Sieben Megatrends der Energiewende, Remix 2022

2015 war ein großes Jahr. Gerade für mich. Ich wurde volljährig, habe mein Abi gemacht und bin in die weite Welt gereist. Good memories. Ach ja, und das Pariser Abkommen. Da war ja was. Ja, das Jahr 2015 markierte nicht nur einen großen Meilenstein im internationalen Klimaschutz. Mit der internationalen Vereinbarung, die Erderhitzung auf 2, wenn möglich eher 1,5 Grad zu begrenzen, setzte die internationale Staatengemeinschaft das Signal, dass sie verstanden hatte: Wir alle müssen die Erderhitzung schnell eindämmen, wenn wir nicht unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören wollen.

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In genau diesem Jahr, 2015, veröffentlichte der WWF gemeinsam mit LichtBlick einen Bericht zu den Megatrends der globalen Energiewende nahm – passend zur Klimakonferenz in Paris.

Mittlerweile sind wir im Jahr 2022 und es hat sich (nicht nur bei mir) einiges getan. Deswegen haben wir uns die Energiewende noch einmal angeschaut: Was ist aus den Megatrends von damals geworden? Welche haben sich verstärkt, wo gab es neue Dynamiken?

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Unser neuer Bericht zeigt, wie sich die alten Trends entwickelt haben und welche neuen Tendenzen es gibt. Hier kommen die neuen sieben Megatrends der globalen Energiewende:

1. Das Ende der fossilen Ära ist unausweichlich

Ein alter Trend, der sich seit 2015 deutlich verstärkt hat: Die Zeit der fossilen Energien ist vorbei. Auf der COP26 in Glasgow haben sich die Vertragsstaaten klar zum 1,5‑Grad-Pfad bekannt. Um diese Begrenzung der Erderhitzung zu erreichen, muss ein Großteil der fossilen Brennstoffvorräte im Boden bleiben und kann nicht mehr zur Energiegewinnung genutzt werden. Das wurde dieses Jahr auch im Abschlusstext der Klimakonferenz in Glasgow deutlich. Denn auch wenn die Formulierung in letzter Sekunde von einem “phase-out” (Ausstieg) aus der Kohle zu einem “phase-down (Abbau) geändert wurde, war das Signal da: Wir kommen dem Ende der fossilen Energien immer näher.

2. Die Zukunft ist Gegenwart – fast überall

Vor sieben Jahren hieß es in unserer Studie noch “Die Energiezukunft hat schon begonnen” – jetzt schreiben unsere Autoren Gerd Rosenkranz und Jürgen Quentin, dass die Energiezukunft bereits Gegenwart ist. Der Grund? Erneuerbare Energien sind schon jetzt fast überall auf der Welt die günstigsten Energiequellen und in immer mehr Ländern wird der Ausstoß von CO2 bepreist. Das hat zur Folge, dass Erneuerbare Energien mittlerweile wettbewerbsfähiger sind als die fossilen Energien und ihr Anteil an der Energieversorgung weltweit ansteigt. 2020 beispielsweise waren über 80 Prozent der neu installierten Erzeugungsleistung erneuerbar.

3. Die Energiezukunft ist erneuerbar – und unumkehrbar

Noch ein Trend, der sich verstärkt hat: Schon 2015 sanken die Kosten für erneuerbare Energien deutlich. Diese Entwicklung hat sich fortgesetzt, sodass Solar- und Windenergie heute einen klaren Preisvorteil vor Kohle- und Atomstrom haben. Zusätzlich werden die Kosten von fossilen Energien in Zukunft durch wachsende CO2-Preise weiter ansteigen. Atomstrom wiederum ist nicht nur teurer als erneuerbarer Strom – sondern geht auch noch mit großen sicherheitstechnischen Bedenken einher. Deswegen ist heute klar, dass erneuerbare Energien das Mittel der Wahl für das Erreichen von Klimaneutralität in diesem Jahrhundert sind.

