13 Dinge über den Elch — von Cäsar bis Streusalz

Elche gelten hierzulande als sympathisch und irgendwie gelassen. In anderen Ländern werden sie eher als leicht dämlich angesehen. Fest steht: Elche machen manchmal komische Sachen. Wie Bert, der Anfang 2018 von Polen nach Deutschland einwanderte. Er ist unter anderem dafür bekannt, dass er wiederholt und über längere Zeiträume die Gesellschaft von Kühen sucht. Immerhin: Er scheint in der Kuhherde willkommen zu sein. Ähnliches ist in Kanada passiert, wo ein junger Elch mehrere Jahre hintereinander eine Kuhherde im Bella Coola Valley besuchte. Über den Grund für dieses Verhalten können Experten nur mutmaßen: jung, verwirrt und einsam. So eine Vermutung. 

Wo Elche wohnen

Elche gibt es heute in Skandinavien, Polen, dem Baltikum, in Russland bis ganz in den Fernen Osten, natürlich in Nordamerika und eben so langsam auch wieder in Deutschland. Siehe Bert, den kuriosen Kuhliebhaber. Es gibt verschiedene Unterarten, am größten wird der Alaska-Elch. Ein ausgewachsener Bulle wiegt etwa 800 Kilogramm bei eine Schulterhöhe von 2,30 Metern. Sein Geweih kann dabei über zwei Meter breit ausladen und 30 Kilo wiegen!

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Wo sich Elche wohlfühlen

Elchen besiedeln verschiedene Waldlebensräume, sogar im Bergland sind sie finden. Sie haben aber eine Vorliebe für feuchte und sumpfige Gebiete mit Laub-Nadelholz-Mischwäldern. Wer jetzt sofort an ein Elch-Paradies Brandenburg denkt, der liegt nur halb richtig: Elche mögen Temperaturen von minus 22 bis plus 10 Grad. Gar nicht gut ist dabei zu warm. Im Winter leiden sie schon bei über 5 Grad minus und im Sommer bei über 14 Grad an Hitzestress. Das liegt daran, dass die Tiere keine Schweißdrüsen haben. Im Sommer sind sie daher eher dämmerungs- und nachtaktiv, wenn die Temperaturen kühler sind. Und sie gehen gerne ins kühlende Wasser — wo sie erstaunlich gut zurechtkommen. Elche wurde auch schon beim Baden im Meer gesehen. 

Wassertier Elch

Elche sind gute Schwimmer und können sogar tauchen! Das tun sie problemlos über weite Entfernungen, und dabei sind sie mit einer Geschwindigkeit von zehn Stundenkilometern sogar recht schnell. Man hat schon Tiere beobachtet, die vom schwedischen Festland 30 Kilometer zu den Ålandinseln geschwommen sind. Damit nicht genug: Sie können sogar bis zu sechs Meter tief tauchen und dabei mehrere Minuten unter Wasser bleiben. Dort gelangen sie an leckere, mineralhaltige Wasserpflanzen. Sie können das als einzige Hirschart, weil ihre klappenartigen Nasenlöcher verschließbar sind. 

Elch im Profil
Diese Schnauze hat einen besonderen Vorteil © Frank Moerschel / WWF

Gefährlicher als Bären

Sie bewegen sich zwar öfter eher langsam, können aber auch gänzlich ungemütlich werden. Man mag es kaum glauben, aber in Alaska werden jedes Jahr mehr Menschen durch Elche als durch Bären verletzt. Das dortige Ministerium gibt aus gutem Grund eindeutige Verhaltenshinweise aus.

Nicht füttern heißt es da, sich den Tieren nicht nähern, schon gar nicht zur Paarungszeit. Und schon mal überhaupt gar nicht, wenn Kälber dabei sind. Elchmütter sind extrem verteidigungsbereit! Und auch: nicht mit Schneebällen bewerfen! (Merke: Auch viel Menschen sind ziemlich dämlich!) Ganz generell gilt aber wie für den Umgang mit fast allen Wildtieren: Abstand halten und vorsichtig sein sind zwei sehr wertvolle Ratschläge.

