EU-Klimabeitrag: Start mit Schwierigkeiten

Der Beitrag der EU zum Pariser Klimaschutzabkommen ist ein Schritt nach vorne. Voran kommt Europa damit aber nicht.

Die Klimakrise ist in Europa als größte Umweltbedrohung erkannt. Auch in Brüssel. Also Gas geben und durchstarten? Och, nö. Die EU lässt beim Klimaschutz eher langsam die Kupplung kommen. Ihren geplanten Beitrag zum Klimaschutz hat sie im Dezember 2020 bei den Vereinten Nationen eingereicht. So ist es Pflicht unter dem Pariser Klimaschutzabkommen. Jedes Land – beziehungsweise in Europa für viele Länder stellvertretend die EU – muss eine sogenannte Nationally Determined Contribution (NDC) erarbeiten. Und diese regelmäßig nachschärfen. Wie, was und warum haben wir hier schonmal erklärt. Kurz und gut: In den NDCs schlägt das Herz des Pariser Abkommens.

Nicht das, was die EU tun müsste

Die EU ist dieser Pflicht nachgekommen. Sie hat ihr Klimaziel für 2030 von 40 Prozent auf 55 Prozent Treibhausgasreduktion gegenüber 1990 erhöht. Klingt doch gut. Ein tieferer Blick in die europäische NDC aber zeigt, dass die EU noch längst nicht das tut, was sie müsste, um einen angemessenen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Daher erhält sie für ihr NDC in der WWF-Analyse #NDCsWeWant auch nur den Ampelwert „Gelb“.

Denn das schöne politische Symbol der Zielerhöhung hat gleich zwei Flecken. Zum einen beträgt es nicht tatsächlich „mindestens 55 Prozent“. Das Problem ist die Anrechnung des Landsektors LULUCF, kurz für Land Use, Land Use Change and Forestry.

Weniger als das eigene Ziel

Zum ersten Mal ist es also ein Nettoziel, das darauf abzielt, CO2-Speicherleistungen von Land und Wald mit einzurechnen. Was de facto dazu führt, dass weniger Treibhausgase  gemindert werden müssen, etwa in Industrie und Verkehr. So würde das neue 55-Ziel wohl am Ende eher auf eine Minderung von 52,8 oder sogar nur 50,5 Prozent hinauslaufen, wie eigene Berechnungen der EU ergeben haben.

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Aber noch aus einem weiteren Grund habe ich dabei Bauchschmerzen: Es ist extrem unsicher. Intensive Landwirtschaft beeinträchtigt die Speicherkapazität der Erde. Die Klimakrise wiederum sorgt für häufigere Extremwetter wie Starkregen, Dürren, Stürme. Wälder geraten so zunehmend unter Druck.

Bescheidene Idee der EU

Laut dem aktuellen Waldzustandsbericht sind mittlerweile vier von fünf Bäumen geschädigt. Neben zunehmenden Wetterextremen machen auch eine zu intensive Forstwirtschaft, Stoffeinträge aus der Landwirtschaft und ein schlechtes Wildtiermanagement den Wald krank. Wie viel schädliche Klimagase können Land und Wald also tatsächlich speichern? Oder werden sie bald sogar zu Treibhausgasquellen?

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Die natürlichen Senken einzubeziehen ist also eine – nun ja – bescheidene Idee der EU. Die gleichen Einschränkungen gelten für das erhöhte 2050-Ziel, was nun zwar bei Netto-Null liegt, statt wie zuvor bei 80 bis 95 Prozent, Betonung aber eben auf Netto.

Die Wissenschaft verlangt mehr, deutlich mehr

Es ist schade höhere Ziele zu kritisieren. In der Wissenschaft aber ist es schwer, ein teilweises Entgegenkommen als Erfolg zu verbuchen. Hier prangt also leider der zweite Fleck: Die neuen EU-Ziele verfehlen noch immer das, was wissenschaftlich verlangt wird, um der Klimakrise Einhalt zu gebieten oder mit dem Pariser Abkommens vereinbar zu sein. Dafür müsste die EU je nach Berechnung mindestens 58 Prozent an Emissionen bis 2030 einsparen. Die historische Verantwortung europäischer Industrienationen ist damit noch gar nicht eingerechnet. Wir fordern daher mindestens 65 Prozent.