4. Die Zukunft ist dezentral — und gerechter?

2015 war bereits vorhersehbar, dass Energie in Zukunft dezentralisiert wird: Wir werden unabhängig von Großkraftwerken und fossilen oder nuklearen Energiequellen. Stattdessen wird es ein komplexes Netz aus einerseits Millionen von kleinen, andererseits aber auch einigen großen, Erzeugern geben, die Strom ins Netz einspeisen. Diese Dezentralisierung des Energiesystems ist gleichzeitig eine Möglichkeit für mehr Verteilungsgerechtigkeit. Denn viele Staaten, die im bisherigen Energiesystem eher benachteiligt waren, verfügen über große Potenziale für Photovoltaik und Windkraft. Beispielsweise verfügen viele Länder Afrikas über optimale Bedingungen für Solarenergie. Deutschland hat nun die Chance, durch die Unterstützung des Aufbaus einer klimafreundlichen Infrastruktur im Globalen Süden, zur globalen Klimagerechtigkeit beizutragen.

5. Die Energiewende ist elektrisch

Ein neuer Megatrend, der die bisherigen aus 2015 ergänzt ist die Fokussierung der Energiewende auf Strom. Denn wenn Strom mit erneuerbaren Energien hergestellt wird, kann er zur Dekarbonisierung von Sektoren beitragen. Bereiche wie die Industrie, die Wärmeproduktion und der Verkehr beruhen dann nicht mehr auf dem Ausstoß von Kohlenstoffdioxid – sondern auf grünem Strom. Dafür wiederum braucht es eine Sektorenkopplung, also die Vernetzung von Wärme‑, Strom‑, Verkehrs- und weiteren Systemen. Zusätzlich wird es in Zukunft Effizienzsteigerungen geben, die es ermöglichen werden, den produzierten Strom außerdem auch effektiver zu nutzen als bisher.

6. Energiewende braucht Wasserstoff – für „besondere Aufgaben“

Ein weiterer neuer Megatrend ist die gestiegene Klarheit über die Nutzung von Wasserstoff bei der Energiewende. Denn Wasserstoff wird dringend für 1) die Dekarboniserung von Industriebranchen wie der Zement- und Stahlindustrie benötigt, sowie 2) in nicht oder kaum elektrifizierbaren Mobilitätssegmenten wie dem Flug- oder Schiffsverkehr und 3) als Energiespeicher, sogenannte Back-Up-Systeme. Gleichzeitig ist die Produktion von Wasserstoff aber sehr energieintensiv. Deswegen ist wichtig, dass Wasserstoff nur gezielt dort eingesetzt wird, wo es keine alternativen elektrischen Lösungen gibt. Außerdem muss der produzierte Wasserstoff für die Energiewende „grün“ sein, also ausschließlich mit erneuerbaren Energien produziert worden sein.

7. Ohne Digitalisierung keine Energiewende und keine Dekarbonisierung

Der letzte Megatrend der Energiewende hat sich ebenfalls schon 2015 angekündigt und seitdem verstärkt: die Digitalisierung. Verstärkt durch den Einfluss der Corona-Pandemie, arbeiten, lernen, kommunizieren und spielen wir bereits heute digital – klar, dass das auch an der Energiewende nicht vorüber geht. Um Energieangebot und ‑bedarf optimal zusammenzubringen, brauchen wir in Zukunft ein smartes Energiesystem. Denn künstliche Intelligenz birgt die Chance unsere Energieversorgung langfristig sicherer und kostengünstiger zu machen.

Fazit?

Der Bericht zu den Megatrends der Energiewende macht ganz klar: Die Energiewende ist unumkehrbar. Energie aus Wind und Sonne sind weltweit auf dem Vormarsch und die Zeit von fossilen Brennstoffen – aber auch von Atomenergie – geht zu Ende. Trotzdem reicht das Tempo beim Ausbau von erneuerbaren Energien weltweit noch nicht aus: Denn die Zeit drängt, die Erde erhitzt sich und jedes Zehntelgrad zählt. Für Deutschland kommt es darauf an, nicht den Anschluss an die globale Energiewende zu verlieren. Es muss sicherstellen, die von der Bundesregierung gestellten Ziele zu erreichen, nach denen bis 2030 80 Prozent des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen soll. Um dies zu erreichen, musss die Bundesregierung Genehmigungsverfahren vereinfachen, die Ausbauziele für Wind und Sonnenstrom deutlich erhöhen und auf internationaler Ebene den Klimaschutz und den Ausbau von erneuerbaren Energien schneller voranbringen.

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Was gegen die hohen Energiepreise getan werden muss

Die Preise für fossile Energieträger sind rasant gestiegen. Allen voran der Gaspreis. Der Börsenstrompreis hat sich verdreifacht. Ausgerechnet zu Beginn der Heizperiode drohen europaweit spürbar höhere Kosten. Die Klimapolitik wird dabei oft zum Sündenbock. Das ist gefährlich.