Was man bei aggressiven Elchen tun sollte

Elche sind eigentlich nicht zutraulich. Vorsicht ist immer geboten, wenn mal ein Elch auf dem Weg stehen sollte. Kommt er näher signalisiert das Angriffsbereitschaft. Glücklicherweise sind die meisten Angriffe Bluffs. Herauszufinden, ob es sich wirklich um einen Scheinangriff handelt, ist allerdings keine gute Idee. Besser: Weggehen und sich hinter einem festen Gegenstand wie einem Baum verstecken. Oder Rückzug an einen sicheren Ort, in ein Gebäude, ein Auto oder hinter einen Zaun.

Wenn Elche angreifen, stampfen und treten sie, um sich oder ihre Jungen zu schützen. Das kann tödlich enden. Nicht machen: ducken und auf alle Viere gehen. Damit scheint der Elch eher gefährliche Feinde zu verbinden.

Elche mögen keine Hunde

Wenn wir schon bei Vierbeiner sind: Elche sehen Hunde als Feinde an und gehen manchmal auf sie los, auch wenn der Hund angeleint ist. Machen Sie einen großen Bogen um Elche, wenn Sie einen Hund dabeihaben.

 

 

Für Pilze auf die Knie

Wegen seines kurzen Halses und der langen Beine kann der Elch nur mit einiger Mühe vom Boden fressen. Eigentlich sind Elche dafür gebaut auf einer Höhe von 50 Zentimeter bis drei Meter zu weiden. Für besondere Leckerbissen am Boden wie Heidekraut oder Pilze geben sich die Türe aber alle Mühe. Entweder spreizen sie die Vorderläufe wie eine Giraffe, oder sie knien regelrecht nieder. Auch ältere Kälber müssen so niederknieen, wenn sie die Zitzen der Mutter erreichen wollen. Und gelernt ist dann gelernt.

Der Elch zum Gärtner

Je nach Jahreszeit schwankt der tägliche Nahrungsbedarfs eines ausgewachsenen Tieres zwischen 10 und 40 Kilo Grünzeug. Elche lieben Laubbäume und Büsche, für die sie sich eben nicht bücken müssen. Die jungen Triebe sind dazu wesentlich protein- und mineralreicher als Gras. Elche fressen von Zweigen die Blätter ab. Diese Zweige sterben dann ab. Das Ergebnis sind zweigreiche, gestutzte Büsche — die sehr gut zu beweiden sind. Der Elch ist dadurch sein eigener Gärtnermeister.

Und wer frisst Elche?

Der Elch ist groß, ausdauernd und bis zu 60 Stundenkilometer schnell! Ein erwachsenes, gesundes Tier hat kaum Fressfeinde zu fürchten, allenfalls Grizzlybären. Und der Amur-Elch kriegt es auch mit Tigern zu tun. Kranke, schwache und junge Elche stehen allerdings bei Bären, Pumas, Wölfen und sogar Vielfraßen durchaus auf dem Speiseplan…

Und der größte Feind ist natürlich der Mensch. Alleine in Schweden werden jedes Jahr um die 90.000 Elche gejagt — und verzehrt. Und dazu kommen viele tausend Exemplare, die auf den Straßen und Gleisen verunglücken…

Elche und der Straßenverkehr

Elch kuh mit Jungem auf einer Strasse
Das ist gefährlich © Staffan Widstrand / WWF

Die beliebten skandinavischen Verkehrsschilder mit dem Elch gibt es nicht ohne Grund: In den Elch-Ländern gibt es jedes Jahr tausende Unfälle. Auch in Deutschland sind bereits Elche überfahren worden. Sie sind berüchtigt dafür abrupt auf die Straße zu laufen. Und sie neigen dazu bei einem heranfahrenden Auto stehen zu bleiben und nicht zu flüchten.

