankheitserreger sehr unterschiedlich. Das Affenpockenvirus (monkeypox virus, MPXV) ist mit dem ausgerotteten Pockenvirus verwandt. Es ist in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet. Diese gelten als Erregerreservoir, also oft symptomlose Träger. Trotz den Namens sind Affen nur Fehlwirte, aber erkranken dafür an dem Virus. Affenpocken sind auf den Menschen übertragbar und damit eine Zoonose. Sie lösen bei uns in der Regel eine milde, Pocken-ähnliche Erkrankung aus.

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Im Gegensatz zu SARS-CoV‑2 sind Affenpocken nicht neu. Sie wurden erstmal 1958 bei Affen und dann 1970 beim Menschen in der Demokratischen Republik Kongo beobachtet. Es besteht aktuell auch deutlich weniger Grund zur Sorge als bei Covid-19. In der Regel heilt die Erkrankung ohne Folgen aus. Insbesondere in Europa rechnen wir aufgrund der guten medizinischen Versorgung mit wenigen tödlichen Verläufen. Beim Ausbruch in Nigeria 2017 waren es etwa sechs Prozent. Auch sind die Affenpocken weniger leicht übertragbar. Trotzdem zeigt uns der Ursprung dieser Epidemie wieder einmal, dass es kein „weiter so“ im Umgang mit der Natur geben kann — wie es schon Covid-19 so schmerzlich getan hat.

Der Ursprung der Affenpocken

Das Affenpockenvirus wird von infizierten Tieren zum Menschen oder anderen empfänglichen Arten übertragen. Durch Bisse, Kratzer, Körperflüssigkeiten. Oder bei Kontakt mit Tierkörpern, etwa bei der Jagd und durch den Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch.

Übertragungen von Mensch zu Mensch sind ebenfalls möglich, vor allem bei engem Kontakt. Genau, damit ist Sex oder Knutschen gemeint. Auch über Gegenstände, die mit dem Virus kontaminiert wurden, können andere sich infizieren.

Zoonosen: Mikroskop-Nahaufnahme der Affenpocken
Affenpocken unter dem Mikroskop © Udomkarn Chitkul / iStock / Getty Images

2003 kam es zum ersten Nachweis von Affenpocken beim Menschen außerhalb Afrikas. Als Ursache wurde der Import von Nagetieren aus Ghana in die USA identifiziert. Die Übertragung der Erkrankung erfolgte über infizierte Präriehunde auf Händler und Tierbesitzer.

So unterstreicht die Welt-Tiergesundheitsorganisation (WOAH) dass der unregulierte Handel mit Wildtieren (inklusive Fleisch und Wildtierprodukte) zu einer länderübergreifenden Verbreitung von Infektionskrankheiten wie Affenpocken führen kann.

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Seit Mitte Mai 2022 melden nun mehrere Länder, in denen Affenpocken nicht endemisch sind, eine Häufung von Infektionen mit dem Affenpockenvirus. In Deutschland sind bis Anfang Juli 1054 Affenpockenfälle gemeldet worden. Über welche Tiere das Virus bei diesen Fällen auf Menschen übergesprungen ist, wissen wir derzeit nicht. Das Besondere ist, dass die Betroffenen zuvor nicht – wie sonst in der Vergangenheit – in afrikanische Länder gereist waren, in denen das Virus endemisch ist.

Welche Tiere sind Träger der Affenpocken?

Verschiedene Säugetiere, unter anderem das Rotschenkelhörnchen, Baumhörnchen, Gambia-Riesenhamsterratten, Bilchmäuse und Primaten. Einige Arten bleiben asymptomatisch, insbesondere die, die als Reservoir in Frage kommen (Nagetiere). Andere Säugetiere wie Affen zeigen Hautausschläge, die denen des Menschen ähneln. Es besteht ein potenzielles Risiko der Rückübertragung auf empfängliche Tiere.

Warum sehen wir immer Ausbrüche dieser Art?

Gerade in den Tropen wird der Mensch-Wildtierkontakt immer intensiver. Das Nahrungsverhalten vor Ort hat sich zwangsweise verändert, weil die Menschen vermehrt Nagetiere und andere kleine Säugetiere jagen, weil große Tierarten, die sonst als Fleischlieferanten gedient haben, häufig ausgejagt sind, weil die Artenvielfalt (Biodiversität) verloren geht.

Forschende machen immer wieder auf diesen Link zwischen Biodiversitätsverlust und Infektionskrankheiten aufmerksam (Keesing 2010). Neben Entwaldung, dem illegalen, unsicheren Handel mit Wildtieren, neben Jagd und Verzehr kann nämlich auch das Artensterben das Vorkommen von Krankheitserregern verändern. Und zwar mit deutlichem Nachteil für uns Menschen.

