Brasiliens Minister für Umweltzerstörung

Kann man sich einen Wirtschaftsminister vorstellen, der sich möglichst viele Arbeitslose wünscht? Oder einen Bildungsminister, der sich für Schulschließungen stark macht? Ein kürzlich veröffentlichtes Video zeigt, dass der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles tatsächlich mehr an der Zerstörung als an der Bewahrung der Umwelt interessiert ist. Unsere Kolleg:innen vom WWF Brasilien fordern nun die Entlassung von Salles. 

Im Jahr 2019 verlor Brasilien so viel Regenwald wie schon seit über zehn Jahren nicht mehr. In diesem Jahr wird der Verlust noch größer sein. Eine WWF-Analyse belegt, dass die Entwaldung in Brasilien während des ersten „Corona-Monats“ März um über 50 Prozent zugenommen hat im Vergleich zu den Vorjahren. Somit gingen in nur einen Monat fast 100.000 Hektar Tropenwald verloren.  

Zahlreiche Verbände fordern den Rücktritt von Salles.
Zahlreiche Verbände fordern den Rücktritt von Salles.

Ein Umweltminister, der Entwaldung fordert

Das nun veröffentlichte Video beweist, dass die Entwaldung gewollt ist. Und auch, wie kaltschnäuzig und gewissenlos die brasilianische Regierung agiert. Salles sagt darin: „Wir haben jetzt die Möglichkeit, da die Presse sich ausschließlich mit COVID-19 beschäftigt, uns das Amazonas-Thema vorzunehmen. Wir haben jetzt die Chance (…), alle die Reformen zur Deregulierung und Vereinfachung durchzuführen.“ Salles Aussagen sorgten für Protest und Fassungslosigkeit gleichzeitig. In Brasilien haben der WWF, Greenpeace und weitere Verbände nun die Entlassung Salles gefordert.

Corona bedroht Indigene Völker in Schutzgebieten

Die Veröffentlichung des Videos verdeutlicht zudem die chaotische Situation in Brasilien. Covid-19 forderte bereits mehr als 20.000 Menschenleben. Inzwischen sterben täglich fast 1000 Menschen an der Krankheit. Zudem ist das Virus schon weit in den Amazonas vorgedrungen. Besonders tragisch ist die Entwicklung innerhalb von Schutzgebieten und Indigenen Territorien. Dort nimmt zum einen die Entwaldung stark zu. Gleichzeitig dringen aktuell während der Corona-Krise immer mehr Goldgräber in den Regenwald vor. Im Land der Yanomami sind zur Zeit ca. 20.000 Goldgräber unterwegs und zerstören den Urwald, vergiften die Flüsse mit Quecksilber und bringen die Krankheiten zu den Indigenen. Der international bekannte Fotograf Sebastiao Salgado und seine Frau haben hierauf vor kurzem hingewiesen. 

Helft den Salgados dabei, indigene Völker im Amazonas vor Covid-19 zu schützen!

 

In Deutschland erwarten wir jetzt, dass der Druck auf Brasilien erhöht wird. Deutsche und europäische Unternehmen sollten sich zu diesem Vorfall äußern und zudem dringend ihre Lieferketten überprüfen und endlich entwaldungsfrei gestalten. Insbesondere Firmen, die Soja oder andere Agrarrohstoffe aus Brasilien beziehen bzw. in ihren Lieferketten haben. Das ist eine angemessen Mindestforderung unter Handelspartnern. Diese Standards müssen auch von der Deutschen und Europäischen Politik zum Beispiel in den Freihandelsabkommen mit Mercosur oder in den Gesetzgebungsverfahren zu entwaldungsfreien Lieferketten integriert werden.

Der Beitrag Brasiliens Minister für Umweltzerstörung erschien zuerst auf WWF Blog.

Mehr Wald geht durch Corona verloren

Corona macht uns Angst, die Pandemie bedroht das Leben von vielen Menschen. Darüber hinaus hat sie hat aber auch verheerende Auswirkungen auf den Naturschutz: Projekte liegen brach und die Wilderei nimmt zu. Und wie unsere aktuelle Studie jetzt auch zeigt: Die Entwaldung nimmt im Shutdown 2020 enorm zu — fast überall.