Der berühmte Elch-Test heißt soda er die Seitenstabilität eines Autos beim Ausweichen testet. Spurenwechsel ruckartig nach links, geradeaus und dann ungebremst nach rechts. So in etwa, als würde da ein Elch stehen. Jedes neue Fahrzeug muss sich diesem Test unterziehen, um die Stabilität des Autos zu prüfen. 

Die Elche und das Streusalz

Elche im Straßenverkehr, da gibt es noch mehr Kapitel. Wenn sie im Winter ihren Salzbedarf decken, kann ihnen auch das zum Verhängnis werden, da sie gerne Streusalz von Straßen lecken. Was die Gefahr von Unfällen enorm erhöht. Immer öfter werden sie nun auch dabei beobachtet, dass sie das Salz auch direkt von Autos lecken. In Kanada gibt es daher nun sogar Schilder die alle Autobesitzer strengstens ermahnen: Don’t let moose lick your car“.

Cäsar und die Elche

Schon die alten Römer hatten etwas über Elche zu erzählen — und zwar niemand geringeres als Julius Cäsar persönlich in seinem berühmten Buch “De bello Gallico”, bestimmt noch einigen aus Latein oder wenigstens Asterix bekannt. Hier schreibt Cäsar, dass es im Hercynischen Wald “Alces” gäbe. Diese seien Ziegen ähnlich, nur viel größer. Sie hätten keine Hörner und ihre Beine hätten keine Gelenke. Deshalb könnten sie sich auch nicht hinlegen, um zu schlafen, sondern lehnten sich an Bäume. Die Jäger würden daher die Schlafbäume suchen — und dort die Stämme ansägen. Sobald sich die Tiere zum Schlafen anlehnten, stürzten die Bäume um. Und mit ihnen die Elche.

Wer dem großen Cäsar dieses Jägerlatein aufgeschwatzt hat ist heute noch eine Frage für Philologen. Das Wort Alces, das Cäsar für dieses wundersame Tiere ohne Knie benutzt, ist aber immer noch der wissenschaftliche Name der Elche.

Der Vertriebene kehrt zurück

Wo Cäsar Recht hatte: Zu seiner Zeit waren Elche auch in Mitteleuropa weit verbreitet. Auf dem heutigen deutschen Staatsgebiet verschwanden die letzten Exemplare nach dem Zweiten Weltkrieg. In den letzten Jahren kehrt neben dem Wolf auch der Elch zurück und breitet sich in Deutschland von Polen kommend unter anderem in Brandenburg aus. Zum ersten Mal kehrt damit eine einst heimische Huftierart in ihre alten Lebensräume zurück.

Wir vom WWF freuen uns über die Rückkehr des Elchs. Wir setzen uns im EU-Interreg geförderten Projekt „ŁośBonasus-Crossing!“ gemeinsam mit Partnern für ein konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und Elch ein. Dafür ist es wichtig, Wildschäden und Gefährdung für den Straßenverkehr durch die Tiere zu thematisieren — und zu lösen. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Wir freuen uns dabei über jede Unterstützung für unsere Arbeit!

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Fischotter: 10 Fakten über das Tier des Jahres 2021

Fischotter leben bereits seit fünf Millionen Jahre auf dieser Erde, doch sie sind vom Aussterben bedroht. Die Deutsche Wildtierstiftung hat den Fischotter (lutra lutra) zum Tier des Jahres 2021 gewählt, um auf die Bedrohung der heimischen Wassermarder aufmerksam zu machen. Ein guter Anlass, um sich die faszinierenden Tiere mal genauer anzuschauen. Leider bekommt man sie selten zu Gesicht, da es nur noch wenige Exemplare gibt, die dazu noch nacht- und dämmerungsaktiv sind.

