5 Tipps, was Du gegen Entwaldung tun kannst

Auch wir in Europa befeuern die globale Entwaldung. Die EU gehört zu den größten Importeuren von Produkten, für die Wälder abgeholzt werden, wie Fleisch, Soja und Palmöl. Versteckt als Inhaltsstoffe in Wurst, Keksen, Pizza und Eiern, landen diese Produkte dann bei uns iSupermarkt. Und wir greifen zu. Vielleicht sogar ohne zu wissen, dass dafür woanders Regenwald zerstört wurde.  

Wald zu schützen fängt also beim Einkauf an. Wenn Du Dich an diese 5 Tipps hältst, trägt dein Konsum viel weniger zum Problem bei.  

1) Bewusstsein: Konsum hinterfragen 

Was haben Tütensuppen, Kekse, Eis, Margarine, Pizza, Chips und Süßigkeiten gemeinsam? In (fast) allen steckt Palmöl. Um die Palmöl-Problematik wissen viele: Regenwälder in Südostasien werden abgeholzt, Menschen und Tiere wie Orang-Utans verlieren ihre Heimat. Denn die Nachfrage nach Palmöl steigt global enorm. Und so hat sich der Anbau seit 1990 weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht.  

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Palmöl findet sich heute in rund jedem zweiten Supermarktprodukt und so schwer ist es auch Palmöl zu vermeiden. Der erste Schritt ist klar: Hinterfragen! Braucht es immer das bequeme Fertigprodukt oder kann ich auch etwas selbst machen. Klar, Aufstriche und Tomatensoße selbst herstellen ist eher für Fortgeschrittene, aber Pizza und Kekse selbst zu backen, macht nicht nur Spaß, sondern ist in der Regel auch gesünder.  

In der Kurzform: Aus frischem Obst und Gemüse sowie Getreide aus heimischem Bio-Anbau lassen sich viele leckere Sachen zaubern. Nehmt euch also lieber etwas mehr Zeit fürs Kochen und schmeißt die Tütensuppe aus dem Regal!

2) Einkaufen: Nachhaltigkeit statt Boykott 

Palmöl komplett zu boykottieren, ist übrigens nicht sinnvollDurch den schlechten Ruf von Palmöl wurde es in vielen Produkten durch andere Öle ersetzt, zum Beispiel findet sich im Eis neunmal häufiger Kokosöl als Palmöl.  

Doch Palmöl ist ertragreicher als jede andere Pflanze, aus der Öl gewonnen werden kann. Wird Palmöl durch andere Öle wie Kokosöl ersetzt, steigt der Flächenverbrauch weiter und verschlimmert mitunter die Umweltprobleme.  

Auch heimische Öle bringen nicht immer die Lösung: Um Palmöl beispielsweise durch Raps zu ersetzen, bräuchten wir 730.000 Hektar mehr Fläche. Das ist allein 40 Prozent unserer kompletten Anbaufläche in Deutschland!  

Statt eines Palmöl-Boykotts ist es sinnvoller Fertiggerichte, Pizza und Co.  zu vermeiden. Und bei Palmöl auf Nachhaltigkeitssiegel wie Bio und RSPO zu achten.

Entwaldung: Kühe im Kuhstall werden gefüttert
Krass: Soja wird zu 80 Prozent zu Tierfutter verarbeitet © shironosov/iStock/Getty Images

3) Fleisch: Zurück zum Sonntagsbraten 

Um ein Vielfaches schlimmer als die Palmöl-Problematik ist Soja. Während Palmöl auf 19 Millionen Hektar weltweit angebaut wird, beträgt die globale Anbaufläche von Soja 125 Millionen Hektar. Das ist dreimal so groß wie Deutschland! 

Bevor ihr anfangt, Tofu, Tempeh und Sojadrink aus dem Kühlschrank zu werfen: Es geht nicht um das Soja für Sojaprodukte, denn das wird häufig in Europa und oft in Bio-Qualität angebaut.  