Einen Fortschritt sieht unsere NDC-Analyse beim Thema Finanzen. Der neue EU-Klimabeitrag sieht vor, dass Maßnahmen zum Klimaschutz im Budget verankert werden. Außerdem sollen mehr als ein Drittel des Corona-Wiederaufbaubudgets in den Klimaschutz fließen, alle Investitionen zumindest dem „Do Not Significant Harm“-Prinzip folgen. Hier fängt es aber nun mit der Umsetzung an. So kommen die bisherigen Wiederaufbaupläne laut „Green Recovery Tracker“ von Wuppertal Institut und dem Thinktank E3G den Vorgaben nur bedingt nach.

Gesetzespaket bis zum Sommer

Bis zum Sommer erarbeitet die EU nun ein Gesetzespaket mit dem passenden Titel „Fit for 55“. Zur Debatte steht die gesamte Zielarchitektur und die Aufteilung der Minderungsverpflichtungen zwischen dem Europäischen Emissionshandel (ETS) und der Lastenteilungsverordnung (Climate Action Regulation, CAR). Es geht um die wichtige Frage, wie die Sektoren Verkehr und Wärme einen höheren Minderungsbeitrag leisten können und inwiefern eine CO2-Bepreisung in diesen Sektoren sinnvoll ist.

Doch der wiederholt vorgebrachte Vorschlag, den ETS (oder ein zweites ähnliches Instrument) auf diese Bereiche auszuweiten und die CAR damit obsolet zu machen, ist aus Klimaschutz- und Verteilungssicht problematisch. Die Verlagerung der Verpflichtung von den Mitgliedsstaaten auf private Akteure kann nur unter strikten Voraussetzungen funktionieren, wie zum Beispiel einer freien CO2-Preisbildung, der Beibehaltung komplementärer Instrumente wie CO2-Grenzwerte für Pkw, und der Rückverteilung der gesamten Einnahmen an die Bevölkerung, um die sozialen Folgen abzufedern.

Die bisherige Erfahrung mit dem ETS aber auch dem nationalen Counterpart Brennstoffemissionshandelsgesetz zeigt, dass diese Instrumente im Prozess der Ausgestaltung hohem Druck von Interessengruppen ausgesetzt sind. Ihre Integrität leidet darunter. Für mich ist es unwahrscheinlich, dass diese strikten Voraussetzungen am Ende erfüllt werden.

Der Emissionshandel ist eines der wichtigsten Klimaschutzinstrumente der EU. Dabei wird es auf zweierlei ankommen: Das Ziel muss entsprechend dem neuen Klimabeitrag angehoben werden, auf 70 Prozent. Und die Marktstabilitätsreserve braucht einen strengeren Rahmen. Dazu gehört, Zertifikate besser und schneller beseitigen zu können, wenn ein neuer Überschuss droht, wie etwa aufgrund des wirtschaftlichen Rückgangs in der Corona Pandemie oder des Kohleausstiegs in elf EU-Staaten. Und dazu gehört, Zertifikate automatisch zu löschen, die seit fünf Jahren in der Reserve stecken.

Parallel wird übrigens auch noch über das eigentliche Klimaschutzgesetz der EU diskutiert, und darin auch über die Ziele. Weshalb der Titel „Fit for 55“ auch etwas verfrüht erscheint. Der Vorschlag des EU-Parlaments es ein höheren Ziels von minus 60 Prozent für 2030, wäre sehr im Sinne von Wissenschaft und Paris-Abkommen. Mit einem entsprechend angepassten NDC könnte die Ampel für die EU dann vielleicht sogar auf Grün springen. Leider sieht es derzeit aber nicht danach aus.

Deutschland zieht noch nicht mit

Am Ende bleibt noch der Blick auf die wichtige Rolle Deutschlands. Hätte sie eine eigene Ampel-Bewertung bekommen, würde sie auf Rot stehen. Die eigenen Klimaziele 2020 wurden nur wegen  Corona erfüllt. Um das ohnehin zu niedrige 2030-Ziel zu erreichen, wird es auf die nächste Legislaturperiode ankommen – und die wenigen Monate der verbleibenden.