Waldverlust via Satellitendaten verfolgen

Wir haben uns die Satellitendaten von 18 Ländern in Afrika, Asien und Südamerika angeschaut. Dabei haben wir die Waldbedeckung im März 2020 mit den Werten der Jahre 2017 bis 2019 verglichen. Bekommen haben wir die Bilder von der Datenbank Global Land Analysis and Discovery (GLAD) der University of Maryland. Über Satellitenbilder von Landsat wird die Baumkronenbedeckung wöchentlich und in einer etwa 30 mal 30 Meter großen Auflösung ermittelt.

Es wird deutlich mehr Wald abgeholzt

Unsere Befunde sind eindeutig: 645.000 Hektar Tropenwald wurden im März 2020 zerstört. Das ist mehr als die siebenfache Fläche von Berlin. Die Entwaldung ist um 150 Prozent höher als der März-Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. Fast immer sind die Verluste menschgemacht, da selbst Feuer fast immer auf menschliches Handeln zurückzuführen sind.

Fünf der sechs untersuchten Länder (Demokratische Republik Kongo, Kamerun, Kenia, Tansania, Zentralafrikanische Republik) verloren im März 2020 im Vergleich zu den März-Werten von 2017 bis 2019 am meisten Wald. In diesen fünf Ländern liegen die Verluste 2020 über allen seit 2017 ermittelten Monatswerten.

Wald Corona Grafik Asien

Noch schlimmer ist es in Asien. In Indonesien, Kambodscha, Myanmar, Malaysia und Thailand ist der Waldverlust im März 2020 deutlich höher als in den Jahren 2018 und 2019. Sofern Daten vorhanden sind (Indonesien, Malaysia), gilt dies auch für das Jahr 2017. Im Vergleich zum Durchschnitt der drei März-Monate 2017–2019 stieg der Waldverlust im März 2020 in Malaysia um fast 70 Prozent an. In Indonesien und Myanmar sind es 130 Prozent, in Kambodscha 190 Prozent. Mehr als vervierfacht haben sich die Verluste in Thailand. In China hingegen lag der Wert zwischen dem sehr hohen Wert von 2018 und dem relativ niedrigen Wert im Jahr 2019.

 

Wald Corona Grafik Südamerika

Große Waldverluste in Südamerika

In Südamerika sind die Verluste mit einem Plus von rund 167 Prozent am höchsten. In Brasilien lag die Waldzerstörung mit 70.000 Hektar im März 2019 bereits auf einem hohen Niveau. Im März 2020 ist sie nochmals deutlich angestiegen (+55 Prozent). Eine besonders starke Veränderung beobachten wir in Argentinien. Dort stieg der Verlust von März 2019 zu März 2020 um 322 Prozent, vor allem beim Savannenwald der Chaco-Region.

Verlust staatlicher Kontrolle durch Corona?

Diese zunehmenden Verluste sind kein Zufall. Nach Einschätzung unserer WWF-Kollegen vor Ort ist der Wald durch die politischen Maßnahmen gegen die Epidemie noch stärker bedroht als zuvor. Die staatliche Kontrolle ist mindestens teilweise stark eingeschränkt. Derzeit sind weniger Polizei, Ranger und andere staatliche Kontrolleure im Wald unterwegs. Auch viele Naturschützer sitzen im Homeoffice fest. Vor allem die Gebiete der indigenen Bevölkerung sind bedroht. Schutzgebiete werden nicht respektiert. Illegale Abholzung und Landraub wie etwa für Goldminen sind für Täter gerade jetzt einfach viel leichter.

Corona: Unterschreiben Sie für grüne Konjunkturprogramme!