1) Sie haben das dickste Fell

Im Gegensatz zu Meeressäugern wie Walen oder Robben haben Fischotter keine Fettschicht, sondern ein unglaublich dichtes Fell, dass sie vor Nässe und Kälte schützt. Auf einem Quadratzentimeter Haut befinden sich bis zu 70.000 Haare – der Mensch hat dagegen auf gleicher Fläche im Durchschnitt nur 200 Haare auf dem Kopf. Insgesamt kommen so bis zu 140 Millionen Haare zusammen, die für die notwendige Isolation sorgen. Die Haarschichten sind miteinander verzahnt und bewirken, dass im Wasser Luft zwischen ihnen eingeschlossen wird, die der Wärmeregulation dient. Bei Tauchgängen werden diese Luftpolster durch den Druck zum Teil wieder aus dem Fell gepresst, was zu langen Blasenketten führt, die tauchende Otter hinter sich herziehen.

Fischotter auf Baumstamm
Fischotter sind eigentlich nachtaktiv und sehr scheu © Ralph Frank / WWF

2) Fischotter wurden früher mit Hunden bejagt

Sein einmaliges Fell wäre dem Otter fast zum Verhängnis geworden: Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Fischotter bejagt und beinahe ausgerottet, um ihre kostbaren Pelze zu verarbeiten. Jäger stellten ihnen mit Otterhunden, einer speziell für die Otterjagd gezüchtete Hunderasse, nach und kassierten Prämien für jedes erlegte Tier.

3) Guten Hunger

Otter haben einen sehr schnellen Stoffwechsel und müssen deshalb essen, was das Zeug hält. Sie nehmen täglich zwischen 15 und 25 Prozent ihres Körpergewichts an Nahrung zu sich. Die lose Haut des Otters ermöglicht es den Tieren kleine Taschen zu bilden, in denen sie immer etwas zu essen bunkern können!

Da die Otter so viele Fische fressen, wurden sie lange Zeit als Schädlinge an Fischteichen stark bejagt und viele Fischotter ertranken in Fischreusen. Heute schützen Elektrozäune und Otterkreuze (Metallgitter an den Reusen) die bewirtschafteten Zuchtteiche vor dem Fischliebhaber.

Fischotter beim Fressen
Otter liegen beim Fressen gern auf dem Rücken und lassen sich treiben © Ralph Frank / WWF

4) Ottermännchen nehmen Junge manchmal als “Geisel”

Wie gesagt, müssen Otter wegen ihres Stoffwechsels eine Menge essen. Wenn sie aber nicht genug Nahrung bekommen, wird‘s bei den Ottern ungemütlich. Ottermännchen nehmen Junge als Geisel, bis die Mutter des Babys mit Futter für dessen Freilassung bezahlt.

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5) Früher galten sie als Delikatesse während der Fastenzeit

Apropos Essen: Das Fleisch des Fischotters stand früher sogar auf dem menschlichen Speiseplan. Als Tier, das überwiegend im Wasser lebt, galt der Otter für die Kirche als „Fisch“ und durfte deshalb auch in der Fastenzeit gegessen werden. Wie übrigens auch der Biber.

6) Fischotter können bis zu sieben Minuten tauchen

Otter können problemlos bis zu sieben Minuten unter Wasser bleiben. Sie haben Schwimmhäute an den Pfoten, die für den Antrieb beim Schwimmen und Tauchen sorgen. Wie artistische Kunstschwimmer jagen sie Fische und tauchen nach Amphibien. Fischotter können nahezu lautlos schwimmen und dabei alle Geräusche und Gerüche wahrnehmen. Während sich der übrige Körper im Wasser befindet, liegen die Sinnesorgane auf einer Linie kurz oberhalb des Wasserspiegels. Mit Hilfe der stark ausgeprägten Vibrissen (Tasthaare) machen Fischotter ihre Beute auch im trüben Wasser ausfindig.