Der Fokus muss nun darauf liegen, der Energiewende endlich wieder Leben einzuhauchen – mit ambitionierten Ausbaupfaden für die Erneuerbaren. Daneben braucht das deutsche Klimaschutzgesetz neue Ziele, abgeleitet von den europäischen.

Kommt die Regierung hier nicht endlich ins Machen, staut es sich an allen Ecken und Enden. Dann würde Deutschland überholt – von anderen Nationen, die ihr Wirtschaftssystem zukunftsfit machen. Und natürlich von der Klimakrise selbst.

Dieser Beitrag wurde in leicht veränderter Form auch im Tagesspiegel als Gastkommentar veröffentlicht

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Zecken auf dem Vormarsch

True Story: Es war ein graudunkler Wintertag und ich glaubte meinen Augen nicht. Tatsächlich: Unser Hund Frida hatte beim Spielen im Hof tatsächlich eine Zecke eingesammelt. Im Januar, mitten im Winter! Das ist neu.

Es ist offensichtlich vorbei, dass man sich nur im Sommer vor Zecken hüten muss. Durch die vergleichsweise milden Winter sind Zecken mittlerweile ganzjährig aktiv. Eigentlich halten sie zwischen November und Februar Winterruhe. Steigen die Temperaturen jedoch auf über sieben Grad sind die Zecken wieder aktiv. Auch bei uns im Hof, mitten in Berlin.

Das ist lästig und an immer mehr Orten auch richtig gefährlich. Zeckenbisse können Krankheiten übertragen, wie zum Beispiel die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME). Das Virus kann die Hirnhaut und das zentrale Nervensystem des Menschen angreifen.

Doppelt so viele FSME-Fälle

Und diese Gefahr wird realer. Mit 704 FSME-Erkrankungen wurde 2020 die bislang höchste Anzahl Erkrankungen seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 gemeldet. Das ist mehr als das Doppelte des jährlichen Medianwertes von 301 Erkrankungen.

In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Laut des aktuellen Epidemiologischen Bulletins 9/2021 des Robert Koch Instituts kommen nun fünf neue Risikogebiete dazu — jeweils ein Kreis in Bayern, Hessen, Sachsen und Thüringen. Als erster Kreis in Sachsen-Anhalt ist jetzt auch Dessau-Roßlau Risikogebiet. Dieser Stadtkreis grenzt nicht an bestehende Risikogebiete und ist somit nach dem Landkreis Emsland in Niedersachsen ein weiteres nördlich gelegenes FSME-Risikogebiet. Jetzt sind 169 Kreise offizielle FSME-Risikogebiete.

Karte RKI: FSME durch Zecken in Deutschland

In den FSME-Risikogebieten tragen 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das Virus in sich. Von den Menschen, die von einer FSME-infizierten Zecke gebissen werden, erkrankt etwa jeder Dritte.

Gute Idee: FSME-Impfung

Wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist, kann sie nicht mehr durch Medikamente gestoppt werden. Es gibt zum Glück eine FSME-Impfung, die von den zuständigen Behörden Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen dringend empfohlen wird.

Überall in Deutschland übertragen Zecken aber auch Borreliose. Zwei bis sechs Prozent der Menschen infizieren sich durch einen Biss mit Borrelien — und diese Bakterien können bedrohliche Infektionskrankheiten auslösen. Die Lyme-Borreliose kommt am häufigsten vor. Typisches Zeichen: Rötung an der Bissstelle, die sich langsam ausbreitet (Wanderröte). Dann heißt es flugs zum Arzt. Die Borreliose lässt sich als bakterielle Erkrankung vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln.

900 Arten Blutsauger

Weltweit gibt es mehr als 900 Zeckenarten. Etwa zwanzig davon kommen aktuell in Deutschland vor, zum Beispiel die Igelzecke, die Schafzecke oder die (ursprünglich in Südeuropa beheimatete) Auwaldzecke. Wegen den veränderten Klimabedingungen drohen neue Arten nach Deutschland einzuwandern. Einer dieser Blutsauger tauchte in den letzten Jahren bereits vermehrt auf und könnte sich bei zunehmend trockenheißen Sommern in unseren Breiten noch wohler fühlen: die Hyalomma-Zecke.

