Aufgedeckt: 3 populäre Irrtümer zum Papier

Ist Papier umweltfreundlich? Gibt es Alternativen? Wie sinnvoll ist Papiersparen? Immer und überall präsent und doch kursieren noch so viele Mythen rund um das ‘weiße Blatt’. Wir klären auf und informieren über alles, rund um das Thema Papier.

Irrtum 1 – Papier ist per se umweltfreundlich

Falsch! Erst mal muss man verstehen, dass für die Papierherstellung viele Ressourcen wie Holz, Wasser und vor allem auch Energie verbraucht werden. Richtig ist, dass Papier ein ökologisches Produkt sein kann. Doch das gilt nur, wenn der Wald nachhaltig bewirtschaftet und bei der Herstellung regenerative Energie sowie wenig Chemikalien eingesetzt wurden. Zudem muss es möglichst häufig recycelt worden sein. Werbeflyer, die nicht einmal gelesen und nach dem Entnehmen aus dem Briefkasten sofort entsorgt werden, sind demnach genau das Gegenteil von umweltfreundlich.

Papier Papiertonne und Pappe
Der Papierverbrauch nimmt immer weiter zu und damit auch die Müllberge aus Papier und Pappe. © Alexander Paul Brandes / WWF

Heute wird fast jeder zweite industriell gefällte Baum weltweit zu Papier verarbeitet – sei es in Form von Geschenkpapier oder Taschentüchern. Das Holz dafür stammt aus den Wäldern der ganzen Welt, aus Plantagen und zum Teil aus illegalem Holzeinschlag oder Raubbau. Diese Tatsache ist nichts Neues. Der Nutzungsdruck auf die Wälder steigt aber stetig. Ob zum Heizen, Kochen, Bauen, für Möbel oder zukünftig voraussichtlich zunehmend auch für Textilien und Kunststoffe, für alles verwenden wir Holz. Auch der Papierverbrauch nimmt immer weiter zu; aktuell werden weltweit rund 420 Millionen Tonnen produziert. Das freut die Produzenten. So vermeldet die Branche einen Höchststand von 83 Milliarden Euro Umsatz.

Irrtum 2 – Es gibt keine Papieralternativen

Falsch! Es gibt sehr wohl Alternativen zu Papier – die müssen allerdings differenziert betrachtet werden. Seit ein paar Jahren werden zum Beispiel Bambus- und Hanfpapier angeboten. Doch auch hier gilt es, auf die Nachhaltigkeit zu achten. Denn gerade Bambus avanciert immer mehr zum Trendmaterial für viele Anwendungen. Daher wird es oft in großen Mengen und günstig in China mithilfe von Düngemitteln und Chemikalien angebaut.

Rodung Wald für Paier
Der Nutzungsdruck auf Wälder nimmt zu, da Holz- und Papierverbrauch stetig steigen. © imago images / Marius Schwarz

Als Alternative wird Konsumenten mittlerweile auch sogenanntes Steinpapier angeboten. Das gibt es tatsächlich! Dabei besteht das Papier zu 80 Prozent aus Kalksteinmehl und zu 20 Prozent aus Kunststoff. Aber eigentlich wollen wir ja weg von Kunststoffen selbst. Steinpapier zersetzt sich biologisch nicht. Wenn jedoch die Kunststoffe zerfallen, können Mikroplastik-Partikel entstehen.

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Und noch ein weiterer Rohstoff eignet sich für die Herstellung von Papier: Gras. Aber auch Gras braucht Platz zum Wachsen. Nur wenn das Gras aus extensiv bewirtschafteten Flächen stammt, entlastet es die Natur. Meist wird das Produkt für Lebensmittelverpackungen eingesetzt. Der reduzierte Einsatz von Energie und Wasser macht das Produkt ebenfalls interessant.