7) Kot, der nach Veilchen riecht

Zur Revierabgrenzung setzen Fischotter häufig Kotmarkierungen an herausragenden Steinen oder anderen prominenten Stellen ab. Die Losung hat einen charakteristisch tranigen Geruch. Der Kot heißt in der Fachsprache “Otterlosung” und kann nach Veilchen riechen. Er enthält unverdauliche Schuppen und Gräten von Fischen.

Fischotter beim Kuscheln
Fischotter sind eigentlich Einzelgänger, aber zur Paarung kommen sie zusammen © Ralph Frank / WWF

8) Otter-Mütter adoptieren verwaiste Babys

Wenn Otter-Babys von Menschen großgezogen werden, werden sie zu anhänglich, um in der Wildnis allein klarzukommen. Darum überlassen viele Aquarien die Aufzucht von sechs- bis achtwöchigen Babys oft anderen weiblichen Ottern.

9) Fischotter hassen Brücken

Eine merkwürdige Eigenart, die den Tieren oft das Leben kostet, ist dass sie es strikt vermeiden, unter Brücken hindurch zu schwimmen. Sie laufen lieber neben dem Wasser her. Das geht natürlich nur, wenn es unter den Brücken noch rechts und links Wege gibt. Sonst nehmen sie lieber größere Umwege in Kauf und leider auch manchmal den gefährlichen Weg über die Straße. Der Straßenverkehr gehört zu den größten Bedrohungen der Wassermarder. Warum die Otter Brücken meiden, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Man kann aber künstliche Wege unter den Brücken bauen, so genannte Bermen. Die werden dann gern angenommen und nicht mehr so viele Otter überfahren.

10) Otter ist nicht gleich Otter

Der Fischotter hat noch einen Verwandten in Übersee — den kalifornischen Seeotter. Seeotter sind besonders schlaue Tierchen, die Steinwerkzeuge nutzen, um Muscheln und Krebse zu knacken. Seeotter halten oft Händchen beim Schlafen und umwickeln sich mit Seetang, damit sie nicht von der Strömung weggetrieben werden. Das hat unser heimische Otter nicht nötig.…

Weitere interessante Fakten über den Otter findet ihr auch in unserem Artenlexikon. Und wer wissen will, was den Otter vom Biber unterscheidet, kann hier nachlesen.

Was können wir für die Otter tun?

Das wichtigste, das wir für den Erhalt des Fischotters tun können, ist ihren Lebensraum zu schützen. Dabei ist vor allem die Gewässerqualität von entscheidender Bedeutung, vor allem für seine Lieblingsbeutetiere: die Fische. Die Begrenzung von Schadstoffeinträgen, das Anlegen und die Renaturierung von Gewässern und der Erhalt naturnaher Uferstrukturen sorgen für eine Entspannung der Otter-Population. Besonders wichtig ist es, dass Brücken fischottergerecht so umgebaut werden, dass die Fischotter trockenen Fußes unter den Brücken durchlaufen können.

Für echte Otter-Fans empfiehlt sich die Seite https://www.otterspotter.de/verhalten-und-lebensweise. Hier kann man die süßen Tiere bei ihrem Treiben beobachten.

 

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Warum man Enten nicht füttern sollte

Besonders Kinder finden es toll, wenn sie mit der Tüte rascheln und zahlreiche Enten, Blässhühner oder auch Schwäne auf sie zulaufen. Aber sie tun weder den Wasservögeln, noch dem Gewässer einen Gefallen damit.

Enten vertragen kein Brot

Enten füttern: Ente mit Schwänzchen in der Höh` - wie im Kinderlied
Schwänzchen in die Höh‘: Enten vertragen Brot nicht gut © iStock / Getty Images

Enten finden in Parks eigentlich genug zu essen. Aber für sie ist es natürlich bequemer das angebotene Brot zu essen, statt selbst auf Nahrungssuche zu gehen. Brot oder Gebäck ist aber für die Enten ungesund. Es lässt den Magen aufquellen und enthält zu viel Salz oder Zucker. Zudem verlieren sie auch durch die Fütterung die Scheu vor Menschen. Das kann für die Tiere schnell gefährlich werden, sie können durch Unfälle auf der Straße oder durch Hunde getötet werden.