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Die Superzecken in Deutschland

Diese Superzecken sind deutlich größer als die normalen heimischen Blutsauger — nämlich mit bis zu zwei Zentimeter dreimal so groß. Besonders unangenehm: Hyaloma sind Jagdzecken. Anders als heimische Zecken wartet die Hyalomma nicht auf den Wirt, sondern jagt gezielt. Sie können dabei hunderte Meter zurücklegen und scheinen es besonders auf Pferde abgesehen zu haben.

Am Niederrhein, in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen wurden schon die Zecken mit den auffällig gestreiften Beinen entdeckt. Einige haben in Deutschland auch schon nachweislich überwintert. Was allerdings noch nicht heißt, dass sie auch in unseren Breiten heimisch werden. Hoffen wir es mal nicht: Diese Zecken sind nicht nur eklig, sondern können auch Krankheiten wie das Krim-Kongo-Fieber (CCHF) übertragen. Von den 2019 gefundenen Exemplaren der Hyalomma trägt fast jede zweite den Fleckfieber-Erreger in sich. Das Krim-Kongo-Fieber wurde bisher zum Glück nicht gefunden.

Besser schützen!

Trotzdem ist man natürlich gut beraten sich zu schützen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt, in der Natur geschlossene Kleidung zu tragen. Und man soll vermeiden im Unterholz herumzukriechen — dort lauern Zecken am liebsten. Kurzfristig können Zecken-Abwehrmittel die lästigen Blutsauger vom Leibe halten. Wie man eine Zecke entfernt (und was man dann mit der Zecke macht) könnt ihr hier nachlesen. 

Zecken bitte einschicken!

Was wir aber auf jeden Fall tun können ist der Wissenschaft zu helfen: Die Uni Hohenheim und das Robert-Koch-Institut bitten darum gefundene Hyalomma-Zecken einzusenden – tot oder lebendig. Die Wissenschaftler:innen können so deren Ausbreitung besser einschätzen und auch Gegenmaßnahmen entwickeln.

Oder eben per Post an: Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Fachgebiet Parasitologie 220B, Emil-Wolff-Straße 34, 70599 Stuttgart-Hohenheim.

Wichtig: Zettel beilegen mit Fundort und Funddatum.

Auch wer eine dieser Riesenzecken gesehen, aber nicht gefangen hat, kann der Wissenschaftler helfen: Einfach eine Mail mit der Beobachtung an tropenzecken@uni-hohenheim.de schicken.

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WWF-Newsletter: Näher geht es nicht

WWF, machen die nicht irgendwas mit Tigern? Ja, stimmt. Aber wir machen viel, viel mehr. Wir sind eine der größten Umweltschutzorganisationen der Welt. Wir sind entsprechend überall auf der Welt zu finden. Tausende von Mitarbeitern machen das, was Millionen von Unterstützern von wollen: dass der WWF für ein Miteinander von Mensch und Umwelt kämpft. Und ja, etwas mit Tigern macht.

Unsere Arbeit ist dabei so vielfältig und manchmal auch unübersichtlich wie die Welt selbst. Von Klimaschutz bis Kenia, von Arktis bis Artenschutz, von Eisbär bis Earth Hour und Bildung. Dabei den Überblick zu bewahren ist die große Kunst.

Viele unserer Unterstützer stöbern auf unserer Website und auf dem Blog nach dem, was sie interessiert. Andere sind WWF Mitglieder und lesen das WWF Magazin, folgen und auf Facebook, Twitter, Instagram oder einem anderen Social Media Kanal. Darüber freuen wir uns sehr.

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Neuer Bericht der UN zu den NDCs

NDC ist keine Band, sondern das so ziemlich wichtigste Instrument der Klimapolitik. Die wurden von UN gerade nochmal unter die Lupe genommen. Eine Annäherung in fünf Popsongs.

NDC, mit freundlichen Grüßen, die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehen drauf, …“Ähm, ja gut, vielleicht nicht ganz. Außerdem habe ich mich damit nun natürlich geoutet, dass ich alt genug bin, Fanta 4 schon in den 1990ern gehört zu haben. Sei es drum. Die Abkürzung ist auf jeden Fall bedeutend genug, als dass sie ruhig von Smudo und Co. hätte besungen werden können, wenn es sie damals schon gegeben hätte.