Soja wird zu 80 Prozent zu Tierfutter verarbeitet. Soja aus Lateinamerika, für das wertvolle Regenwälder wie der Amazonas zerstört werden, landet zu nahezu komplett in Futtertrögen. Auch bei uns in Deutschland. Das meiste landet im Futter für Geflügel, dicht gefolgt von Schweinen, aber auch Kühe erhalten besonders in konventioneller Haltung zum Teil Soja als Futter.   

Wichtig ist daher: Weniger Fleisch und andere tierische Produkte wie Eier konsumieren. Am besten zurück zum Sonntagsbraten, also Fleisch nur einmal die Woche. Das ist gesund für Dich, den Wald, die Welt.

4) Kaffee, Kakao und das rechte Maß 

Keine Sorge! Es gibt für Kaffeetrinker und Schokoholics keinen Grund in Panik zu verfallen. Die Entwarnung gleich vorweg: Wenn man auf nachhaltige Siegel achtet, muss man auf sein Laster keineswegs verzichten.

Aber wichtig ist: Auch für Kaffee und Kakao muss durchaus (Ur-)Wald weichen. Allein der deutsche Markt braucht für Kakao, Kaffee und Tee zusammen über eine Million Hektar Anbaufläche. Besonders drastisch passierte das in Westafrika: In der Elfenbeinküste wurden in einigen Regionen rund 90 Prozent der Wälder abgeholzt und durch Kakaoplantagen ersetzt. 

Wie immer: Alles in Maßen. Und vor allem auf nachhaltigen Anbau und fairen Handel achten, also auf die Siegel von Bio, Rainforest Alliance und Fairtrade. Damit weder Umwelt noch Menschen unter unseren dunkel-süßen Sünden leiden. 

We need change, steht auf diesem Plakat: Wichtig gegen die Entwaldung: Unser Einsatz für entwaldungsfreie Lieferketten - wie hier auf dieser Demo
Wichtig gegen die Entwaldung: Unser Einsatz für entwaldungsfreie Lieferketten — wie hier auf dieser Demo © Halfpoint/iStock/Getty Images

5) Die EU in Bewegung bringen mit dieser Petition! 

Es ist ein Weg, im Supermarkt zum „richtigen“ Produkt zu greifen und den Unternehmen so zu zeigen, dass ihr keine Waldzerstörung auf eurem Teller wollt! Einen Schritt weiter geht ihr, wenn ihr euch dafür einsetzt, dass erst gar keine Produkte im Supermarkt landen, in denen Waldzerstörung steckt. Das klingt nach einer Lebensaufgabe – ist es aber nicht

Deine Stimme für ein entwaldungsfreies Lieferkettengesetz! Keine Entwaldung auf unseren Tellern! Danke!

 

Ihr könnt euch mit nur wenigen Klicks für den Schutz der Wälder einsetzen. Schickt der EU-Kommission eure klare Botschaft: Keine Produkte, für die Tropenwälder zerstört wurden in unseren Supermärkten!  

Zusammen mit tausenden Menschen aus ganz Europa haben wir aktuell die einmalige Chance der Politik in Brüssel zu sagen: Wir brauchen ein Gesetz, das waldzerstörerische Produkte auf dem europäischen Markt verhindert. Macht hier in wenigen Minuten mit und fordert mit dem Bündnis #Together4Forests einen Entwaldungsstopp! 

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Finanzen: Was Banken gegen Entwaldung tun können

Mein Kollege aus einem WWF Büro in Asien hat mich mit dieser Frage echt zum Nachdenken angeregt: „Hättest Du vorher von der Pandemie gewusst, hättest Du dich anders vorbereitet?” Und wie wäre die Antwort, wenn wir die Frage in Bezug auf die Klimakrise oder das Artensterben stellen? Diese Frage werden wir demnächst mal ein paar Bänkern bei einem Workshop stellen.

Bänker und der WWF? Sind Bänker nicht die Bad Boys on the Block, die aus reinem Profitdenken Kohlekraftwerke oder Palmöl-Plantagen finanzieren? Haben Umweltthemen überhaupt Einfluss auf sie? Können sie sogar Positives beitragen? Ich versuche mal zu erklären.