Gerade jetzt brauchen klima- und energiepolitische Maßnahmen die Unterstützung einer breiten Öffentlichkeit. Klar ist: ein höherer Anteil an erneuerbaren Energien hätte den ausufernden Preisen Einhalt geboten. Einmal mehr zeigt sich, dass verpasste Chancen beim Klimaschutz sehr teuer werden können. Wenn die Debatte um hohe Energiepreise jetzt in die falsche Richtung gelenkt wird, könnten wichtige klimapolitische Instrumente, darunter die CO2-Bepreisung, im Streit zwischen den EU-Mitgliedsstaaten zerrieben werden. Das gefährdet auch die Energiewende.

Volatile Preise für Gasimporte treiben Kosten in die Höhe

Laut der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden, kurz ACER, sind die gestiegenen Gaspreise an den globalen Märkten der Hauptgrund für die rasante Energiepreisentwicklung. Nach dem pandemiebedingten Einbruch der Konjunktur läuft der globale Wirtschaftsmotor wieder an. Damit schnellt auch die Nachfrage nach fossilen Energieträgern nach oben – zuletzt insbesondere in Asien. Dort ist die Zahlungsbereitschaft hoch. Gleichzeitig war der letzte Winter überdurchschnittlich kalt, die europäischen Gasspeicher sind für diese Jahreszeit ungewöhnlich leer. Der nun bevorstehende Winter wird die weitere Preisentwicklung entscheidend beeinflussen.

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Einige Energieversorger haben sich bereits aus dem Markt zurückgezogen und bieten derzeit keine neuen Gas- oder Stromverträge an. Der Deutsche Mieterbund sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) warnten angesichts der Preisentwicklung vor einer Nebenkostenexplosion – auch, da Verbraucher:innen in die teure Grundversorgung rutschen könnten, wenn Energieanbieter sich übergangsweise zurückziehen. Unterdessen geht die Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass die Nachfrage nach Rohöl über den Winter deutlich steigt. Die Gaskrise kann sich so auch auf den Ölmarkt ausweiten.

Die aus dem Ruder gelaufenen Energiepreise zeigen, wie problematisch Europas Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger ist. Auch aus geopolitischer Sicht. In einem globalen Markt kann es zu hohen Preisausschlägen kommen. Gerade dann, wenn Nachfragespitzen auf eine knappe Versorgungslage treffen.

CO2-Preis ist nicht für die hohen Kosten verantwortlich

Der logische Rückschluss müsste also lauten, sich endlich unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen – und zwar nicht nur im Sinne des Klimaschutzes, sondern auch, um das Portemonnaie zu schonen. Stattdessen kann man geradezu absurde Entwicklungen beobachten. Die hohen Gaspreise führen dazu, dass die noch schmutzigere Kohle – trotz CO2-Bepreisung – wieder wettbewerbsfähig wird. Sogar die unter normalen Umständen extrem teure Steinkohle kann derzeit günstiger verfeuert werden als Erdgas. Gleichzeitig werden die Rufe nach neuen Gaskraftwerken lauter. Dabei sind Gaskraftwerke sogenannte Grenzkraftwerke. Sie decken in der Regel den Letztbedarf, der den Strompreis festlegt, welcher folglich ebenso rasant gestiegen ist, wie der Gaspreis. Der französische Präsident, Emmanuel Macron, holte jüngst sogar die Atomkraft wieder aus der Mottenkiste – die teuerste Form der Energieerzeugung, ganz zu schweigen vom Entsorgungsproblem und den Sicherheitsrisiken. Neun weitere EU-Staaten schlossen sich dem Aufruf an, Atomenergie in die EU-Taxonomie aufzunehmen.

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Die entscheidende Rolle der erneuerbaren Energien geht in der Empörung über die hohen Energiepreise unter, so scheint es. Wer angesichts der aktuellen Lage behauptet, dass die Klimapolitik – oder gar die Energiewende – für die hohen Gas- und Strompreise verantwortlich seien, erweckt bei der Öffentlichkeit ein falsches Bild. Zwar ist der ETS-Preis im Jahresverlauf ebenfalls gestiegen. Doch der Anteil an der gesamten Preisentwicklung ist sehr gering, wie eine Analyse des Energie-Think-Tanks Ember zeigt.