Irrtum 3 – Papiersparen ist zwecklos

Falsch! Papier ganz zu vermeiden ist kaum möglich. Aber zumindest sollte der Verbrauch – insbesondere bei uns in Deutschland – deutlich reduziert werden. Denn im Vergleich zu anderen Ländern ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen extrem hoch. Das beginnt schon beim Schmierzettel. Hier können beispielsweise Fehldrucke verwendet und beim Ausdrucken immer Vorder- sowie Rückseite genutzt werden. Ein andere alltägliche “Umweltsünde” ist das Küchenpapier. Dieses kann ganz einfach durch ein altes T‑Shirt ersetzt werden. Oder schon mal über Recyclingpapier nachgedacht? Qualitativ ist Recycling-Toilettenpapier heute nicht mehr von Frischfaser-Produkten zu unterscheiden. Wer einen Beitrag zum Naturschutz leisten will, reduziert den Papierverbrauch und nutzt konsequent Recycling-Papierprodukte.

Gleich doppelt lohnt sich ein kritisches Hinschauen beim Thema Online-Shopping. Wer hier auf die ein oder andere Bestellung verzichtet oder mehr auf einmal bestellt, spart Verpackungsmüll. Denn wegen des zunehmenden Online-Handels hat der Verbrauch an (Papp-) Verpackungen in Deutschland stark zugenommen. Also besser gleich lokal beim Händler persönlich vor Ort einkaufen.

Ein MUSS: Papier nicht in die Restmülltonne werfen. Altpapier ist ein wertvoller Rohstoff, der in die (blaue) Papiertonne gehört.

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Harte Fakten:

  • Auf ein Blatt Recyclingpapier kommen 4,6 Blätter Frischpapier.
  • 250 Kilogramm – so viel Papier verbraucht der Durchschnitts-Deutsche im Jahr.
  • Nur 15 Prozent des Druckpapiers in Deutschland sind recycelt.

Tipps zum Papiersparen:

  • Sparsam mit Papier umgehen! So wäre es gut, unerwünschte Werbung abzubestellen und Recyclingpapier zu kaufen. Dies gilt ganz besonders bei Hygieneprodukten wie Toilettenpapier.
  • Verbraucher können sich beim Einkauf an Gütesiegeln orientieren. Eine aktuelle Übersicht gibt es hier. So existiert bei Produkten aus frischen Holzfasern beispielsweise das FSC-Logo.
  • Papier im Büro sollte auf ein Minimum reduziert werden. Denn das schont den Wald, spart Energie und Wasser.
  • Nur Papier ausdrucken, wenn unbedingt erforderlich. Dann sollten in jedem Fall die Vorder- sowie Rückseite genutzt werden. In größerer Schrift passen teilweise auch vier elektronische Seiten auf ein Blatt Papier.
  • Küchenrollen und Toilettenpapier sind im Haushalt versteckte Umweltsünden. Wer also schnell und effektiv den Wald schonen will, kann einfach Küchenrollen durch Lappen oder alte T‑Shirts ersetzen. Für Toilettenpapier empfiehlt sich in jedem Fall die ausschließliche Verwendung von Recyclingprodukten.
  • Auch ein Dauerbrenner beim Thema „Verpackungsmüll“: Online-Shopping. Hier sollten Konsumenten definitiv lokalen Handel bevorzugen und nach Läden Ausschau halten, die Produkte ohne Verpackung anbieten. Eine deutschlandweite Übersicht über “Zero-Waste-Läden” gibt es hier.
  • Wer gerne Coffee to go trinkt, sollte sich unbedingt einen eigenen, immer wieder nutzbaren Thermobecher für den langanhaltenden Gebrauch besorgen.

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Klimafreundlicher Heizung tauschen — wie geht das?

Willkommen im Winter. Zeit, um es sich drinnen gemütlich zu machen. Dabei wollen wir es natürlich schön warm haben – und machen unsere Heizung an. Damit schaden wir der Umwelt. Mehr oder eben weniger. 

Richtiges Heizen spart Kosten. Und kann auch besser für das Klima sein, das wissen wir natürlich alle. Fundierte Tipps dazu nochmal hier: So spart man Energie (wwf.de). Aber natürlich müssen wir gegen die Klimakrise mehr tun als sparsam heizen und vernünftig lüften.

Doch wie sieht es mit der Klimaverträglichkeit von verschiedenen Heizungen aus?

Ein Drittel der deutschen Treibhausgasemissionen stammt von Gebäuden. Vor allem Heizungen sind für die Emissionen verantwortlich. 2019 verursachte das Heizen in Privathaushalten 109 Millionen Tonnen CO2 Emissionen. Sie werden vor allem durch alte und besonders klimaschädliche Öl- und Gasheizungen verursacht.