Warum stehen eigentlich Banken so im Fokus?

Klar, der Finanzsektor ist groß und wichtig. Banken vergeben Kredite. Versicherer helfen, die Risiken zu managen. Das Finanzsystem treibt die wirtschaftlichen Aktivitäten an, die unseren Planeten beeinflussen. Es ermöglicht Ölfirmen, in der Arktis zu bohren, oder Agrarunternehmen Wälder abzuholzen. Aber Banken sind auch der Schlüssel, um unsere Häuser energieeffizient zu gestalten, Landschaften wiederherzustellen oder Kleinbauern zu helfen, ihre Erträge nachhaltig zu steigern. Finanzierungsentscheidungen steuern, was in der Wirtschaft heute passiert. Und morgen passieren wird. Ohne Moos ist nun mal nichts los. Im Guten wie im Schlechten.

Warum arbeitet der WWF zu diesem Thema?

Genau das ist auch der Grund, weswegen wir verstärkt mit der Finanzwelt zusammenarbeiten. Die Sustainable Development Goals (SDGs) und das Pariser Klimaabkommen sind die Ziele, die wir Menschen in den nächsten Jahren erreichen müssen, um Teil dieses Planeten zu bleiben. Den meisten von uns ist klar: Fossile Brennstoffe müssen erneuerbaren weichen. Kreislauf-Konzepte werden das Produzieren-Nutzen-Wegschmeißen ersetzen. Und Biodiversität braucht ihren festen Platz in Form von unberührten Ökosystemen wie auch auf unseren Nutzflächen. Diese Transformation verlangt auch eine Transformation des Finanzsektors.

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Neue nachhaltige und innovative Lösungen benötigen immense Summen. Für umweltfreundliche Technologien, Energie- und Ressourceneffizienz, ländliche Entwicklung, grün produzierte Lebensmittel, nachhaltiges Management unserer Ökosysteme und vieles mehr. Dieses Geld haben wir längst nicht zusammen. Die UN schätzt das „Financing Gap“ zur Erreichung der SDGs auf 2,2 Billionen Euro jährlich. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands lag 2018 bei 3,4 Billionen Euro.

Unnachhaltig bedeutet Risiko

Der Finanzsektor muss sich schon aus eigenem Interesse mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Gewisse wirtschaftliche Aktivitäten sind eben ein Risiko für den Profit. Die Abholzung der Tropenwälder verursacht beispielsweise mehr Emissionen als die gesamte EU, schätzt das World Research Institut. Und kostet damit langfristig sehr viel Geld. Ein gesunder Planet und ein gesundes Klima sind eben auch entscheidend für eine gesunde Wirtschaft.

Nachhaltige Investitionen werden immer wichtiger, um echten Fortschritt für Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen. Hierzu müssen Unternehmen und der Finanzsektor erstens nachhaltig wirtschaften und dies zweitens transparent und einschätzbar gestalten. Konsumenten, Privatanleger und institutionelle Investoren können nur so fundierte Entscheidungen treffen.

Was wir von Banken fordern

Konkret fordern wir von Banken beispielsweise, dass sie Richtlinien zur Vermeidung von Entwaldung in ihre Kreditvergabe aufnehmen und dies öffentlich kommunizieren.
Für Kunden, die im Bereich von (entwaldungs-)kritischen Rohstoffen wie beispielsweise Palmöl, Kautschuk, Holz oder Soja arbeiten, sollen Banken Vorgaben und Prozesse definieren, die Kunden und Projekte nicht nur auf ihre Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf Nachhaltigkeitskriterien prüfen. Hierfür können sie sich auch auf international anerkannte Standards beziehen, die schon Umwelt- und Sozialkriterien beinhalten. FSC für Holz, RSPO für Palmöl oder RTRS für Soja. Fast wie ein Bio-Siegel auf den Lebensmitteln.