Mehr Erneuerbare hätten die Energiepreise abfedern können

Gerade jetzt gilt: die Verbrauchssektoren müssen so schnell wie möglich elektrifiziert werden — mit Windenergie und Photovoltaik. Solange fossile Energieträger, wie Gas und Kohle, wesentlich zum Strommix beitragen, haben Preissteigerungen nicht nur einen Einfluss auf die Wärmeversorgung. Auch der Strompreis wird dann mitgerissen. Hätte man den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den vergangenen Legislaturperioden nicht abgewürgt, wäre Deutschland heute unabhängiger von dieser Volatilität. Die Transformation des Energiesystems wäre die Aufgabe des letzten Jahrzehnts gewesen. Wind- und Solarenergie sind auch hierzulande unlängst die günstigsten Formen der Energieerzeugung. Mehr noch: pro eingesetztem Euro haben sie das größte Emissionsminderungspotenzial. Von den geringen Stromgestehungskosten könnten die Verbraucher:innen nicht nur beim Strompreis profitieren. Auch im Wärme- und Verkehrssektor könnten die günstigeren Erneuerbaren zum Einsatz kommen – in Gestalt von E‑Autos und Wärmepumpen. Natürlich wäre auch aus Klimaschutzperspektive ein schnellerer Ausbau der Erneuerbaren dringend nötig. Erst zu Beginn der Woche zeigte die IEA in ihrem World Energy Outlook, dass die derzeitigen klimapolitischen Zusagen nur 20 Prozent der Emissionsreduktionen abdecken, die nötig wären, um bis 2030 wieder auf den 1,5°C‑Pfad zurückzukehren.

Was wir jetzt brauchen

Kurzfristig braucht es jetzt wirksame Mechanismen, die die steigenden Energiepreise insbesondere für ärmere Haushalte abfedern. Langfristig ist die echte Lösung gegen Preisspitzen der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern – allen voran Kohle, aber auch Öl und Gas.

Wir fordern daher, dass 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs bis 2030 aus Erneuerbaren stammen sollten. Im Schnitt müssten mindestens 15 bis 20 Gigawatt an Wind- und Solarenergie pro Jahr neu ans Netz gehen, damit Deutschland die eigenen Klimaziele erreichen kann. Das ist eine Vervielfachung des aktuellen Zubaus. Speichertechnologien und eine Strategie für grünen Wasserstoff müssen diese Transformation flankieren. Parallel dazu müssen die Subventionen für fossile Brennstoffe endlich abgebaut werden. Gleichzeitig sollte der CO2-Preis steigen. Auch hierfür braucht es Instrumente zur sozial gerechten Ausgestaltung, wie etwa eine Klima-Prämie.

Keine Scheindebatten!

Es ist jetzt höchste Zeit, sich nicht in Scheindebatten zu verlieren, die auf energiepolitische Abwege führen. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Große Leitstudien haben gezeigt: Das ist machbar, das ist finanzierbar. Entscheidend ist, dass die breite Unterstützung der Bevölkerung, die die Energiewende so dringend braucht, jetzt nicht verloren geht. Deshalb müssen die tatsächlichen Gründe für die hohen Energiekosten auf den Tisch. Die aktuelle Preisentwicklung ist eine Warnung an jene Länder, die die Transformation ihres fossilen Energiesystems nicht entschlossen in Richtung der erneuerbaren Energien voranbringen. Für die Energiewende in Deutschland muss daher jetzt das Jahrzehnt der Umsetzung beginnen.

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China stoppt Finanzierung von Kohle im Ausland

Dieser Sommer hat einmal mehr gezeigt, wie zerstörerisch Extremwetterereignisse sind, die durch die Klimakrise immer häufiger auftreten. Während die Hochwasserkatastrophe in Deutschland ganze Ortschaften wegriss, litten die Menschen in Teilen Europas, Kanadas und den USA unter brütender Hitze und zerstörerischen Waldbränden. Auch China blieb nicht verschont. In einigen Provinzen fiel dort innerhalb von drei Tagen so viel Regen, wie sonst in einem Jahr. Dutzende Menschen kamen ums Leben. 