Zoonosen Tiere Entwicklung
Hier sieht man die den Menschen infizierende Viren, die in den letzten 120 Jahren auftraten mit einem auffallenden Anstieg der Kurve in den letzten Dekaden. Die bekanntesten Ausbrüche sind angezeigt © WWF

Was geschehen muss:

Wenn wir Zoonosen in Zukunft vermeiden oder wenigstens vermindern wollen muss folgendes passieren:

Nur dann haben wir eine Chance, dass nicht ständig die nächste Zooonose mit potenziell tödlichem Ausgang uns heimsuchen wird.

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Konnektivität: Wie wir Schutzgebiete verbinden müssen

Der Naturschutz hat sich lange auf Schutzgebiete konzentriert. Jetzt ist es an der Zeit, diese zu verbinden. Methoden und Momentum dafür sind da.

Wenn Sie an das Wort “Konnektivität” denken, was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn? Wahrscheinlich die Möglichkeit, sich in das nächstgelegene WIFI-Netz einzuklinken. Aber es gibt noch eine andere Art von Verbindung, die für das Leben von grundlegender Bedeutung ist — die Konnektivität der Natur, oder ökologische Konnektivität, wie Wissenschaftler sie gerne nennen. Es ist die Fähigkeit von Tieren, sich zu bewegen und von Ökosystemprozessen, zu fließen.

Konnektivität heißt Bewegung — und Bewegung heißt Leben

Konnektivität ist von entscheidender Bedeutung. Viele Tiere müssen zwischen verschiedenen Gebieten hin- und herwandern. Die Orte, an denen sie ihre Nahrung finden, unterscheiden sich oft von denen, wo sie sich zur Paarung oder zum Laichen versammeln. Die weichen wiederum von den Orten ab, an denen sie ihre Jungen aufziehen oder an denen sie verlässlich Wasser finden können. Bäche müssen fließen, damit das Wasser dorthin gelangt, wo es gebraucht wird. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten ändern sich die Umweltbedingungen, was zu den großen Wanderungen von Vögeln, Säugetieren, Insekten und Fischen führt. Und jetzt in der Klimakrise müssen die Tiere in neue Gebiete umziehen, da ihre bisherigen Lebensräume ungeeignet werden.

Natur darf keine Insel sein

Leider geht die Vernetzung der Natur immer mehr verloren. Der Park in der Stadt ist höchstwahrscheinlich eine isolierte grüne Insel in einem Meer aus von Menschen geschaffener Infrastruktur. Genau das passiert mit den verbliebenen Naturräumen. Immer mehr Flächen werden für die Landwirtschaft, die Gewinnung von Rohstoffen und andere Zwecke umgewandelt. 90 Prozent der weltweiten Schutzgebiete befinden sich heute in einem vom Menschen beherrschten, fragmentierten Gebiet, das sich rasch verschlechtert und das Überleben der Tiere gefährdet.

Die Verbindung der verbleibenden natürlichen Lebensräume ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen sie bewältigen, wenn wir einen katastrophalen Rückgang der biologischen Vielfalt verhindern wollen.

Genau jetzt gibt es die Chance mehr Konnektivität festzuschreiben

Die gute Nachricht ist, dass wir genau jetzt die Möglichkeit haben, umwälzende Regierungsverpflichtungen zu erreichen, um die Vernetzung der Natur anzugehen. 196 Regierungen sind Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), das derzeit mit seinem Global Biodiversity Framework (GBF) die Agenda für das nächste Jahrzehnt festlegt.

Es gibt gute Fortschritte, auf denen wir aufbauen können. 2021 verabschiedete die UN-Generalversammlung ihre erste Resolution, die sich mit dem Verbund der Natur befasst. Das Übereinkommen über wandernde Arten nahm die Gandhinagar-Erklärung an, in der gefordert wird, dass der ökologische Verbund im GBF wirksam berücksichtigt wird.  Die ersten Anzeichen sind gut — auch wenn es noch Aspekte gibt, die gestärkt werden müssen. Der Gesamtrahmen muss noch vereinbart und angenommen werden. Die Vernetzung ist vorläufig in einem Ziel und vier der Zielvorgaben des GBF enthalten. Im Falle einer Verabschiedung wäre die Konnektivität ein zentraler Bestandteil in den Bereichen Raumplanung, Wiederherstellung, geschützte und erhaltene Gebiete sowie Stadtplanung.