In Südostasien arbeiten wir verstärkt mit Banken zusammen, um wichtige Lebensräume vor Abholzung zu schützen. Durch das Einbeziehen von Nachhaltigkeitskriterien in ihre Finanzierungsentscheidungen in entwaldungskritischen Sektoren stellen sich Banken immer mehr als wichtige Partner heraus, um der Entwaldung vorzubeugen. Mittlerweile wurde erreicht, dass drei Banken in der Region Richtlinien zur Vermeidung von Entwaldung in ihre Kreditvergabe aufgenommen haben.

Bis das Thema Entwaldung auf Portfolio-Ebene gemanaged wird oder „grüne“ Finanzprodukte entwickelt werden, die unter anderem gezielt nachhaltige Land- und Forstwirtschaft unterstützen, ist es allerdings in den meisten Finanzinstitutionen oft noch ein längerer Weg. Und das beileibe nicht nur in Asien.

Hat also der Finanzsektor etwas mit Nachhaltigkeit am Hut?

Ja, auf jeden Fall. Im Moment ist es vor allem das Thema Klima, das die Finanzwelt beschäftigt. Risiken und Chancen liegen jedoch in noch weit mehr Umweltthemen. Denn die Frage ist nicht, ob eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit kommen wird, sondern wann.

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Die Holz-Detektive: Wie wir Holz zum Reden bringen

Ein schöner Stuhl, versehen mit dem Label “Aus nachhaltiger deutscher Forstwirtschaft”. Alles in Ordnung mit dem Holz? Oder handelt es sich doch um Raubbau-Holz aus dem Fernen Osten? Diese Frage trieb uns vor einigen Jahren um. Die gängige Methode sie zu beantworten war damals: Im Wald stehen, auf illegale Holzfäller warten, in James-Bond-Manier den Holzlastern hinterher, das Schiff mit Transparenten empfangen. Eine schöne Methode, um dieses Blog mit vielen spannenden Geschichten zu füllen, aber leider auch teuer, aufwändig — und gefährlich.

Kernphysik bringt Holz zum Sprechen

Holz ist stumm. Oder vielleicht doch nicht ganz. Besonderheiten in der Kernphysik halfen uns, dem Geheimnis des Holzes auf die Spur zu kommen. Dazu muss man wissen: Wasser besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff. Etwa 0,2 Prozent der Sauerstoffatome besitzen zwei Atomkerne mehr und sind daher schwerer als die anderen 99,8 Prozent. Wenn nun der häufig vorherrschende Westwind Regen vom Meer übers Land schickt, purzeln die Wassertropfen mit den schwereren Sauerstoff- und Wasserstoffatomen zuerst aus den Wolken. Beim Verdunsten ist es umgekehrt und beim nächsten Regen verlassen die schweren Moleküle wieder als Erste die Wolke.

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Das Wasser wird von Pflanzen aufgenommen und teilweise eingelagert. Und mit ihm natürlich auch die schwereren Wasserstoff- und Sauerstoffatome. Da diese aufgrund ihres “Gewichtes” schon größtenteils in nord-westlichen Regionen die Wolken verlassen haben, finden wir in den Pflanzen im Westen eben mehr von den schweren Sauerstoffatomen als in den Pflanzen aus den östlichen Regionen, wie zum Beispiel Russland. Und wie hoch der Gehalt an schweren Sauerstoffatomen im Pflanzengewebe ist, kann von Isotopenlaboren gemessen beziehungsweise “gewogen” werden – zum Beispiel dem Forschungszentrum in Jülich.

Holzschnitt © Robert Günther / WWF
Was wird uns dieser Stuhl erzählen? © Robert Günther / WWF

Diese Methode wird für Lebensmitteluntersuchungen schon länger angewendet. So kann über das Atomgewicht des Grundwassers etwa nachgewiesen werden, dass das Bier in Norddeutschland “schwerer” ist als das in Bayern. Oder wenn ein Lieferant behauptet, seine Kartoffeln kämen aus Israel, kann ohne Probleme nachgewiesen werden, wenn diese etwa aus Ägypten stammen. Das brachte uns auf eine Idee: Das geht doch auch mit Holz, oder? Wir suchten die Forscher und Forscherinnen in Jülich auf und präsentierten unser Anliegen: Falsche Herkunftsdeklarationen von Holz enttarnen!