China Hochwasser Zhengzhou 2021
Auch China blieb 2021 nicht von Hochwasser verschont Hochwasser: © imago/Xhinhua

Xi fordert mehr Tempo

Man könnte meinen, dass die Bilder auch beim chinesischen Staatschef, Xi Jinping, einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Im Rahmen der gestrigen UN-Generaldebatte forderte Xi mehr Tempo beim Übergang zur treibhausgasneutralen Wirtschaft und sicherte zu, dass China alles tun werde, um das Ziel der Klimaneutralität bereits vor 2060 zu erreichen. Dazu werde das Land den Bau von neuen Kohlekraftwerken im Ausland stoppen und die Finanzierung der Energiewende in den aufstrebenden Ländern des globalen Südens ausbauen. 

Wir begrüßen diesen Schritt. Der Klima- und Energiechef des WWF, Manuel Pulgar-Vidal sprach von einer Trendwende.

Mit einem nüchternen Satz kündigt Xi das an, was wir zusammen mit anderen Umweltorganisationen und Energieexpert:innen bereits seit Jahren fordern: ein Ende der Investitionen in neue Kohlekraftwerke. China ist aktuell weltweit für die meisten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das Land stand, angesichts des jüngsten Berichts des Weltklimarates, zunehmend unter dem Druck der G7 Staaten, die das Aus für neue chinesische Kohleprojekte im Ausland forderten. Zuletzt hatten die Proteste auch in den Ländern zugenommen, in denen Chinas Kraftwerke gebaut werden — darunter sind Bangladesch, Vietnam und Kenia. Weltweit sind mit Hilfe staatlicher chinesischer Banken und Baufirmen Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehr als 53 Gigawatt (GW) ans Netz gegangen.  

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In erster Linie ist die Nachricht ein Durchbruch für den Klimaschutz. Immerhin werden nun Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 40 GW, verteilt auf 20 Länder, nicht mehr ans Netz genommen. Das entspricht der Gesamtleistung der deutschen Kohlemeiler. Mindestens genauso wichtig ist auch das Signal an die Kapitalmärkte. Laut der Green Belt and Road Initiative sind mehr als 70 Prozent der globalen Kohlekraftwerke auf Finanzspritzen aus Peking angewiesen. Sollte Chinas Kehrtwende so umgesetzt werden, ist die wichtigste Geldquelle für neue Kohleprojekte weltweit versiegt. Das könnte mittelfristig der entscheidende Sargnagel für die Kohleverstromung sein.  

Globaler Ausstieg aus der Kohle eingeleitet

Klar ist, dass der globale Rückzug aus der Kohleenergie längst begonnen hat. Eine neue Studie des Klima-Think-Tanks E3G zeigt, dass Neubauprojekte für Kohlekraftwerke seit dem Pariser Klimaabkommen um Dreiviertel eingebrochen sind. 

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44 Länder haben sich seit 2015 gegen neue Kohlekraftwerke positioniert. In weiteren 40 Ländern wären derzeit ohnehin keine Kohlekraftwerke in den entscheidenden Projektphasen. Die Schwelle liegt hier also niedrig, sich ebenfalls endgültig von neuen Kohleprojekten loszusagen. Insgesamt seien seit 2015 unglaubliche 1175 GW an Kohlestrom-Kapazitäten nicht ans Netz gegangen. Das entspricht in etwa der gesamten Kohlekraftkapazität Chinas. Möglich gemacht wurden diese Schritte nicht nur durch Trendwenden in der Klima- und Energiepolitik vieler Länder. Unlängst hat sich auch der Kapitalmarkt von der schmutzigsten Form der Energieversorgung abgewendet. Schließlich treiben auch Umweltorganisationen und die Zivilgesellschaft den Wandel in entscheidendem Maße voran.   

WWF Grafik Sinkende Investitionen in fossile Energie
Die Investitionen in fossile Energie gehen zurück © WWF

Diese Fragen bleiben noch offen 

China bleibt der Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum geht, wirksame Energie- und Klimapolitik auch auf internationalem Niveau voran zu bringen. Selbst wenn wirklich Schluss sein sollte mit chinesischen Investitionen in neue Kohleprojekte im Ausland, bleiben viele Fragen offen. So nannte Xi in seiner Rede kein Datum, ab dem die Finanzierung internationaler Kohlekraftprojekte eingestellt wird. Fraglich bleibt auch, ob es sich dabei ausschließlich um Projekte handelt, die sich noch in der Planung befinden – oder ob auch im Bau befindliche Kohlekraftwerke betroffen sind. Zudem ist unklar, inwieweit sich die Aussage auf staatliche oder private Unternehmen bezieht. 