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Das muss sich ändern. Die Hälfte der Wärme soll bis 2030 klimaneutral erzeugt werden. Dafür muss die Wärmewende bei Wohngebäuden gelingen – weg von fossilen Brennstoffen hin zu klimaschonenden Erneuerbaren Energien. Investitionen in Heizungen aus erneuerbaren Energieträgern tragen zum Klimaschutz bei, helfen langfristig Heizkosten zu minimieren. Und sie tun etwas Gutes für die Gesundheit, da sie keine Feinstaubemissionen freisetzen.

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Solarthermieanlagen und Wärmepumpen sind aktuell die klimafreundlichsten Optionen zum Heizen. Oft werden auch Holzheizungen als klimafreundlich gelabelt. Aber Pelletheizungen und Heizungen mit Holz stoßen bei der Verbrennung sehr viel CO2 aus. Sie sind somit eher klimaschädlich. Welche Art von Heizungen sich am besten eignet, lässt sich durch eine unabhängige Energieberatung abklären.

Wann ist es sinnvoll, eine alte Heizung auszutauschen?

Nach 15 Jahren lässt die Leistungsfähigkeit vieler Heizungen nach. Spätestens nach 30 Jahren ist es sogar gesetzlich vorgeschrieben, dass Öl- und Gaseizungen ausgetauscht werden müssen (GEG § 72). Durch einen Heizungstausch wird das Risiko von nervigen Heizungsausfällen und teuren Notreparaturen vermindert. Positiv hinzukommen niedrigere CO2-Emissionen und Heizkosten, sowie die Unabhängigkeit von Preisschwankungen fossiler Energie. Allerdings müssen auch die Höhe der Investitionskosten, Recherche, Planungsaufwand, wie auch die Unannehmlichkeiten einer temporäre Baustelle bedacht werden.

Was mache ich, wenn ich meine Heizung austauschen möchte?

  1. Als ersten Schritt: recherchieren. Beispielswiese im neuen interaktiven WWF Ratgeber zum Heizungstausch. Einfach mal ausprobieren, um herauszufinden, welche Heizungsarten wie viel kosten und welche Kriterien die wichtigste Rolle spielen.
  2. Danach ist es oft sinnvoll, sich beraten zu lassen. Beispielweise durch die Verbraucherzentrale. Damit kann man sicherstellen, dass alle erforderlichen Aspekte berücksichtig wurden. Achtung: bei der Beantragung von Fördermitteln über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und die Kreditbank für Wiederaufbau (KfW) sind Energieberatungen meist verpflichtend.
  3. Für Finanzierung und Förderung muss man natürlich wissen, wo Anträge gestellt werden — bevor mit Austausch oder Modernisierung begonnen wird. Von dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gibt es für den Austausch von Ölheizungen mit einer Heizung aus Erneuerbaren Energien einen Zuschuss von 45 Prozent. Neben den oben genannten Förderungen bieten auch einige Kommunen und Bundesländer Förderprogramme an.
  4. Als vierten Schritt geht dann die Suche nach einem Handwerk los. Auf Internetseiten wie co2online findet sich ein Register mit Handwerker:innen. Sinnvoll ist es, mehrere Angebote von verschiedenen Handwerksbetrieben einzuholen, damit eine informierte Entscheidung getroffen werden kann.
  5. Mit Schritt fünf kommt nun endlich der Heizungstausch. Keine Sorge, der Heizungswechsel verursacht keine ewige Baustelle. Die Arbeiten dauern von einem Tag bis zu einer Woche. Mit der Entscheidung für eine klimafreundliche Heizung trägt man ab diesem Zeitpunkt dazu bei, die Emissionen im Gebäudesektor zu reduzieren und damit ein Schritt weiter Richtung Klimaziel zu kommen.
  6. Alles fertig also? Nicht ganz. Im letzten und sechsten Schritt sind eine Überprüfung und Kontrolle der Einstellungen durch den Handwerksbetrieb hilfreich, um die Heizung auf die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Verschiedene Apps wie etwa EnergieCheck von co2online helfen den Energieverbrauch zu kontrollieren und Energie- und Kosteneinsparungen zu überwachen.

Mehr zum Thema Heizungstausch?