Wasserqualität leidet

Ente frisst Brot aus der Hand
Wenn’s denn sein muss: Bitte an Land © iStock / Getty Images

Auch die Wasserqualität leidet unter der Fütterung, Brotbrocken und Entenkot führen dazu, dass das Wasser mit zusätzlichen Nährstoffen angereichert wird. Es entstehen immer mehr freischwimmende Algen. Diese verhindern durch ihren Schatten das Vordringen der Sonnenstrahlen in tiefere Uferbereiche und schließlich fehlt Unterwasserpflanzen das Licht für die Photosynthese. Sie sterben ab. Und mit ihnen oft das ganze Gewässer.

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Folge: Pflanzen sterben

Besonders im Sommer kann das Gewässer leicht umkippen. Warmes Wasser bindet weniger Sauerstoff als kaltes und wenn dann Blüten, Pollen, Abwässer und eben zusätzliche Nährstoffe wie Entenbrot, in den See gelangen, kann dieser schnell kippen. Der Sauerstoffgehalt ist dann so niedrig, dass Fische und Pflanzen ersticken. Außerdem werden durch das herumliegende Futter auch andere Tiere, wie Ratten oder Mäuse angelockt.

Wenn man aber trotzdem den Wasservögeln im Winter helfen möchte, sollte man diese Tipps beachten:

  1. Wenn man aufs Enten füttern nicht verzichten möchte, sollte man zumindest auf spezielles Wasservogelfutter aus dem Zoohandel oder dem Baumarkt zurückgreifen. Kein Brot!
  2. Nur so viel füttern, wie die Tiere auch fressen. Wenn man merkt, dass sie satt sind, sollte man sofort aufhören.
  3. Futter immer am Ufer auslegen, dann verschmutzt es nicht das Gewässer.
  4. Nach der Fütterung sollten die Reste aufgesammelt werden.
  5. Verschimmeltes Futter schadet den Tieren. Es gehört in den Bio-Müll.

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Schweinepest: Wildtiere im Lockdown

Damit potenziell infizierte Wildschweine nicht wandern, sperrt Brandenburg mehrere Wildtierbrücken über Autobahnen. Das ist effektiv. Schadet aber vielen anderen Arten. Wir brauchen Alternativen, schreibt der Agrarwissenschaftler und Wildtierforscher Hannes J. König.   

Nicht nur COVID-19 bereitet uns zurzeit Sorge: Die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, breitet sich immer weiter aus. In den letzten Jahren war die Krankheit besonders aktiv in unserem Nachbarland Polen, nun dringt sie immer weiter nach Deutschland vor. Für uns Menschen ist sie ungefährlich, aber die ASP bedeutet eine große Gefahr für unsere heimischen Wildtiere. Der WWF-Wildtierexperte Moritz Klose hat darüber hier bereits geschrieben. Doch nicht allein die Ansteckung, sondern ausgerechnet die umfangreichen Schutzmaßnahmen gefährden nun viele andere Wildtiere.

Was bisher getan wurde

Am 10. September 2020 wurde der erste ASP Schweinepest-Fall in Deutschland bekannt. Die Bekämpfung konzentriert sich auf eine drastische Reduzierung der sehr hohen Wildschweinbestände. In Brandenburg rechnen wir mit mindestens 300.000 Wildschweinen. Wichtigstes Ziel ist es, dass ein Jahr lang keine ASP Funde in Deutschland mehr auftauchen. Dieser Status nennt sich „ASP frei“ und wird von der EU vergeben, damit der Export von Schweinefleisch (z.B. nach China) möglich ist. Da sich die bisherigen Eindämmungsmaßnahmen als nicht ausreichend erwiesen haben, kommt nun eine weitere hinzu.