Auch in China selbst ist noch einiges zu tun: Allein im vergangenen Jahr gingen innerhalb Chinas Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von rund 38 GW ans Netz – das Dreifache der weltweit neu gebauten Kapazitäten. Laut eines Expertenberichts der Initiative Carbon Tracker sind weitere Kohlekraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 187 GW in der Pipeline. Das entspricht mehr als der Hälfte der weltweit im Bau befindlichen Kohlekraftkapazitäten. Kohle ist im chinesischen Strommix noch der wichtigste Energieträger – und die neu gebauten Kraftwerke haben Laufzeiten von bis zu 50 Jahren.

Sonnenkraftwerk in China © imago/Xinhua/Gao Han

Gleichwohl sind auch Chinas erneuerbare Kapazitäten ebenfalls in beträchtlichem Umfang gewachsen. Es drängt sich also die Frage auf, wann China auch innerhalb seiner Landesgrenzen die Abkehr von der Kohleverstromung konsequent vollzieht. 

Ein Signal vor dem Klimagipfel

Xi Jinpings Ankündigung kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt. In wenigen Wochen findet der G20-Gipfel in Rom statt, bei dem es unter anderem darum geht, den klimaschädlichen Subventionen ein Ende zu setzen und die benötigte Klimafinanzierung zu entfesseln. Im November folgt der Klimagipfel in Glasgow. China ist eines der Schüsselländer, wenn es darum geht, die Erderhitzung zu begrenzen und die Klimaziele einzuhalten. Wie viele andere werden wir daher genau beobachten, inwiefern den ambitionierten Plänen nun auch Taten folgen.

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So geht Zukunft: Strom von nebenan und wärmender Wind

Es ist die Geschichte eines kleinen Ortsteils in der Schweiz, der zum weltweiten Pionierprojekt für die Energie der Zukunft wurde: Im Süden des Kantons St. Gallen am malerischen Walensee liegt die Gemeinde Walenstadt. Eine Viertelstunde zu Fuß vom See entfernt, treiben die Bewohner:innen des Schwemmiwegs die Energiewende voran – und profitieren davon.

So geht Zukunft

Wie werden wir leben? Woher kommt unser Essen, unsere Energie, unsere Kleidung? Wie bewegen wir uns fort und wie kann das alles umweltverträglich geschehen? Wir haben uns mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) auf die Suche nach Vorbildern für ein zukunftsfähiges, sozial-ökologisches Wirtschaften gemacht. Und dabei erstaunliche Ansätze gefunden. So geht Zukunft. Wir stellen einige der Ansätze in lockerer Serie vor. Hier: Energie

Gut und günstig: Quartierstrom

Viele von ihnen hatten bereits Solarzellen auf dem Dach, als sie gefragt wurden, ob sie Teil des ersten lokalen Strommarktes in der Schweiz werden wollen und begeistert zusagten. Im Quartier Schwemmiweg kann man nun den Strom direkt beim Nachbarn kaufen.

Normalerweise verbraucht ein Haushalt mit Solaranlage nicht einmal ein Drittel seines erzeugten Stroms selbst. Den Rest speist er zu schlechten Preisen ins öffentliche Netz. Verkaufen die Schwemmiweger ihren Solarstrom direkt an Nachbar:innen ohne Solarzellen, können sie mehr verlangen. Die Käufer:innen wiederum bezahlen weniger als bei den Elektrizitätswerken.

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Keine Utopie mehr: Den eigenen Solarstrom direkt verkaufen
Strom per App © Gian Vaitl

Per App mit selbst produziertem Strom handeln

Abgerechnet wird der Strom mit Hilfe intelligenter Stromzähler und Blogchains, einer Art digitaler Kassenbücher. Per App wird Angebot und Nachfrage bestimmt und der Strom entsprechend gehandelt. Ein Manko: Noch kann ich hier nicht wählen, dass ich beispielsweise lieber den Strom meiner Tante abnehmen möchte, als den zum günstigsten Tarif. Das soll sich in Zukunft ändern. 

Energie der Zukunft: Strom aus der Region

Solarenergie ist eine der Schlüsseltechnologien der Energiewende. Den eigenen Strom zu guten Preisen verkaufen zu können, schafft Anreize in Solarzellen zu investieren und so das Klima zu schützen. Gleichzeitig werden durch den dezentralen regionalen Handel die Stromnetze entlastet. Nötig sind allerdings Energiegesetze, die diesen privaten Handel mit Solarstrom erlauben. Das ist trotz Vorgaben der EU in Deutschland noch nicht der Fall.