Ursache Armut

Dazu kommt, dass das Armutsrisiko durch Corona deutlich ansteigt. In Tansania ist zum Beispiel der legale Holzhandel durch den Shutdown zum Erliegen gekommen. Viele Gemeinden sind in großen finanziellen Schwierigkeiten. Das Risiko für Waldverlust und Verlust der Qualität des Waldes steigt dadurch natürlich. In Südostasien sind zudem die Einkommen durch Tourismus weggebrochen. Die Märkte für Waldprodukte wie Honig, Nüsse oder Beeren sind geschlossen. Viele Menschen sind in der Krise aus den Städten in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt und nutzen jetzt den Wald zunehmend als Holz- und Einkommensressource. Einfach gesagt: In der Not brauchen die Menschen kurzfristig Mittel. Und greifen beim Wald zu.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

Um die Wälder weltweit zu erhalten, fordern wir deshalb:

Die Politik in Deutschland muss sich für Sofortmaßnahmen zu einem raschen Entwaldungsstopp einsetzen.

  1. Der illegale Holzhandel nimmt weltweit Platz 3 der organisierten Kriminalität ein und muss besser bekämpft werden. Alle Holzprodukte müssen in Europa aus legalen Quellen kommen. Die Kontrollen müssen deutlich verbessert, die Strafen bei Verstößen drastisch erhöht werden.
  2. Die öffentliche Beschaffung muss entwaldungsfrei, umweltgerechte Beschaffung Pflicht sein.
  3. Konjunkturhilfen, deren Auswirkungen die Umwelt gefährden, müssen ausgeschlossen sein.
  4. Ein Sechstel unserer Lebensmittelimporte trägt direkte Entwaldung auf unsere Märkte und Teller. Deutschland muss in der EU starke Gesetze zur Entwaldungsfreiheit befürworten und diese konsequent umsetzen. Damit würde die EU Verantwortung für den globalen Walderhalt übernehmen und somit zum europäischen „Green Deal“ beitragen, der bis 2050 ein klimaneutrales Europa schaffen soll.
  5. Die Entwaldung muss gestoppt und Wälder müssen neu aufgebaut werden. Durch den Stopp der Entwaldung wird die Gefahr weiterer schlimmer Pandemien deutlich reduziert.

Corona-Notspende: Hilferufe aus der ganzen Welt

 

Corona hat weltweit schon zu so viel Leid und zu entsetzlichen Verlusten geführt. Wir müssen uns alle dafür einsetzen, dass die Wälder, die wir für unsere Gesundheit, für das Klima und die Vielfalt auf unserem Planeten brauchen, jetzt nicht noch stärker abgeholzt werden. Der weitere Verlust von Wald führt uns in eine noch schlimmere Katastrophe.

Der Beitrag Mehr Wald geht durch Corona verloren erschien zuerst auf WWF Blog.

Was Salgado, Sting, Madonna und Wim Wenders für die Indigenen fordern

Noch immer leben einige tausend Indigene am Amazonas in weitgehender oder sogar völliger Isolation von unserer Welt. Ihre Gesundheit, ihre Existenz sind massiv bedroht. Das Imunsystem der Indigenen kann sich nur schwer gegen eingeschleppte Krankheitserreger wehren – und der Corona-Virus breitet sich zurzeit rasant in Brasilien aus.

Warum die Indigenen besonders von Corona bedroht sind

Die Lage für die Indigene hat sich seit einigen Wochen nochmals verschlechtert. Fast alle Kontrollen der Indigenen Territorien durch den Staat sind wegen der Pandemie zum Erliegen gekommen. Die Folge ist, dass illegal Goldgräber, Holzfäller und Rinderfarmer im großen Ausmaß in die Indigenen Territorien eindringen. Sie roden den Wald, vergiften die Flüsse mit Quecksilber — und tragen Viren wie Corona in die Dörfer der Indigenen. Mit möglicherweise verheerendem Ausgang.

Ein paar Beispiele:

–  Es befinden sich zurzeit mehr als 20.000 Goldgräber im Land der Yanomami. Und dort wurde der Corona-Virus bereits unter den Yanomami nachgewiesen.