Heizung Regler Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Heizungsarten, deren Klima- und Gesundheitsverträglichkeit sowie die Höhe der Anschaffungskosten für die einzelnen Heizungsarten findest Du im Ratgeber für Heizungstausch.

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Wie lange lebt deine Technik?

Technik lebt? Nicht direkt, doch wird sowohl unter uns Fachleuten als auch umgangssprachlich von der Lebensdauer technischer Geräte gesprochen. Neben dem Produktdesign beeinflussen auch wir NutzerInnen die Lebensdauer von Geräten: Indem wir Qualitätsprodukten wählen, sorgsam mit ihnen umgehen, bei Defekten reparieren und funktionierende Geräte weiter nutzen, anstatt sie durch Neuere zu ersetzen, können wir wichtige Ressourcen schonen und die Umwelt schützen.

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Auch wenn das Einige vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm haben: während des gesamten Lebenswegs haben Technikproduktes  zahlreiche negative Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Menschen.

Unsere Erwartung an die Lebensdauer beeinflusst die Nutzung

Denke an das Smartphone oder den Laptop, auf dem du gerade diesen Blog-Beitrag liest: Wie alt ist das Gerät? Was glaubst du, wie lange wirst du es noch nutzen? Unsere Erwartung an die „normale“ Lebensdauer von Geräten hängt damit zusammen, wie lange wir sie tatsächlich nutzen. Wir sind eher bereit, einen höheren Anschaffungspreis für ein langlebiges Gerät zu bezahlen oder einen Defekt repariere zu lassen, wenn wir mit einer längeren Lebensdauer rechnen.

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Beispielsweise würden wir bei einem 1,5 Jahre alten Smartphone wohl kaum einen Sprung im Bildschirm reparieren lassen, wenn wir eh glauben, dass das Smartphone nach zwei Jahren veraltet ist. „Das lohnt sich nicht“ wäre hier die Devise. Wenn wir allerdings damit rechnen, dass wir das Smartphone fünf Jahre nutzen werden, sind wir gerne bereit, in die Bildschirmreparatur zu investieren.

Woher kommt unsere Erwartung an die Lebensdauer von Geräten?

Unsere Erwartung an die Lebensdauer basiert vorrangig auf unseren früheren Erfahrungen. Ob diese auf die aktuelle Situation übertragbar sind, musst du jedoch kritisch überprüfen. Wenn beispielsweise bei dem letzten Defekt eine Reparatur nicht möglich war, weil Ersatzteile nicht lieferbar waren, muss es nicht heißen, dass beim nächsten Defekt wieder keine Ersatzteile erhältlich sind.

Ständige Modellwechsel lassen Geräte alt erscheinen

Auch Medienberichte und Werbung formen unsere Erwartungen an die Lebensdauer. Häufigere Modellwechsel und „Scheininnovationen“ suggerieren, dass das genutzte Gerät veraltet ist, obwohl es noch gut funktioniert. Während uns Geräte, die zuverlässig ihren Dienst verrichten, kaum auffallen, sind Defekte und Ärger über Produktfehler häufig Thema von Small Talk. Doch wir können auch unsere Aufmerksamkeit auf die Geräte richten, die gut funktionieren und unsere Freunde darüber mit Verwandten und Freunden teilen.

Tipps: Was Du tun kannst

  1. Schätze die elektronischen Geräte, die du hast und die zuverlässig funktionieren.
  2. Zögere jeden Neukauf solange heraus wie möglich.
  3. Informiere Dich zur Lebensdauer von Elektronik, beispielsweise bei LangLebeTechnik.de!
  4. Gerät Defekt? Recherchiere gängige Reparaturkosten ( beispielsweise bei kaputt.de) und finde einen Reparaturdienstleister bei FixFirst. Oder vielleicht möchtest du selbst versuchen, das Gerät zu reparieren? Besuche ein Repaircafé in der Nachbarschaft oder finde bei IFixIt Reparaturanleitungen. Hat es geklappt? Hinterher kannst du mächtig stolz auf dich sein!
  5. Du kennst dich selbst super mit Technik aus? Prima! Deine Freunde und Verwandten werden es dir danken, wenn du ihnen bei der Auswahl von langlebigen Geräten hilfst und ihnen bei Reparaturen mit Rat und Tat zur Seite stehst!