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NDC steht für das Herzstück des globalen Klimaschutzes. Deshalb besinge ich sie nun einfach einmal hier – ob es ein fröhlicher Popsong oder Ballade wird, da bin ich mir noch nicht sicher. Sicher ist aber: NDCs werden bestimmen, wie erfolgreich wir die Klimakrise bekämpfen werden. Also nicht verkehrt, ein bisschen mehr über sie zu erfahren. Los geht’s:

1…’cause I want it that way!

NDC steht für “Nationally Determined Contribution”. Als die Länder nämlich 2015 miteinander gerungen haben, wie ein Abkommen zum Klimaschutz aussehen kann, war ein Gefühl bei vielen besonders groß: sich nicht allzu viel vorschreiben lassen zu wollen. Viel lieber wollte jedes Land seinen eigenen Weg bestimmen können. Also wurden mit dem Pariser Klimaschutzabkommen die NDCs geboren. Jedes Land musste nun selbst einen Plan erarbeiten, wie sein Beitrag – sein NDC – aussieht.

  1. 99 Luftballons auf ihrem Weg zum Horizont

NDC aufblasen, zuknoten, abheben lassen – fertig ist der Klimaschutz? So einfach ist es dann leider doch nicht. Denn schon in Paris war den Machern des Abkommens klar, dass die Beiträge erst einmal nicht ausreichen werden, um das übergeordnete Ziel zu erreichen. Das sieht nämlich vor, gemeinsam so viele Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg zu bringen, dass die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad begrenzt wird. Daher wurde gleich auch vereinbart, die NDCs regelmäßig zu überprüfen und nachzuschärfen. Dieser Schritt war nun fällig.

  1. Didinanana

Nun haben also gerade die Vereinten Nationen die überarbeiteten NDCs ganz genau unter die Lupe genommen und einen Bericht veröffentlicht. Wegen der Corona-Pandemie haben zwar noch nicht alle Länder ihre neuen NDCs eingereicht, aber leider zeigt sich auch schon so: Addiert man die vorhandenen, ist man immer noch weit vom Pariser Klimaschutzziel entfernt.

  1. It’s getting hot in here!

Zusammen reicht es gerade einmal für 1 Prozent weniger Klimagase bis 2030 im Vergleich zu 2010. Der Weltklimarat IPCC fordert dagegen 45 Prozent, um das 1,5 Grad Ziel einhalten zu können. Allerdings stammen die bisher eingereichten NDCs auch von Ländern, von denen insgesamt “nur” 30 Prozent der weltweiten klimaschädlichen Emissionen ausgehen. Um wirklich einen Unterschied machen zu können, sind nun vor allem die größten Verschmutzer gefragt. Sie müssen zu Hause deutlich mehr tun und auch die weniger wohlhabenden Länder unterstützen, sich an die Klimakrise anzupassen.

  1. Round, Round, Baby

Zumindest können wir weiter auf Verbesserung hoffen: Beim sogenannten Global Stocktake nämlich, einer Art Kassensturz für den Klimaschutz, kommen alle NDCs und Langfristpläne der Länder auf den Tisch. Leider steht der aber erst 2023 auf dem Plan und erst danach werden die NDCs dann wieder überarbeitet. Zeit, die wir eigentlich nicht haben beim Klimaschutz.

Eine gute Nachricht ist, dass die USA wieder mit an Bord sind und bald ihren NDC einreichen werden. Außerdem haben sich Ende 2020 viele Länder langfristige Ziele gesetzt, dass sie ihre Emissionen auf “Netto Null” senken wollen – das heißt fast alle Emissionen einzusparen und für die, für die das nicht möglich ist, Ausgleich zu finden. Das bringt uns näher an die Ziele von Paris. Aber natürlich reichen schöne Ziele nicht, wenn die Taten fehlen.

Die WWF Checkliste

Wir vom WWF haben übrigens eine eigene Checkliste entwickelt, mit der wir die NDCs überprüfen. So können wir erkennen, wo es noch hakt und mit eurer Hilfe von außen Druck ausüben, damit beim Klimaschutz noch deutlich mehr passiert – etwa beim weltweiten Klimastreik am 19. März. Denn – um uns nochmal an die Fantas anzulehnen – liegt uns die Welt nicht einfach vor Füßen, noch treten wir sie damit.