–  Über 1000 Personen sind im Land der Uru-Eu-Wau-Wau eingedrungen. Ein indigener Waldhüter wurde in diesem Zusammenhang am 18. April 2020 ermordet.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

Der Appell der Salgados zum Schutz der Indigenen vor Corona

Das Künstler-Ehepaar Lélia D. Wanick Salgado und Sebastião Salgado engagiert sich schon lange mit viel Herzblut für die Umwelt. Nun haben sie mit Unterstützung zahlreicher Persönlichkeiten und Topstars wie Ai Weiwei, Brad Pitt, Mario Vargas Llosa oder  Naomi Campell den folgenden offenen Brief an den Präsidenten Brasiliens, den Kongress und das Oberste Gericht geschrieben.

DRINGENDER APPELL AN DEN PRÄSIDENTEN BRASILIENS UND AN DIE FÜHRUNGSKRÄFTE SEINER LEGISLATIVE UND JUDIKATIVE

Sebastiano Salgado
Sebastião Salgado: Ein Kopf für die Umwelt © Daniel Seiffert / WWF

“Die indigenen Völker Brasiliens sind durch die Corona-Pandemie in ihrem Überleben extrem bedroht. Vor fünf Jahrhunderten wurden diese ethnischen Gruppen durch Krankheiten dezimiert, die von europäischen Kolonisatoren eingeschleppt wurden. Und seither haben zahlreiche epidemiologische Krisen ihre Bevölkerung abgeschlachtet. Jetzt, da sich diese neue Geißel rasch über Brasilien ausbreitet, könnten indigene Völker, wie diejenigen, die isoliert im Amazonasbecken leben, völlig verschwinden, da sie keine Mittel zur Bekämpfung von Covid-19 haben.
Ihre Situation ist doppelt kritisch, da die Gebiete, die per Gesetz ausschließlich den indigenen Stämmen vorbehalten sind, nun von Bergarbeitern, Holzfällern und Viehzüchtern überfallen werden. Diese illegalen Aktivitäten haben sich in den letzten Wochen beschleunigt, da die mit dem Schutz dieser Gebiete beauftragten brasilianischen Behörden durch die Pandemie außer Gefecht gesetzt wurden. Infolgedessen gibt es nichts, was die indigenen Völker vor der Gefahr eines Völkermordes durch eine Infektion schützen könnte, die von Außenstehenden eingeschleppt wird, die ihr Land illegal betreten.

Angesichts der Dringlichkeit und Schwere der Krise appellieren wir als Freunde Brasiliens und Bewunderer seines Geistes, seiner Kultur, seiner Schönheit, seiner Demokratie und seiner biologischen Vielfalt an den Präsidenten Brasiliens, Seine Exzellenz Jair Bolsonaro, sowie an die Führer des Kongresses und der Justiz, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die indigene Bevölkerung des Landes vor diesem verheerenden Virus zu schützen.

Diese Völker sind Teil der außergewöhnlichen Geschichte unserer Spezies. Ihr Verschwinden wäre eine Tragödie für Brasilien und ein immenser Verlust für die Menschheit. Wir dürfen keine Zeit verlieren.