So sieht die Zukunft aus: Lokaler Strom
Solarzellen im Schwemmiweg © Quartierstrom

Wärme aus Wind in Brandenburg

Ebenfalls ein kleiner Ort als großes Vorbild: In der Ortschaft Nechlin in der Uckermark gibt es seit Jahren verschiedene Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien unter der Beteiligung von Bürger:innen. Besonders innovativ ist die Windspeicherheizung.

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Rund um Nechlin sorgen Windräder für Strom, der aber an besonders windigen Tagen das Stromnetz überlastet. Normalerweise wird dann automatisch abgeschaltet. Nicht so in Nechlin. Hier heizt die überschüssige Windenergie das Wasser eines riesigen Wärmespeichers auf.

Energie der Zukunft: Windspitzen zum Heizen nutzen

Rund eine Million Liter Wasser werden auf 93 Grad erhitzt und in einem Tank gespeichert. Über ein Nahwärmenetz gelangt das Wasser zu den umliegenden Gebäuden. Abhängig von der Wetterlage kann der Tank das Dorf bis zu zwei Wochen vollständig durch den so gespeicherten Windstrom beheizen.

Energie der Zukunft: Keine Vision mehr

Neue Gesetze für eine lebenswerte Zukunft

Nechlin ist ein Modell, das Schule machen sollte. Doch wiederum bedarf es dafür einer Anpassung der Gesetze. In Nechlin sorgt nur eine Ausnahmeregelung dafür, dass die Windkraftanlagen bei Überlastung des Stromnetzes nicht abgeschaltet werden müssen, wie es das Erneuerbare-Energien-Gesetz eigentlich vorgibt. Das muss sich ändern. Denn die voranschreitende Energiewende braucht die nötigen Rahmenbedingungen. Bisher wird Eigeninitiative oft ausgebremst. Dabei wären schnell und effektiv Dächer und Bürger-Windanlagen für die dezentrale Stromerzeugung deutschlandweit nutzbar. Das existente Stromnetz könnte intelligent gesteuert und ohne weiteren Ausbau dazu genutzt werden und jeder könnte zum klimaneutralen Stromanbieter werden.

Mehr bemerkenswerte Projekte nachhaltigerer und sozialerer Wirtschaft und Produktion

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#Power2change: Ab in die Zukunft

Deutschland will bis 2050 klimaneutral werden. Das ist gut, ambitioniert — und lebensnotwendig. Aber wie soll das klappen? Klar ist: Es muss viel passieren, es wird viel passieren. Große Transformationsprozesse sind damit verbunden, allen voran die Energiewende. Ein wichtiger Baustein ist die Power-to‑X Technologie, über die wir hier bereits geschrieben haben.

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Für Politik und Unternehmen ist diese Technologie enorm wichtig. Es gibt eine Nationale Strategie der Bundesregierung und ganz neu die Wasserstoff Roadmap von Nordrhein- Westfalen.

Wie wo was warum Wasserstoff?

Aber trotzdem gibt es noch viele Fragezeichen. Nicht nur in deinem Kopf. Was ist denn nun dieses Power-to‑X? Wofür steht das X und wieso geht mich das was an? Für was eignet sich die Technologie, für was nicht? Fliegen, fahren oder heizen wir alle bald mit Wasserstoff? Kann das wirklich CO2 Emissionen senken? Wie teuer ist das alles? Und woher kommen all die erneuerbaren Energien, die dafür notwendig sind? Entscheidende Zukunftsfragen, die wir unbedingt diskutiert müssen. Und für die wir Antworten brauchen, die uns schlau machen.

Deshalb haben wir die Kampagne #power2change ins Leben gerufen.

Erster Schritt: Uns erst mal selbst schlau machen. Auf einem Workshop mit Wissenschaflter:innen, Fachleuten, Studenten. Wie das ablief seht ihr im Video.

Zweiter Schritte: Wir lassen Influencer:innen auf das Thema los. Und zwar:

Ich kann schon versprechen: Die Videos beleuchten das Thema von völlig verschiedenen Seiten. Nacheinander werden wir die Videos teilen.

Das wird (auch) unterhaltsam. Aber eben nicht nur. Ich verspreche steile Lernkurven. Schau sie dir an. Du wirst bei einem der wichtigsten Zukunftsthemen vorne dabei sein.

#Power2change wird im Rahmen der Kopernikus-Projekte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF finanziert. 

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