Zeigt her eure Hölzer!

Doch so einfach war das nicht. Es mussten Holzproben aus allen möglichen europäischen Wäldern herbeigeschafft werden, um die Machbarkeit zu belegen. Jetzt zahlte es sich aus, dass wir eine internationale Organisation sind: Freundliche WWF-Kollegen aus Schweden, Finnland, Frankreich oder Deutschland streiften durch ihre Wälder, sammelten Holz und schickten uns die Proben.

Etliche Jahre der Forschung und viele Analysen gingen ins Land. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat in dieser Aufbauphase durch die finanzielle Unterstützung eine wichtige Rolle gespielt. Die Methode konnte noch verfeinert werden, indem die “Ungleichgewichte” anderer Elemente wie Kohlenstoff, Schwefel und Stickstoff mit in die Analysen einflossen. Es klappte.

Nach und nach konnten wir WWF-Holzdetektive so das Werkzeug scharf schalten. Das Schweigen der Latten war gebrochen. Und da Holz kann uns sehr genau sagen, wo es herkommt.

Podcast Folge 16: Die Holzmafia, Interpol & ein Detektiv

Der illegale Holzhandel gehört zu den größten Bereichen der Umweltkriminalität weltweit. Die Ausmaße sind vergleichbar mit der weltweiten Drogenkriminaltität und trotzdem weitestgehend unbekannt — und unbestraft. Johannes Zahnen vom WWF gibt in diesem Podcast ungewöhnliche Einblicke in diese Schattenwelt. 

 

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Buchenwälder: die Naturwunder vor der Haustür

Was haben das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens, der Yellowstone Nationalpark und fünf Buchenwälder in Deutschland gemeinsam? Mehr als ihr vielleicht denkt.

Denn neben dem größten Korallenriff der Welt und dem ältesten Nationalpark der Erde gehören auch fünf deutsche Buchenwälder zum Weltnaturerbe der UNESCO – und wurden damit zu einzigartigen Naturlandschaften mit unersetzlichem Wert für die Menschheit erklärt.

Ausführlich heißt das Weltnaturerbe “Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas”. In Deutschland gehören der Grumsiner Forst in Brandenburg dazu, der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen, der Nationalpark Jasmund auf Rügen, der Serrahner Buchenwald im Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern sowie der Nationalpark Hainich in Thüringen. Es umfasst aber noch über siebzig weitere Wälder in elf Ländern Europas. Die deutschen Buchenwälder wurden am 25. Juni 2011 von der UNESCO-Kommission aufgenommen. Und so ist der 25. Juni offiziell der Tag der Buchenwälder.

Doch was genau macht die Buchenwälder so besonders?

Um das zu beantworten rufe ich bei Peter Lehmann an. Lehmann ist Forstingenieur und arbeitet im Nationalpark-Zentrum Königsstuhl im Nationalpark Jasmund auf Rügen, der neben blauer Ostseeküste und den berühmten weißen Kreidefelsen einen der fünf deutschen Naturerbe-Buchenwälder umfasst. Wenn mir jemand über Buchen berichten kann, dann Lehmann – und das tut er. Buchen sind unser europäisches Erbe, „unsere Ur-Naturreferenz“, wie er sagt. Ohne das Eingreifen des Menschen wäre die Buche in Deutschland die häufigste Baumart und würde zwei Drittel des Landes bedecken. Sie ist perfekt angepasst an das mitteleuropäische Klima und würde unsere natürliche Vegetation bilden. Eigentlich.

Doch die Realität sieht anders aus. Nur etwa fünfzehn Prozent der Bäume in unseren Wäldern sind Buchen. Und von der ursprünglichen Verbreitung der Buchenwälder in Europa sind laut Lehmann nur noch 0,02 Prozent erhalten. Nahezu nichts. Es ist „kurz vor zwölf“ mahnt der Forstingenieur.