Hochachtungsvoll,
Fürst Albert II. von Monaco (Präsident der Stiftung Fürst Albert II.) / Tadao Ando (Architekt, Japan) / Pedro Almodóvar (Filmregisseur, Spanien) / Juliette Binoche (Schauspielerin, Frankreich) / Gisele Bündchen (Model, Brasilien) / Chico Buarque (Schriftsteller, Komponist und Sänger, Brasilien) / Santiago Calatrava (Architekt, Spanien) / Naomi Campbell (Model, UK) / Glenn Close (Schauspielerin, US) / Alfonso Cuarón (Filmregisseur, Mexiko) / Christo (Künstler, US) / Lord Norman Foster (Architekt, UK) / Richard Gere (Schauspieler, US) / Gilberto Gil (Sänger, Brasilien) / Jane Goodall DBE (Gründerin The Jane Goodall Institute, UN-Friedensbotschafterin, UK) / Alejandro González Iñárritu (Filmregisseur, Mexiko) / Tarja Halonen (ehemalige Präsidentin Finnlands) / Nicolas Hulot (Umweltaktivist, Frankreich) / David Hockney (Künstler, UK) / Lena Herzog (Künstlerin, Fotografin, Deutschland) / Werner Herzog (Filmregisseur, Deutschland) / Luciano Huck (TV-Moderator, Brasilien) / Sir Jonathan Ive (Designer, UK) / Bianca Jagger (Bianca Jagger Human Rights Foundation) / Kerry Kennedy (Präsident von Robert F. Kennedy Human Rights, US) / Maritta Koch Weser (Anthropologin und Umweltschützerin, Deutschland) / Rem Koolhaas (Architekt, Niederlande) / James Lovelock (Wissenschaftler, Umweltschützer, UK) / Thomas Lovejoy (Wissenschaftler, Umweltschützer, US) / Madonna (Sängerin, US) / Terrence Malick (Filmregisseur, US) / Michael Mann (Filmproduzent, USA) / João Carlos Martins (Pianist und Dirigent, Brasilien) / Sir Paul McCartney (Sänger, UK) / Fernando Meirelles (Filmregisseur, Brasilien) / Beatriz Milhazes (Künstlerin, Brasilien) / Jean Nouvel (Architekt, Frankreich) / Carlos Nobre (Wissenschaftler, Brasilien) / Marc Newson (Designer, Australien) / Renzo Piano (Architekt, Senator auf Lebenszeit, Italien) / Brad Pitt (Schauspieler, US) / Elizabeth de Portzamparc (Architektin, Brasilien) / Christian de Portzamparc (Architekt, Frankreich) / Matthieu Ricard (Schriftsteller, Fotograf und buddhistischer Mönch, Frankreich) / Yasmina Reza (Schriftstellerin, Frankreich) / Elisabeth Rehn (Staatsministerin, Finnland) / Alan Riding (Schriftsteller, Brasilien/UK) / Jeffrey Sachs (Wirtschaftswissenschaftler, USA) / Trudie Styler (Schauspielerin, UK) / Sting (Sänger, UK) / Meryl Streep (Schauspielerin, US) / Susan Sarandon (Schauspielerin, US) / Lélia Deluiz Wanick Salgado (Designerin, Brasilien, Frankreich) / Sebastião Salgado (Fotograf, Brasilien, Frankreich) / Julian Schnabel (Künstler, US) / Patti Smith (Sängerin, US) / Sylvester Stallone (Schauspieler, US) / Oliver Stone (Filmregisseur, US) / Guillermo del Toro (Filmregisseur, Mexiko) / Mario Vargas Llosa (Schriftsteller, Nobelpreisträger, Peru) / Caetano Veloso (Komponist und Sänger, Brasilien) / Wim Wenders (Filmregisseur, Deutschland) / Ai Weiwei (Künstler, China) / Oprah Winfrey (Schauspielerin, Produzentin und TV-Moderatorin, US) / Timothy Wirth (ehemaliger Senator, Präsident Emeritus UN Foundation, US).”

Ich kann mich diesem Aufruf nur anschließen. Die Indigenen und ihre Gebiete müssen geschützt sein und geschützt bleiben. Sie sind unsere Verbündeten im Kampf um den Erhalt des Regenwaldes.

Ich möchte Euch bitten jetzt alle an dieser Avaaz Petition teilzunehmen.

Der Beitrag Was Salgado, Sting, Madonna und Wim Wenders für die Indigenen fordern erschien zuerst auf WWF Blog.

Dürre: Unser Wald verdurstet

Unser Wald verdurstet. Die vergangenen beiden Jahre 2018 und 2019 waren sehr heiß und sehr trocken. Die Dürre konnte im Winter nicht vollständig ausgeglichen werden, auch wenn der Februar etwas überdurchschnittlich feucht war. Der Grundwasserspiegel ist in vielen Regionen stark abgesunken. Bereits jetzt im April ist die Bodenfeuchtigkeit so gering, dass wir schon frühzeitig im Jahr schwere Probleme für Wald, Landwirtschaft, eigentlich alle Ökosysteme befürchten müssen.

Trockenstress durch Dürre im Wald — immer noch und wieder

In den Wäldern zeichnet sich eine Fortsetzung des Trockenstresses der letzten Sommer ab. Die Folge: Baumsterben und anhaltende Borkenkäfer-Massenvermehrungen in Fichtenwäldern. Vielerorts ist bereits jetzt im April die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe ausgerufen. Die ersten Brände werden gemeldet.