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Watt? Wie viel Strom sparst Du?

True story: Neulich stand ein Vertriebsmitarbeiter eines Stromversorgers mit einem Tablet bewaffnet vor meiner Wohnung. Er wollte mich zu einem Anbieterwechsel bewegen. Als er mich nach meinem Stromverbrauch fragte, machte er große Augen und dachte sich verhört zu haben. Seit Jahren verbrauche ich weniger als 400 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. „Sie meinen tausend?“, sagte er ungläubig. „Das ist ja erstaunlich“ hörte ich ihn noch einige Male fast mehr zu sich selbst sagen. Trotzdem wollte er mir noch zeigen, dass ich bei einem Anbieterwechsel eventuell weniger bezahlen würde. Überrascht musste er dabei feststellen, dass der Schieberegler seiner Tablet-Software gar nicht unter die Grenze von 500 kWh bewegt werden konnte…

Unser Gespräch dürfte einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen haben. Doch auch mir gab es zu denken. Ok, ich bin überdurchschnittlich genügsam. Aber beim Blick auf den Stromspiegel für Deutschland scheint es in vielen Haushalten große Einsparpotenziale zu geben.

Strom sparen: Stromspiegel 2019
Der Stromspiegel zeigt jede Menge Einsparpotenzial © co2online GmbH

Und es stellen sich eine Menge Fragen:

  • Verschwenden wir Unmengen an Strom und belasten damit unnötig die Umwelt?
  • Wie viel ließe sich problemlos einsparen?
  • Auf wie viele Emissionen CO2 könnten wir dadurch vielleicht sogar verzichten?

Ja, wir verschwenden Strom, Geld und Umwelt

In Deutschland verbrauchten die privaten Haushalte 2018 insgesamt 129 Terawattstunden (TWh) Strom. Das ist mehr als ein Viertel des Gesamtstromverbrauchs. Die Deutsche Energie-Agentur dena gibt an, dass rund ein Drittel also 40 TWh des Stromverbrauchs in Haushalten eingespart werden kann. 40 Milliarden Kilowattstunden, das entspricht in etwa der jährlichen Stromerzeugung von vier Kernkraftwerken oder einiger größerer Kohlekraftwerke. Im Jahr 2019 hat in Deutschland der Verbrauch einer Kilowattstunde im Schnitt die Emission von 427 Gramm CO2 verursacht. Bei 40 TWh sind das 17 Millionen Tonnen CO2.

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Damit belasten wir unnötig Umwelt und Klima. Denn was nicht verbraucht wird, müsste gar nicht erst aufwändig erzeugt und mit Übertragungsverlusten transportiert werden. Mehr Strombedarf heißt auch mehr Eingriffe in Natur und Landschaften. Wo zum Beispiel Braunkohle gefördert wird, werden ganze Dörfer abgebaggert und Landstriche verwüstet. Jahrhundertealte Ortschaften gehen unwiederbringlich verloren. So wurde auch das Lausitzer Dorf Horno, in dem meine Großeltern gelebt haben, dem Braunkohletagebau Jänschwalde geopfert.

Wir werfen Geld zum Fenster raus

Aber auch Geld schmeißen wir damit zum Fenster raus. Rechnerisch verschwenden die Haushalte hierzulande bei einem durchschnittlichen Strompreis von knapp 30 Cent pro Kilowattstunde jedes Jahr zwölf Milliarden Euro. Dabei ist weniger Strom zu verbrauchen einfach, sofort umsetzbar, entlastet die Umwelt und spart Geld. Laut Verbraucherzentrale könnten Haushalte im Schnitt eine jährliche Ersparnis von mehreren Hundert Euro erzielen. Allein der Standby-Stromverbrauch von Geräten, die im Ruhezustand sind, aber immer noch Strom aus der Steckdose ziehen, kann in manchen Haushalten Kosten von über 100 Euro pro Jahr verursachen.