Buchenwälder: Heimat tausender Arten

Deswegen ist es so wichtig, die letzten erhaltenen Buchenwälder zu schützen. Buchen und andere heimische Laubbäume sind unsere besten Verbündeten im Kampf gegen den Klimakollaps im Wald. Sie erhöhen den Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen so Bränden vor. Gleichzeitig sind sie meist besser gegen Stürme gewappnet und weniger anfällig für Insektenfraß.

Das gilt insbesondere für die alten, sich selbst überlassenen Wälder. Dort, wo es auch Totholz und Bäume in allen Alters- und Zerfallsstadien gibt. Urwälder von morgen. Denn echte, noch nie vom Menschen beeinflusste Urwälder, gibt es nicht mehr in Deutschland. Doch immerhin einige Wälder wie die im Nationalpark Jasmund wurden zumindest seit einer längeren Zeit nicht mehr vom Menschen genutzt – und sind deswegen auf dem besten Weg, wieder Wildnis zu werden.

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Doch diese alten Buchenwälder sind sehr selten. Das wird daran deutlich, dass viele Menschen glauben, Buchen hätten immer eine glatte, graue Rinde. Das ist bei jungen Buchen zwar richtig – doch auch sie bekommen eine rissige Rinde. Das dauert allerdings etwa 200 Jahre. Die Chance, so alt zu werden, wird den allermeisten Buchen in Deutschland nicht gegeben. Sie werden mit 100, 120 Jahren abgeholzt, „geerntet“, wie Förster:innen sagen.

In alten Buchenwäldern wie Serrahn oder Jasmund gibt es sie aber noch, die Buchen mit rissiger Rinde, sowie Totholz und Bäume in allen Zerfallsstadien. Das macht den Wald unglaublich wertvoll für die biologische Vielfalt und zu einem Lebensraum für 6700 Tierarten und 4300 Pflanzen- und Pilzarten, von denen viele wie der Knochenglanzkäfer (Trox perrisii) ausschließlich in altem Buchenwald vorkommen.

Was können wir für die Buchenwälder tun?

Durch die Waldnutzung und ‑übernutzung gibt es immer weniger gesunde, naturbelassene Wälder. Wegen der hohen Nachfrage nach Fichten- und Kiefernholz sind außerdem mehr als die Hälfte der deutschen Wälder Nadelforste. Was keinesfalls ihrer natürlich vorkommenden Ausbreitung entspricht. Nadelwälder sind schlechter gegen den Klimawandel gewappnet als Buchen und anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer.

Was können wir also für die Buchenwälder tun? Zunächst einmal sollten wir ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass uns in Europa Buchenwälder seit Jahrhunderten umgeben. Buchenwälder sind unsere Heimat, die uns alle etwas angeht und die wir aktiv schützen und verteidigen sollten. „Nur weil die fünf Wälder den Titel Weltnaturerbe tragen, heißt es nicht, dass die Gesellschaft aus der Verantwortung raus ist“, appelliert Lehmann für mehr Verantwortung. Wir brauchen wir eine größere Öffentlichkeit, die auf den Zustand der Wälder schaut und im Blick hat, was diese bedroht.

Buchenwälder Totholz
Alte Buchenwälder sind voller Arten © Lehmann / Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL

Hinzu kommt, dass wir alle unser eigenes Verhalten so klima- und damit waldfreundlich wie möglich gestalten sollten. Die Politik sollte größere Komplexe von Buchenwälder schützen und den ökologischen Waldbau vorantreiben. Das Konjunkturprogramm der Bundesregierung muss gezielt Laubmischwälder fördern, wie sie natürlicherweise in Deutschland vorkommen. Das ist sowohl im Sinne des Naturschutzes als auch wirtschaftlich langfristig der beste Weg.

Besuch im Buchenwald – im Urwald von morgen

Wer also noch nie in einem „Urwald von morgen“ war, der sollte eine der fünf Weltnaturerbestätten in Deutschland besuchen. Beispielsweise im Nationalpark Jasmund auf Rügen. Dort, wo „der Wald ins Meer stürzt“, bei den Hangwäldern an den Kliffen, wurde der Wald tatsächlich noch nie vom Menschen angefasst und bildet so etwas wie ein Wildnis-Relikt.