Dürre kommt zur empfindlichsten Zeit

Dazu kommt: Die frühe Dürre trifft Wald und Flur in der beginnenden Vegetationsperiode. Und damit zur empfindlichsten Zeit, denn das Wachstum beginnt durch eine Wasserpumpe vom Boden bis in die Knospen hinein, erst dann können die Blätter ausschlagen. Besonders stark leiden Ökosysteme und Lebensräume, die auf hohe Grundwasserstände angewiesen sind. Feuchtgebiete, Seen, Flüsse und ihre Auen. Amphibien drohen lokal auszusterben, wenn ihre Laichgewässer jahrelang zu früh trockenfallen. Fische sterben ebenfalls bei niedrigen Wasserständen, durch höhere  Temperaturen und weniger Sauerstoffgehalt. Pflanzen in Niedermooren, Auen und in Gewässern sterben wegen Austrocknung ab. Die Vegetation von Feuchtgebieten verändert sich durch das Einwandern von konkurrenzstarken Arten aus dem Umland. Viele bodenbrütende Vogelarten verlieren ihre Gelege, wenn diese aufgrund trockener Böden für Beutegreifer leichter zugänglich werden.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

Der Mensch verschlimmert die Dürre durch Entwässerung

Das ist zum großen Teil natürlich durch die Dürre zu erklären. Die zusätzlich auch noch direkt menschgemacht ist. Noch immer ist das Management des Landschaftswasserhaushalts darauf ausgerichtet, Landschaften auszutrocknen. Wenn man darauf achtet, sieht man es überall: Ganz Deutschland ist mit einem engmaschigen Netz an Entwässerungsgräben und Drainagerohren durchzogen. Diese führen jeden kurzzeitigen oberflächlichen Wasserüberschuss unmittelbar ab und verhindern damit den Rückhalt von Wasser in der Landschaft. Die Gräben sind zum Teil sehr tief und führen sogar das dringend benötigte unterirdische Sicker- und Grundwasser ab. Sie legen Moorböden trocken. Mit der Folge, dass die kohlenstoffreichen Humuslager unter Sauerstoffeinfluss zersetzt werden und klimaschädliches CO2 freisetzen. Auch werden dadurch hohe Stickstoffmengen freigesetzt. Viele Kleingewässer, Hotspots unserer Artenvielfalt, fallen durch die gezielte Entwässerung trocken oder verschwinden vollständig aus der Landschaft.

Dürre: Traktor mit Staubfahne
Es staubt schon wieder © Sonja Ritter / WWF

Langsam werden die Konsequenzen der Dürre klar

Extreme Dürre und Hitze mögen in Deutschland noch als neues Phänomen begriffen werden. Die gezielte Trockenlegung Deutschlands wird hingegen häufig als normal oder wegen der landwirtschaftlichen Nutzung sogar als nötig angesehen. Die Konsequenzen für Wald und Landwirtschaft werden erst langsam begriffen. Von Waldumbau bis zu anderen Fruchtfolgen auf unseren Feldern. Wir beim WWF arbeiten an diesen Themen schon seit Jahren – seit uns klar ist, welche Folgen die Klimakrise bei uns haben wird.

Corona: Unterschreiben Sie für grüne Konjunkturprogramme!

 

Was aber schon jetzt, in diesem extrem dürren April 2020 sonnenklar ist: Im Umgang mit Wasser in der Landschaft ist ein schnelles und konsequentes Umdenken geboten. Dieser Appell richtet sich an die Politik, an Grundeigentümer und Boden- und Wasserverbände, die Entwässerungen oft sogar noch gegen den Willen der Grundeigentümer durchführen. Deutschland braucht jetzt und dringend einen neuen Grundkonsens, dass Wasser gezielt zurückgehalten werden muss.

Der Beitrag Dürre: Unser Wald verdurstet erschien zuerst auf WWF Blog.