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Bankenrating 2021: Mehr Tempo!

Wir haben wieder genau hingeschaut, ob und wie die großen deutschen Banken Nachhaltigkeit in Strategien, Prozesse und Produkte integrieren. Seit unserem letzten Rating hat sich Einiges getan. Aber reicht das?

Die Klimakrise ist 2021 für jeden erkennbar. Immer deutlicher werden die Auswirkungen auf unsere Lebensgrundlagen. Die Fortschritte der Banken in punkto Nachhaltigkeit müssen sich deshalb an der Frage messen lassen, ob das Erforderliche getan wird, um den Klimawandel und das Artensterben zu stoppen.

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Auf Basis der Ergebnisse unseres Bankenratings 2021 müssen wir die Frage leider eindeutig mit „Nein“ antworten. Noch werden Umwelt- und Klimaaspekte längst nicht von allen Banken systematisch in Kredit- und Anlageentscheidungen integriert. Immer noch werden besonders klimaschädliche Branchen, Unternehmen und Projekte nicht konsequent zur Transformation angehalten oder von der Finanzierung ausgeschlossen. Banken setzen ihren Kund:innen zudem nicht genug Anreize, um in „grüne“ Anlageprodukte anzulegen oder durch innovative Finanzierungsprodukte in Umwelt- und Klimaschutz zu investieren. Insofern fällt das Fazit des Bankenratings gemischt aus.

Die Richtung stimmt, das Tempo nicht

Die meisten Banken erreichten im Bereich Umwelt und Klima eine mittlere Kategorie. Damit haben wir keine Nachzügler mehr unter den analysierten Banken, was bei der Analyse 2020 der Fall war.

Ergebnisse wwf Bankenrating
Viele Mittelfeld, keine Spitze: Ergebnisse WWF Bankenrating © WWF

Wir haben aber weiterhin keine einzige visionäre Bank. Eine visionäre Bank verfolgt eine per se nachhaltige Unternehmensstrategie und hat damit einen längerfristigen, generationenübergreifenden Zeithorizont im Blick. Ihre Finanzflüsse lenkt sie zu nachhaltigen Aktivitäten und fördert die Transition von Wirtschaft und Gesellschaft aktiv. Dazu hat sie das Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, umfassend in ihre Strategie und in alle Kerngeschäftsprozesse integriert. Zudem ist sie bemüht, das Verhalten ihrer Kunden so zu beeinflussen, dass diese nachhaltiger agieren.

Wie gesagt: Diese Bank gibt es nicht.

Ernüchternd: Banken und Biodiversität

Wir haben dieses Mal auch analysiert welche Banken den Schutz von Biodiversität in ihren Strategien, Prozessen und Produkten verankert haben. Die Ergebnisse fallen leider sehr ernüchternd aus. Bislang haben sich die analysierten Banken kaum strategisch und methodisch mit der Auswirkung ihrer Kredite und Investments auf die Biodiversität beschäftigt.

Banken Bankenrating WWF Biodiversität
Großer Verbesserungsbedarf bei der Biodiversität © WWF

Im internationalen Vergleich sind die bewerteten deutschen Banken sehr zurückhaltend im Umgang mit biodiversitätsbezogenen Risiken. Sie sind, wenn überhaupt, nur an wenigen nationalen und internationalen Initiativen beteiligt, die begonnen haben die Wirkung von Krediten und Anlagen auf die Biodiversität zu messen.

Auch im Bereich Biodiversität haben wir keine Vorreiter-Banken. Das Mittelfeld belegen nur fünf Banken. Die restlichen sind unter den Nachzüglern.

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Insgesamt fehlt den Banken noch weitgehend das Bewusstsein für die Risiken, die mit dem Artensterben und der Einschränkung der Ökosystemleistungen verbunden sind. Auch und gerade für ihr Geschäftsmodell. Hier ist daher ein umfassendes Umdenken erforderlich.

Was die Banken jetzt machen müssen

Als Ergebnis unserer Analyse haben wir herausgearbeitet, was die Banken jetzt angehen müssen, natürlich in unterschiedlicher Intensität.

Wie en Bank nachhaltig arbeiten müsste

Wir werden unseren Dialog mit den Banken auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Hoffentlich führt unser Rating und der Austausch mit den Banken zu mehr Aktivität — für den Klimaschutz und Schutz von Biodiversität.