Sperrung der Grünbrücken: Lockdown in Brandenburg

Nun sollen auch die Wild- oder Grünbrücken über stark befahrene Straßen und Autobahnen gesperrt werden. Teilweise ist das bereits vollzogen. In Brandenburg werden wandernde Tiere quasi in den Lockdown geschickt. Auf unbestimmte Zeit. Es ist nicht absehbar, ob und wann die ASP erfolgreich bekämpft werden kann.

Wölfe auf einer Grünbrücke in Brandenburg
Auch Wölfe wandern über Grünbrücken © © Hendrik Bluhm, Humboldt Universität zu Berlin

Ganz konkret geht es um unscheinbare Grünbrückensperrungen, die jedoch die „natürlichen“ Wanderrouten von verschiedenen Wildtierarten bis auf weiteres blockieren. So können Tiere, die nachweislich Wildtierbrücken regelmäßig zur Straßenüberquerung nutzen, nicht mehr weiterziehen. Mit weitreichenden Folgen.

Grünbrücke– was ist das?

Grünbrücken oder auch Wildbrücken sind große, bewachsene Strukturen, die das Risiko von Wildunfällen verringern. Gleichzeitig verbinden sie Lebensräume, indem sie eine sichere Überquerung von Wildtieren von einer Straßenseite zur anderen erleichtern. Sind diese Wildbrücken mindestens 50 Meter breit, spricht man von sogenannten Grünbrücken. Sie können die Wanderrouten und den genetischen Austausch unterstützen. Die Idee, dass sich die Schweinepest durch eine Schließung von Wildbrücken langsamer ausbreitet, ist nicht falsch. Doch es gibt auch genügend Beispiele dafür, dass sich gerade die sehr intelligenten Wildschweine neue Wege erschließen, um ihre gewohnten Wanderrouten fortzuführen.

Betroffen sind allerdings nicht nur Wildschweine, sondern alle Wildtierarten, die normalerweise Grünbrücken für ihre Wanderungen genutzt haben. Dazu zählen Hasen, Füchse, Rehe, Hirsche, Wölfe und Elche. Auch diese Tierarten werden versuchen, sich alternative Wanderrouten zu erschließen, denn hundertprozentig wilddichte Zäune gibt es nicht.

Geschützte Arten nutzen regelmäßig Grünbrücken

Wölfe, die europaweit unter Artenschutz stehen, nutzen gerne Grünbrücken. Unfälle mit diesen Tieren auf bestimmten Straßenabschnitten können damit reduziert werden. Auch Elche, wie beispielsweise der Brandenburger Elch Bert, wurde schon auf Grünbrücken gesichtet. Etwas ganz Besonderes, da Elche in Deutschland kaum vorkommen. Jede Sichtung ist ein Erfolg für den Naturschutz. Elche dürfen in Deutschland nicht gejagt werden. Der WWF unterstützt mit dem Projekt ŁośBonasus – Crossing! die natürliche Rückkehr der Elche von Polen nach Deutschland. 

Rehe auf Grünbrücke
Wie sollen jetzt Reh, Hirsch, Wolf, Elch, Hase die Straßen überqueren? © Hendrik Bluhm, Humboldt Universität zu Berlin

Gibt es eine Alternative zur Sperrung?

Kurzfristig gibt es keine Alternative zur Sperrung. Denn die Sperrung von Grün- und Wildbrücken ist eine schnelle und effektive Lösung, um Wildschweine an Wanderbewegungen zu hindern.  Vorausgesetzt sie finden kleinen alternativen Weg über die Straße. Doch leider ist sie nicht selektiv. Und sie hat noch unbekannte Folgen für andere wandernde Wildtiere. Mittelfristig könnten allerdings Barrieren aufgestellt werden, die im Wesentlichen nur Wildschweine abhalten und anderen Wildtieren den Wechsel weiterhin ermöglichen. Zum Beispiel durch den Einbau von Schlupflöchern für Hasen und Füchse. Oder eine maximalen Höhe, die Wildschweine abhält, Wölfen, Hirschen oder Elchen das Überwinden ermöglicht.