Nepal: Die Frau, ohne die alles anders wäre

Frauen for future

Naturschutz ist keine Männersache, im Gegenteil. Nicht nur die Klimaproteste sind vor allem weiblich. Überall auf der Welt sind uns grandiose Frauen begegnet, die unsere Arbeit entscheidend prägen. In den Communities, als Forscher:innen, bei den Eco Guards und und und. Wir möchten hier einige vorstellen, die wir einfach nur bewundern können. #frauenforfuture

Maya Yogi wurde mit dem Tod bedroht, als sie anfing für den Naturschutz zu arbeiten. Schließlich war sogar ein Preis auf ihren Kopf ausgesetzt. 50.000 Rupien, eine Menge Geld hier im Grenzgebiet von Indien und Nepal. Vieles hat sich im sogenannten Khata-Korridor verändert. Und das hat ganz viel mit Maya Yogi zu tun.

Tiger lieben diese Wälder. Elefanten brauchen sie zum Wandern, zum Überleben: Im Khata-Korridor stehen prächtige Wälder aus Salbäumen. „Vor zwanzig Jahren war hier nur ein einziges Fleckchen von 115 Hektar“, erinnert sich Maya Yogi. Der Bedarf nach Brennholz, Ackerflächen und das unkontrolliertes Weiden von Rindern hatten nicht mehr Wald übrig gelassen.

Starke Frauen: Mädchen im Gemeindewald, Khata Korridor, Nepal
Mädchen im Gemeindewald, Khata Korridor © Emmanuel Rondeau / WWF US

Heute sind aus diesem Fleckchen 3.800 Hektar intakter Wald geworden. Der Khata-Korridor ist wieder die Heimat von einem Dutzend Tigern, die frei zwischen den Wäldern Nepals und Indiens umherstreifen. Und Maya ist eine Legende. Jeder hier in den Dörfern kennt sie. Jeder kennt die Geschichte, wie sie Khata veränderte.

Die Menschen hatten Angst

Vor zwanzig Jahren war in Nepal alles anders. Als Maya Yogi 2001 zum ersten Mal nach Khata kam, wussten Umweltschützer:innen um das enorme Potenzial als Waldkorridor im subtropisch heißen Tiefland am Fuße des mächtigen Himalayas. Irgendwann sollte es den Bardia-Nationalpark mit dem indischen Katerniaghat-Wildschutzgebiet verbinden. Die Menschen in den Dörfern hatten aber schlicht Angst. Dass ihr Land zu Nationalpark werden könnte, in dem wilde Tiere in ihre Dörfer wandern, Eigentum zerstören, Vieh reißen und sogar Menschen töten.

Folge uns in Social Media

Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
RSS

Frauen in Nepal: Maya Yogi vor der Saftfrabrik im Khata Korridor
Alternative Einkommen: Maya Yogi vor der Saftpresse im Khata Korridor © James Morgan / WWF US

Maya sollte ermordet werden

Für Maya waren die erste Schritte die Schwierigsten. Ihre Ideen waren extrem unbeliebt. Maya wusste, dass die Situation aus dem Ruder lief, als ihr Name in den Zeitungen stand. Dort wurde sie als Person gebrandmarkt, die die Harmonie der Gemeinschaft stören würde. Maya erfuhr von Menschen, die ihre Ermordung planten.

Wie man Menschen überzeugt, dass sie Wälder schützen

Doch Mayas Ziel war unverrückbar: Khata braucht seine Wälder. Die Tiere brauchen sie und die Menschen. Schritt für Schritt, Gespräch für Gespräch gelang es ihr zu überzeugen. Naturschutz muss sich auf die Menschen konzentrieren, daran glaubt sie mehr denn je. „Hätte ich ihnen gesagt, dass die Wälder für Tiger und Elefanten gebraucht werden, wäre das nie akzeptiert worden“, sagt sie heute. „Aber als ich ihnen klar machte, dass die Wälder von den Gemeinden selbst nachhaltig bewirtschaftet werden müssen, damit sie den Menschen zugute kommen – da begannen sie zu sehen, wie wertvoll unsere Bemühungen sind.“