Außerdem gibt es auf Rügen ein großes Nationalparkzentrum in dem auf vier Etagen gelernt, angefasst und entdeckt werden kann, sowie ein UNESCO-Welterbeforum, das wir vom WWF und die Stadt Sassnitz gemeinsam betreiben. Im alten Waldhaus können alle noch etwas über unser Welterbe Buchenwälder lernen, wetten?

Zum Staunen muss es also gar nicht unbedingt das Great Barrier Reef oder der Yellowstone Nationalpark sein. Die Naturwunder liegen vor unserer Haustür.

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Fünf Fakten zur Windenergie

Der Ausbau der Windenergie ist nicht nur am heutigen Tag des Windes (15. Juni) ein großes Thema. Einige ärgern sich über Windräder, viele über den schleppenden Ausbau. Fakt ist: Ohne Windenergie wird die Energiewende nicht gelingen. Anlass genug, die Nutzung der Windenergie noch ein bisschen besser zu verstehen:

  • Ohne Windenergie geht es nicht

Die Windenergie an Land ist das Zugpferd der Energiewende. Sie ist die wichtigste und neben der Fotovoltaik die kostengünstigste Erzeugungstechnologie. Mit einem Anteil von über 16 Prozent an der Bruttostromerzeugung macht sie schon heute deutlich mehr als ein Drittel der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland aus. Und Wind ist die stärkste Erzeugungstechnologie nach der besonders klimaschädlichen und künftig auslaufenden Braunkohleverstromung.

  • Windenergie lohnt sich

Die so genannte Energierückgewinnungszeit gibt an, wie lange eine Anlage in Betrieb sein muss, um die zur Herstellung, Betrieb und Entsorgung der Anlage investierte Energie zu übertreffen. Das hängt von vielen Faktoren ab: Anlagentyp, Wertschöpfungskette, Standortqualität und Wetter. Es ist aber in der Regel weniger als ein Jahr. Bereits im ersten Betriebsjahr wird also mehr erneuerbare und CO2-freie Energie umgewandelt, als zur Herstellung aufgewendet wurde. So konnten durch die Nutzung der Windenergie an Land im Jahr 2018 insgesamt 62 Millionen Tonnen CO2 Emissionen eingespart werden. Übrigens: Fossile und atomar betriebene thermische Kraftwerke amortisieren sich aufgrund des fortwährenden Bedarfs an emissionsintensiven und hochgefährlichen Brennstoffen nie energetisch.

Windenergie Luftaufnahme
Windenergieanlagen an Land sind das Zugpferd der Energiewende CC0 Thomas Richter https://unsplash.com/photos/B09tL5bSQJk
  • Windenergie geht auch in Wäldern!

Ein genereller Ausschluss der Windenergienutzung in Waldgebieten ist weder wünschenswert noch sinnvoll. Vielmehr gefährdet er die langfristigen Ausbauziele, besonders in den waldreichen Bundesländern. Für einen naturverträglichen Ausbau der Windenergie im Wald müssen die Auswirkungen auf waldbewohnende Arten, Naturschutz und Landschaftsbild besonders sensibel behandelt werden.

Klar ist, dass die vielfältigen Nutz‑, Schutz und Erholungsfunktionen des Waldes und die Verletzbarkeit des Ökosystems (z.B. Verdichtung der Waldböden, Verlust des Waldklimas) berücksichtigt und geschützt werden müssen. Der Wald hat zudem eine sehr wichtige Klimaschutzfunktion. Die deutschen Wälder entlasten die Atmosphäre jährlich um etwa 62 Millionen Tonnen CO2.

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62 Millionen Tonnen? Ja, genau. Allein die Nutzung der Windenergie an Land spart jedes Jahr in etwa die gleiche Menge CO2 ein, die in deutschen Wäldern jährlich gebunden wird. Und so gilt insbesondere für naturferne Forstflächen mit wenig Biodiversität: Ein durchschnittliches Windrad spart ein Vielfaches mehr CO2 ein als die Forstfläche, die dafür gerodet wird. Mehr dazu in diesem sehr lesenswerten Beitrag. 