Strom Sparen: Lampen
Wirkliches alles nötig? © olga_prava / iStock / Getty Images

Zur Energiewende gehört zuvorderst Energieeffizienz

Weniger Strom verbrauchen spart Geld und schont die Umwelt – ein echter Win-Win. Zum Gelingen der Energiewende gehört darum neben dem Umstieg von Kohle, Öl, Gas und Kernkraft auf erneuerbare Energien auch ein effizienterer Umgang mit Energie. Denn noch besser als eine Kilowattstunde aus erneuerbaren Energien ist eine, die gar nicht erst erzeugt werden muss.

So gelingt eure persönliche Stromwende:

Vermeidet unnötigen Verbrauch!

–             Wäsche aufhängen, statt energieintensiv in den Wäschetrockner.

–             Licht aus in Räumen, in denen sich niemand aufhält. Das gilt übrigens auch im Büro.

–             Schaltet Geräte vollständig aus, wenn sie nicht mehr genutzt werden. Damit keine Standby-Stromverbräche entstehen: Stecker raus oder nutzt schaltbare Steckerleisten.

–           Auch den WLAN-Router aus, wenn ihr offline geht. Gönnt dem Internet mal eine Pause. Mehr Tipps, gerade für das “grüne” Homeoffice? Hier entlang.

–             Taut regelmäßig das Gefrierfach ab – sonst wirkt der Eispanzer wie eine isolierende Schicht und der Gefrierschrank verbraucht zu viel Energie.

–             Nur die wirklich benötigte Wassermenge in den Wasserkocher. Wer nur eine Tasse Tee will, braucht nicht 1,5 Liter heißes Wasser.

–             Wer einen Balkon oder Platz außerhalb seiner Wohnung hat, kann in der kalten Jahreszeit den Kühlschrank getrost ausschalten. Die Lebensmittel einfach von der Außenluft kühlen lassen, z.B. in einer Kühlbox. Bei mir ist der Kühlschrank mehrere Monate einfach außer Betrieb. Funktioniert übrigens auch ganzjährig — anstatt Kühl- und Tiefkühlware gibt’s dann eben frische Kost die schnell verbraucht wird 😉

Setzt auf Effizienz!

–             Messt mit einem Strommessgerät, wie viel Strom eure Geräte verbrauchen.

–             Achtet beim Kauf von Beleuchtungsmitteln, Kühlschränken, Waschmaschinen und anderen Elektrogeräten auf den Energieverbrauch und die Effizienzklassen. Aber Achtung: ab März 2021 erhalten Elektrogeräte eine neue Energieverbrauchskennzeichnung. Aus dem bekannten A+++ bis D wird dann eine Einteilung von A bis G. Vergleiche ökologischer Spitzenprodukte findet ihr hier.

–             Kocht im Topf am besten mit Deckel, denn so entweicht weniger Wärme und das Essen wird auch niedrigerer Herdstufe gar.

–             Nutzt Sparprogramme und niedrige Temperaturen bei Spül- und Waschmaschine.

–             Stellt beim Kühlen „wärmere“ Temperaturen ein: Im Kühlschrank reichen sechs bis sieben Grad aus und im Tiefkühlschrank oder in der Gefriertruhe genügen minus 18 Grad.

–             Duschen statt baden spart nicht nur Warmwasser, sondern bei elektrischen Durchlauferhitzern auch jede Menge Strom. Für Fortgeschrittene: kaltes Duschen spart noch mehr, belebt und macht müde Geister munter😊

Nutzt Ökostrom und macht euch für die Energiewende stark

–             Wenn es geht: Erzeugt euren eigenen Ökostrom. Zum Beispiel mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder engagiert euch bei eurem Vermieter für erneuerbaren Mieterstrom.

–             Wechselt zu einem Ökostromanbieter, der die Energiewende aktiv vorantreibt, indem er beispielsweise den Bau von Neuanlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien aus Wind, Sonne oder Geothermie fördert. Einige Anbieter findet ihr hier.

–             Engagiert euch: Sei es an der Wahlurne, vor Ort durch die Teilnahme an Demonstrationen oder digital durch Beiträge in den sozialen Medien oder die Unterzeichnung von Petitionen. Teilt euer Wissen mit eurer Familie und im Bekanntenkreis.

Weitere nützliche Stromspartipps findet ihr hier.

Helft mit! Zusammen sparen wir viele klimaschädliche Emissionen ein — und bringen so die Energiewende voran!

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