Starkew Frau: Maya Yogi mit Dorfbewohnern in Khata
Es geht nur mit den Menschen, weiß Maya Yogi © Akash Babu Shrestha/WWF Nepal

Ein Hochzeitsfest für den Tiger

Die Jahre vergingen. Die Aufforstungen in Khata kamen langsam in Schwung. Neue Flächen wurden zugeteilt. Es bildeten sich Pläne, um diese als Gemeinschaftswald zu verwalten. Das Land erwachte mit den ersten Sichtungen von Wildtieren zum Leben. Als ein Tiger mit Jungen von den Kamerafallen festgehalten wurde, veranstaltete Maya ein Fest, groß wie eine nepalesische Hochzeit. Mit Tanz und Ziegenfleisch. Eine große Sache. Davon erzählt man hier noch immer.

Tiger im Khata Korridor, Nepal
Tiger im Khata Korridor © Emmanuel Rondeau / WWF US

Das Kopfgeld der Wilderer

Doch dann stellte sich eine neue Herausforderung: die Wilderei. Das war zum Höhepunkt des nepalesischen Bürgerkrieges. Die Armee war mehr als genug mit den maoistischen Guerillas beschäftigt. Zum Schutz der Wildtiere gab es keine Einsatzkräfte mehr. Die Wilderei blühte. Tiger, Elefanten, Nashörner, alles wurde aus dem Wald geschossen.

Kugeln für den Tiger — oder sie

Khata war da keine Ausnahme. Für die lokalen Wilderer wurde Maya zum Feind. Sie zeigten ihr Kugeln. Die Botschaft: Entweder sie würden damit Tiere erlegen oder eben Maya töten. Sie setzten sogar ein Kopfgeld auf sie aus. Fünfzigtausend Rupien, ein kleines Vermögen.

Maya flüchtete in die Wälder. Sie fürchtete um ihr Leben, wenn sie es wagte, im Dorf zu schlafen. Eines Tages hatte sie schließlich genug. Mit der Unterstützung von Leuten aus der Gemeinde wehrte sie sich tatsächlich gegen die Wilderer. Es gelang ihr sie verhaften zu lassen. Sie kamen dorthin, wo sie hingehörten – ins Gefängnis.

Khata lebt

2006 war der Bürgerkrieg endlich Geschichte. Seitdem geht es mit Nepal und dem Naturschutz langsam, aber stetig bergauf. Im Khata-Korridor gibt es jetzt über 70 Gemeindewälder, die von Dorfgemeinschaften verwaltet werden. Mehr als 9.000 Haushalte sind beteiligt. Programme mit Biogas, einen sauberen Brennstoff aus Dung, senkten den Bedarf nach Brennholz. Das verringerte den Druck auf die Wälder.

Frauen in Nepal: Maya Yogi mit Rettichen im khata Korridor
Auch das noch: Maya Yogi in ihrer Gärtnerei, wo nachhaltiger Gemüseanbau gelehrt wird © Kathrin Samson / WWF

Die Tiere kommen zurück, der Tourismus erlebt einen sanften Aufschwung. Alternative Einkommensquellen wie Homestay-Tourismus oder die Herstellung von Marmelos-Saft wurden für die Menschen geschaffen.  Kommunale Anti-Wilderer-Einheiten, Waldkommitees und Bildungsprogramme verankern den Naturschutz tief in den Gemeinden. Und Maya ist in ihren Dörfern, in ihrem Khata-Korridor eine hochgeachtete Persönlichkeit.

Die täglichen Herausforderungen nehmen damit aber kein Ende. Erst heute Nacht half sie ein Reh aus dem Kanal zu ziehen. Sie kümmert sich um die Sorgen der Bauern, etwa wenn die Elefanten die Ernte zertrampeln, wenn mal wieder einen Ziege gerissen wurde. Da ist immer noch die ständig gegenwärtige Bedrohung durch Wilderei. Maya, die Menschen, die Tiere, der Wald und der Khata-Korridor, diese Geschichte ist noch längst nicht zu Ende.

Der Beitrag Nepal: Die Frau, ohne die alles anders wäre erschien zuerst auf WWF Blog.