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Langfristig kann eine systematische Wildtierüberwachung (Monitoring) dabei helfen, die tatsächlichen Wanderbewegungen von Wildtieren zu erfassen. Die wissenschaftliche Auswertung dieser Daten kann zudem dazu genutzt werden vertiefende Erkenntnisse über das mögliche Risiko einer Seuchenübertragung zu ermitteln um daraus Handlungsempfehlungen für ein wissenschaftsgestütztes Wildtiermanagement abzuleiten.

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Giftige Weihnachten für die Bienen: Notfallzulassungen für Neonicotinoide  

Es ist das völlig falsche Signal: Während in ganz Deutschland Strategien, Programme und Gesetze zum Insektenschutz erarbeitet und umgesetzt werden, wird eine Hintertür für Neonikotinoide geöffnet. 

Viele Zuckerrübernbauern sind vom Vergilbungsvirus betroffen. Es drohen Ernetausfälle. Mehrere Bundesländer und Verbände haben sich deswegen für eine Notfall-Behandlung des Saatguts mit Pflanzenschutzmitteln aus der Gruppe der Neonikotinoide enthalten. Diese dürfen aber seit 2018 EU-weit grundsätzlich nicht mehr im Ackerbau verwendet werden.

Warum Neonicotionoide so schädlich sind

Diese Gruppe an sehr effektiven Pflanzenschutzmitteln wurde aus gutem Grund von der Wissenschaft ins Visier genommen. Der Verdacht, dass sich die schädliche Wirkung eben nicht nur auf die Ziel-Organismen beschränkt, erhärtete sich. Giftige Rückstände in Pollen und Nektar werden von den bestäubenden Insekten aufgenommen. Und selbst wenn sich die Neonikotinoide durch die Witterung zersetzen, sind die Abbauprodukte ebenfalls toxisch.  

Verboten — aber mit Ausnahmen

Folgerichtig wurden die wichtigen neonicotinoiden Wirkstoffe ClothianidinImidacloprid und Thiamethoxam in der Europäischen Union  verboten. Doch es gibt wiederholt Ausnahmen.  Mit Folgen: Die bereits mehrfache Erteilung von Ausnahmen unter dem Label „Notfallzulassung“ unterhöhlt seit Jahren die Verbote. Und die redlichen Bemühungen zum Insektenschutz.  

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Was nützt der mit heimischem Saatgut angelegte Blühstreifen oder die neu gepflanzte Hecke, wenn Biene und Co. durch Desorientierung oder gestörte Gedächtnisleistung diese Nahrungsquellen oder Lebensräume nicht finden? 

Das falsche Signal

Für die Landwirt:innen ist es das falsche Signal. Sie brauchen Sicherheit, mit welchen Mitteln sie ihre Kulturpflanzen in Zukunft schützen können. Die Alternativen zum flexiblen und schnell einsetzbaren chemischen Pflanzenschutz bedürfen in der Regel eine mittel- bis langfristige Planung. Beispiele sind eine abwechslungsreiche Fruchtfolge, die die Entwicklungszyklen von Schädlingen unterbricht oder der gezielte Einsatz von Nützlingen, die Schädlinge biologisch bekämpfen. Eine Umstellung braucht Zeit, Know-how und eine klare politische Linie, die in der Übergangszeit Unterstützung gewährt.

Kein zurück! 

Nein, aus unserer Sicht darf es kein Zurück mehr zNeonicotinoiden geben. Bienen und andere bestäubende Insekten müssen unbedingt geschützt werden. Im Hinblick auf die großen Bemühungen das Insektensterben aufzuhalten ist diese Notfallzulassung ein Schlag ins Gesicht für den Insektenschutz.   

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