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Warum wir über Lichtverschmutzung reden müssen!

Nachtbeleuchtung kann uns krank machen. Und bedroht ganze Ökosysteme. Lichtverschmutzung ist einer der dramatischsten menschlichen Einflüsse auf unsere Biosphäre. Das fällt uns als tagaktives Wesen nur leider gar nicht so negativ auf.

Insekten: Tod an der Straßenlaterne

Ungefähr die Hälfte aller Insekten sind nachtaktiv. Sie werden durch eine künstlich erhellte Nacht in ihrem natürlichen Verhalten und in ihrer Orientierung gestört. Lichtverschmutzung hat äußerst negative Auswirkungen auf ihre Überlebenschancen. Dadurch wird die natürliche Nahrungskette gestört. Pflanzen werden nicht bestäubt. Vögel, Fledermäuse und Fische finden weniger Nahrung.  

Ein Rechenbeispiel verdeutlicht das schockierende Ausmaß des Insektensterbens durch Lichtverschmutzung: 

Es gibt in Deutschland ungefähr neun Millionen Straßenlaternen. Wissenschaftler schätzen, dass allein in den Monaten Juli und September bis zu 100 Milliarden Insekten an diesen Laternen sterben. Sie umkreisen das Licht, bis sie vor Erschöpfung sterben, verbrennen an den heißen Leuchten oder fallen angelockten Fressfeinden zum Opfer.  

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Bei der Schätzung sind Leuchtwerbung, Fassadenbeleuchtungen, Flutlicht oder private Garten- und Hausbeleuchtungen noch gar nicht mit einberechnet — wahrscheinlich sterben mehrere 100 Milliarden Insekten insgesamt. Lichtverschmutzung hat also einen großen Anteil am Insektensterben. 

Folgen für die Pflanzen

Künstliches Licht in der Nacht beeinträchtigt auch den natürlichen Wachstumszyklus von Pflanzen. Einige Baumarten verlieren neben Straßenlaternen später im Jahr ihre Blätter und erleiden dadurch oft erhebliche Frostschäden. Was wiederum den Baum schwächt.

Lichtverschmutzung Luftbild Nacht
Eigentlich ist die Nacht ja dunkel… © dennisvdw / iStock / Getty Images

Wiesenblumen können weniger und später Blüten ausbilden, was zu einer verminderten Samenbildung und dadurch einer geringen Fortpflanzungsrate führt. Außerdem kann sich die Struktur von Pflanzen durch ständige Beleuchtung verändern. Was Auswirkungen auf die Insektenlarven hat, die sich von den Pflanzen ernähren. Der veränderte Nährstoffgehalt führt dazu, dass die erwachsenen Insekten weniger gesund und widerstandfähig sind.   

Folgen für Tiere

Für viele Tiere ist ein dunkler Nachthimmel lebenswichtig. Tagaktive Tiere werden in ihren Ruhephasen gestört. Nachtaktive Tiere haben Sehorgane, welche auf Nachtbedingungen eingestellt sind. Oder sie brauchen die Dunkelheit, um sich an Mond und Sternen orientieren zu können.  

Das Verhalten von Fledermäusen ändert sich durch künstliche Beleuchtung. Sie verlassen später ihre Behausung verlassen und kommen morgens früher zurück. Die dadurch verkürzte Zeit für Jagd und Nahrungsaufnahme führt zu Entwicklungsdefiziten bei den Jungtieren.  

Lichtverschmutzung Fledermäuse
Viele Fledermäuse werden von dem Licht verwirrt © imago images / Pacific Press Agency / Moch Farabi Wardana

Die Orientierung von Zugvögeln ist durch Lichtverschmutzung stark beeinträchtigt. Der für die Navigation wichtige Sternenhimmel und das natürliche Magnetfeld der Erde werden von den künstlichen Lichtquellen, die oft dazu noch hohe Blauanteile im Spektrum haben, beeinträchtigt. Mit der Folge, dass Zugvögel, aber auch andere Vögel, die hell erleuchtete Objekte anfliegen, sich dabei verletzen oder sogar getötet werden. 