  • Fläche naturverträglich gewinnen!

Damit unsere Stromversorgung bis 2050 vollständig auf Basis vor allem der kostengünstigsten regenerativen Erzeugungstechnologien Windenergie und Fotovoltaik erfolgen kann, ist je nach Technologiemix und Regionalisierung des Zubaus eine Erhöhung der installierten Leistung von Windenergie an Land um den Faktor 2,5 bis 4 erforderlich (siehe Abb. 1). Bis 2030 bedeutet dies, die Stromerzeugung aus Onshore-Wind auf etwa 160 TWh zu steigern und damit gegenüber heute annähernd zu verdoppeln.

Wir haben berechnen lassen, dass für die Windenergienutzung bis 2035 durchschnittlich 1 bis 1,2 Prozent der Landesfläche gebraucht werden. Für das Jahr 2050 steigt dieser Anteil auf durchschnittlich 1,5 Prozent im Szenario „Fokus Solar“ und auf bis zu 2,3 Prozent im Szenario „Energiewende Referenz“. Parallel dazu müssen wir andere flächenhafte Belastungen der Natur, insbesondere durch Landwirtschaft und Zersiedelung zurückfahren (siehe Grafik).

Windenergie Grafik
Ausbau der Stromerzeugung in Deutschland 2020 — 2050 auf Basis von Solar- und Windenergie © WWF

Wir fordern daher die Bundesregierung auf, die Ausbauziele für Windenergie an Land auf mindestens 2,5 Gigawatt netto pro Jahr zu erhöhen. Bund und Länder sind aufgefordert, eine gemeinsame Strategie vorzulegen, die die Länder zur Ausweisung von Strommengen und ‑Flächenzielen für die Windenergie in Höhe von langfristig zwei Prozent der bundesdeutschen Landesfläche verpflichtet. Die Regionalplanebene und Genehmigungspraxis gilt es durch eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung zu stärken.

Und ja, der Ausbau der Windenergie an Land geht naturnah. Wir haben in einer Studie dargelegt, welche Auswirkungen das auf die Vogelwelt hat und wie diese mit Rücksicht auf den Natur- und Artenschutz minimiert werden können.

  • Nicht Abstand, sondern Beteiligung schafft Akzeptanz

Nicht allen Menschen gefällt ein Windrad vor dem Haus. Planung. Bau und Betrieb von Windrädern stoßen daher auch auf Ablehnung. Dennoch sieht dies eine große Mehrheit anders und unterstützt den weiteren Ausbau der Windenergie. Anwohner sind durch die im Bundes-Immissionsschutzgesetz geregelten Abstandsbestimmungen vor Umwelteinwirkungen durch Windenergieanlagen geschützt. Pauschale Mindestabstände zwischen Siedlungen und Windenergieanlagen schaffen aber keine höhere Akzeptanz von Windkraftanlagen. Zumindest konnte das empirisch bisher nicht nachgewiesen werden.

Die aktuelle Vereinbarung der Koalitionäre, die es Ländern erlaubt eigene Mindestabstände festzulegen, darf keinesfalls zur defacto Verhinderung des Ausbaus der Windenergie missbraucht werden. Bund und Länder müssen gemeinsam sicherstellen, dass die Ausbauziele für Erneuerbare auch erreicht werden.

Corona-Notspende: Hilferufe aus der ganzen Welt

Für das Gelingen der Energiewende müssen wir die Akzeptanz bei den vor Ort betroffenen Menschen fördern. Akzeptanz entsteht aus wahrgenommener Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit. Voraussetzungen dafür sind die frühzeitige und transparente Beteiligung der betroffenen Bürger bereits bei der Flächenausweisung und Vorhabenentwicklung, sowie die angemessene, regelmäßige finanzielle Teilhabe von Bürgern und Gemeinden an der Wertschöpfung des Windenergieprojektes.

Mehr dazu in unserem Positionspapier zum Ausbau der Windenergie an Land.

Der Beitrag Fünf Fakten zur Windenergie erschien zuerst auf WWF Blog.