Konnektivität: Elefantenherde-Tierwanderung
Tiere müssen wandern können © Donna Archer

Doch es gibt eine Herausforderung. In der Vergangenheit gab es auf der CBD Ziele zur Vernetzung, die aber leider nicht erreicht wurden. Die Umsetzung ist zu kurz gekommen. Das Ziel 17 Prozent der Landfläche der Erde unter Schutz zu stellen, haben wir fast erreicht. Weitaus weniger Fortschritte gab es bei der Sicherstellung der Vernetzung dieser Gebiete untereinander. Wie können wir das dieses Mal vermeiden? Wir meinen, dass einer der Schlüssel in den richtigen Instrumenten zur Messung der Konnektivität liegt. Damit sind alle Akteure transparent und rechenschaftspflichtig, wenn es darum geht, diese Ziele zu erreichen.

Daher ist die heutige Veröffentlichung der weltweit ersten Bewertung der terrestrischen funktionalen Konnektivität in Science so bahnbrechend. Und er hätte zu keiner besseren Zeit kommen können. Damit können wir die Fähigkeit von Tieren, sich zwischen Schutzgebieten zu bewegen, visualisieren und messen. Wir können sehen, wie die Länder im Vergleich zu ihren Nachbarn abschneiden. Und wir können die Fortschritte verfolgen.

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In der heutigen Ausgabe von Science wird der Protected Area Isolation Index (PAI) vorgestellt. Mit dem schätzen wir, wie isoliert die einzelnen terrestrischen Schutzgebiete der Welt sind. Diese Schätzung basiert auf Daten, die zeigen, dass Säugetiere größere Entfernungen in Gebieten zurückzulegen, die weniger von Menschen beeinflusst wurden. Durch die Kombination dieser Beziehung mit dem Human Footprint Index und der Nutzung eines ausgeklügelten Ansatzes zur Messung der Konnektivität, der so genannten Schaltkreistheorie, können wir abschätzen, wie vernetzt das Schutzgebietssystem eines Landes ist. Wir können aber auch Prioritäten für Schutzmaßnahmen in den weltweit wichtigsten Gebieten für die Konnektivität festzulegen.

Das Entscheidende ist, dass wir ihn weltweit einsetzen können, um die Fortschritte der Regierungen bei der Erfüllung ihrer Ziele zu verfolgen. PAI könnte aber auch auf Landschaftsebene berechnet und eingesetzt werden, um in Echtzeit zu messen, wie Maßnahmen wie die Beseitigung von Zäunen, der Bau von Unter- oder Überführungen für Wildtiere und die Verbesserung der landwirtschaftlichen Flächen für Wildtiere die Konnektivität verbessern.

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Wir leben in spannenden Zeiten. Ergänzend zu den wissenschaftlichen Fortschritten gibt es eine wachsende Zahl von praktischen Maßnahmen, bei denen Akteure aus den verschiedensten Bereichen für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten. Gemeinden in der Kavango-Sambesi-Landschaft im südlichen Afrika bewirtschaften ihre Ländereien in Ausbreitungsgebieten für Wildtiere, um die Bewegung von Wildtieren zu unterstützen. Ein Plantagenunternehmen in Borneo hat einen Korridor für Wildtiere innerhalb seiner Konzession aufgeforstet, um die Bewegung von Wildtieren zwischen ansonsten isolierten Reservaten zu ermöglichen. Die kanadische Regierung hat gerade 60 Millionen Dollar für ein neues nationales Programm für ökologische Korridore bereitgestellt. Baumwollbauern in Indien stellen auf ökologische Praktiken um. Sie unterstützen so die Bewegung von Tigern und anderen Wildtieren durch ihre Farmen.

Wir haben also die wissenschaftlichen Grundlagen und wir haben die Verbindung vor Ort hergestellt.  Jetzt brauchen wir eine globale politische Dynamik und eine Reihe von Verpflichtungen, um dies in die Tat umzusetzen. Die GBF des CBD bietet genau diese Möglichkeit, WENN wir es richtig anpacken. Die wachsende Dynamik zum Schutz und zur Erhaltung von 30 Prozent des Planeten bis 2030 — ein großer Schritt nach oben gegenüber dem bisherigen Ziel von 17 Prozent — ist ermutigend. Wenn jedoch nicht ebenso viel Wert darauf gelegt wird, dass diese 30 Prozent gut vernetzt sind, werden wir die gleichen Fehler der Vergangenheit wiederholen. Dann werden wir es nicht schaffen, eine widerstandsfähige Zukunft für die Natur zu sichern.

Wir ermutigen daher alle Vertragsparteien des CBD-Übereinkommens, die Formulierung der Konnektivität in den Zielen und Vorgaben weiter zu stärken und vor allem einen Leitindikator für die Konnektivität einzuführen, der dazu beiträgt, dass die Konnektivitätsaspekte tatsächlich umgesetzt werden.

Wenn uns dies gelingt, können wir uns auf einen vernetzten, gesunden Planeten freuen, der uns allen zugute kommt.

Der Beitrag Konnektivität: Wie wir Schutzgebiete verbinden müssen erschien zuerst auf WWF Blog.