Eine besonders große Gefahr ist die Lichtverschmutzung für Seevögel wie Albatrosse und Sturmvögel. Vor allem Jungvögel sind betroffen. Deren erster Flug findet nachts statt. Eigentlich fliegen sie hinaus aufs Meer, wo sie den Rest des Jahres verbringen. Die Lichter von Küstenstädten und Häfen locken sie jedoch zurück an Land, wo sie erschöpft landen und so Opfer von Katzen, Hunden oder Autos werden. 

2013 berechnete ein Forscherteam, dass allein in Nordamerika jährlich fast sieben Millionen Vögel durch Kollisionen mit beleuchteten Funktürmen getötet werden. In Deutschland sterben Millionen an beleuchteten Fenstern.

Einige Fischarten wie Lachse und Aale verharren während ihrer Wanderschaft zu Laichgründen an hell ausgeleuchteten Brücken welche Barrieren bilden und erreichen so verspätet oder sogar gar nicht ihr Ziel.  

Frisch geschlüpfte Meeresschildkröten finden nicht ins Meer, weil die Beleuchtung der Strandpromenade die Helligkeit der Spiegelung des Mondes und der Sterne auf der Wasseroberfläche, nach der sie sich üblicherweise orientieren, übertrifft.  

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Folgen für den Menschen

Künstliches Licht in der Nacht kann Menschen nachweislich krank machen. Tagsüber bekommen wir in den Innenräumen viel zu wenig Licht und Abends durch Beleuchtung und Bildschirme mehr als natürlich. Das kann den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Und unsere innere Uhr aus dem Takt. Das für den Schlaf wichtige Hormon Melatonin wird weniger ausgeschüttet. Einschlafen und Aufwachen klappen nicht so gut, wodurch sich der Schlaf wesentlich verkürzt.

Herz-Kreislaufstörungen, Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck und höhere Krebsraten können Folgen von diesen Schlafstörungen sein. Weiterhin ist Schlaf enorm wichtig für Lernen, Gedächtnisleistung und ein gut funktionierendes Immunsystem. Studien identifizieren sogar eine verfrühte Pubertät von Jugendlichen als Folge von künstlichem Licht in der Nacht.   

Fünf einfache Schritte zu Reduzierung von Lichtimmissionen: 

Lichtverschmutzung ist kein kleines Problem. Was kann man persönlich tun? Was kann ich  gegen die Lichtverschmutzung und für nachtaktive Insekten in Haus und Garten tun?

  1. Zielgerichtet beleuchten! Richte das Licht gut aus und beleuchte nur das, was wirklich notwendig ist! Verzichte auf das Anstrahlen von Bäumen, Büschen, Teichen oder Wänden. Lass kein Licht in den Himmel strahlen! Verwende keine Bodenstrahler, Suchscheinwerfer oder rundumstrahlende Dekoleuchten. Beleuchte Schilder von oben nach unten. Deine Leuchten sollten nicht aus größerer Entfernung sichtbar sein! An Hängen kann eine zusätzliche Abschirmung der Leuchte erforderlich sein.
  2. Lichtmenge reduzieren! Halte die Intensität möglichst gering. Unser Auge passt sich gut an niedrige Beleuchtungsniveaus an, wenn es nicht durch helle Lichtquellen gestört wird. Gleichzeitig wirst Du sehen, dass Du mehr Sterne am Himmel erkennen kannst, wenn die Lichtintensität in Deinem Garten geringer ist.
  3. Farbtemperatur anpassen! Vermeide „kaltweißes“ Licht mit Wellenlängen unter 500 nm oder einer Farbtemperatur (cct) von über 3000K. Farbtemperaturen von 2000K oder weniger (wie Natriumdampflampen, und gelbe oder bernsteinfarbene LEDs) sind auf jeden Fall besser.
  4. Beleuchte nur, wenn Du das Licht brauchst! Oft hilft schon eine Zeitschaltuhr oder ein Bewegungssensor. 
  5. Verschönere Deinen Garten mit Pflanzen, die nachtaktive Insekten anlocken Dafür eigenen sich besonders Holunder, Melisse, Lichtnelke, Schnittlauch, Thymian, Duftgeißblatt, Phlox und Sommerflieder.

Der Beitrag Warum wir über Lichtverschmutzung reden müssen! erschien zuerst auf WWF Blog.